Sehr verehrter Herr Vizepräsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen sowie Gäste! Ein Landeskunstmuseum gab es bisher in Brandenburg noch gar nicht. Die Gründung des Brandenbur gischen Landesmuseums für moderne Kunst ist demzufolge ein Bekenntnis zu bildender Kunst und auch ein Bekenntnis zu einer dauerhaften, stabilen Finanzierung von bildender Kunst durch das Land Brandenburg. Es ist ein Gütesiegel für die bei den Museen in Frankfurt (Oder) und in Cottbus, und es ist in der Tat ein historischer Moment, dass ein Landeskunstmuseum in Brandenburg möglich wird.
Was können wir dem neuen Landeskunstmuseum wünschen? - Natürlich viele Besucher, gute Ideen für Ausstellungen, span nende Dispute mit Künstlern, fachlichen Austausch über aktu elle Kunst, den Austausch zwischen Frankfurt (Oder) und Cott bus, interdisziplinäre Ansätze, deutsch-polnische, europäische Projekte und den Mut zum Experiment, den Mut zu visionären Vorhaben, den Mut zum Querstand.
Möge das Landeskunstmuseum die gewachsenen Kulturland schaften von Frankfurt (Oder) und von Cottbus stärken - die historisch gewachsene Kulturlandschaft in Frankfurt (Oder) mit großen Namen wie Praetorius oder Carl Philipp Emanuel Bach oder Kleist oder auch die Landschaft von Cottbus mit dem Staatstheater und dem Dieselkraftwerk.
Wir wünschen diesem neuen Museum politische Unterstützung auf kommunaler Ebene, auf Kreis-, Landes- und Bundesebe ne - möglichst auch gemeinsam.
Letztlich wünschen wir, dass jeder Besucher das Museum an ders verlässt, als er es betreten hat, nämlich reicher in Kopf und Herz.
Vieles andere kann man noch wünschen - wie ausreichende und gut klimatisierte Lagerung der Kunst, zeitgemäße techni sche Präsentationsformen, das freundliche Lächeln auf den Ge sichtern des Einlasspersonals und weniger Staus zwischen den beiden Städten Frankfurt (Oder) und Cottbus.
Am wichtigsten scheint mir zu sein, dass viele Kinder und Ju gendliche das Landeskunstmuseum besuchen, dass es für
Schulklassen Ziel von Wandertagen wird, dass sich Eltern und Großeltern in der Kunst dieses Museums wiederfinden und ei gene Geschichten erzählen - gerade aus den letzten 50 Jahren.
Die Mitarbeiter beider Museen können stolz auf ihre Kunst werte sein, die sie aus ihren beiden Städten zusammengetragen haben.
Dem Landeskunstmuseum steht nun nichts mehr entgegen. Es gibt einen Änderungsantrag, der die Beschlüsse der Stadtver ordnetenversammlung Frankfurt (Oder) berücksichtigt. Dieje nigen, die mit dem Museum arbeiten werden, werden auch am besten wissen, was für sie gut ist. Insofern haben wir im Aus schuss diesen Änderungen voll zugestimmt.
Das Kunstarchiv Beeskow verlieren wir nicht aus den Augen und werden Rahmenbedingungen für seine weitere Entwick lung finden. Es wird sich zeigen, ob die Entwicklungschancen in einem größer werdenden Landeskunstmuseum liegen - de zentral an verschiedenen Orten und dennoch durch Individuali tät vor Ort erkennbar.
Vielen Dank, Frau Kollegin. - Die Frau Abgeordnete Heinrich hat Redeverzicht signalisiert. - Die nächste Rednerin ist Frau Große für die Fraktion DIE LINKE.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Abgeordneten! „Zusammen ist man weniger allein“ ist der Titel eines schönen Buches von Anna Gavalda und eines gleichnamigen Films. „Zusammen ist man weniger allein“, das könnte man auch ganz gut auf das übertragen, was wir jetzt in Sachen Branden burgisches Landesmuseum für moderne Kunst vorhaben. Kon kret heißt das in diesem Falle, dass wir zwei schon sehr gut aufgestellte Museen im Bereich moderner Kunst stärken und gemeinsam in die Lage versetzen, mit dem Sammlungsbestand deutschlandweit und auch international Aufmerksamkeit zu er wecken. Wir haben ja mitbekommen, dass offensichtlich noch nicht so viele Menschen außerhalb Brandenburgs Brandenburg kennen. Das wäre eine Variante, auf die man aufmerksam ma chen kann.
Dieser neue Sammlungsbestand hat es in sich: rund 1 600 Kunstwerke aus dem Bereich Malerei, etwa 1 000 Zeichnun gen, etwa 14 000 Grafiken, 14 000 Plakate, über 3 000 Fotos, Plastiken, Installationen. Das neue Landeskunstmuseum wird eine breit aufgestellte, repräsentative Einrichtung der Kunst der DDR und der Gegenwart sein.
Mit den Synergieeffekten der Fusion, einer künstlerischen Lei tung und einem ordentlichen Aufschlag an Landeszuschuss auf dann fast eine halbe Million Euro pro Jahr kann das neue Mu seum seinen Bestand zielgerichtet ausbauen und ihn wesentlich besser pflegen und erforschen.
