muss ich fragen: Können Sie sich eigentlich vorstellen - bitte etwas Fantasie -, dass man gemeinsam abstimmt, welche Sachen man beschafft, damit man einander unterstützen kann? Dann läuft die Beschaffung ab. Wenn jedes Land einen anderen Typ Funkgerät hätte, würde die Sache nicht funktionieren. Das ist einsehbar. Es gibt viele Bereiche, in denen es wichtig und gut ist, sich miteinander abzustimmen.
Wenn Sie zurück ins Zeitalter der Postkutsche und keine Abstimmung mit den Bundesländern haben wollen, sagen Sie das! Ich möchte eine Abstimmung mit den Bundesländern. Wenn Sie sagen, das sei Wahlkampf,
dann sage ich, das ist kein Wahlkampf, sondern ein Gesetz der Logik und der Natur, dass wir das so handhaben.
Es ist im Sinne unserer Bürger, dass wir die Zusammenarbeit so organisieren. Davon bringen Sie mich nicht ab. Da können Sie fragen, was Sie wollen.
Nun zu dem, was Sie bezüglich eventueller Zweifel an Berlin gesagt haben: Ich habe überhaupt keine Zweifel an Berlin. Ich musste feststellen, dass die Lage in Berlin außerordentlich schwierig ist. Wenn ich Ihnen darstelle, in welchem Maße die Anzahl der Polizeibeamten zurückgegangen ist - sehen Sie sich doch an, wie sich der Haushalt in Berlin entwickelt hat! -, dann werden Sie feststellen, dass es in Berlin ein Problem gibt.
- Ich kann Ihnen sagen, wie es zu meiner Zeit war und wie es jetzt ist. Es ist immer weiter heruntergegangen.
In den Punkten, in denen eine Zusammenarbeit mit Berlin zweckmäßig und notwendig ist, machen wir das. Ich möchte Ihnen ein Beispiel dafür nennen. Das müssten Sie aber auch vom Innenausschuss her kennen, das war schon vor meiner Zeit so. Als ich noch Innensenator war, haben wir vereinbart, dass die Polizeibeamten für den höheren Dienst in Berlin ausgebildet werden. Es gibt kein anderes Bundesland, das das so macht wie wir gemeinsam mit Berlin. Wir nutzen mit Berlin gemeinsame technisch-physikalische Möglichkeiten. Alles das haben wir.
Von daher gesehen möchte ich sagen: Mit Berlin arbeiten wir gut zusammen. In Teilen sind wir unterschiedlicher Auffassung, zum Beispiel bei der Drogenpolitik - das sagen wir auch und auch bei der Frage, wie wir mit Kriminalität insgesamt
umgehen. Bezüglich Graffiti sind wir ebenfals anderer Auffassung. Das betrifft auch Sie. Das ist auch in Ordnung. Vielleicht können wir uns darüber noch einmal unterhalten. Die Zusammenarbeit mit Berlin ist bei allen Unterschieden in den Details eng und vertrauensvoll.
- Dazu braucht man zwei. Ich habe nicht gehört, dass die Stadt Berlin gesagt hat, sie wollen in eine Kooperation der Flächenländer eintreten. Wir reden über vier Flächenländer und nicht über einen Stadtstaat!
Meine Herrschaften! Ich bitte, vom Dialog abzusehen. Die Fragen sind gestellt und die Antworten gegeben worden. Ich bedanke mich herzlich.
Wir sind bei der Frage 1939 (Bildungsprogramm für die Kin- dertagesbetreuung im Land Brandenburg), die Frau Abgeordnete Siebke formulieren wird.
Der Einsicht, dass Investitionen in die frühe Bildung von Kindern Priorität zukommen muss, können sich Politik und Wirtschaft in Deutschland angesichts der Ergebnisse internationaler Schulleistungsvergleiche nicht mehr verschließen.
