[Beifall bei der SPD und der Linkspartei.PDS – Frau Schultze-Berndt (CDU): Sie haben sie erhöht! – Zimmer (CDU): Das ist ja lächerlich!]
Herr Steuer! Sie beschweren sich über unsere Strukturreformen. Sie sagen, wir machten jedes Jahr neue Reformen. Aber wir warnen immer wieder vor überhasteten Strukturreformen. Wir haben allerdings mit dem Schulgesetz dringend überfällige Strukturreformen durchgeführt.
Wir haben das Einschulungsalter gesenkt, die flexible Schulanfangsphase eingeführt, die Horte an die Schulen gebracht. Das sind alles Dinge, die Herr Mutlu gerade gelobt hat.
Aber wir machen nicht jedes Jahr neue Reformen. Diese Reformen müssen jetzt erst einmal greifen und mit den Beteiligten umgesetzt werden.
Aber ich hätte ihm das doch gern persönlich gesagt. Er kann es jedoch nachlesen. – Wenn Herr Dr. Lindner zur Bildungspolitik redet, dann ist das beleidigend und inkompetent. Mir sträuben sich die Nackenhaare.
Wir haben bereits in der letzten Sitzung festgestellt, dass in den Statistiken die Zahl der Gewalttaten angewachsen ist. Wir haben auch positiv herausgestellt, dass offenkundig mehr Gewalttaten gemeldet werden.
Wir müssen sie erst einmal schonungslos aufdecken, um dann weitere geeignete Maßnahmen ergreifen zu können.
[Heiterkeit – Frau Senftleben (FDP): Wie immer! – Mutlu (Grüne): Bisher waren Sie also unsachlich! – Weitere Zurufe]
Nein! Ich habe nur auf Ihre unsachlichen Einwürfe reagiert. – Durch die Fülle der Anträge haben wir es mit drei großen Gebieten zu tun, auf die ich jetzt im Einzelnen eingehen möchte. Zunächst werde ich etwas zur Lehrerbildung und dann etwas zum längeren gemeinsamen Lernen sagen. Vielleicht sage ich dann auch noch ein paar Worte zu den kulturellen Angeboten an den Schulen.
Zunächst zur Lehrerbildung: Wir haben gemäß den Auflagen von Bologna und den Vorgaben der KMK ein neues Lehrerbildungsgesetz beschlossen. Es galt, die Studiengänge für die Lehrämter in Bachelor- und Masterphasen zu modularisieren. Dabei galt unser vorrangiges Inte
resse einem stärkeren Praxisbezug bereits im Bachelorstudium. Zu diesem Zweck haben die Koalitionsfraktionen eng mit den beiden betroffenen Verwaltungen – Wissenschaft und Schule – zusammengearbeitet. Es ist richtig, dass das an mancher Universität nicht völlig gemäß dem politischen Willen umgesetzt wurde. Der Wissenschaftsausschuss hat aber im vergangenen Monat eine große Anhörung durchgeführt, in der die für die Lehrer zuständigen Vizepräsidenten versprachen, den Praxisanteil zu überdenken und ein Kernmodul Grundschulpädagogik einzuführen.
Richtig ist die Forderung der Grünen, die Theorie und Praxis des interkulturellen Lernens in der Lehrerbildung zu verankern. Dies geschieht aber bereits und findet sich in allen Rahmenplänen und auch anteilig für unser neues Fach Ethik wieder.
Vergessen haben die Antragsteller leider, auf die Implementierung eines DaZ-Moduls hinzuweisen. Aber auch dies wird bereits in der Umsetzung des 12. Lehrerbildungsänderungsgesetzes verfolgt.
Ernst zu nehmen ist hingegen die Sorge der Grünen wegen der besseren Verzahnung der so genannten ersten und zweiten Phase der Lehrerbildung. Hier fordere auch ich erneut, dass sich einerseits die Universitäten gegenüber den schulpraktischen Seminaren öffnen und andererseits die Seminarleiter der zweiten Phase den Universitäten ihre Kooperation anbieten.
Die Modularisierung der lehramtsbezogenen Masterstudiengänge und die Diskussion um die Länge des Masterstudiums der künftigen Sonderpädagogen sind noch nicht vollkommen abgeschlossen. Wir werden diesen CDU-Antrag in einer Sondersitzung des Ausschusses für Jugend, Familie, Schule und Sport am 15. Juni beraten. Die beiden anderen Anträge zur Lehrerbildung sollen auch wegen Diskussionsbedarf an die Ausschüsse überwiesen werden.
Zweitens: Die Berliner SPD hat auf diversen Landesparteitagen ein längeres gemeinsames Lernen für alle Schülerinnen und Schüler beschlossen. Dazu gehört auch die Stärkung der Gesamtschulen, die bereits in der Koalitionsvereinbarung beschlossen wurde. Wir haben in dieser Legislaturperiode noch mehr Gesamtschulen mit Oberstufen ausgestattet und zu ihrer Profilbildung beigetragen. Wir setzen auf verbundene Haupt- und Realschulen – was Herr Multu vorhin lobte –, die wir erstmals als Schulform im Schulgesetz verankert haben, und auf die freiwillige Kooperation von Grund- und Oberschulen hin zu einer Gemeinschaftsschule. Mir sind einige kooperationswillige Schulen bekannt, und diese Modellversuche wird die SPD-Fraktion unterstützen. Allerdings warne ich vor einer überhasteten Strukturdebatte oder
Dieses Vorhaben kann nur gelingen, wenn alle Beteiligten von dem neuen Konzept überzeugt sind und motiviert zu seiner Realisierung beitragen. Die Ergebnisse von PISA lassen eben keine eindeutigen Schlussfolgerungen auf die jeweilige Schulstruktur zu, und zwar weder in die eine noch in die andere Richtung, auch wenn das die jeweiligen Protagonisten gerne so wollen.