Es wird eine gemeinsame Ausstellungsplanung, ein gemeinsa mes Marketing geben. Das alles ist gut und vernünftig - gut für
Dennoch gab es aus beiden Städten große Bedenken hinsicht lich der Verkäufe des Bestandes. Verkäufe gehören eigentlich zu einer Stiftung dazu. Wir wollen ja auch, dass sie mit dem Stiftungskapital arbeitet. Wir haben das nun mit unserem Än derungsantrag zum Gesetzentwurf klargestellt. Das ist von den Städten auch begrüßt worden.
Es gibt hohe Hürden für den Verkauf von Beständen, und die Städte Cottbus und Frankfurt (Oder) müssen einverstanden sein. Dazu haben wir es ihnen auch ermöglicht, freiwillig mög licherweise ihren Namen Cottbus und Frankfurt (Oder) mit den Einrichtungen in der neuen Stiftung als eine mögliche Variante beizubehalten. Insofern waren wir uns eigentlich alle sehr, sehr einig und hätten heute gar nicht so viel darüber reden müssen. Nun haben wir es doch getan. - Ich bitte um Zustimmung.
Vielen Dank. - Dr. Gauland hat auch Redeverzicht signalisiert. Damit kommen wir zur Abgeordneten von Halem von der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kolle gen! Zwei Punkte hat es im Ausschuss gegeben, über die wir diskutiert haben. Das eine war die Veräußerung und das andere die Namensgebung. Über beides haben wir uns mehr oder we niger geeinigt - aus unserer Perspektive vielleicht ein bisschen weniger, weil wir in der einen Abstimmung unterlegen waren. Nichtsdestotrotz werden wir hier heute ebenfalls zustimmen.
Wir freuen uns über dieses Gesetz. Das Einzige, was es hier vielleicht noch zu beklagen gäbe, wäre, dass die große Auftakt veranstaltung am 1. Juli mit dem Tag zusammenfällt, an dem der Landtag seinen Tag der offenen Tür hat. Ergo werden wir alle nicht an der Eröffnung teilnehmen können. Aber es wird hoffentlich für uns alle noch viele Gelegenheiten geben, dort hin zu gehen.
Vielen Dank, Frau Kollegin. - Jetzt erhält die Landesregierung das Wort. Frau Ministerin Münch, bitte.
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist schade, dass wir für die Kultur immer nur so wenig Zeit ha ben, aber angesichts der fortschreitenden Plenarzeit ist es si cherlich sinnvoll, da wir uns im Ausschuss alle einig waren, dass wir das Landesmuseum für moderne Kunst begrüßen. Es ist ein großer Schritt nach vorn: Wir vereinigen hier zwei Häu ser unter einem Dach, wo es über 35 000 Kunstgegenstände gibt, und wir haben eine gemeinsame Direktion, die die Mög lichkeit hat, die Sammlung auszubauen und zu experimentie ren, wie Frau Prof. Dr. Liedtke sagte, sowie die Sammlung in
den künstlerischen und europäischen Kontext zu stellen. Wir haben damit eine einmalige Sammlung mit Kunst aus Ost deutschland, und es ist sehr schön, dass wir die Möglichkeit hatten, das zu begleiten.
Ich möchte mich herzlich bei allen bedanken, die an dem jahre langen Prozess konstruktiv mitgewirkt haben: bei den Vertre tern der beiden Städte Cottbus und Frankfurt (Oder), den Mit arbeitern meines Hauses, die sehr fleißig an dem Gesetz ge strickt haben, und letzten Endes auch bei Ihnen, die Sie im Ausschuss sehr konstruktiv und intensiv diskutiert haben.
Ich möchte Sie nun herzlich einladen - vielleicht kann man die Rollen ein wenig teilen und tauschen -: Am Samstag ab 10 Uhr geht es los im Dieselkraftwerk in Cottbus und um 13 Uhr im Museum Junge Kunst in Frankfurt (Oder). Ansonsten wird es sicherlich viele Jahre Gelegenheit geben, diese tolle Sammlung zu besuchen und zu genießen, wozu ich Sie sehr herzlich einla de. - Vielen Dank.
Vielen Dank. - Wir sind am Schluss der Aussprache und kom men zur Abstimmung. Wir stimmen über die Beschlussemp fehlung und den Bericht auf Drucksache 6/6862, Gesetz über die Brandenburgische Kulturstiftung Cottbus und Frankfurt (Oder) , ab. Wer diesem seine Zustimmung erteilt, den bitte ich um ein Handzeichen. - Gegenstimmen? - Stimmenthaltun gen? - Damit ist dem Antrag einstimmig gefolgt worden.
„Ohne einigendes Band gibt es kein Gemeinschaftsgefühl und keine Solidarität. Unser Band ist unsere schöne deut sche Sprache.“
das Sie anlässlich unseres letzten Antrags zu diesem Thema vor einer wehenden Deutschlandfahne bei Twitter verbreitet haben. In Ihnen steckt ja wirklich ein kleiner Patriot - das ist gut so!