Bianka Kachel
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Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Verschiedene Initiativen und Kampagnen begleiten seit Jahren den Weg Sachsen-Anhalts in die Informationsgesellschaft. Inzwischen wird auch kaum noch bezweifelt, dass wir dort angekommen sind. Das Außenmarketing Sachsen-Anhalts ist bereits durch ein verzweigtes Netz von Wegen zum Kunden wie das Portal
Sachsen-Anhalt im Internet, Messebeteiligungen, Journalistenreisen und anderes gut organisiert.
Doch immer noch sind viel zu viel kleine, bunte Faltblättchen auf dem Markt, die den Kunden möglicherweise verwirren, weil er sie nicht richtig einordnen kann. Trotzdem gibt es ein Feld, das noch ausbaufähig ist: die Werbung, die den Gast vor Ort im Land anspricht, ihn neugierig macht und in das Zielgebiet leitet.
Wie geht es denn einem selber? Wer von uns verreist nicht gern? Man bereitet sich auf die Reise vor, liest über die Geschichte des jeweiligen Landes, darüber, welche Naturschönheiten man vorfinden wird, und entscheidet möglicherweise, welche kulturhistorischen Besonderheiten sehenswert sind. Letzteres findet man ausgiebig auch im Internet. Des Weiteren bieten ADAC und ADFC Material. Hier gibt es verschiedene Vorgaben von Reiserouten.
Beim näheren Hinsehen ist zu erkennen, dass die Vielfalt unseres interessanten Landes sich nicht genügend darin widerspiegelt. Genau hier muss angesetzt werden; hier ist die Kommunikation mit dem Reisenden auszubauen. Natürlich ist Werbung im Innenbereich teuer. Keine Werbung ist noch teurer!
Der Anteil der Reisenden, die sich spontan ohne lange Vorbereitung zu einem Kurztrip entschließen, wächst, ebenso der Trend zu Kultur- und Städtereisen. Zum einen locken wir durch Highlightes wie Buga oder Ottonen-Zug Tagesgäste in größerer Anzahl an, schaffen es aber nur begrenzt, sie weiterhin für uns zu interessieren. Wir müssen sie auf unser Land neugierig machen, das heißt im Innenbereich verstärkt werben.
Wir besitzen unter anderem ein Sechstel der Welterbestätten. In Quedlinburg wird noch in diesem Monat die Werbegemeinschaft der Welterbestätten gegründet. Ich muss sagen, ich bin stolz darauf, dass wir diese Gemeinschaft nach Sachsen-Anhalt geholt haben. Eine solche Werbung auf der Welterbestätte bringt die Menschen Länder übergreifend näher zusammen.
Wenn wir die Gästeströme zu Natur- und Kulturdenkmalen leiten, dann führen die Wege zu diesen Zielen auch an Gastronomie oder Hotellerie vorbei, die an nicht so stark frequentierten Wegen liegt. Bei diesen Betrieben kann sich ein deutliches Umsatzplus ergeben.
Meine Damen und Herren! Wer ein Geschäft betreibt, ohne Reklame zu machen, ist wie ein Mann, der im Dunkeln einem Mädchen zublinzelt. Er kommt nicht an. Ein gutes Beispiel dafür, wie man ankommt, ist McDonalds. Seine Werbung ist einfallsreich. Der Standort ist auch über eine frühzeitig hinführende Beschilderung erkennbar.
Frage: Wie soll der Gast von Sehenswürdigkeiten angelockt werden, wenn es keine Hinweise dazu gibt und es dem Zufall überlassen ist, dass er sie findet?
Unter den Verkehrsteilnehmern ist ein echtes Informationsbedürfnis vorhanden. Mir liegt eine Liste mit 338 kulturhistorisch bedeutenden Objekten vor. Natürlich soll kein Schilderwald entstehen. Mithilfe eines einheitlichen Leitsystems haben Land und Kreis, Stadt und Gemeinde sogar bessere Möglichkeiten, gewerbliche Werbewildwüchse zu vermeiden. Die Schilder müssen zweckmäßig sein und dem Verkehrssicherheits- und dem Verkehrslenkungsbedürfnis entsprechen.
Skeptikern, die meinen, der Verkehrsteilnehmer wäre zu stark abgelenkt, will ich nur entgegenhalten, von den
Plakaten, vor allem in den Innenstädten, geht eine größere Gefahr aus. Ich denke dabei an manche überlebensgroße, nur spärlich bekleidete junge Damen, die von den Plakatwänden locken und so einige Autofahrer beeindrucken.
Bei der Entwicklung des Leitsystems sind Prioritäten zu setzen. Das zurzeit diskutierte Marketingkonzept und das touristische Leitsystem müssen eine Einheit bilden.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Andere Länder sind uns voraus. So fiel mir vor zwei Jahren in Norwegen die gute touristische Ausschilderung auf. Der Reisende wird über unterschiedlich benannte Routen mit Symbolen durch das Land geleitet. Zusätzlich gibt es Piktogramme, die auf Sehenswürdigkeiten an dieser Strecke hinweisen.
Dieses Piktogramm verwenden Schweden und Dänen ebenfalls. Auf Anfrage teilten die drei königlichen Botschaften mit, dass es sich um ein altes Symbol, Rose oder Kreuz, handele. Es sei im Jahr 1965 von der Straßenkommission in Kopenhagen für die fünf nordischen Länder beschlossen worden und gelte auch in Finnland und Island als offizielles Straßenschild.
In meinem alten jugendlichen Leichtsinn war ich der Meinung, man müsse es im Rahmen der Europäisierung in Deutschland oder wenigstens als Pilotprojekt in Sachsen-Anhalt übernehmen. Gespräche mit den damaligen zuständigen Ministern verliefen im Sand; das Bundeswirtschaftsministerium verwies darauf, dass das erst einmal Ländersache sei.
Des Weiteren trug ich mein Anliegen im Fachausschuss Tourismus der SPD-Fraktion im Bundestag vor. Dieser stellte im Frühjahr dieses Jahres dem Bundestag sein Programm zur Stärkung des Tourismus in Deutschland vor. Darin heißt es auf meine Anregung hin - ich zitiere -:
„Zur gezielten Förderung des Deutschland-Tourismus soll die Bundesregierung mit den Bundesländern die Erlaubnis erwirken, an Autobahnen und Bundesstraßen, insbesondere auf den Rastplätzen, sowie auf allen größeren Bahnhöfen auf herausragende touristische Ziele hinzuweisen.“
Unser Verkehrsminister hat mir bezüglich der angeregten Ausschilderung an und auf Bahnhöfen mitgeteilt - ich zitiere :
„Zu der Gesamtkonzeption eines attraktiven Schienennahverkehrs gehört natürlich die Verschönerung und benutzergerechte Informationsdarbietung an und im Umfeld der Bahnhöfe. Im Auftrag des Landes fördert die Nasa im Rahmen des Schnittstellenprogrammes die Aufstellung von Hinweisschildern. Die Belegung dieser Schilder mit touristischen Hinweisen ist möglich. Die Nasa wurde vom Minister gebeten, bei den Gesprächen mit den Vorhabenträgern Ihre Hinweise aufzugreifen.“
Das ist ein kleiner Schritt auf dem großen Weg zum Ziel. Wie ich am Wochenende erfahren habe, wird es am 10. Oktober 2001 im Bundestag eine Anhörung mit dem Ziel einer einheitlichen und konsequenten Beschilderung auf Autobahnen zu Regionen eine Anhörung geben. Die Beschilderung soll sich jeweils möglichst auf ein touristisches Ziel konzentrieren. Diese Beschilderung soll bis zur Destination nicht abbrechen.
Der ADAC, mit dem ich Kontakt hatte, wird eine Projektskizze erarbeiten. Umso wichtiger ist es, dass wir diesen Sogeffekt nutzen und uns dort mit einordnen.
