Protocol of the Session on March 11, 2010

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Oder: „Sport Star’s Package – Erleben Sie die Eisbären live!“ – Da sind sie nur zwei Klicks von einem hervorragenden Sportereignis in Berlin inklusive Hotelübernachtung entfernt. Herr Statzkowski! Wenn das keine gute Vermarktung ist, dann weiß ich nicht, was eine gute Vermarktung ist.

[Beifall bei der SPD und der Linksfraktion]

Darüber hinaus können Sie unter der Adresse „berlinsportmetropole. de“ in Kürze auch sehr einfach Eintrittskarten für Sportveranstaltungen in Berlin buchen. Die weiteren werblichen Maßnahmen, die die Senatsverwaltung für Inneres und Sport durchführt, wie Präsenz und gezielte Werbung bei herausragenden sportlichen Großveranstaltungen müssen meines Erachtens nicht weiter erläutert werden, weil Sie selbst Ihnen bekannt sind. Deshalb, werte Kolleginnen und Kollegen, darf ich zusammenfassend feststellen, dass die Stärkung der Berliner Wirtschaftskraft durch die Ausnutzung der Potenziale des Berliner Sports bereits in vollem Gange ist und deshalb Ihres Antrags nicht bedarf. – Vielen Dank!

[Beifall bei der SPD und der Linksfraktion]

Frau Kollegin Kubala hat nun das Wort für die Fraktion der Grünen. – Bitte!

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe Sportsfreunde! Über das Thema „Sport als Wirtschaftsfaktor“ haben wir im Wirtschaftsausschuss ausführlich beraten. Die Koalition hatte am 22. Juni 2009 jede Menge Fachleute in das Abgeordnetenhaus geladen, und als Ergebnis dieser umfangreichen Anhörung, die ja doch ein wenig so etwas wie Selbstwerbung war, konnte man festhalten: Es steht schon sehr gut um die Sache „Sport und Wirtschaftsfaktor, Sport und Werbung“, aber es könnte besser werden.

[Beifall bei den Grünen und der CDU – Beifall von Christoph Meyer (FDP)]

Herr Kugler! Genau in diese Richtung geht der CDUAntrag. Es ist keine Frage: Berlin ist Sportstadt – bei Großereignissen. Manchmal läuft es gut wie beim BerlinMarathon, manchmal weniger gut wie beim Stadionfest ISTAF. Aber Fakt ist: Berlin ist Sportstadt. Berlin hat Großsportereignisse, auch viele kleine, dezentrale Ereignisse in den Bezirken, die leider viel zu wenig bekannt sind. Herr Kugler! Auch da würde durchaus etwas mehr Werbung guttun.

Sport ist Wirtschaftsfaktor, und das war auch Ergebnis dieser Anhörung. Ich muss mich wundern: Eigentlich waren sich die Anzuhörenden einig – auch mit der Koalition –, dass hier noch mehr getan und die Werbung für Berlin als Sportstadt ausgebaut werden kann. Warum stimmen Sie jetzt nicht dem CDU-Antrag zu, denn der hat genau das zum Gegenstand, nämlich für die Sportstadt Berlin noch mehr zu werben?

[Beifall bei den Grünen, der CDU und der FDP]

Wir wünschen uns allerdings auch, dass dann das Sportangebot in seiner Vielfalt mit in die Werbung hineinkommt – nicht nur die Großsportereignisse, sondern auch der Breitensport. Sport tut gut, Sport ist gesund, Sport ist auch ein Wirtschaftsfaktor, weil der volkswirtschaftliche Nutzen, wenn Menschen sich bewegen und Sport treiben, immens ist. Aber dann sollte auch für das Sportangebot in seiner Vielfalt geworben werden – selbstorganisiert, vereinsorganisiert, auf dem Tempelhofer Feld, auf Grünflächen oder auch in Stadien. Stimmen Sie also diesem Antrag zu! Er fordert mehr Werbung für den Sport. Eigentlich müssten sich darin alle einig sein, denn das war auch Ergebnis der Anhörung: Für die Sportstadt Berlin noch mehr zu werben!

[Beifall bei den Grünen, der CDU und der FDP]

Kollegin Dr. Hiller hat nun das Wort für die Linksfraktion. – Bitte!

Danke, Herr Präsident! – Liebe verbliebene Sportfreunde! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

[Heiterkeit – Ellen Haußdörfer (SPD): Wir zählen doppelt! – Özcan Mutlu (Grüne): Die anderen treiben draußen Sport!]

