Peter Schmid
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Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Kollege Felbinger hat gerade in einer dramatischen Art und Weise auf die Defizite unserer Kinder bei der Bewegung verwiesen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, aus dem Titel "Bayerns Schüler brauchen mehr Bewegung" können wir herauslesen, dass der Auftrag zu mehr Bewegung nicht nur für die Zeit gilt, in der sich die Schülerinnen und Schüler im Unterricht befinden.
- Herr Kollege Güller, Ihr Zuruf erübrigt sich; ich hätte nämlich weitergesprochen.
Gleichwohl sehen wir es als Auftrag an, dem Sport im Bildungsprogramm einen entsprechenden Rang zu geben, um den Gesundheitsaspekt im Bewusstsein der Schüler besser zu verankern, ihnen Freude an Spiel und Sport zu vermitteln und sie bei Leistungsvergleichen erfahren zu lassen, welchen Stand sie gegenüber ihren Mitschülerinnen und Mitschülern haben.
Leider - da gebe ich Herrn Kollegen Felbinger recht - ist zu konstatieren, dass den Bewegungsbedürfnissen unserer Kinder und Jugendlichen insgesamt nicht ausreichend Rechnung getragen wird. Über den Schulsport und den ergänzenden Breitensport müssen immer wieder neue Initiativen entwickelt werden, um dem um sich greifenden Bewegungsmangel entgegenzuwirken. Ich sehe darin eine große und wichtige gesellschaftspolitische Herausforderung. Herr Kollege Güller, dieser Herausforderung kann nicht allein mit dem Schulsport begegnet werden.
Ich möchte Sie auf einen Spruch von Joachim Ringelnatz verweisen, den dieser schon vor 130 Jahren geprägt hat. Er hat auf die gesellschaftliche Symbiose zwischen dem Sport in der Schule und dem Sport im
Verein hingewiesen. Er sagte nämlich: "Sport stärkt Arme, Rumpf und Beine, kürzt die öde Zeit und er bewahrt uns durch Vereine vor der Einsamkeit."
Entgegen den Ausführungen von Herrn Felbinger möchte ich festhalten, dass die Entwicklung des Schulsports in Bayern in den vergangenen zehn Jahren durchaus positiv gewesen ist. Seit dem Tiefststand im Jahre 1999/2000 mit 2,37 Stunden in der Hauptschule konnte die Zahl der Sportstunden auf den heutigen Stand von 2,67 Stunden erhöht werden. Hier ist also eine sukzessive Verbesserung erfolgt.
Bei der Realschule sind die steigenden Schülerzahlen zu berücksichtigen. Dort konnte eine Steigerung der Sportstunden auf 2,28 Stunden erreicht werden. Beim neuen Stundenplan für das G 8 stellt sich die Frage der Rückgewinnung der dritten Sportstunde nicht mehr. In den Stundenplänen sind 15 Wochenstunden verankert worden. Ich möchte schon festhalten, dass die besondere Wertigkeit des Faches Sport durch Verhältniszahlen sehr deutlich zum Ausdruck kommt. Sport nimmt 15 Stunden in diesen Stundentafeln ein, Musik und Kunst belegen 9 Wochenstunden, Religionslehre und Ethik 12 Wochenstunden, und Sport rangiert am Gymnasium selbst vor der dritten Fremdsprache des sprachlichen Gymnasiums. Man kann also nicht behaupten, dass dem Sport nicht die nötige Wertigkeit gegeben wäre.
Für das Fach Sport gilt - das halte ich für ein ganz besonderes Zeichen -: Die Kürzung des Gesamtumfangs der Wochenstunden, die wegen der am Gymnasium befürchteten Überbelastungen der Schülerinnen und Schüler geschah, ging eben nicht zulasten des Sportes. Das war seinerzeit auch unsere klare Zielsetzung.