In England, Schottland und Frankreich gibt es ebenfalls ein sehr gutes touristisches Leitsystem, das neben dem Namen des Ziels stets ein für den Autofahrer sofort erfassbares Piktogramm beinhaltet. Letzteres ist vor dem Hintergrund wichtig, dass Kraftfahrer es schneller erfassen und wir einen Anstieg der Zahl an ausländischen Gästen in Höhe von 10 % haben.
Diese Verkehrszeichen sind vergleichbar mit der vom Bundesministerium für Verkehr im Jahr 1988 herausgegebenen Richtlinie für touristische Hinweise an Straßen. Diese Richtlinie beinhaltet erstens Regelungen im Hinblick auf Hinweiszeichen im Nahbereich touristisch bedeutsamer Ziele, zweitens Regelungen für die Kennzeichnung von Touristikstraßen außerhalb der Autobahnen und drittens Regelungen für das Aufstellen von Unterrichtungstafeln über Landschaften und Sehenswürdigkeiten entlang der Autobahnen und natürlich auch Ausführungsbestimmungen.
Werte Abgeordnete! Mehrmals haben mich Landräte sowie touristische Regionalverbände und Vertreter der Wirtschaft bei Besuchen vor Ort darauf aufmerksam gemacht, dass die genannten Richtlinien nicht ausreichend sind und Handlungsbedarf besteht. Genehmigungen der zuständigen Behörden waren oft nur nach längerer Diskussion zu bekommen. Besonders gut ist es übrigens im Kreis Wernigerode gelaufen.
Mit dem zu erarbeitenden Konzept soll den Behörden ein Instrument zur Genehmigung der Aufstellung von Hinweisen und Hinweiszeichen im Nahbereich touristisch bedeutsamer Ziele und von Schildern zur Unterrichtung der Verkehrsteilnehmer über Landschaften und kulturell bedeutsame Sehenswürdigkeiten in die Hand gegeben werden.
Die Interessenkonflikte zwischen beantragenden Kommunen bzw. touristischen Anbietern werden ausgeräumt. Übermäßige Bürokratie ist abzubauen. Das Informationsbedürfnis der Reisenden ist vorhanden. Zu berücksichtigen ist, dass größtenteils Tourismusregionen, das heißt naturräumliche und touristische Einheiten, und nicht das Bundesland besucht wird. Die Dübener Heide, der Fläming, die Weinregion Saale-Unstrut und natürlich der Harz vermarkten sich nur grenzübergreifend. Auch das ist zu berücksichtigen.
Grundlage dafür - das erwähnte ich gestern bereits - ist der im Januar dieses Jahres abgeschlossene Vertrag der Wirtschaftsminister. Dabei ist zu prüfen, inwieweit er auf die Ausschilderung an Radwegen übertragen werden kann. Die Ministerien für Wirtschaft und Technologie, für Wohnungswesen, Städtebau und Verkehr sowie das Kultusministerium müssen in Abstimmung mit der Landesmarketinggesellschaft, dem Landestourismusverband und den Regionalverbänden tätig sein.
Ein touristisches Leitsystem wird die Wettbewerbsfähigkeit unseres Standortes stärken. Das Land hat Sehenswertes zu bieten. Und das erhöht die Verweildauer. Einzelne Bausteine werden besser miteinander vernetzt. Das erhöht die Effizienz. Der im Moment vorhandene Flickenteppich ist für die Wirtschaft nicht förderlich.
Der LTV und die LMG haben mir schriftlich mitgeteilt, dass ein solches System einerseits die Qualität des Angebotes deutlich erhöhen würde; andererseits - das belegen Erfahrungswerte ebenso wie empirische Unter
suchungen - erhöhen solche Systeme die Verweildauer bzw. die Übernachtungszahlen in den Zielgebieten, was von erheblichem wirtschaftlichen Gewicht ist. Sie begrüßen diese Initiative in vollem Maße, unterstützen sie und werden sich bei der Umsetzung aktiv einbringen.
Ich bitte Sie daher, meinem Antrag zuzustimmen. - Danke.
Ich beantrage die Direktabstimmung. Die Befassung der Ausschüsse, die von Herrn Kasten genannt worden sind, kann ich mittragen. Ich finde es gut, sie einzubeziehen.
Schwierigkeiten sehe ich, da es bereits Richtlinien gibt, Frau Mewald. Es ist nicht so, dass wir etwas neu erfin
den müssten. Darauf habe ich in meiner Rede hingewiesen. Es ist einfach nicht möglich, auf den Schildern Hinweise, wie Öffnungszeiten oder Namen von Gaststätten, unterzubringen. Dazu müsste ein neues Gesetz oder eine neue Richtlinie auf der Bundesebene verabschiedet werden. Das bekommen wir, glaube ich, nicht hin. Aber darüber können wir uns im Ausschuss unterhalten.
Zu der Unterhaltung von Schildern. Ich erinnere daran, dass die Straße der Romanik zu Zeiten der CDURegierung installiert worden ist. Das war eine gute Idee. Aber man hat vergessen, den Leuten vor Ort, die daran interessiert sind, den Kommunen, die Verantwortung dafür zu übertragen. Es gibt leider immer noch Menschen, die diese Schilder sammeln. Nun ist es Landessache, diese Schilder ständig zu erneuern. Man müsste darüber sprechen, inwieweit die Kommunen, die daran interessiert sind, dass der Gast in ihre Gemeinde kommt, auch die Verantwortung dafür tragen sollten.
Zu der Praxis in anderen Bundesländern. Ein einheitliches System gibt es bisher nirgends. Lediglich in Nordrhein-Westfalen gibt es auf den Autobahnen in Richtung Ruhrgebiet ein touristisches Leitsystem. In anderen Bereichen ist so etwas noch nicht installiert worden.
Ich hatte in meinen Ausführungen gesagt, dass die LMG mitgeteilt hat, es gebe Untersuchungen, aus denen hervorgehe, dass solche Beschilderungen die Verweildauer erhöhten. Diese Ergebnisse kann man bei der LMG anfordern. - So viel dazu und die Bitte, direkt über den Antrag abzustimmen.
Ich hatte darum gebeten, über den Antrag direkt abzustimmen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Verschiedene Initiativen und Kampagnen begleiten seit Jahren den Weg Sachsen-Anhalts in die Informationsgesellschaft. Inzwischen wird auch kaum noch bezweifelt, dass wir dort angekommen sind.
- Entschuldigung. Ich war schon bei Freitag.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Tourismus ist ein wesentlicher Motor des Strukturwandels und trägt entscheidend dazu bei, unser Land auf dem Weg zum Dienstleistungsstandort zu positionieren. Während in der Landwirtschaft 23 000 Beschäftigte gezählt werden, bindet der Tourismus 28 000 und, wenn man die dazugehörigen Dienstleister mitrechnet, 60 000 Beschäftigte. Die zunehmende Freizeit und die hohe Priorität, die Ausgaben für Reisen in privaten Haushalten haben, lassen noch weitere Wachstumschancen erwarten. Kurztrips, Zweit- und Dritturlaube werden zunehmen.
Werte Damen und Herren! Das seit einem Jahr installierte und gefestigte Drei-Ebenen-Modell der Orts-, Regional- und Landesebene bewährt sich zunehmend. Die Arbeitsfelder und Schnittstellen sind klar definiert. Bei den Tourismuspartnern wächst das Verständnis für ein auf Schwerpunkte reduziertes Landesmarketing. Ich weiß aber auch, dass es den Vertretern auf regionaler Ebene schwer gefallen ist, sich diesem veränderten Aufgabengebiet zu stellen. Der Informationsfluss in die Kommunen und zurück ist beidseitig zu optimieren. Zukünftig müssen aber bei der Umsetzung des überregionalen Themenmarketings mehr Effizienz und minimale Reibungsverluste gezeigt werden.
Ich kann es nur begrüßen, dass nach den Anträgen im Landtag zum barrierefreien Tourismus sowie zu Kinderund Jugendreisen entsprechende Arbeitsgruppen bei der LMG gebildet worden sind, denen Praktiker aus den Ortsebenen angehören.