Wichtiger als die Diskussion um die Schulstruktur ist daher die Verbesserung der Qualität der Berliner Schulen.
Danke schön! Ich habe mir sogar notiert, dass Sie vorhin sagten, Sie gingen von einer Qualitätsoffensive aus. Das ist ein sehr schönes Wort, das ich einbinden wollte. Jetzt haben Sie mir Beifall gezollt, so dass wir uns die Komplimente hin- und hergeben können.
Drittens – die kulturellen Angebote –: Der Ausschuss für Jugend, Familie, Schule und Sport hat bereits im April eine Beschlussempfehlung zum Thema Kooperation mit außerschulischen Partnern vorgelegt.
Dies ist ein wichtiger Ansatzpunkt, um den Schulen zu einem eigenen Profil zu verhelfen und sie attraktiv zu machen. Es gibt bereits zahlreiche Kooperationen mit Musikschulen, Sportvereinen und Jugendfreizeitheimen.
Zugegeben, Frau Senftleben, da bin ich Ihrer Meinung. – „Wer singt, prügelt nicht“ titelte der „Tagesspiegel“ am 4. April und berichtete über das Education-Projekt der Philharmoniker und die Hip H’Opera an der Komischen Oper. Auch der Film „Rythm is it!“ hat gezeigt, dass man selbst schwierige Jugendliche zu solchen Projekten bewegen kann. Das jüngste Projekt „Rütli tanzt“ ist ein voller Erfolg im Rahmen einer Krisenintervention.
Es war ein Antrag der Grünen, der in eine Beschlussempfehlung des Ausschusses für Jugend, Familie, Schule und Sport mündete. Nichts geht so raus, wie es reinkommt! Der Antrag der Grünen wurde verändert. Die Punkte, die wir sinnvoll fanden, wurden aufgenommen. – Mir ist wichtig, dass wir den Senat aufgefordert haben, alle bestehenden Konzepte zu überprüfen und aufzuzeigen, wie sie ausgebaut werden können. Obwohl ich als Mitglied des Ausschusses für kulturelle Angelegenheiten die Forderung nach mehr kulturellen Projekten an Berliner Schulen unterstütze, kann man auch mit Sport und anderen außerunterrichtlichen Kooperationen Gewaltprävention betreiben. Deshalb fordert die SPD eine Evaluation aller Projekte, um in den kommenden Jahren die besten an unseren Schulen zu fördern.
Nun ist er mit Richtlinienkompetenz ausgestattet, aber wofür fühlt er sich eigentlich verantwortlich? Wie greift
er in dieses erschreckende Geschehen in der Stadt ein? Die WM ist gut, Herr Wowereit, aber was ist, wenn die WM vorbei ist und ein neues Schuljahr beginnt, in dem der junge Gewalttäter wieder in irgendeine Schule gehen muss? Leider ist dieser Junge kein Einzelfall. Er steht stellvertretend für viele andere Jugendliche, die ähnliche Probleme haben und bereiten.
Welche Verantwortung übernimmt der Bildungssenator? Wie macht er dem Finanzsenator – eigentlich müsste ich ihn Regierender Finanzsenator nennen – klar, dass es brennt? Die Zahl der Gewaltvorfälle in den Schulen steigt, vielleicht auch nur die Zahl der bekannt gewordenen Vorfälle, aber um so dringlicher rufen wir als CDUFraktion den Bildungssenator auf, endlich etwas Wirksames zu tun.
Wir rufen den Regierenden Bürgermeister auf, endlich Verantwortung zu zeigen, anstatt Berlin nicht nur für „arm, aber sexy“, sondern demnächst auch für „arm und gewalttätig, aber sexy“ zu erklären. Geben Sie den Lehrern das Handwerkszeug, mit schwierigen Schülern umzugehen!
Rot-Rot verabschiedet gerade eine Reform der Lehrerbildung, die alles schlimmer macht, als es schon ist. Bei der Reform des Lehrerstudiums bleibt der Praxisbezug so gering, wie es bisher der Fall ist. Dafür wird das Referendariat verkürzt. Die angehenden Lehrer haben dann noch weniger Zeit, in der Schule zu lernen, wie man eigentlich Wissen vermittelt und mit Konfliktsituationen umgeht. Rot-Rot verschlechtert damit die Qualität der Lehrerausbildung. Nicht einmal angesichts der stadtweit diskutierten Probleme übernehmen der Bürgermeister, der Bildungssenator oder gar der für Wissenschaft zuständige Senator Verantwortung. Die Deppen aber sind die Lehrer, denen man alle Verantwortung in die Schuhe schiebt und sie dann als leer und ausgebrannt diffamiert. Wie wollen Sie die Probleme beheben? Geben Sie den Schulen endlich Unterstützung für die zunehmenden erzieherischen Aufgaben, die in den Schulen bewältigt werden müssen! Schicken Sie Schulpsychologen und Erzieher nicht nur an Hauptschulen, sondern an alle Schulen, die Bedarf haben! Leider müssen wir hören, dass das Grundschulen genauso wie Gesamtschulen, Realschulen und Gymnasien sind.