Protokoll der Sitzung vom 20.02.2001

(Zuruf von der CDU: Wir haben es nicht verteilt, wir haben nur darüber nachgedacht!)

Das ist eine sehr allgemeine Lebensweisheit. Es ist nicht in Ordnung, wenn man das macht.

(Zuruf des Abg. Haasis CDU)

Ich weiß gar nicht, was Sie gegen den Begriff „schöne Dinge“ haben. Natürlich sind das schöne Dinge, aber man muss sie bei einer seriösen Finanzpolitik gegenüber anderen Dingen und anderen Prioritätsentscheidungen verantworten können.

Deshalb noch einmal zum zentralen Punkt, werte Kolleginnen und Kollegen von der CDU:

(Abg. Hauk CDU: Jetzt wird es spannend!)

Wir sagen: Wir wollen den Erlös aus dem Verkauf von Beteiligungen in die Entschuldung des Landes stecken, weil wir im Landeshaushalt operativen Spielraum brauchen – im Landeshaushalt, nicht bei irgendeiner Stiftung –, damit wir an den Schulen dieses Landes endlich das notwendige Personal einstellen können. Dafür brauchen wir ihn.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Wir brauchen – offensichtlich im Gegensatz zu Ihnen – diesen Entschuldungsbeitrag, damit wir 180 Millionen DM an Zinsen und Tilgung einsparen können. Sie können sich ausrechnen, was das an Stellen für die Schulen unseres Landes bedeutet. Wenn wir sagen, wir würden jedes Jahr 5 000 Lehrerinnen und Lehrer an den Schulen einstellen, dann ist das ein seriöser Vorschlag.

(Abg. Seimetz CDU: Jedes Jahr 5 000!)

Er ist nämlich finanzpolitisch gedeckt.

Jetzt kommen wir zu dem, was Sie hier treiben – hören Sie gut zu, werter Herr Rektor Seimetz –:

(Abg. Seimetz CDU: 5 000 neue!)

Der Herr Ministerpräsident hat in einer Diskussion mit Frau Vogt fröhlich feixend gesagt: „Ich will sogar noch 500 Lehrer mehr einstellen, nämlich 5 500.“ Aber wie bezahlen Sie die denn, Herr Ministerpräsident?

(Abg. Drexler SPD: Das weiß er nicht! – Minister- präsident Teufel: Aus dem gleichen Haushalt wie Sie!)

Sie bezahlen sie offensichtlich nicht so wie wir. Wir würden das Geld aus dem Verkauf in die Entschuldung stecken

und damit Spielraum im Haushalt gewinnen. Wie bezahlen Sie sie denn?

(Beifall bei der SPD – Finanzminister Stratthaus unterhält sich mit Ministerpräsident Teufel.)

Dann – hören Sie gut zu, Herr Stratthaus, Sie müssen die nächsten Sachen noch mitkriegen, damit Sie Ihren Herrn Teufel beraten können – kommt die nächste Nummer. Der CDU-Landesparteitag beschließt: Jede Schülerin und jeder Schüler in Baden-Württemberg bekommt einen Laptop.

(Zuruf von der SPD: Jawohl!)

Kosten: 2 Milliarden DM. Das bedeutet 400 Millionen DM pro Haushaltsjahr. Herr Palmer hat bei der Jungen Union in einem Anflug von Wahrheitsliebe mitgeteilt,

(Minister Dr. Palmer: Das stimmt doch gar nicht!)

dass die Eltern das bezahlen sollen.

(Zuruf der Ministerin Dr. Annette Schavan – Abg. Drexler SPD: So! Er, der Palmer! – Abg. Bebber SPD: O-Ton! – Weitere Zurufe)

Aber Herr Teufel – dazu gibt es auch einen O-Ton vom Rundfunk, Herr Teufel – hat gesagt: Selbstverständlich bezahlen das nicht die Eltern,

(Abg. Dr. Salomon Bündnis 90/Die Grünen: Die Großeltern!)

sondern das bezahlen das Land und die Kommunen.