Die Regionalverbände, denen das Ministerium durch die institutionelle Förderung eine große Sicherheit gegeben hat, klagen über den Zeitpunkt der Mittelausreichung an die Verbände. Ich werde mich für einen feststehenden Zeitplan beim Wirtschafts- und Finanzministerium einsetzen. Denn Verbände haben in diesem Netzwerk eine nicht zu unterschätzende Funktion. Sie sind die Brücke zwischen dem Anbieter vor Ort bzw. der LMG.
Werte Abgeordnete! Der wesentliche Teil im Tourismus wird von der größten Gruppe, nämlich den gewerblichen Hotels, bestimmt. In vielen Gesprächen mit Hoteliers gab es den Konsens, dass die jetzige Struktur im Lande mit ihren Arbeitsfeldern „rund“ sei. Es komme lediglich auf eine koordinierte Umsetzung des Papiers an. Herr Wiemann, einer unserer aktivsten Hotelbetreiber, fordert, es müsse vorbei sein mit der Zeit des ewigen Kritisierens und steten oppositionellen Meckerns. Allen Beteiligten der Tourismuswirtschaft müsse klar werden, dass nur ein Informationsfluss mit absoluter Transparenz und guter Verständigung untereinander den Fortschritt und Erfolg in der Tourismuswirtschaft und damit Synergien in dessen Umfeldbranchen gewährleisten könne.
Meine Damen und Herren! Die touristischen Destinationen werden nicht durch administrative Grenzen definiert, sondern durch Landschaften, die Topografie oder auch historische Begebenheiten. Es gibt keine Konkurrenz zwischen Kreisen oder Ländern, sondern zwischen Ferienregionen. Das macht die Bündelung von Aktivitäten nötig.
Als großer Fortschritt ist zu werten, dass die zuständige Wirtschaftsministerin im Januar dieses Jahres in Erfurt ein Papier zum Ausbau und zur Etablierung Länder übergreifender Tourismusprojekte unterzeichnete. Dieses legt die betroffenen Regionen fest, wie die Weinregion Halle/Saale/Unstrut, den Harz, die Dübener Heide und den Fläming, sowie als Themen überregionale Radwege, das Blaue Band und Luther.
Im Anschluss.
Ja. - Existierende Projekte werden weiterentwickelt. Die touristischen Produkte der Regionen sind das Rückgrat des Themenmarketings.
Beispielgebend auch für andere Reisegebiete ist der Harzer Verkehrsverband mit der Tourismusoffensive 21. Es werden 13 Themen belegt, die den Kundenwünschen entsprechen. So wird zum Beispiel auf Nostalgie, Märchen und Sagen gesetzt. Ein anderes nachahmenswertes Beispiel sind die Altmärker Bauernwochen. Der Gast kann über die ganze Saison typische Produkte und das Brauchtum erleben sowie Land und Leute kennen lernen.
Vereine, die sich nach der Wende gegründet haben, sind nicht zu unterschätzende Partner vor Ort. Dazu zählt auch die Förderung des Brauchtums und der Traditionspflege. Andere Länder zeigen uns, wie wichtig Animationen über den ganzen Tag hinweg sind. Wir haben in Sachsen-Anhalt noch ein Defizit an Erlebniskomponenten. Es haben noch nicht alle erkannt, wie wichtig es ist, vor Ort ansässige Vereine einzubeziehen.
Das Bewusstsein im Tourismus muss noch wachsen. Es ist die Kunst, auf den Kopf zu zielen und das Portmonee zu treffen.
Werte Damen und Herren! Das Ergebnis der Werbekampagne der LMG im Rahmen der DZT kann sich sehen lassen. Bundesweit wurden das Ottonen-Projekt und das Reisethema „Romanik“ von den Medien mit großem Interesse aufgegriffen. Im kommenden Jahr wird das Thema „Heilen und Wohlbefinden“ als Ansatz zur Standort- und Imagewerbung beitragen. In diesem Zusammenhang bitte ich das zuständige Ministerium, sich dafür einzusetzen, dass vergebene Qualitätssiegel wie etwa „Heilbad“ auf Ortseingangsschildern erscheinen können.
Natürlich können wir nicht Hurra schreien. Der Weg ist das Ziel. Der erste Etappensieg im Jahr 2001 ist, dass gewerbliche Beherbergungsbetriebe im Mai einen Zuwachs von 5,3 % registrieren konnten. Damit liegt Sachsen-Anhalt im Vergleich der Bundesländer auf Rang fünf. Der Bund verzeichnete einen Zuwachs von 2,7 %. Erfreulich positiv fällt die Bilanz auch für die ersten fünf Monate des laufenden Reisejahres aus. Es gab Zuwächse von 3,5 % bei den Gästeankünften und von 3,7 % bei den Übernachtungen.
Die durchschnittliche Verweildauer von 2,5 Tagen ist allerdings noch nicht zufrieden stellend. Ich werde morgen durch einen Antrag mit versuchen, dafür Sorge zu tragen, dass hierbei Veränderungen eintreten.
Die Zuwächse sind vor allem auf den Ausbau des so genannten Event-Tourismus zurückzuführen. Die Leute erwarten heute ein ausgestaltetes Urlaubsprogramm. Der anhaltende positive Trend ist auch auf die gemeinsamen Bemühungen aller Tourismuspartner zurückzuführen.
Werte Abgeordnete! Eine weit verbreitete Meinung ist, das Land müsse alles richten; aber es ist eigentlich nur der Geburtshelfer. Für mich steht fest, touristisch interessierte Anbieter einschließlich der Kommunen müssen verstärkt in die Verantwortung genommen werden. Sie sind das Fundament. An zwei aktuellen Beispielen will ich erklären, was ich mit Verantwortung vor Ort meine.
Erstens. Die Buga in Magdeburg war 1999 ein voller Erfolg. Die Stadt und die Anbieter vor Ort haben es aber bisher kaum verstanden, für einen erneuten Besuch zu werben, Kunden zu binden und Kontakte zu pflegen. So wurden 2,5 Millionen Kontakte nicht ausreichend genutzt. Das Ziel muss es sein, den Neukunden als Stammkunden zu binden. In Frankreich sagt man: „Selbst der liebe Gott hat es nötig, dass für ihn die Glocken läuten.“
Zweitens. Ein Projekt, das zeigt, was man erreichen kann, wenn alle an einem Strang ziehen, ist das Harzfest in Elend, einer 600-Seelen-Gemeinde. Vom Kindergarten bis zur Seniorengruppe haben alle mitgeholfen, das größte Brauchtumsfest vorzubereiten. Die gesamte Region konnte eingebunden werden, einschließlich Niedersachsens und Thüringens. Es waren 30 000 Besucher zu verzeichnen. Das Harzfest wird im nächsten Jahr unter der Mitfinanzierung Thüringens, Niedersachsens und Sachsen-Anhalts stattfinden.
Gleichzeitig sind solche Feste eine Möglichkeit, sich mit seiner Heimat zu identifizieren. Sie sind ein Aushängeschild für unser Land und tragen zur Verständigung bei. Tourismus ist eine gute Werbung für unser Land. Hermann Löns hat bereits 1908 formuliert: „Zu
künftig kommt es nicht darauf an, dass wir überall hinfahren können, sondern dass es sich lohnt, dort anzukommen.“ - Vielen Dank.
Natürlich ist mir aus der Presse bekannt, was dort abgelaufen ist. Die LMG hat eine Ausschreibung vorgenommen. Es haben sich nicht die Anbieter vor Ort gemeldet, sondern eine Firma aus Berlin, die aber nach meinem Wissen ein zweites Standbein in Magdeburg hat.
Ich selbst habe die Veranstaltung in Quedlinburg erlebt. Ich muss sagen, die Menschen waren begeistert. Die fanden das toll. Mir ist besonders aufgefallen: Dort, wo sich die Orte damit identifiziert haben und mitgezogen sind, waren es volle Erfolge. Dazu gehören etwa Halberstadt, Tilleda oder Gernrode. Das war auch in der Presse erkennbar.