Nichts ist so gut, als dass es nicht noch besser werden könnte. Frau Kubala! Darin sind wir uns einig. In diesem Sinne ist die Diskussion auch ein Prozess, der uns dem Ziel einer guten Sportwerbung für Berlin näher bringt. So pauschal, wie man den Antrag befürworten kann, kann man ihn bei genauerem Hinsehen auch ablehnen. Denken Sie an Hertha! Ist das nun Werbung für den Berliner Sport oder eher nicht?

Andreas Kugler

[He! und Buhrufe – Unruhe]

Ich habe die Frage an Sie gestellt, und die beantworten Sie auch selbst. – Auch dieses gefühlte Bewusstsein von Kulturhauptstadt Berlin und Sportstadt Berlin ist für mich eine Wahrnehmung, die schwer messbar ist. Die Sportstadt Berlin existiert einfach. Denken Sie an die Bilder vom Berlin-Marathon! Die gehen um die Welt, die sind bekannt. Da muss man keine Eigenwerbung machen. Aus dieser Sicht frage ich, welche Stadt denn ansonsten Sportstadt ist. Leipzig? – Auf jeden Fall! Sportstadt Leipzig – ja! Aber auf der Rangliste der deutschen Städte ist Leipzig auf Rang 13, Berlin ist auf meiner Rangliste, glaube ich, auf Rang 1 oder 2. Da gab es unterschiedliche Platzierungen.

Ich meine, dass auch die Werbung für den Berliner Sport ganzheitlich gesehen werden muss. Man muss dann also auch Werbung in den Zusammenhang von Kultur, Geschichte und Sehenswürdigkeiten rücken. Das Berliner Olympia-Stadion als historisches Bauwerk,

[Sebastian Czaja (FDP): Der Olympiapark!]

als Bauwerk der Gegenwart mit dem historischen Pfad gehört zu den Standorten des Berliner Sports, muss beworben werden und kommt natürlich auch in der Werbung vor.

[Vereinzelter Beifall bei der Linksfraktion – Beifall von Markus Pauzenberger (SPD)]

Die Vertreter von Berlin Partner GmbH haben das auch ausdrücklich gesagt. Frau Kubala! Ich habe die Anhörung so verstanden, dass sehr vieles auf dem Weg ist, dass sehr vieles gemacht wird und dass es eines zusätzlichen Antrages nicht bedarf – noch dazu, wenn man eine so allgemeine Formulierung gebraucht: Der Berliner Sport soll stärker in den Mittelpunkt des Berlin-Tourismus gestellt werden. – Wenn man verantwortlich ist, wie wir das in der Regierung sind, fragt man dann schon, wie das aussehen soll. Sollen Touristen mehr Sport treiben können? Sollen mehr Werbefilme, in denen der Berliner Sport vorkommt, gedreht werden? Wer schaut sich die dann eigentlich an? Sollen mehr Sportplakate aufgehängt werden? – Also ein weites Feld, und Sie knallen das hier so pauschal rein.

Den Hinweis auf den Internetauftritt kann ich noch nachempfinden. Aber vielleicht darf man nicht nur bei „Sport“ klicken, sondern vielleicht muss man bei „Jenny Wolf“ klicken, um dann zu Sportveranstaltungen zu kommen. Vielleicht muss man „Hertha“ oder „Union“ anklicken und kommt dann zum Berliner Sport. Also einfach darauf zu verweisen, dass zum Begriff Sport zu wenig Input komme, scheint mir zu einfach, Herr Statzkowski! Ihr Antrag ist schon alt – vom 1. Juli 2008. Möglicherweise greift er auch die Kritik auf, die es zu Beginn an der BeBerlin-Kampagne sehr wohl gab, wo meines Erachtens Sport nicht vorkam. Dieses wurde korrigiert, und zur Leichtathletik-WM konnten wir einige Ergebnisse sehen. Ich meine deshalb, dass dieser Antrag überholt ist. Wir

müssen nicht etwas beschließen, was bereits auf einem guten Weg ist. – Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!

[Beifall bei der Linksfraktion und der SPD]

Herr Kollege Thiel hat nun das Wort für die FDPFraktion. – Bitte!

Vielen Dank, Herr Präsident! – Meine Damen und Herren! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen!

[Özcan Mutlu (Grüne): Die Allzweckwaffe!]

Ja, Herr Mutlu, da können Sie noch etwas lernen!

[Beifall bei der FDP und der SPD]

Geschätzte Frau Kollegin Hiller! Sie sind eine versierte Sportlerin. Warum nehmen Sie einen solchen Antrag nicht sportlich? Das gilt auch für Herrn Kugler. Ich habe Ihnen zugehört, und Sie sagten selbst, dass man immer noch Verbesserungen vornehmen kann. Warum schließen Sie sich dann nicht den Forderungen der Kollegin Kubala an? Warum sagen Sie nicht: Wunderbar, wir nehmen diesen Antrag mal als Grundlage?

