Das ist eine sehr merkwürdige Haltung. Übrigens hat Herr Kollege Stölzl erst vor knapp vier Wochen – jetzt zitiere ich wieder wörtlich, um nicht falsch interpretiert zu werden –
gefordert, mit dem Hinweis, dass der Staat als ordnungspolitischer Faktor erhalten bleiben, aber auf seine Kernaufgaben reduziert werden müsse. Konsequenz dieser Vorschläge wäre dann – ich weiß, ich spitze zu, aber das wäre dann die Konsequenz, Herr Kollege –, um im Bilde zu bleiben: Polizisten statt Tänzerinnen, Knast statt Choreographie, und das kann es ja wohl nicht sein.
Frau Kollegin Grütters, klären sie bitte in den eigenen Reihen, was Sie überhaupt wollen. Dieses Herumirren zwischen verschiedenen Positionen erinnert mich dann doch verteufelt an den Chaoskurs der FDP. Da kann im Moment auch jeder und jede ungeschützt das schwätzen, was ihm oder ihr gerade so durch den Kopf schwirrt.
Was mich allerdings stört – jetzt sind Sie fast vollständig verschwunden – ist der in der Anfrage der Grünen – Frau Ströver, ich denke, das ist eine Fraktionsanfrage gewesen, ist aber putzig bei Ihnen da – immanente Grundgedanke, dass die Ausbildungsstrukturen in Berlin nichts taugten. Die Arbeitsergebnisse der staatlichen Ballett- und Artistikschule, der Ernst-Busch-Hochschule, die Arbeitsergebnisse der Ausbildungsarbeit der freien Institutionen vermitteln ein ganz anderes Bild.
Das Thema Ballett in der Stiftung Oper in Berlin ist ein eigenes Thema. Die unter 3.1 von den Grünen gestellten Fragestellungen beantworten sich aus dem Stiftungsgesetz teilweise selbst.
Man muss es nur genauer lesen. Die Opernballettcompagnie ist innerhalb der Stiftung rechtlich, künstlerisch und wirtschaftlich eigenständig. Sie hat seit dem 1. September 2004 einen international hoch angesehenen Intendanten. Und, Frau Ströver, es wäre gut, wenn wir die Compagnie endlich in Ruhe arbeiten lassen würden. Das war unser Grundanliegen bei der Konstituierung der Stiftung. Wir wollen endlich weg davon, dass sich einige rechthaberische Landespolitikerinnen oder -politiker in Permanenz über die Glühlampenausgaben im technischen Bereich und die Farbe und den Herstellungsort der Spitzenschuhe zu urteilen anmaßen.
Kunst braucht Freiräume, um produktiv sein zu können. Im Opernballettbereich sind diese Freiräume endlich geschaffen worden. Die ehemalige Ballettdirektorin der Deutschen Oper äußerte in einer großen Berliner Tageszeitung vor einigen Monaten, dass sie sich auf die neue
Wie sieht es denn nun wirklich aus mit dem Tanz in Berlin? – Ich denke, Frau Ströver, Sie haben schon durchaus in Ihrer Großen Anfrage auch auf ein paar richtige Punkte hingewiesen, die in dieser Szene, in diesem Bereich zu verbessern sind. Da ist sicher immer wieder die Frage der zu wenig vorhandenen Probenräume, die dieser Szene zur Verfügung gestellt werden müssten. Ich habe mich in diesem Punkt sehr erinnert gefühlt an die Frage der Atelierförderung, da nahm die Suche nach den Räumen einen eigenartigen Verlauf. Da hat sich der Vorsitzende des Hauptausschusses eingeschaltet und festgestellt, wir haben ziemlich viele Wohnungsbaugesellschaf
ten in diesem Land, vielleicht könnten wir dort einmal nachgucken, ob es dort nicht Räume gibt. Vielleicht könnte jetzt auch hier einmal, wenn schon nicht die Kulturverwaltung, noch einmal der Hauptausschussvorsitzende gucken, ob wir nicht ein paar Räume in Berlin haben. Ich denke ganz sicher, dass wir sie haben. Da gibt es sicher Möglichkeiten zur Zwischennutzung. Da muss man vielleicht nur einfach etwas tun.