Ich weiß, dass in Quedlinburg auch ortsansässige Anbieter aktiv gewesen sind. Ich kann das aber nicht für alle einzelnen Orte sagen.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ausgehend von der Antwort auf unsere Große Anfrage vom Mai dieses Jahres sowie der Rede der Ministerin Frau Budde am 8. Juni 2001 anlässlich der Vorstellung des Marketingstrategiekonzeptes hat es in Sachsen-Anhalt auf allen drei Ebenen - Land, Regionen und Kommunen eine lebhafte und offene Diskussion in den zuständigen Gremien gegeben. Das finde ich gut, weil es besser ist, offen darüber zu diskutieren, als hinter vorgehaltener Hand zu meckern.
Die Begriffe „Tourismus“ und „Reisen“ assoziiert man meistens mit angenehmen Erinnerungen an den Urlaub oder mit Postkarten, auf denen immer die Sonne scheint. Nach der Wende erschienen diese Begriffe vielen als ein Zauberwort für den Aufschwung. Aber der Tourismus ist ein hartes, von innovativen Ideen und dem Wetter abhängiges Geschäft mit starker Konkurrenz. Inzwischen ist der Tourismus, wie bereits festgestellt wurde, zu einer festen Größe in unserem Land geworden und zählt, wie selbst die CDU zugibt, zu den Wachstumsbranchen.
Aber auch das Reiseverhalten deutscher, insbesondere ostdeutscher Bürgerinnen und Bürger richtet sich tendenziell wieder stärker auf unsere traditionellen Feriengebiete. Diese Entwicklung läuft jetzt erst an.
Da der Tourismus eine Querschnittsaufgabe ist und daran fast alle Ministerien beteiligt sind, kann ich es nur begrüßen, dass verstärkt die interministeriellen Arbeitsgruppen tätig sind. Wer Kontakte zur kommunalen Ebene hat, der weiß, wie gut die Abstimmung ist, wie zielgerichtet Fördermittel aus dem Bereich des Kultusbzw. des Umweltministeriums eingesetzt werden.
Besonders hervorheben möchte ich, dass die Fahrstrecke und das Ziel in Übereinstimmung mit der DZT gewählt worden sind und über Jahre festgeschrieben wurden, sodass man zielgerichtet im Voraus planen kann.
Die Arbeitsfelder und Schnittstellen der einzelnen Ebenen, auch der Regionalverbände vor Ort, sind inzwischen klar definiert und mit dem Land, das zum einen die Grundsätze und zum anderen die Rahmenbedingungen vorgibt, abgestimmt. Ich kann nicht verstehen, dass die CDU von mangelnder Information und Kompetenzwirrwarr spricht. Das stimmt einfach nicht. Ich habe Kontakt zu allen Regionalverbänden des Landes. Ich kenne viele Tourismusorte, viele Informationsstellen.
Natürlich hat man in den Regionen Probleme, Kompetenzen abzugeben, und zwar im Bereich des Außenmarketings. Das ist das Entscheidende. Man ist jetzt aber so weit, dass genau feststeht, wer wo was macht. Es ist ein gutes Kommunikationskonzept gerade von der Marketinggesellschaft entwickelt worden.
Wichtig ist bei allem, was wir von oben vorgeben, dass wir im Bereich des Tourismus nicht überorganisieren und dass wir nicht an Verwaltungsgrenzen kommen. Ich bin froh, dass diese Prospektflut, die den Kunden eher verwirrt hat, statt ihn zu werben, mehr und mehr in Richtung einer kundenorientierten Information gelenkt wird. Wichtig ist auch, dass gleichzeitig das immer knapper werdende Geld effektiv eingesetzt wird.
Nicht alle Produkthersteller verfügen aber über differenzierte Kenntnisse über die Motive und Bedürfnisse der tatsächlichen und potenziellen Gäste. Deshalb laufen
zurzeit Befragungen in der Altmark. Die Auswertung wird von den Praktikern vor Ort sehnsüchtig erwartet.
Wenn wir es nicht schaffen, gute, verkaufbare Produkte zu entwickeln, nützt die gesamte Außenmarketingarbeit der LMG nichts. Ich höre von unten oft den Ruf nach dem Land, es müsse alles richten. Man muss selbst aktiv sein und sich in diesen Prozess mit einbringen.
Das Fundament ist die Kommunikation mit dem Gast. Ich muss seine Wünsche kennen und unsere Stärken herausstellen. Leider gibt es aber auch einen großen Teil von Pensionen und Hotels, die, weil die gewünschte Auslastung noch nicht erreicht ist und demzufolge das Geld knapp ist, den Werbeetat zurückfahren oder gar nicht mehr werben. Genau das ist der falsche Weg. Hier sind noch Reserven.
Es müssen mehr touristische Anbieter ins Boot. Ausnahmen bilden die großen Hotelketten. Henry Ford, der US-amerikanische Automobilindustrielle, hat geäußert: Wenn Sie einen Dollar in Ihr Unternehmen stecken wollen, so müssen Sie einen weiteren bereithalten, um das bekannt zu machen. - Die Verkaufsergebnisse haben ihm Recht gegeben.
Es ist vorhin gesagt worden, dass die Angebote vor Ort fehlen. Dies kann die Landesmarketinggesellschaft nicht organisieren. Unsere Chance liegt in der Qualität des Produktes vor Ort. Sorge bereitet hierbei vor allen Dingen im Harz der Nachwuchs in der Brauchtums- und Traditionspflege.
In dieser Hinsicht konnte ich die Geschäftsführerin des Landesverbandes der Musikschulen, Frau Scheller, gewinnen, an der Lösung mitzuwirken. So bereiten die Kreismusikschulen Wernigerode und Quedlinburg gemeinsame Projekte in der Grundschule mit festen Öffnungszeiten vor.
Anregungen einer Thalenser Schule zur Traditionspflege werden über die Lisa, also im Rahmen der Lehrerfortbildung, dank unseres Kultusministers weitergereicht. Andere Länder zeigen uns, wie wichtig Animationen über den ganzen Tag hinweg sind. Wir haben ein Defizit an Erlebniskomponenten. Der Gast sucht das Besondere und nicht das Austauschbare, das er woanders auch findet. Über diese Themenkommunikation ist es möglich, Reiselust zu erzeugen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Das Ergebnis der Werbekampagne der LMG und ihrer Partner in den Orten und Regionen kann sich sehen lassen. Bundesweit wurde das Reisethema Romanik von Medienveranstaltern mit großem Interesse aufgegriffen. Weit mehr als 50 % der Anfragen betrafen das Reisethema Romanik.
In Querfurt, Tilleda, Halberstadt und anderen OttonenOrten haben die Besucherzahlen deutlich zugenommen. Nur das ist der richtige Weg zur Profilierung von Sachsen-Anhalt als kulturhistorisches Reiseziel. Der Zugewinn an Bekanntheit und die positive Imageprägung, die das Ottonen-Projekt schon jetzt bewirkt hat, wird sich auch für die Folgejahre positiv auswirken, wenn die Menschen vor Ort es verstehen, „am Ball zu bleiben“.
Besuchermagnet Nummer eins war in diesem Sommer natürlich wieder der Harz - das wurde bereits genannt. Aber auch die Lutherstadt Wittenberg und die Bauhausstadt Dessau mit dem nahe gelegenen Wörlitzer Park sind beliebte Reiseziele.
Die Zuwächse sind vor allem auf den Ausbau des so genannten Event-Tourismus, also auf den Weg, den wir seit einem Jahr beschreiten, zurückzuführen. Auch der zunehmende Bekanntheitsgrad des Landes SachsenAnhalt - das merkt man, wenn man in andere Bundesländer fährt - spielt eine große Rolle. Wenn sich alle entsprechend ihren Möglichkeiten einbringen und sich mit den Zielen identifizieren, dann, schätze ich, wird sich dieser Trend fortsetzen.