Das Land Brandenburg verfügt dank der intensiven Arbeit von Pädagogen und Wissenschaftlern und dank der Initiativen und der Unterstützung des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport seit Dezember 2002 über den Entwurf für ein Bildungsprogramm für die Kindertagesbetreuung mit dem Titel: „Grundsätze der Förderung früher Bildung in Einrichtungen der Kindertagesbetreuung im Land Brandenburg“.
Ich frage deshalb die Landesregierung: Wie stellt sie sich vor, diese Grundsätze der Förderung für frühe Bildung zu einem verbindlichen Curriculum zu entwickeln?
Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Frau Siebke, was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr oder, mit anderen Worten gesagt, was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nur noch sehr schwer. Insofern haben wir uns seit einigen Jahren ganz intensiv damit befasst, den Fehler von 1992, der in allen ostdeutschen Ländern gemacht worden ist, nämlich die damals geltenden Standards ersatzlos abzuschaffen, zu korrigieren.
Wir brauchen Standards für das, was in den Kindertagesstätten an Bildungsarbeit geleistet werden muss. Das hat auch das Ergebnis der gestern veröffentlichten IGLU-Studie und Brandenburgs fünfter Platz im Ländervergleich von den sechs Ländern, die daran teilgenommen haben, deutlich gezeigt. Wir kommen nur auf finnischen Wegen zu finnischen Ergebnissen.
Dazu gehört auch, dass in den Kindertagesstätten mehr Kraft in die Zukunft der Kinder investiert wird; denn die Zukunft von Brandenburg wächst zwischen den Ohren unserer Kinder oder überhaupt nicht.
Die Grundsätze elementarer Bildung für die Arbeit in den Kindertagesstätten ist in einer Arbeitsgemeinschaft auf der Grundlage des Gutachtens weiterentwickelt worden.
Daran sind die Vertreterinnen und Vertreter der Liga der Freien Wohlfahrtspflege, aber auch Städte- und Gemeindebund, Landkreistag und die beiden Autoren des Gutachtens beteiligt worden.
Diese Grundsätze elementarer Bildung in Einrichtungen der Kindertagesbetreuung im Land Brandenburg bestimmen thematisch gegliederte Bildungsbereiche, die den vorhandenen Bildungsfähigkeiten von Kindern entsprechen. Das ist zum einen der Bereich Körperbewegung und Gesundheit, der zweite wichtige Bereich umfasst die Sprache, Kommunikation und Schriftkultur, der dritte die Musik, der vierte das Darstellen und Gestalten, der fünfte Mathematik und Naturwissenschaft und der sechste das soziale Leben.
Gerade in diesen Bildungsbereichen soll die natürliche Neugier der Kinder unterstützt und der eigenaktive Bildungsprozess gefördert werden. Die Themen der Kinder sollen aufgegriffen und erweitert werden. Wir wollen Bildungsgelegenheiten schaffen, wie es in dem wunderbarem Buch von Donata Elschenbroich beschrieben wird, mit denen man zum „Weltwissen der Siebenjährigen“ gelangen kann. Das heißt, wir wollen in Kindertagesstätten nicht mit dem Nürnberger Trichter bilden, sondern die Eigenaktivität der Kinder fördern.
Eine Aufgabe von Einrichtungen der Kindertagesbetreuung ist die Vorbereitung und Unterstützung der Kinder auf den Übergang in die Schule. Brandenburg war das erste Bundesland, das Kinder früher einschult. Das haben unsere Medien leider nur nicht bemerkt. Als es in Berlin dann endlich beschlossen worden ist, haben alle „Oh!“ und „Ah!“ gerufen und bei den Berlinern bemerkt, was bei uns schon längst gilt: dass die Kinder ab dem Jahr 2005 - wir bereiten sie gerade darauf vor - im Alter von fünfeinhalb Jahren in die Grundschulen kommen. Ich halte nichts von einem Wettlauf, bei dem die FDP immer am schnellsten ist, denn sie will die Kinder schon ab drei in die Schule bringen. Irgendwann wird vermutlich gefordert, dass direkt nach der Abnabelung der Übergang ins Gymnasium organisiert wird.