(Abg. Birzele SPD: Das stimmt gar nicht! Der hat etwas ganz anderes erzählt! – Zurufe von der CDU – Unruhe)

Das war O-Ton Teufel. Herr Teufel – ich habe mir die Stelle vom SWR vorspielen lassen; wissen Sie, ich höre mir die Dinge auch immer an –, Sie haben versprochen, die Laptops bezahlten das Land und die Kommunen. Jetzt hätte ich gerne einmal gewusst: Wie bezahlen Sie denn die 400 Millionen DM pro Jahr für die Laptops, die nach Ihrem Parteitagsbeschluss jede Schülerin und jeder Schüler bekommen soll, zusätzlich zu den 5 500 Lehrerstellen, die Sie – anders als wir bei unserem Vorschlag – nicht gedeckt haben und wofür Sie keinen seriösen Finanzierungsvorschlag haben? Dann müssen Sie noch die Vorfinanzierung für Stuttgart 21 leisten und die neue Messe auf den Fildern bezahlen. Das summiert sich dann.

In einer solchen Haushaltssituation bei rückläufigen Steuereinnahmen – das ist doch klar; wir wollten auch, dass sie zurückgehen, denn wir haben im Bund ja ein Steuerentlastungsprogramm verabschiedet – und bei den Versprechungen, die Sie abgegeben haben, geht Herr Teufel her und sagt: „Ich verspreche euch allen alles: Laptops ohne Ende. 18 Standorte kriegen etwas, Lehrer gibt es en masse, und eine Landesstiftung mache ich auch noch.“ Mit einer solchen Politik, glaube ich wirklich, unterschätzen Sie die Intelligenz der Bevölkerung dieses Landes nachhaltig.

(Beifall bei der SPD und der Abg. Renate Thon Bündnis 90/Die Grünen)

Ich frage mich, wer Ihnen Ihre Finanzplanung eigentlich macht

(Abg. Drexler SPD: Der Stratthaus nicht!)

oder wie Sie diese eigentlich unterlegen. Dass das Herr Stratthaus ist, kann ich mir nicht vorstellen. Herr Stratthaus nickt zwar alles ab; aber dass er diesen Unfug auch noch gerechnet hat, kann ich mir nicht vorstellen.

(Abg. Drexler SPD: Der Scheffold vielleicht!)

Vielleicht macht es Ihr Parteicomputer, Herr Ministerpräsident.

(Heiterkeit bei der SPD – Abg. Drexler SPD: Sehr gut!)

Dem traue ich das zu. Der verschluckt E-Mails, wenn Herr Teufel ein Plakat gegen den Bundeskanzler angestiftet hat und nachher nicht mehr dazu stehen will. Der spaltet auch, wenn Not am Mann ist, Parteispenden so auf, dass man sie nicht veröffentlichen muss.

(Zuruf von der CDU: So ein Quatsch!)

Herr Stratthaus, Herr Teufel, geben Sie zu: Ihre Finanzversprechungen sind über Ihren Parteicomputer gerechnet worden.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten des Bünd- nisses 90/Die Grünen)

Das Wort erteile ich Herrn Fraktionsvorsitzendem Oettinger.

(Abg. Bebber SPD: Gibts den auch noch? – Abg. Dr. Salomon Bündnis 90/Die Grünen: Phönix aus der Asche!)

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen, meine Herren! Im Kern lautet der Vorwurf des Kollegen Maurer,

(Abg. Birzele SPD: Richtig!)

dass hier Versprechen gemacht werden, die man nicht einhalten könne. Wissen Sie, lieber Kollege Maurer, die CDU in Baden-Württemberg, auch in der großen Koalition und in den letzten fünf Jahren mit der FDP/DVP, hat immer darauf Wert gelegt, dass man zu Beginn einer Wahlperiode eine Perspektive aufbaut

(Abg. Birgit Kipfer SPD: 2 500 Lehrerstellen!)

und sie am Ende eingehalten hat.

(Abg. Carla Bregenzer SPD: 2 500 Lehrer!)

Genauso war es auch in dieser Wahlperiode. Schauen Sie einmal die Koalitionsvereinbarung von CDU und FDP/ DVP an: Praktisch jeder Punkt realisiert, alles in die Tat umgesetzt, jedes Versprechen gehalten. Baden-Württemberg ist in der Landespolitik davon geprägt, dass auf das Wort, auf die Aussage, auf die Perspektive der Regierung und der sie tragenden Fraktionen im Grunde genommen Verlass ist.

(Abg. Dr. Salomon Bündnis 90/Die Grünen: Was ist das jetzt für ein Bekenntnis?)