Zum Abschluss möchte ich noch sagen, dass der Landestourismusverband einschätzt, dass dieses gemeinsame Ringen um neue Positionen und Schwerpunkte bei der Darstellung des Landes äußerst positiv ist. Im Ergebnis dieser Diskussion, die teilweise auch konträr verläuft, was ich begrüße, wird es ein Marketingkonzept geben, das von allen touristischen Partnern im Land getragen wird. - Vielen Dank.
Das ist ja fast Erpressung. - Es freut mich, dass die CDU das Wirtschaftsfeld Tourismus fast am Ende der Legislaturperiode endlich entdeckt hat.
Besser spät als gar nicht.
Ein Teil der Fragen, die Bestandteil des Antrages sind, wurde bereits von Ihnen selbst beantwortet, was mich wundert.
Ich gebe natürlich meine Rede auch zu Protokoll, weil man mich anderenfalls vielleicht steinigen würde.
Ich möchte aber darum bitten, das Thema Tourismus, falls es wieder auf die Tagesordnung gesetzt werden sollte, nicht als Letztes zu behandeln. Dazu ist es viel zu wichtig.
Wir wollten ursprünglich die Aussprache zur Großen Anfrage auf die Tagesordnung setzen, aber da Frau Budde nicht da ist, haben wir das auf September verschoben. Das ist auch im Ältestenrat bekannt gegeben worden.
Wer sich mit dem Thema Tourismus befasst, weiß, dass der Tourismus, wie die Dienstleistungswirtschaft insgesamt, zu den wichtigen Wachstumsbranchen in Deutschland gehört. Die zunehmende Freizeit und die hohe Priorität, die Ausgaben für Reisen in privaten Haushalten haben, lassen noch Wachstumspotenziale erwarten.
Aber auch das Reiseverhalten deutscher, insbesondere ostdeutscher Bürgerinnen und Bürger richtet sich tendenziell wieder stärker auf die traditionellen Feriengebiete in den neuen Ländern. Kurztrips, Zweit- und Dritturlaube werden zunehmen. Darüber hinaus wurde eingeschätzt, dass die Zahl der internationalen Ankünfte in Europa zwischen 1995 und 2010 um 57 % zunehmen werden. Der Tourismus im Land Sachsen-Anhalt ist im Aufwind, wie jeder in aktuellen Pressemitteilungen, aber auch auf der Internetseite der LMG lesen kann.
Charles Aznavour hat einmal gesagt, Urlaub ist eine Mehrkampfdisziplin mit dem Nachbarn. Es gibt keine Konkurrenz zwischen Kreisen oder Ländern, sondern zwischen Ferienregionen.
Die Rahmenbedingungen für die Infrastruktur und Tourismusentwicklung zu schaffen, ist Länderangelegenheit. Hierzu hat die Landesregierung ausgiebig auf die Große Anfrage meiner Fraktion geantwortet. Wir haben die Aussprache dazu noch nicht auf die Tagesordnung setzen lassen, da unsere zuständige Ministerin zurzeit in den USA für unser Land wirbt.
Des Weiteren wundert mich der Inhalt des Antrages der CDU, der an eine Kleine Anfrage erinnert, denn fast alle Antworten findet man im Handbuch des Tourismus in LSA, bei der DEHOGA, in den letzten Pressemitteilungen der LMG sowie in der Antwort des MW zu unserer Großen Anfrage. Einen guten Überblick über die bis-herige Entwicklung, auch im Ländervergleich, gibt das Tourismusbarometer, das jährlich auf der ITB veröffentlicht wird und jedem Interessierten zugänglich ist.
Wer aber denkt, dass Tourismuserfolge nur von Förderpolitik sowie von Schwerpunkten abhängen, der hat keine Ahnung, wovon er spricht. Die Tourismuspolitik orientiert sich, ebenso wie die übrige Wirtschaftspolitik, am Grundsatz der unternehmerischen Eigenverantwortung, klugem Marketing und findigen Initiativen.
Fest steht, Fördergelder für die unterschiedlichen Bereiche zielgerichtet zur Verfügung zu stellen, ist die eine Sache. Aber die geförderten Projekte mit Leben zu füllen, sie richtig zu vermarkten, ein Angebotsgeflecht in der Region zu erstellen, denn der Gast kommt nicht in einen Ort, sondern in die Region, ist die andere Seite weit schwieriger.
Wichtig sind die Menschen vor Ort. Sie können mir glauben, ich bin viel in der Angelegenheit Tourismus unterwegs und oft höre ich, man müsse über den Tellerrand hinweg sehen. Aber wenn es konkret wird, hat man Sorge, der Gast könne beim Nachbarn unterschlüpfen und dort sein Geld lassen.
Eine weit verbreitete Meinung ist, das Land müsse alles richten. Für mich steht fest, touristisch interessierte Anbieter, einschließlich Kommunen, müssen verstärkt in die Verantwortung genommen werden.
Vielfältige Konsumgewohnheiten, Lebensstile der Bevölkerung und ein rascher Wandel des Verbraucherverhaltens stellen hohe Anforderungen an die Gestaltung des touristischen Produktes. Das sich verändernde Nachfrageverhalten erfordert eine schnelle und flexible Reaktion der Anbieter, die Entwicklung neuer Marktsegmente sowie eine stärkere Berücksichtigung emotionaler Elemente bei der Angebotsgestaltung, um die Wettbewerbsfähigkeit zu gestalten bzw. zu erhalten und möglichst zu verbessern. Die Vermarktungsstrategie liegt dann auf einer anderen Ebene.
An drei aktuellen Beispielen will ich erklären, was ich mit Verantwortung vor Ort meine.
Erstens. Auf Initiative der CDU-Landesregierung ist die Straße der Romanik ins Leben gerufen worden - ein gutes Projekt. Aber es kann doch nicht Sache des Landes sein, die Werbeschilder, die auf Sehenswürdigkeiten hinweisen, zu warten bzw. zu erneuern. Das ist zu Beginn verpasst worden.
Zweitens. Die Buga in Magdeburg war 1999 ein voller Erfolg, aber die Stadt hat es bisher kaum verstanden, für einen erneuten Besuch zu werben. 2,5 Millionen Kontakte wurden nicht ausreichend genutzt.
Drittens. Ein Projekt, das zeigt, was man erreichen kann, wenn alle an einem Strang ziehen, ist das Harzfest in Elend, einer 600-Seelen-Gemeinde. Vom Kindergarten bis zur Seniorengruppe haben alle mitgeholfen, das größte Brauchtumsfest vorzubereiten. Ja, die gesamte Region konnte eingebunden werden, einschließlich Nie
dersachsen und Thüringen. Es waren 30 000 Besucher zu verzeichnen.
Gleichzeitig sind solche Feste eine Möglichkeit, sich mit seiner Heimat zu identifizieren. Sie sind ein Aushängeschild für unser Land und tragen zur Verständigung bei.
Wir stimmen der Überweisung zu mit der Bitte, zukünftig dem Tourismus einen angemesseneren Platz auf der Tagesordnung zukommen zu lassen. Tourismus ist eine gute Werbung für unser Land.
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Warum dieses Thema? - Sieht man sich die Übernachtungszahlen in unserem Land an, erkennt man, dass noch nicht alle Möglichkeiten im Tourismus ausgeschöpft sind. Aber wir haben gute Voraussetzungen dafür, das zu ändern. Die neu gegründete Landesmarketinggesellschaft - so schätzen es auch die fünf Regionalverbände ein - hat den richtigen Weg beschritten.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Einige von Ihnen erinnern sich bestimmt an den Kinderfilm „Die Reise nach Sundevit“ und an das dazugehörige Lied. - Keine Angst, ich will es Ihnen nicht vorsingen.