[Andreas Kugler (SPD) meldet sich zu einer Zwischenfrage.]

Man muss auch daran erinnern, dass dieser Antrag am 1. Juli 2008 gestellt worden ist.

Gestatten Sie eine Zwischenfrage, Herr Kollege?

Aber selbstverständlich! – Moment, Herr Kugler! Lassen Sie mich noch den Satz zu Ende reden, dann höre ich Ihnen gern zu! – Und Sie selber sagten, dass es seit 2009 diese Kooperation gibt. Also hat dieser Antrag doch in jedem Fall schon etwas bewirkt. – So, jetzt bin ich ganz Ohr.

Herr Thiel! Sehen Sie denn in diesem Antrag irgendeinen konkreten Vorschlag, den umzusetzen sich lohnen würde, sodass man darauf aufsetzen oder anknüpfen könnte? Oder wie bewerten Sie diesen Antrag sonst?

[Özcan Mutlu (Grüne): Hat er doch gerade erklärt!]

Sie sprechen in der Tat an, dass dieser Antrag allgemein gehalten ist. Ich möchte Ihnen gerne wie folgt darauf antworten: Was mich an diesem Antrag reizt, ist, wenn hier gesagt wird, das Sportangebot analog dem Kult

Dr. Gabriele Hiller

urangebot mehr in den Vordergrund zu stellen. Ich habe darüber im Vorfeld zumindest die Fragen formuliert: Wo lässt sich Sport- und Kulturbewerbung vergleichen? Wo gibt es dort spezifische Unterschiede? Das lese ich aus diesem Antrag auch heraus, denn sicherlich kann man von Kulturwerbung lernen. Wenn man sich Berlin Tourismus Marketing ansieht, dann sieht man da schöne Banner für Kulturangebote. Warum sieht man keine Banner für Sportangebote?

[Beifall bei der FDP]

Das werden die Werbefachleute sicherlich beantworten können. Vielleicht ziehen die nicht so. Vielleicht liegt es auch daran, dass Sportangebote häufig nicht so langfristig sind wie Kulturangebote. Da gibt es sicherlich Unterscheidungen, aber wir können doch alle – zumindest ich, für mich genommen – nur etwas davon lernen, wenn ich solche Sachen vergleiche.

Sie haben recht, er ist sehr allgemein gehalten. Ich habe ihn auch mehr als einen Appell verstanden, dass wir das – und so habe ich den Kollegen Statzkowski in seinen Ausführungen auch verstanden –, was wir als Potenzial in der Stadt haben, bündeln sollten. Sie haben selber gesagt – das ist doch gar kein Widerspruch, Herr Kugler –, dass man sich seit 2009 intensiver um eine Sportvermarktung bemüht, und nicht nur bemüht, sondern auch erfolgreich tätig ist. Das ist doch für uns alle erfreulich. Das ist ein wunderbarer, richtiger Weg. Deswegen kann ich nicht verstehen, warum einen solchen Antrag einfach so abgelehnt wird.

Es ist bislang nichts geschehen, um z. B. unsere attraktiven Sportstätten zu bewerben. Wir haben seit einiger Zeit die O2-Arena. Das ist eine wunderbare, tolle Arena, und wer Basketball dort erlebt hat, weiß, da steppt der Bär, da geht die Post ab. Oder wenn Sie bei einem Sechstagerennen waren: Es gibt zurzeit in ganz Deutschland nur noch zwei Sechstagerennen, mehr nicht. Das ist eine riesige Familienfete. Warum das nicht auch stärker bewerben?

[Beifall bei der FDP – Dr. Gabriele Hiller (Linksfraktion): Das ist ausverkauft rund um die Uhr!]

Das ist ja wunderbar, und wenn es rund um die Uhr ausverkauft ist, dann werde ich es erst recht bewerben, denn die Knappheit eines Gutes macht es nur noch interessanter. Frau Hiller! Da unterscheiden sich sicherlich liberale Ökonomen von Planwirtschaftlern.

[Beifall bei der FDP]

Uns reicht es nicht, wenn es ausverkauft ist. Wir wollen Zusatznutzen für die Stadt haben. Deswegen müssen Leute in die Werbung gehen, die etwas von Werbung verstehen. Ich kann nur aus wirtschaftlicher Sicht sagen: Es macht Sinn, den Sport zu fördern, den Sport zu bewerben. Wir unterstützen diesen Antrag und wünschen uns noch viel mehr erfolgreiche, große Sportveranstaltungen für Akteure und Zuschauer in unserer Stadt. – Ich danke Ihnen!