Protokoll der Sitzung vom 14.12.2000

(Abg. Schmiedel SPD: 90 000 Volljobs!)

Wissen Sie, was die Konsequenz davon ist? Die Zahl der 630-DM-Jobs ist rasant gesunken, und die Schwarzarbeit steigt mit zweistelligen Zuwachsraten. Das ist das Ergebnis Ihrer unsinnigen 630-DM-Regelung.

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP sowie des Abg. Deuschle REP)

Das ist das Ergebnis davon!

Gehen Sie doch heute mal in die Gastronomie hinein, gehen Sie in die Bauwirtschaft hinein, gehen Sie überall dort hinein: Der große Wunsch dort lautet: Gebt uns endlich die 630-DM-Jobs wieder!

Ich sage Ihnen auch: Wenn es da an drei, vier Stellen einen Missbrauch gegeben hat, halte ich das für weniger schlimm

(Minister Dr. Döring)

(Lebhafte Unruhe bei der SPD – Abg. Drexler SPD: Das ist ja lächerlich!)

ja, das finde ich weniger schlimm – als den Schaden, den Sie jetzt damit angerichtet haben, der flächendeckend enorm ist.

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Zuruf des Abg. Schmiedel SPD)

Deswegen: Hören Sie auf mit Ihrer Regulierungswut.

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Abg. Drexler SPD: Es lebe der Gesetzesbruch! – Weite- re Zurufe von der SPD)

Das Wort erteile ich Herrn Abg. Schuhmacher.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Herr Nagel, ich möchte noch ein paar Sätze sagen. Ich bin eigentlich sehr froh über das, was unser Minister gesagt hat. Das Verhältnis in den Betrieben ist ja viel besser, als Sie es immer darstellen.

(Widerspruch bei der SPD)

Ja, doch. Wir reden mit den Betriebsräten. Aber wir wollen nicht, dass von außen in die Betriebe hineinregiert wird.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP – Abg. Dr. Salomon Bündnis 90/Die Grünen: Der Patron Schuhmacher!)

Wir wollen mit unseren Leuten bestimmen können, wie flexibel wir in unseren Betrieben sein können und wie flexibel wir auf den Wettbewerb in unserem Land reagieren können.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU und der FDP/ DVP – Zuruf der Abg. Carla Bregenzer SPD)

Frau Schlager, zur Teilzeitregelung haben Sie als Beispiel die Niederlande angesprochen. Wenn wir deren Teilzeitregelung hätten, könnten wir 390 000 zusätzliche Arbeitsplätze schaffen, aber nicht mit der Regelung, die uns hier vorgeschlagen wird. Deshalb darf diese Regelung nicht kommen.

(Abg. Sabine Schlager Bündnis 90/Die Grünen: Das ist doch die gleiche!)

Nein, das ist nicht die gleiche.

Es ist zwar richtig, dass viele ausländische Firmen zu uns kommen; eine ganze Reihe deutscher Firmen gehen aber auch ins Ausland.

(Abg. Sabine Schlager Bündnis 90/Die Grünen: Das war der Saldo, den ich Ihnen genannt habe! – Abg. Oelmayer Bündnis 90/Die Grünen: Aber das wollen Sie gar nicht zur Kenntnis nehmen, das ist schon klar!)

Wenn in der Zwischenzeit selbst unsere besten Betriebe in die Schweiz gehen, von der wir gemeint haben, sie sei für

uns nicht interessant, dann muss uns dies mindestens zu denken geben.

(Zuruf des Abg. Dr. Schäfer Bündnis 90/Die Grü- nen)

Zum Thema Arbeitsmarkt zitiere ich den Vorsitzenden des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung:

Die derzeitige Arbeitsmarktordnung ist zu starr, und wenn sich etwas bewegt, dann bewegt es sich rückwärts.

Genau das ist unsere derzeitige Situation.

Fazit: Unsere Wirtschaft braucht Vertrauen und Verlässlichkeit. Unsere Wirtschaft braucht nicht jeden Tag neue Fesseln und Erschwernisse, vor allen Dingen keine Ideologien. „Die Belastbarkeit der Wirtschaft erproben“ – das ist immer noch in Ihren Köpfen drin. Wir brauchen aber ein Bekenntnis zum freien Unternehmertum und zum Mittelstand.

Wir dürfen uns über die Leistungen in unserem Land freuen. Wir haben fleißige Arbeitnehmer, tüchtige Unternehmer und die kreativsten Erfinder. Daran ändert alle Schlechtrederei nichts.

Der Mittelstand in Baden-Württemberg hat eine gute Zukunft, und zwar nicht etwa, weil in Berlin eine gute Politik gemacht würde

(Abg. Oelmayer Bündnis 90/Die Grünen: Sondern weil die CDU regiert!)

nein, ich sage es Ihnen ganz genau –, sondern weil in den letzten 20 Jahren von der Landesregierung die Weichen richtig gestellt wurden. Wir wollen uns darum bemühen, dass das auch in Zukunft so weitergeht, und wir werden als Baden-Württemberger auch Spitze bleiben.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU und des Abg. Hofer FDP/DVP – Abg. Döpper CDU: Sehr soli- de!)

Das Wort erteile ich Herrn Abg. Schmiedel.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Die Bürokratiekostenbelastung ist tatsächlich ein wichtiges Thema. Deshalb ist es schade, wenn dieses Thema hier auf Stammtischniveau abgehandelt wird.

(Abg. Döpper CDU: Sagen Sie das mal zu Herrn Nagel! – Unruhe)

Ich nehme Sie, Herr Schuhmacher, dabei ausdrücklich aus, weil ich glaube, dass man sich mit Ihnen noch auf einer sachlichen Ebene verständigen kann.

(Abg. Göbel CDU: Was man von Ihrem Kollegen nicht unbedingt sagen kann!)

Was wird denn im Betriebsverfassungsgesetz neu geregelt? Ist es nicht längst überfällig, dass die Gruppenunterschiede

zwischen Arbeitern und Angestellten aufgehoben werden, was Wahlprozeduren und Sonderregelungen betrifft?

(Abg. Döpper CDU: Das ist doch gar nicht das Problem!)

Ist das nicht längst eine notwendige Anpassung an den betrieblichen Alltag?

Ist es nicht längst überfällig, dass man bei der Freistellung nicht nur zwischen Ganztagsfreistellung und keiner Freistellung wählen kann, sondern dass es auch die Möglichkeit einer Halbtagsfreistellung gibt? –

(Abg. Keitel CDU: Aber doch nicht mit fünf Mit- arbeitern!)

Ich höre nichts mehr von Ihnen, dann sind Sie also einverstanden.

Sie haben darauf hingewiesen, dass es zu einem Mehraufwand führt, wenn es mehr Betriebsräte gibt. Das Institut der deutschen Wirtschaft hat ausgerechnet, dass ein nicht freigestellter Betriebsrat im Durchschnitt 70 % seiner Arbeitszeit für Betriebsratsangelegenheiten aufwendet. Ich frage Sie, ob es nicht sinnvoll ist, den Versuch zu unternehmen, diese Betriebsratsarbeit auf mehr Schultern zu verteilen, damit die betriebliche Arbeit nicht so sehr beeinflusst ist.

(Abg. Haas CDU: Das stimmt doch gar nicht!)

Sie bauen einen Popanz auf, anstatt sich mit den Einzelheiten zu beschäftigen.