Der Text lautet:
„Es wollen zwei auf Reisen gehn und sich die weite Welt besehn. Der Koffer macht den Rachen breit. Komm mit, es ist so weit. Wohin soll denn die Reise gehn, wohin, sag wohin?“
Das Lied weist uns auf zwei Themen hin: Erstens. Wohin soll die Reise im Tourismus gehen? Zweitens. Kinder und Jugendliche verreisen gern.
Die Kinder sind die Kunden von morgen. Es lohnt sich demnach, den Bedürfnissen der jungen Urlauber stärkere Beachtung zu schenken. Experten schätzen ein, dass der Anteil des Kinder- und Jugendtourismus in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland um 8 % gewachsen ist. Damit liegt die Steigerungsrate in diesem Bereich fast doppelt so hoch wie in Bezug auf den gesamten Tourismus.
In den nächsten zehn Jahren wird die Jugendreisebranche langsam, aber stetig aus ihrer Nische herauswachsen und einen respektablen Platz in der Reisebranche einnehmen. Das ist sozusagen eine Investition in einen klassischen Anlagefonds.
In Europa - wir müssen im Rahmen der Europäisierung über den Kirchturm unseres Landes hinausschauen - und in Nordamerika wird die Zahl der Reisen junger Menschen trotz eines stagnierenden Anteils der Jugendlichen an der Bevölkerung zunehmen. Frankreich, Österreich und Großbritannien haben die jungen Menschen als eine wichtige Zielgruppe bereits entdeckt.
In diesem Bereich hat Deutschland mit seinen Destinationen, seinen Regionen noch Nachholbedarf. Von uns
wird das Bild eines Landes gezeichnet, das hart arbeitet, über geballte Technik verfügt, aber humorlos ist. Wir haben den Ruf, langweilig zu sein. Ausländer, die zu uns hereinschauen, sind doch erstaunt über das, was sie vorfinden. Wir müssen weg von diesem Image.
Unser Verkehrsminister sagte an einer anderen Stelle „Sachsen-Durchfahrt“. Wir sind Sachsen-Anhalt. Wir müssen werden zu „Sachsen-Aufenthalt“.
Woher kommen nun die Jugendlichen, die nach Deutschland reisen? Die meisten Reisenden kommen aus Polen. Es folgen die Länder Niederlande, Belgien, Italien und Tschechien.
Ein weiterer Aspekt, der die Notwendigkeit aufzeigt, hier etwas zu tun, ist die Tatsache, dass Deutschland der größte und lukrativste europäische Herkunftsmarkt für Kinder- und Jugendreisen ist. Es gibt die irrige Ansicht, dabei handele es sich nur um Rucksacktourismus. Die, die das behaupten, übersehen, dass Kinder- und Jugendtourismus immer ein Wirtschaftsfaktor für die Region bezüglich der Arbeitskräfte, der Aufträge und der Kaufkraft ist.
Befragungen zu Schüler- und Klassenfahrten und zu Ferienreisen in Sachsen haben ergeben, dass Eltern im Jahr 1999 im Durchschnitt 138 DM ausgegeben haben und, einschließlich der Großeltern, bereit waren, mehr als 150 DM mitzugeben. Kinder möchten gern ein Lieblingsgetränk, Naschwerk oder ein Mitbringsel für Eltern und Geschwister kaufen. Berechnet man die Tagesausgaben Jugendlicher, erhält man einen Mittelwert von 85 DM. Sie geben genauso viel wie Erwachsene aus.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Neben dem Tourismus als Wirtschaftsfaktor gibt es angesichts der Ergebnisse der jüngsten Shell-Studie noch einen zwingenden Grund, sich der Thematik von Kinder- und Jugendreisen zuzuwenden. Ich beziehe mich auf die Aussage der Shell-Studie: Es erweist sich als notwendig, die unter jungen Menschen in erschreckendem Maße bestehenden Vorurteile gegenüber Jugendlichen aus dem jeweils anderen Teil Deutschlands und gegenüber Ausländern abzubauen.
Ein an Zahl und Qualität gesteigertes Angebot an Reisen kann ganz besonders im Jahr des Tourismus 2001 dazu beitragen, sich dieser Problematik zu stellen. Der Kinder- und Jugendaustausch dient dem interkulturellen Lernen und der Völkerverständigung und muss verstärkt als Ferienangebot und als Freizeitgestaltung verstanden werden.
Auf Anfrage teilte mir das Deutsche Jugendherbergswerk Sachsen-Anhalt e.V. mit, dass eine Zusammen- arbeit mit dem deutsch-französischen oder deutschpolnischen Jugendwerk, den beiden Aktiven in diesem Bereich, leider gar nicht besteht. Dabei handelt es sich für ein sozialdemokratisch regiertes Land um ein wichtiges jugendpolitisches Anliegen. Hierfür besteht dringender Handlungsbedarf.
Im ersten Moment erscheint Kinder- und Jugendtourismus als Begriff, der leicht verständlich ist und daher keiner näheren Begriffsbestimmung bedarf. Erst bei dem Einstieg in die Materie wird deutlich, dass keineswegs eine einheitliche Auffassung über den Begriffsinhalt besteht. Obere und untere Altersgrenze, Reiseorganisation, Begleitung, Inhalte, Zuständigkeiten werden oft gedanklich mit eigenen Setzungen gefüllt.
Gruppenreisen werden bereits im Kindergarten als Abschlussfahrten organisiert und gehen über Schulfahrten
oder Universitätsexkursionen und Seminare bis über das 18. Lebensjahr hinaus. Die Förderung der Teilnahme von Jugendlichen an Reisen durch die öffentliche Hand sowie besondere Jugendtarife von Unterkunftseinrichtungen bzw. Transportunternehmen reichen meist bis zur Vollendung des 26. Lebensjahres.
Als schwierig stellen sich oftmals die verschiedenartige Zuordnung der politischen Zuständigkeiten und die Fördermodalitäten dar. Hier ein Ausschnitt aus dieser Palette:
Erstens. Kinder- und Jugendreisen, also Ferienfreizeiten und Vereinsfahrten, gehören zur Zuständigkeit des Ministeriums für Arbeit, Frauen, Soziales und Gesundheit. Frau Dr. Kuppe wies kürzlich auf einer Veranstaltung auf die diesbezügliche Förderung hin, die Vereine und soziale Träger erhalten. Insbesondere benannte sie den Kinder- und Jugendring. Der KJR teilte mir auf eine diesbezügliche Anfrage mit, er sehe sein Hauptbetätigungsfeld vorrangig im Bereich der Jugendbildung. Dazu fällt mir spontan ein: Reisen bildet.
Ein anderer Bereich sind die ehemaligen Pionierferienlager, die jetzt als Kinder- und Jugenderholungszentren e.V. zusammengeschlossen sind, „Kieze“ genannt. Sie sind aus dem Tourismusverband Sachsen-Anhalt ausgetreten, weil sie dort außer bei der statistischen Erfassung keine Rolle spielen. Sie können 1,4 Millionen Übernachtungen seit 1990 aufweisen. Diese Form der Kinder- und Jugenderholungszentren gibt es nur in den fünf neuen Bundesländern. Mit diesem Pfund müssen wir wuchern.
Das Jugendherbergswerk Sachsen-Anhalt konnte 1999 mit seinen 18 Herbergen eine Steigerung der Übernachtungszahlen um 18 % erzielen. Der Anteil ausländischer Gäste betrug jedoch lediglich 2,7 %. Auch Sprachreisen sind nicht im Angebot. Hier - so schätzt es das Deutsche Jugendherbergswerk selbst ein - stecken noch große Reserven. - Das war das erste große Feld.
Das zweite große Feld sind Klassenfahrten, Schullandheimaufenthalte, Schüleraustauschfahrten und anderes. Als Minister Dr. Harms kürzlich diese Problematik vorgetragen wurde, entstand in Zusammenarbeit mit dem Sozialministerium kurzfristig eine Info-Broschüre über Übernachtungsmöglichkeiten. Danke für die schnelle Unterstützung.
