Protokoll der Sitzung vom 18.05.2017

(Bischoff [SPD]: Es steht nichts drauf!)

Ich habe sie nicht gehört; stattdessen starke Rhetorik, aber lei der kein Inhalt.

(Beifall SPD)

Herr Senftleben, manchmal frage ich mich, wie viel Chuzpe man mitbringen muss, um angesichts einer Funktionalreform, die flankierend

(Wichmann [CDU]: Was?)

zur Kreisgebietsreform durchgeführt wird, von einem Zentra lismuswahn dieser Regierung zu sprechen. Genau das Gegen teil ist richtig!

(Vereinzelt Beifall SPD)

Wir wollen dieses Land dadurch modernisieren, dass wir Ver trauen in unsere Kreise, in ihre Verwaltungen setzen.

(Zuruf von der CDU)

Im Übrigen, meine sehr verehrten Damen und Herren,

(Zuruf des Abgeordneten Genilke [CDU])

war ich lange genug in einer Kreisverwaltung tätig,

(Genilke [CDU]: Da haben Sie das anders gesehen!)

um zu wissen, dass gefühlt über 99 % aller Entscheidungen Entscheidungen der unteren Landesbehörde sind, die als Pflichtaufgaben zur Erfüllung nach Weisung übertragen wer den.

Und Unternehmen brauchen nicht kurze Wege zu den Ent scheidern,

(Zuruf des Abgeordneten Wilke [DIE LINKE])

sie brauchen schnelle und rechtssichere Entscheidungen. Da mit stärken wir die Wirtschaft, aber nicht dadurch,

(Beifall SPD - Zuruf von der CDU)

dass wir den Dienstleister für die Bevölkerung und für die Wirtschaft nicht an die neuen Verhältnisse anpassen.

Meine Damen und Herren, der Höhepunkt war die Verschwö rungstheorie des Herrn Königer.

(Lachen des Abgeordneten Königer [AfD])

Herr Königer, also manchmal frage ich mich, was Sie so neh men, bevor Sie ans Rednerpult gehen.

(Gelächter bei der SPD - Dr. Gauland [AfD]: Das sind Beleidigungen, Herr Minister!)

Ich glaube aber, egal, was Sie nehmen, zu viel.

(Dr. Gauland [AfD]: Das sind Beleidigungen, Herr Mi nister! Sie sind ein Staatsdiener!)

Wer meint, dass wir irgendwelche

(Zuruf des Abgeordneten Dr. Gauland [AfD] - Zurufe von der AfD)

Prognosen erfinden lassen,

(Zurufe von der AfD)

der ist ja wohl komplett auf dem Holzweg.

(Beifall SPD)

Es gibt vier aktuelle, vielleicht nicht tagaktuelle Prognosen,

(Zuruf des Abgeordneten Königer [AfD])

und zwar von vier unterschiedlichen anerkannten Institutionen. Alle haben ein und denselben Befund, und der lautet: Die Be völkerungszahl Brandenburgs geht zurück, und zwar sehr un gleichmäßig. Wir erleben in unserem Land ein Auseinander driften.

(Schröder [AfD]: Stimmt nicht!)

Und das, was wir vorhaben, soll die Leistungsfähigkeit von Verwaltungen an allen Stellen des Landes garantieren. Meine Damen und Herren, wer das nicht anerkennt,

(Schröder [AfD]: Kommen Sie mal in die Enquetekom mission!)

der leugnet die Tatsachen. Ich glaube, bis auf einige wenige, die hier so tun, als wäre es so, ist die große Mehrheit in diesem Landtag klar der Überzeugung, dass wir reagieren müssen. Die Frage ist: Welches ist das richtige Mittel?

(Zuruf von der CDU)

Meine Damen und Herren, die Ausschüsse haben sich intensiv mit den inhaltlichen Fragen der Volksinitiative beschäftigt, und auch die Vertreter der Volksinitiative hatten die Gelegen heit, für ihre Positionen hier im Landtag zu werben. Das ist - ich sage es ganz klar - gut so. Es gehört zur Demokratie, ich begrüße es, dass sich Bürgerinnen und Bürger um öffentliche Angelegenheiten kümmern, und unsere Landesverfassung sieht diese Möglichkeiten ausdrücklich vor. Die Instrumente der direkten Demokratie sind grundsätzlich zu begrüßen. Das gilt selbstverständlich auch dann, wenn man damit transpor tierte Anliegen …

Herr Minister, gestatten Sie eine Zwischenfrage?

... nicht teilen kann.

Immer gerne.

(Frau Bessin [AfD]: Ist nicht wahr!)

Herr Minister, Sie haben die Stichworte Zentralisierung und Funktionalreform angesprochen. Ich habe das einmal nachge schlagen: Sie haben am 4. Juni 2015, also vor zwei Jahren, im Innenausschuss in Aussicht gestellt, dass 1 500 bis 1 700 Mit arbeiterinnen und Mitarbeiter von der Funktionalreform I be troffen sind, also vom Land auf die Ebene der kreisfreien Städ te und die Landkreise übertragen werden. Nach der ersten Un terrichtung zum Gesetzentwurf waren es nur noch 950 Stellen, also von 1 500 bis 1 700 auf 950. Nach der zweiten Unterrich tung - das ist möglicherweise nicht die letzte Unterrichtung - sollen gerade mal noch 400 Stellen übertragen werden. Was bleibt dann von Ihrer Funktionalreform,

(Frau Richstein [CDU]: Reförmchen!)

also von der von Ihnen behaupteten Stärkung der kommunalen Ebene durch die Übertragung von Stellen, überhaupt noch üb rig? 400 Stellen sind fast die Hälfte, es sind Forstmitarbeiterin nen und Forstmitarbeiter. Ist das nicht eher eine Forstreform als eine Funktionalreform?

(Beifall CDU, BVB/FREIE WÄHLER Gruppe sowie vereinzelt AfD)

Nein, Herr Petke, das ist sie ganz ausdrücklich nicht.

(Lachen bei CDU und BVB/FREIE WÄHLER Gruppe)

Wir haben zwei Dinge getan: Von einer Kommunalisierung des LASV haben wir Abstand genommen, weil die Gründung eines kommunalen Sozialverbandes von den Kommunen abgelehnt wurde.