Protokoll der Sitzung vom 11.12.2003

Wir beginnen dann mit der namentlichen Abstimmung.

[Gongzeichen]

[Gongzeichen]

Mit Ja gestimmt haben 59, mit Nein 74, Enthaltungen 0. Ohne Abgabe – jetzt ist das Display leer. – 2? – Dann ist dieser Antrag damit abgelehnt.

Wir kommen zur

lfd. Nr. 3:

a) II. Lesung

Mehr Berlin, weniger Staat (19) – Gesetz zur Änderung des ÖPNV-Gesetzes

Beschlussempfehlung BauWohnV Drs 15/2264 Antrag der FDP Drs 15/1322

b) Beschlussempfehlung

„Glasnost“ bei der BVG

Beschlussempfehlung BauWohnV Drs 15/2259 Antrag der FDP Drs 15/1222

c) Beschlussempfehlung

Berlins ÖPNV in geordnete Bahnen (1) – Entwicklungskonzept jetzt vorlegen –

Beschlussempfehlung BauWohnV Drs 15/2260 Antrag der FDP Drs 15/1994

d) Beschlussempfehlung

Mehr Berlin, weniger Staat (16) – Mehr „Kohle“ ohne Metropole – Aufgliederung der Berliner Verkehrs-Betriebe (BVG) in Teilgesellschaften

Beschlussempfehlung BauWohnV Drs 15/2261 Antrag der FDP Drs 15/1229

e) Beschlussempfehlung

Mehr Berlin, weniger Staat(17) – Mehr „Kohle“ ohne Metropole – wettbewerbskonforme Ausschreibung von ÖPNV-Leistungen

Beschlussempfehlung BauWohnV Drs 15/2262 Antrag der FDP Drs 15/1230

f) Beschlussempfehlung

Mehr Berlin, weniger Staat (18) – Vergabe von Verkehrsleistungen nur noch im Wettbewerb

Beschlussempfehlung BauWohnV Drs 15/2263 Antrag der FDP Drs 15/1321

g) Beschlussempfehlung

Berlins ÖPNV in geordnete Bahnen (2) – Den VBB stärken, das elektronische Ticketing einführen –

Beschlussempfehlung BauWohnV Drs 15/2266 Antrag der FDP Drs 15/1995

h) Beschlussempfehlung

Berlins ÖPNV in geordnete Bahnen (3) – Mehr Kundennähe und weniger Kosten –

Vizepräsident Dr. Stölzl

Der Schuldenstand der BVG beträgt mittlerweile 1 Milliarde €.

Beschlussempfehlung BauWohnV Drs 15/2265 Antrag der FDP Drs 15/1996

Ich eröffne die II. Lesung hinsichtlich des Antrags Drucksache 15/2264 und schlage vor, die Einzelberatung der zwei Artikel miteinander zu verbinden. Ich höre dazu keinen Widerspruch.

Ich rufe also auf die Überschrift und die Einleitung sowie die Artikel I und II, Drucksache 15/1322. Für die gemeinsame Beratung hat man sich im Ältestenrat auf eine Redezeit von 10 Minuten pro Fraktion geeinigt. Es beginnt die Fraktion der FDP. Herr von Lüdeke hat das Wort – bitte schön!

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wer sich mit dem Dauerthema Staatsverschuldung/Staatsbetriebe befasst, kommt am Dauerbrenner ÖPNV-Reform und BVG-Reform nicht vorbei. Es geht hier nicht nur um eine Reform des Berliner Nahverkehrs für mehr Kundennähe und um mehr Leistungsorientierung, es geht vor allem um eines der Kernübel Berlins: die Verstrickung der Stadt mit ihren gewerkschaftsgeführten Unternehmen,

[Doering (PDS): Öffentliche!]

Unternehmen, die nicht verzichten wollen auf ihre tarifliche Sonderfahrt auf Kosten der Allgemeinheit. Um es ganz klar zu sagen: Die FDP fordert Markt und Wettbewerb im Berliner ÖPNV, und zwar ohne Wenn und Aber, schnell und mit aller Konsequenz.

[Beifall bei der FDP]

Wir fordern dies, weil wir davon überzeugt sind, dass es sich beim ÖPNV um eine wirtschaftsbezogene Aufgabe handelt, die Private unter Wettbewerbsbedingungen besser als der Staat erfüllen können.

[Gelächter des Abg. Doering (PDS)]

Wir fordern dies, weil wir davon überzeugt sind, dass nur so die öffentliche Hand – und damit die Steuerzahler – Kosten sparen können. Dies sind wir Politiker den Steuerzahlern – und übrigens nicht nur den Berlinern – schuldig, zumal angesichts eines unlösbaren Haushaltsdesasters. Es hätte schon vor Jahren in Sachen ÖPNV- und BVGReform gehandelt werden müssen.

Bereits im Jahr 1993 hat die damalige FDP-Fraktion einen Antrag in das Abgeordnetenhaus eingebracht, der die heute zur Abstimmung anstehenden FDP-Anträge in wesentlichen Punkten vorzeichnete. Statt den Berliner ÖPNV marktwirtschaftlich zu reformieren, wurde die BVG mitsamt anderen Eigenbetrieben in eine Anstalt öffentlichen Rechts umgewandelt. Dies war ein Strukturfehler erster Güte. Dieser personalpolitische Kniefall der großen Koalition wurde garniert mit verkehrspolitischen Albernheiten wie der 80:20-Planung in Berlins Mitte. Außer Herrn Cramer spricht heute niemand mehr darüber.

[Frau Dr. Klotz (Grüne): Wäre schön, wenn Sie auch nicht sprechen würden!]

Hätten Sie, meine Damen und Herren von der SPD und der CDU, damals entsprechend dem FDP-Antrag gehandelt, hätte Berlin heute wenigstens ein Problem weniger. Seitdem aber sind die Kosten des ÖPNV und vor allem die Schulden der BVG ständig angewachsen und werden immer bedrohlicher und unkontrollierbarer.

[Dr. Lindner (FDP): Wir wollen Avusrennen!]

[Doering (PDS): Sagen sie einmal etwas Neues!]

Ein völlig überzogenes und unproportioniertes Angebot vor allem im Bus- und Straßenbahnnetz und überdurchschnittlich hohe Kosten bei den Leistungserbringungen sind Markenzeichen des Berliner ÖPNV.

[Klemm (PDS): Und was schlagen Sie vor?]

Sie sind geradezu archetypisch für ein staatswirtschaftliches System, das Kosten ignoriert und in jedem Unternehmen zu betriebswirtschaftlicher Ignoranz erzieht.

[Doering (PDS): Das ist doch nichts Neues, was Sie erzählen!]

Das ist doch gut, dann ändern Sie es endlich!