Compagnie freue, weil jetzt endlich auch in der Bismarckstraße die großen Handlungsballette auf die Bühne kommen könnten. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Ein Wermutstropfen, ich gestehe es gern, ist auch für mich die Abwicklung des Tanzes an der Komischen Oper. Aber auch das ist ein eigenes Thema. Um seinerzeit an der Komischen Oper das Tanztheater mit einem weltweit einmaligen Profil etablieren zu können – daran sollten wir uns erinnern –, bedurfte es schon solcher Persönlichkeiten wie Walter Felsenstein und Tom Schilling, vergessen wir das nicht.
Die Entwicklung einer stabilen Sparte Zeitgenössischer Tanz beim Berliner Staatsballett bleibt eine Aufgabe der Zukunft. Insgesamt, so mein Fazit, ist es uns gelungen, in diesen schwierigen Zeiten dem Tanz in Berlin in all seiner Vielfalt eine solide Basis zu sichern. Die Koalitionsparteien bleiben bei diesem Anspruch. Ich bin mir sicher, Berlin bleibt eine der attraktivsten Tanzmetropolen der Welt. Zu danken ist dies in erster Linie – das ist heute noch nicht gesagt worden – der Arbeit der in Berlin tätigen Künstlerinnen und Künstler. Diesen Dank und meinen großen Respekt vor ihrer Arbeit möchte ich an dieser Stelle sehr nachdrücklich aussprechen. – Ihnen danke ich für die Aufmerksamkeit.
Sehr geehrte Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich bin im Moment doch ein bisschen frustriert darüber, was aus Themen, die wir als Zukunftspotential für diese Stadt entdecken, in diesem Land Berlin wird. Das ist ja ein Grauen, hoffentlich passiert das nicht so vielen Themen, weil der Umgang mit dem Tanz in Berlin das nicht verdient hat; das kann man anders nicht sagen: eine dermaßen schwache Rede unseres Kultursenators zu dem Thema Tanz, das auch er als Zukunftspotential für diese Stadt entdeckt hat. Das kann es wohl noch nicht gewesen sein, da kann man nur hoffen, dass der Kultursenator zu diesem Thema nicht noch mehr sagt, denn dann wird es ja noch schlimmer.
Auch wir würden die Entstehung eines choreographischen Zentrums unterstützen, das ist ganz klar. Ich befürchte aber auch, dass wir erst bezahlen werden müssen,
insofern scheint mir die Idee im Moment eher noch einen gewissen visionären Charakter zu haben. Das müssen wir auch, wenn wir wirklich ehrlich sein wollen, so akzeptieren.
Wenn wir uns die Ausbildungssituation für Ballett und Tanz in Berlin angucken, Frau Ströver, dann unterscheiden wir uns ein bisschen an dieser Stelle. Wir möchten vorrangig vor allen Dingen eigenverantwortliche Strukturen haben, sowohl an den Universitäten als auch sonst im Bereich der Bildung. Wenn es dort viele private Anbieter gibt, dann sind wir damit ganz glücklich.
Sicher nicht glücklich sein können wir, das teile ich, mit dem im Moment entstandenen Ballett unter dem Dach der Opernstiftung. Wir haben hier sicher mit Herrn Malakhov einen ganz unendlichen Gewinn für diese Stadt, das glaube ich schon. Das muss man einfach einmal anerkennen, das ist so – ein begnadeter Tänzer. Wir wollen hoffen, dass er auch ein begnadeter Geschäftsführer dieser GmbH werden wird. Das ist sicher eine Herausforderung für ihn und nicht ganz einfach. Auch ich teile die Einschätzung, dass die Aufführungen an der Deutschen Oper sicher nicht davon voller werden, dass dort jetzt auch wieder Ballett stattfindet. Wieder viel Ballett, das hat man gar nicht zu hoffen gewagt, nachdem das Ballett in der Komischen Oper schneller abgewickelt war als man hat schauen können, aber man sich jetzt trotzdem entspannt zurücklehnen kann, weil es über die Stiftung Ballett dort trotzdem irgendwann geben wird.