Verehrte Kolleginnen und Kollegen, selbst wenn klar ist, dass ein Mehr an Sportstunden besser wäre, muss man bei einer derartigen Diskussion doch festhalten, dass von der Elternschaft auf die Frage, welche Fächer am ehesten verzichtbar sind, immer die Fächer Religion und Sport genannt werden.
- Die Frage, ob Sport Vorrückungsfach sein soll, haben wir im letzten Jahr lang und breit diskutiert.
Ich halte davon deswegen nichts, weil man damit den Sport nur medial in den Vordergrund stellen will und
damit ganz klar gegen die Meinung der Schüler und Eltern handeln würde.
Wir sehen in diesem Beurteilungsszenario einen sehr breiten Spannungsbogen. Wir haben ein großes Handlungsfeld für die Schulpolitik, die Gesundheitspolitik und auch für die Gesellschaftspolitik. Wir sind guten Mutes, dass die vielen angestoßenen Konzepte, etwa der bewegten Grundschule bzw. der bewegten Schule an den weiterführenden Bildungseinrichtungen, fruchtbare Ansatzpunkte bieten. Damit kann das Modell "Sport nach 1" - ich glaube, man könnte es als ein erfolgreiches Modell bezeichnen - weiterhin sehr positive Impulse erfahren.
Es gilt auch, neue Konzeptionen für die steigende Zahl der Betreuungsmodelle an den Ganztageseinrichtungen zu erarbeiten. Der Sport darf in der Zeit der Betreuung natürlich nicht fehlen, im Gegenteil. Ich stimme Ihnen zu, Herr Felbinger, er ist besonders wichtig. Wir als CSU-Fraktion werden, wie wir das schon in unserem Antrag vom Juli 2008 dokumentiert haben, die sich gerade in diesen Schulformen abzeichnende rasante Entwicklung auch dazu nutzen, den Stellenwert des Sportes in der Freizeitgestaltung fest zu verankern.
Ich selbst betreue in Zusammenarbeit mit Übungsleitern aus dem Verein an einer Grundschule ein Sportprojekt, das ganz hervorragend funktioniert. Im Gegensatz zur früheren Einstellung, man könnte den Sportlehrer durch Übungsleiter aus den Sportvereinen ersetzen, bin ich gerade im Falle der Ganztagesklassen und Ganztagesschulen der Auffassung, dass sich gemeinsam mit den Übungsleitern aus den Vereinen Mechanismen der Symbiose erarbeiten lassen.
Wir haben also eine ganze Reihe von Anknüpfungspunkten, die dazu geeignet sind, bei Schülerinnen und Schülern und jungen Menschen im Allgemeinen - noch dazu, wenn man die breite, qualitative Arbeit der Vereine hinzunimmt -, für mehr Bewegung zu werben. Die Zielsetzung ist klar, über die Wege müssen wir diskutieren.
Kollege Felbinger, Sie haben umfangreiches Zahlenmaterial aus anderen Bundesländern vorgetragen. Ich bin nun schon im elften Jahr im Bildungsausschuss dieses Landtags und weiß, dass es bisher noch nicht gelungen ist, die Zahlen, Daten und Fakten der anderen Bundesländer so zusammenzutragen, dass ein sauberer, fairer Vergleich der Aktivitäten in den einzelnen Bundesländern möglich wäre.
Vor Kurzem habe ich die veröffentlichte Schulsportstudie "Sprint" gesehen, welche die Feststellung trifft - das
ist konträr zu dem, was Sie vorhin gesagt haben -, dass im Bundesdurchschnitt an den Hauptschulen 2,2 Stunden Sport pro Woche gegeben werden, während wir bei 2,67 Sportstunden sind.
Meine Damen und Herren, damit leite ich auf die Richtigkeit unseres in den letzten zehn Jahren beschrittenen Weges über. Ich hoffe, dass wir gemeinsam in konstruktiver Weise die neuen Wege gehen können. Auch die FDP hat im Koalitionsvertrag mit uns die Wertigkeit des Sportes unterstrichen. Ich bin sicher, dass wir diesen Weg gemeinsam und erfolgreich weitergehen werden.