Protokoll der Sitzung vom 26.06.2014

Die Menschen gehen auf die Straße - so viele wie lange nicht mehr in dieser Legislaturperiode - und protestieren gegen die Politik von Rot-Rot,

(Beifall CDU)

auch gestern Abend und heute wieder. Was sagen Sie denn den Studenten, den Professoren, den Lehrern, den Schülern, den Eltern, den Kita-Erziehern, den Wohlfahrtsverbänden zu Ihrer Politik? Ihre Antwortet lautet: eine Aktuelle Stunde. Das ist die Antwort, die Sie geben. Sie beschönigen die Ergebnisse. So kann man ein Land doch nicht regieren, meine Damen und Herren!

(Beifall CDU und FDP)

Herr Ministerpräsident, keiner behauptet, dass die Regierung alles falsch gemacht hat. Es gab durchaus Dinge, die wir gemeinsam gestaltet haben.

(Heiterkeit bei der Fraktion DIE LINKE)

Ich behaupte auch nicht, dass wir in der Opposition alles richtig gemacht haben. Aber ein wenig Selbstkritik wäre schon angebracht in einer Bilanz nach dieser Zeit.

(Beifall CDU und FDP)

Aber eines möchte ich sagen: Eine Landesregierung könnte mehr für dieses Land tun. Das ist für mich das Thema, das wir heute besprechen sollten.

(Frau Große [DIE LINKE]: Man kann immer mehr tun!)

Ein erster Schritt wäre gewesen, Herr Ministerpräsident: Sie hätten etwas von dem gezeichnet, was Sie vorhaben. Das, was Sie heute angebracht haben, reicht längst nicht aus.

(Zuruf der Abgeordneten Mächtig [DIE LINKE])

Die vielen Pressemitteilungen, die wir jetzt immer mehr aus der Staatskanzlei oder den Ministerien erhalten, zeigen nicht unbedingt den Weg an, und sie sind vor allem nicht abgestimmt. Denn die Bürger wollen schon wissen, wie es mit diesem Land weitergeht. Sie wollen etwas wissen über die Sicherheit, die Bildungspolitik, aber auch die Infrastruktur; und das, was ich gehört habe, macht mir nicht gerade Mut, dass es eine Kehrtwende in der Bildungspolitik gibt.

(Zuruf der Abgeordneten Große [DIE LINKE])

Die Frage nach dem Wesentlichen, nach der Herausforderung, vor der das Land steht, nämlich den Zusammenhalt im Land zu gestalten - eine ursoziale Frage in diesem Land -, haben Sie heute nicht beantwortet, meine Damen und Herren.

(Beifall CDU und FDP)

Eine Anmerkung an die Linke: Weil es Deutschland gutgeht, geht es den Brandenburgern seit 1989 immer besser.

(Domres [DIE LINKE]: Aha!)

Aber erklären Sie mir einmal: Was hat das mit der Linkspartei in Brandenburg zu tun?

(Beifall CDU und FDP)

Oder glauben Sie im Ernst, Brandenburg gehe es deshalb gut, weil es Sie gibt? Glauben Sie das wirklich?

(Jürgens [DIE LINKE]: Ja, natürlich!)

Sie bekommen nicht mal das Hauptproblem der Arbeits- und der Kinderarmut in diesem Land gelöst, denn das Armutsrisiko in diesem Land ist seit Ihrer Regierungsbeteiligung deutlich gestiegen.

(Beifall CDU und FDP - Widerspruch bei der Fraktion DIE LINKE)

Anspruch und Wirklichkeit fallen hier völlig auseinander, und in der Auseinandersetzung wird es darum gehen

(Domres [DIE LINKE]: Wer sitzt denn hier? Welche Ver- gangenheit habe ich denn?)

- ich meine jetzt nicht Sie -, ob diejenigen, die immer noch der Vergangenheit angehören - denn es war schon ein Tabubruch,

als Sie mit Ihrer Vergangenheit zu Beginn der Legislaturperiode in die Regierung gekommen sind -, immer noch nicht in der Zukunft angekommen sind. Das ist die Frage, die ich stelle, wenn Sie weiter in diesem Land regieren wollen. - Herzlichen Dank.

(Anhaltender Beifall CDU und FDP - Zuruf von der Fraktion DIE LINKE: Das war jämmerlich!)

Wir setzen mit dem Beitrag der SPD-Fraktion fort. Der Abgeordnete Ness spricht zu uns.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich will es kurz machen.