Ob man die Ballett-GmbH als Erfolg beurteilen kann, wenn in den letzten Jahren über hundert Tanzstellen abgewickelt worden sind, ist eine offene Frage.
Auch wir unterstützen die Entwicklungen der Schaubühne sehr. Ich halte das für richtig. Die Schaubühne ist eine ausgesprochen spannende Bühne. Ich kann mich erinnern, Herr Flierl, dass Sie die finanzielle Unterstützung der Schaubühne auf ziemlich elegantem Weg dem Parlament überlassen haben, nachdem im ersten Haushaltsplan keine Mittel dafür veranschlagt worden waren.
Wir unterstützen es auch, wenn der Hauptstadtkulturfonds noch einmal 1 Million € pro Jahr für den Tanz in
Berlin bereit stellt, auch für Forsythe. Ich bin allerdings trotzdem der Meinung, dass wir genau darauf achten müssen, dass Forsythe zu einer positiven und nicht zu einer verdrängenden Konkurrenz zu Sasha Waltz an der Schaubühne wird. Wir möchten ein lebhaftes Nebeneinander haben. Wir möchten vor allen Dingen eins nicht: dass dieses zarte Pflänzchen Tanz, das sich in der Stadt sehr positiv entwickelt, durch staatliche Bevormundung sofort wieder gekappt wird und dass wir womöglich wieder in eine Situation hineinkommen, dass es nicht nur Stiftung Oper, Stiftung Museum, womöglich auch noch Stiftung Freie Szene Tanz oder irgendetwas Ähnliches ganz Grauenvolles gibt, wo wir mit öffentlicher Hand und überbordender Bürokratie genau das abwürgen, was jetzt im Entstehen ist. Und das – das müssen Sie uns zugestehen, Frau Ströver – ist das, was mir nicht so richtig gut gefällt. Wir müssen auch in Berlin Entwicklungen einmal positiv begleiten, wenn wir an das Zukunftspotential dieser Stadt glauben wollen. Wir müssen irgendwann einmal weg von einem wehleidigen Lamentieren, hin zu einem Aufzeigen von Potential, das wir in dieser Stadt haben.
Ich wünsche der Tanzszene in dieser Stadt weiterhin viel Erfolg und möglichst wenig Beeinflussung durch diesen vorhin doch eher sehr enttäuschenden Kultursenator. – Vielen Dank!
Danke schön! – Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Damit ist die Große Anfrage begründet, beantwortet und besprochen.
Die Großen Anfragen unter den lfdn. Nrn. 17 und 18 sind für heute vertagt. Die lfdn. Nrn. 19 und 20 sind bereits durch die Konsensliste erledigt.
Die Fraktion der CDU hat inzwischen auf die Beratung verzichtet, sodass wir gleich zur Abstimmung kommen. Der Ausschuss empfiehlt mehrheitlich gegen die Fraktion der CDU die Ablehnung des Antrags Drucksache 15/1308. Wer dem Antrag zustimmen möchte, den bitte ich um das Handzeichen. – Danke schön! Die Fraktion der CDU. Gegenstimmen? – Stimmenthaltung? – Damit ist dies gegen die Stimmen der CDU abgelehnt.
Auswirkungen aller durch den Senat verfügten Maßnahmen zur Konsolidierung des Berliner Haushaltes auf die Familien in Berlin
Stärkung der Familien I – Bericht über die Entwicklung und Qualifizierung der Erziehungs- und Familienberatung in Berlin