Die Grundsätze elementarer Bildung in Einrichtungen der Kindertagesbetreuung im Land Brandenburg unterscheiden sich sehr deutlich von einem schulischen Curriculum. Es wird nicht eine bestimmte Leistung oder ein bestimmtes Produkt der Bildung der Kinder abgefragt; die Einrichtungen der Kindertagesbetreuung sollen vielmehr an Eigenaktivitäten der Kinder anknüpfen, stimulierende Umwelt bieten und die Bildungsprozesse in unterstützender und herausfordernder Weise pädago
gisch begleiten. Mir geht es darum, dass wir den Dreiklang von Bildung, Erziehung und Betreuung in den Kindertagesstätten im Land Brandenburg organisieren und die Kindertagesstättenerzieherinnen, die sich auf den Weg gemacht haben, dabei unterstützen.
Die Grundsätze geben dem pädagogischen Konzept von Einrichtungen der Kindertagesbetreuung jetzt einen festen Rahmen, ihrer Planung eine Orientierung und liefern auch die Reflexion, nämlich ein Auswertungsraster. Dem pädagogischen Personal in den Einrichtungen wird damit keine verbindliche Vorgabe gemacht. Dies wäre auch aus rechtlichen Gründen nicht möglich; denn die Beschäftigten sind schließlich keine Landesbediensteten. Die Grundsätze regen vielmehr die Träger der Einrichtungen und die dort beschäftigten Fachkräfte an, den Kindern das Sammeln von Erfahrungen in den Bildungsbereichen zu ermöglichen.
Ich habe den Eindruck, dass alle Beteiligten, die diesen Rahmen mit erarbeitet haben, sich dem auch stellen, und ich freue mich, dass die Jugendministerkonferenz meiner Bitte und meinem Antrag gefolgt ist, jetzt auch einen nationalen Rahmen für diese Arbeit zu schaffen. Am besten wäre es gewesen, wenn wir einen nationalen Bildungsplan für Kindertagesstätten geschaffen hätten, wie von Frau Bergmann gefordert. Das ist in Finnland und Schweden vorhanden. Aber dafür ist die Zeit bei uns noch nicht reif. Ich glaube, das, was wir mit den nationalen Bildungsstandards jetzt unter dem Eindruck von PISA für die Schule geschaffen haben, werden wir in den nächsten Jahren auch gemeinsam für die Kindertagesstätten schaffen.
Herr Minister, zwei Fragen habe ich an Sie. Die erste: Sind Sie bereit, auch zu erwähnen, dass die Finnen, als sie damals ihr Bildungssystem umgestellt haben, von der DDR gelernt
und die positiven Ansätze der Erziehungs- und Bildungsarbeit der DDR zugrunde gelegt haben? Auch wenn Sie in der CDU das nicht wollen: Es ist so.
Die zweite Frage geht in eine völlig andere Richtung: Herr Minister, werden Sie Kontakt zum Städte- und Gemeindebund aufnehmen, der sich vor einigen Tagen auf Nachfrage in einer Stellungnahme zur Art und Weise der Betriebskostenabrechnung geäußert hat, die möglicherweise dazu beiträgt - wenn die Kommunen sich daran halten -, dass die Sicherung der Standards unterlaufen wird?
Wir stehen mit dem Städte- und Gemeindebund in einem sehr intensiven Kontakt, um den Vertretern all das, was sie prüfen und wissen wollen, auch genauestens zu erklären und mit ihnen abzustimmen. Das ist in dieser Arbeitsgruppe intensiv geschehen. Wir müssen da beim Städte- und Gemeindebund immer
etwas intensiver herangehen als beim Landkreistag, damit es zu vergleichbaren Ergebnissen kommt. Aber wir sind in einem guten Gespräch, weil die Städte und Gemeinden des Landes die Träger sind und wir gemeinsam wollen, dass diese Grundsätze der Bildungsarbeit gelten.