(Beifall CDU)

Herr Vogel, Sie haben wirklich eine Rede wie ein Maschinengewehr gehalten. Ich habe zum Schluss nur noch darauf gewartet, dass der Satz kommt: Weg mit dem rot-roten Unrechtsregime!

(Heiterkeit und Beifall SPD)

Herr Prof. Schierack, ich habe Ihnen jetzt zwei Wochen lang eine Chance gegeben.

(Heiterkeit und demonstrativer Beifall CDU)

Ich habe sie Ihnen heute noch einmal gegeben. Ich sage Ihnen: Mit Ihrem Verhalten werden Sie dafür sorgen, dass auf diesen Plätzen - und hoffentlich nicht noch auf mehr - in Zukunft die AfD sitzt. Sie machen diese Partei hoffähig, indem Sie eine Koalition mit dieser Partei nicht ausschließen, Sie vergeben jegliche Chance. Ihre Kollegen Tillich, Lieberknecht und Kauder werden sich bei Ihnen bedanken. Dieses Thema wird uns bis zum 14. September begleiten. Sie müssen jetzt eine Klarstellung vornehmen, welche Haltung Sie dazu einnehmen. Der Ministerpräsident hat Sie gefragt: Wollen Sie eine Rechts/rechte Regierung in diesem Land bilden? Streben Sie das an?

(Zuruf des Abgeordneten Senftleben [CDU])

Geben Sie eine Antwort darauf, das erwarten die Menschen von Ihnen. Hören Sie auf, durch Ihr Verhalten die AfD weiter aufzuwerten.

(Beifall SPD und DIE LINKE)

Das Wort erhält noch einmal die Landesregierung. Herr Minister Dr. Markov spricht.

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Selbstverständlich gibt es keine Regierung auf dieser Welt, die am Ende einer Legislaturperiode sagen kann: Wir haben all das, was wir wollten, eins zu eins in der besten Qualität der

Welt umgesetzt. - Nein, auch diese Landesregierung kann dies nicht.

Wir hatten im Koalitionsvertrag vorgesehen, dass wir den öffentlichen Beschäftigungssektor auf 8 000 Personen aufstocken, weil wir auch jenen, die schon langzeitarbeitslos waren, eine Chance geben wollten.

(Beifall des Abgeordneten Büchel [DIE LINKE])

Wir haben es nicht geschafft, weil der Bund sein Programm korrigiert bzw. minimiert hat.

(Beifall DIE LINKE und SPD)

Deshalb sind wir bei 2 500 gelandet.

Wir haben teilweise schwierige Entscheidungen gefällt; das gebe ich zu. Nicht alle Brandenburger waren davon begeistert, auch das ist wahr. Unsere Gesetzgebung - die Altanschließer betreffend - war nicht für jeden gut. Wenn wir uns anschauen, was wir in Sachen Energiepolitik wollten - eine fortschrittliche Energiepolitik, die die Basis liefert -: Das haben wir vorangetrieben; aber dass davon trotzdem auch Menschen betroffen sind, die das anders sehen, ist eine Tatsache. Das ist das Normalste auf der Welt. Auch der Flughafen BER ist keine Erfolgsstory in dieser Legislaturperiode. Aber was ich Ihnen sage, ist: Wenn sich vorher die CDU/FDP-Koalition im Bund und jetzt Rot-Schwarz genauso verhalten hätten wie Rot-Rot hier in Brandenburg, dass wir nämlich das Nachtflugverbot ausweiten und Lärmschutz durchsetzen wollen, dann wären wir viel weiter, und das hätte es ohne Rot-Rot nicht gegeben.

(Beifall DIE LINKE und SPD)

Ich kann vollkommen nachvollziehen, dass Ihnen die Richtung nicht passt, weil wir unter Gemeinsinn Dinge verstehen, die Sie permanent bekämpft haben. Ich sage Ihnen: Gemeinsinn heißt, dass wir wieder ausbilden. Rot-Rot bildet wieder aus für die Landesverwaltung - was unter Rot-Schwarz nicht geschehen ist -, damit wir gut qualifizierte Menschen haben, die hier im Land bleiben. Sie werden hier ausgebildet und bleiben hier. Das war in Ihrer Regierungszeit nicht der Fall. Sie müssen sich einmal Ihre Bilanz der vergangenen zehn Jahre anschauen.