Tendenziell kann gesagt werden, dass die zur Verfügung stehenden Mittel für Klassenfahrten seit 1996 jährlich in einem höheren Prozentsatz in Anspruch genommen werden. Dieses Segment wird bei uns recht gut abgedeckt, aber eben nur bei uns. Ein Vertrieb im Ausland erfolgt in den seltensten Fällen.
Als beispielgebend möchte ich das internationale Kinder- und Jugendfolklorefestival nennen, das alle zwei Jahre im Harz stattfindet und an dem bisher 2 000 Kinder aus zehn verschiedenen Ländern teilgenommen haben.
Doch die bisher genannten Gruppen erfassen noch nicht das ganze Themenfeld. Auch Gruppenreisen während des Studiums und Sprachreisen sind dem Kultusministerium zuzuordnen. Im Jugendbereich weiß man inzwischen, dass Weiterbildung im Rahmen eines Urlaubs ein wichtiges Entscheidungsmerkmal für Jugendliche ist. Diese Erfahrung nutzen wir in Sachsen-Anhalt viel zu wenig. Ich erwähnte bereits: Sprachreisen sind bei uns nicht im Angebot.
Der dritte Bereich betrifft das Ministerium für Wirtschaft und Technologie. Im Einzelplan 08 ist Geld für Marketing
eingestellt. Unter anderem werden junge Familien mit Kindern oder Individualtouristen angesprochen. Die LMG erhielt in diesem Haushaltsjahr eine größere Summe für touristische Außenwerbung.
Ferner wurden nach Auskunft des zuständigen Fachreferates Beherbergungsbetrieben im Haushaltsjahr 2000 mehr als 40 000 DM für Messebeteiligungen im In- und Ausland bewilligt. Das greift aber nicht für den Kinder- und Jugendbereich, da Kinder- und Jugendreisen nicht als touristisches Geschäftsfeld gelten, sondern eine soziale Aufgabe im Sinne des Erholungswesens für Kinder und Jugendliche darstellen. Eine Förderung durch das Tourismusförderprogramm des Wirtschaftsministeriums - GA/EFRE - ist ausdrücklich ausgeschlossen.
Als Paradebeispiel dafür, dass es auch anders geht, möchte ich das Europäische Jugendcamp für Kids „Abenteuer Europa mit den Kindern der Welt“ in Güntersberge nennen. Es wird von allen drei Ministerien mitfinanziert und steht unter der Schirmherrschaft von Frau Renate Höppner. Seit 1990 haben ca. 3 500 internationale Gäste aus 40 Ländern dieses „Kiez“ besucht.
Meine Damen und Herren Abgeordneten, Sie sehen einen bunten Strauß von Zielgruppen und Zuständigkeiten.
Wie wichtig dieses Feld ist, hat die DZT, die Deutsche Zentrale für Tourismus, erkannt. Auch für sie sind junge Menschen eine der Hauptzielgruppen, durch die das Thema an Bedeutung gewinnt.
Das zeigt auch die Wiederauflage der Jugendreise- halle, die es im Vorjahr erstmals auf der ITB, der größten Tourismusmesse, gab. Diese Halle soll nun noch vergrößert werden. Spezielle Broschüren dazu sind auch herausgekommen. Es geht vorrangig darum, das Image Deutschlands zu verbessern.
Obwohl ich versucht habe, schnell zu reden. Ich komme zum Schluss.
Es ist wichtig, alle, die am Tourismus beteiligt sind, ins Boot zu bekommen. Ich nannte unter anderem die verschiedenen Ministerien. Hierzu gehört natürlich auch das Landwirtschaftsministerium. Wer schläft nicht gern einmal im Heu?
Nicht zu vergessen ist die Nasa mit ihren Angeboten oder der Landessportbund. Die LMG muss dabei die strategische Speerspitze sein. Es gilt heute schon, die Gäste von morgen zu umwerben. Unsere Regionen halten genügend Angebote und Hunderte von Prospekten bereit. Aber wir müssen versuchen, das an die richtigen Leute zu bringen.
Ich bitte um Überweisung des Antrages in die Ausschüsse für Gleichstellung, Kinder, Jugend und Sport sowie für Bildung und Wissenschaft unter der Federführung des Ausschusses für Wirtschaft, Technologie und Europaangelegenheiten.
Ich mache es kurz. Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die SPD-Fraktion lehnt den Änderungsantrag der PDS-Fraktion ab. Wir stimmen ihm nicht zu.
Wir bieten aber an, dass die Inhalte, die darin vorgeschlagen werden, in die Erarbeitung des Fragenkatalogs einbezogen werden.
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Als ich das Stichwort Geiseltal las, erinnerte ich mich sofort an meine Schulzeit und an den wertvollen Fossilfund, von dem uns unser Lehrer berichtete: ein vollständiges Skelett eines Urpferdes, das man beim Abbau der Braunkohle gefunden hatte - für Forscher und Nachwelt ein Schatz.
Wie Ihnen sicherlich bekannt ist, hat dieser Bergbau jedoch das ursprüngliche Landschaftsgefüge sowie die territorialen Bedingungen und landschaftlichen Nutzungsmöglichkeiten der Region Geiseltal grundlegend geändert. Als Hinterlassenschaft des Braunkohlebergbaus blieben tiefe, stark strukturierte Tagebaurestlöcher zurück.
Als Politikerin kann ich es nur begrüßen, dass Region, Land und Bund sich einig waren, als Ziel der Rekultivierungs- und Renaturierungsmaßnahmen bis etwa zum
Jahr 2008 einen attraktiven Seenkomplex, unter anderem den größten See Sachsen-Anhalts, entstehen zu lassen. Es wird eine touristische Schatzkammer, an der Hoffnungen auf die dringend benötigten Arbeitsplätze hängen.
Das Fundament dafür schafft die LMBV. Sie hat auch die Zügel für das weitere Verfahren in der Hand, das heißt den gesellschaftlichen Auftrag, im Zuge der Verwertungsrichtlinien die Grundstücke zu veräußern, wobei die kommunalen Planungsziele respektiert werden sollen.
Bisher verkaufte sie vorrangig Landwirtschafts-, Forst- und Unlandflächen mit Zustimmung des Beirates. Das hat vor Ort verständlicherweise Unruhe ausgelöst.
Aber man muss auch sagen, dass das Naturschutzgebiet von Bundesfinanzminister Eichel kostenlos an unser Land übertragen wurde. Eine Vereinbarung zwischen dem Landkreis Merseburg-Querfurt, dem kommunalen Zweckverband Geiseltalsee und der LMBV wurde bereits im Frühjahr 2000, also lange vor dem Brief „Hilferuf der Region“, mit allen Beteiligten diskutiert und textlich vorbereitet. Bisher erfolgte keine Unterzeichnung, und das hat, wie wir wissen, unterschiedliche Ursachen.
Es gibt im Raum Geiseltal gegenwärtig noch keine bestätigten kommunalen Planungsdokumente, sprich Flächennutzungspläne, B-Pläne, die eine wichtige Voraussetzung für eine umfassende Grundstücksverwertung wären. Daraufhin ist die Verwertungsgesellschaft den Kommunen entgegengekommen und hat sogar den Masterplan des kommunalen Zweckverbands als Planungsgrundlage anerkannt.
Ich muss noch einmal betonen: Obwohl keine rechtsverbindliche Planung vorliegt, wird vor jedem Grundstücksverkauf die zuständige Kommune informiert. In diesem Zusammenhang wird neben dem gesetzlichen Vorkaufsrecht - so will ich es nennen - ein außerordentliches Vorkaufsrecht, sofern ein Flächenerwerb im öffentlichen Interesse liegt, eingeräumt. In diesem Fall werden die Verkaufsflächen zum Verkehrswert vor Beginn einer Ausschreibung separat den Kommunen noch einmal angeboten.
Des Weiteren hat die LMBV in der Verhandlung ihre Bereitschaft erklärt - denn man ist schon öfter am runden Tisch, so will ich es einmal nennen, zusammen gewesen -, alle im Rahmen der Sanierung fertiggestellten Wirtschaftswege unentgeltlich per Vermögenszuordnung an die Anliegerkommunen bzw. den Zweckverband zu übertragen. Sie müssen gewährleisten, dass diese Wege künftig in Form von Rad- und Wanderwegen einer öffentlichen Nutzung zugeführt werden.
Die Grundstücke für noch zu errichtende Rad- und Wanderwege werden ebenfalls zum Verkehrswert ohne öffentliche Ausschreibung zum Verkauf angeboten. Da aber die Teilungs- und Vermessungskosten für die Flächen der einzelnen Kommunen von noch unbekannter Größe sowie die Instandsetzung und der Neubau der Rad- und Wanderwege von den neuen Besitzern übernommen werden müssten, schrecken einige, nicht alle, kommunalen Vertreter zurück. Lobenswert ist, dass das RP hierbei moderiert und interne Unterstützung angeboten hat.
Die Gemeinden haben inzwischen insgesamt 300 000 DM vorsorglich in ihre Haushalte eingestellt und der Kreis hat signalisiert, mit der gleichen Summe gegenzufinan
zieren. Die Frage ist natürlich, wie viel Geld benötigt wird.
Es muss beim Verkauf an Privatinvestoren dafür Sorge getragen werden - das ist möglich -, dass die Zuwegung zum See gewährleistet bleibt. So können die Sorgen der Gemeinden teilweise ausgeräumt werden.
Fakt ist: Ganz gleich, ob die Vereinbarung unterschrieben wird oder nicht, die Veräußerungen werden weitergehen. Sobald die Flutung im nächsten Jahr beginnt, ist alles in Bewegung.
Von einer Anhörung in den Ausschüssen erhoffe ich mir, dass anstehende Probleme einer Klärung zugeführt werden.
Wir stimmen dem Antrag der PDS-Fraktion und auch dem Änderungsantrag der CDU-Fraktion zu. Ich wünsche dieser noch pockennarbigen Region das Wunder einer Verjüngung. Glück auf! - Vielen Dank.
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich denke, Sie stimmen mit mir darin überein, daß Reisen kein Privileg der Jugend, der Gesunden und der Nichtbehinderten sein darf. Menschen in jedem Alter mit und ohne Behinderung haben das gleiche Recht auf einen selbstbestimmten Urlaub. Mit einer barrierefreien Gestaltung der Umwelt sind hierfür die Voraussetzungen zu schaffen.
Im Rahmen der gesellschaftlichen Gleichstellung muß den Menschen mit Behinderungen sowie deren Familien die Integration in das allgemeine Reisegeschehen ermöglicht werden. Für diese Zielgruppe besitzt eine erfüllte Freizeit und Urlaubsgestaltung eine besondere Bedeutung. Sie stärkt das Selbstbewußtsein und die Selbsthilfe, eröffnet Chancen zur Selbstentfaltung und beugt so der Isolation vor.
Trotz vielfältiger Initiativen bestehen aber noch heute zahlreiche Hindernisse und Erschwernisse für Menschen mit Behinderungen. Das betrifft bei Reisen insbesondere die Beförderungsmöglichkeiten, die Information über Reiseangebote und die öffentliche Akzeptanz.
Wie ist nun der Sachstand? Anfragen bei der Tourismusagentur Sachsen-Anhalt, den fünf Regionalverbänden und dem Bäderverband ergaben, daß außer der Altmark mit der Broschüre „Urlaub aus anderer Perspektive“, die auch unser Minister erwähnte, keiner der zuständigen Tourismusverbände sich dieser Zielgruppe bisher zugewandt hatte.
Doch Stadtführer für Behinderte wurden unter anderem in Calbe an der Saale, Dessau, Halle, Magdeburg, im Mansfelder Land sowie im Wörlitzer Park bereitgestellt. Letztere Angebote sowie die analogen Informationen im Internet waren den zuständigen Tourismusverbänden unbekannt.
Seit längerer Zeit habe ich Kontakt zu einem Rollstuhlfahrer aus Wolfen-Nord, der seit mehreren Jahren eine Reiseberatung für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen ehrenamtlich durchführt.
Er schätzt ein: Gemessen an den Bedingungen in anderen Ländern Europas und in anderen Bundesländern gilt es, in Sachsen-Anhalt Rückstände hinsichtlich der Angebote für Besucher mit Handicaps aufzuholen.
Das Defizit wird vor allem als Informations- und Präsentationsrückstand offensichtlich. Menschen mit Behinderung benötigen für ihre Reisevorbereitungen konkrete und verläßliche Angaben zum gewünschten Reiseziel. Diese sind in den Unterlagen kaum enthalten. Bei Rückfragen bekommt man nicht immer Auskünfte, die von Sachkenntnis zeugen. Wenn man in den einzelnen Regionen recherchiert, findet man auch entsprechende Angebote, über die man zuvor jedoch keine hinreichenden Informationen erhalten konnte.
Prinzipiell unterscheidet sich in dem folgenden die Lage in Sachsen-Anhalt nur unwesentlich von der in anderen Bundesländern. Das betrifft zum einen die Schaffung von lückenlosen Beförderungsketten für Reisende mit Mobilitätseinschränkungen, das heißt eine barrierefreie Ausgestaltung des ÖPNV, eine barrierefreie Bahn und entsprechende Fernreisebusse.
Zum anderen gibt es auch hierzulande eine Reihe von Hotels und Pensionen, die zumindest eines oder zwei ihrer Gästezimmer als rollstuhlzugängliche Unterkünfte gestaltet haben. Im Rahmen der durch den DehogaLandesverband durchzuführenden freiwilligen Hotelklassifizierung wird auf ein anteiliges behindertengerechtes Angebot besonderes Augenmerk gelegt.
Es fehlen wie auch anderswo rollstuhlgerechte Ferienhäuser und Ferienwohnungen. Im Bereich der Gastronomie ist der Anteil rollstuhlzugänglicher Räume sehr gering. Es fehlen vor allem entsprechende sanitäre Anlagen.
Das Land kann nur Rahmenrichtlinien schaffen. Erstens. Das Gesetz zur Gestaltung des öffentlichen Personennahverkehrs sieht in § 1 Abs. 4 vor, daß Mobilitätsbeeinträchtigungen berücksichtigt werden sollen. So fördert das Land nur noch Niederflurbusse und entsprechende Schienenfahrzeuge.
Ein Einfluß auf die Deutsche Bahn AG ist nicht möglich, was zu der paradoxen Situation führt, daß zwar der Bahnhofsvorplatz behindertengerecht ist, der Bahnhof selbst jedoch nicht.
Zweitens. Die Vorschriften für behindertengerechtes Bauen werden durch die Novelle zur Landesbauordnung, die im Monat Juni in den Landtag eingebracht werden wird und zum 1. Januar 2001 in Kraft treten soll, verbessert werden. Gaststätten und Hotels müssen künftig auch unterhalb der bislang vorgesehenen Mindestgröße von 100 Gastplätzen bzw. 50 Gästebetten barrierefrei zugänglich sein und ferner große Stellplatzanlagen bzw. Großgaragen vorweisen.
Sofort. - Des weiteren sind unsere Kurorte in der Regel behindertenfreundlich ausgerichtet. Hier hat das Wirt
schaftsministerium in einem Umfang von ungefähr 250 Millionen DM investiert.
Es gilt also das, was da ist, entsprechend aufzubereiten. Auch in Sachsen-Anhalt gibt es sehr gute Voraussetzungen für die Entwicklung des barrierefreien Tourismus.
Für die Zukunft wünsche ich mir - das ist mein letzter Satz - eine höhere Effizienz der Zusammenarbeit der zuständigen Ministerien
unter Einbeziehung der neu gegründeten LMG bzw. der Regionalverbände und der Behindertenverbände.
Wir stimmen dem Antrag der Fraktion der PDS zu.