Protokoll der Sitzung vom 12.04.2000

Das Wort erteile ich Frau Ministerin Dr. Schavan.

(Abg. Dr. Salomon Bündnis 90/Die Grünen: Aha! Der Tiger setzt zum Sprung an!)

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Eigentlich fand ich, dass alles gesagt ist.

(Abg. Nagel SPD: Nur nicht von Ihnen!)

Noch nicht von jedem. Das ist auch wahr, jawohl.

(Abg. Deuschle REP: Sagen Sie mal was zu dem von Frau Merkel!)

Wenn Herr Maurer halt jedes, aber auch jedes Plenum nutzt,

(Abg. Zeller SPD: Um die Wahrheit zu sagen!)

um in einer großen Geste des Unwissenden unsere Schulen und das, was sie leisten, und das, was da möglich ist, kaputtzureden,

(Abg. Maurer SPD: Ach Gott, ach Gott!)

dann bin ich es schon den Schulen schuldig, darauf einzugehen.

(Beifall bei der CDU und des Abg. Pfister FDP/ DVP – Abg. Zeller SPD: Die leiden ja unter Ih- nen!)

Nein, nein. – Dieses unentwegte Nörgeln, dieses unentwegte Reinreden in Arbeit, die gut ist, die weitergeht, ist unerträglich für unsere Schulen.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU und der FDP/ DVP)

Wir haben morgen ja noch mehr Gelegenheit, wir brauchen heute noch nicht alles zu machen. Morgen geht es weiter. Heute also Teil 1.

(Abg. Wintruff SPD: Morgen wirds schlimmer! – Abg. Dr. Salomon Bündnis 90/Die Grünen: Ich würde sagen: die unendliche Geschichte!)

Erster Punkt: Sie sagen, es gäbe nicht genügend berufliche Vollzeitangebote.

(Abg. Zeller SPD: So ist es!)

Die, die aus dem Metier kommen, wissen: Erstens gibt es in Baden-Württemberg rund 40 % Schülerinnen und Schüler in beruflichen Vollzeitschulen. Einen so hohen Anteil gibt es nirgendwo sonst. Das hat damit zu tun – –

(Abg. Zeller SPD: Weil andere Länder andere Strukturen haben! Das wissen Sie doch auch!)

Lieber Herr Zeller, jetzt rede ich, und nachher können Sie reden.

(Abg. Zeller SPD: Der Vergleich hinkt doch!)

Nein, der hinkt überhaupt nicht. – Das hat damit zu tun, dass wir 170 berufliche Gymnasien haben und in diesen 170 beruflichen Gymnasien Schwerpunkte mit Zukunft, Schwerpunkte, die genau in die Debatte um die Greencard gehören. Dazu gehört zum Beispiel der Leistungskurs Gestaltungs- und Medientechnik, den wir an 16 Standorten eingeführt haben.

Sie wissen auch, Herr Zeller – regen Sie sich nicht so auf, so schlimm ist es doch nicht –, dass berufliche Vollzeitangebote nur Sinn haben, wenn wir sie mit der Wirtschaft, mit den Branchen wirklich absprechen.

(Abg. Haas CDU: Das weiß er nicht!)

Berufliche Vollzeitangebote bedeuten nur dann Zukunftschancen für die junge Generation, wenn sie abgesprochen sind und wenn nach diesem Angebot auch tatsächlich eine Beschäftigung, ein Studium, eine weitere Ausbildung möglich ist.

(Abg. Haas CDU: Das ist zu kompliziert für Herrn Maurer! – Abg. Wintruff SPD: Das hat er doch ge- sagt!)

(Ministerin Dr. Annette Schavan)

Deshalb liegt die Priorität in diesem Bereich – und damit komme ich zum zweiten Punkt – bei der Schaffung von Ausbildungskapazitäten in der dualen Ausbildung. Meine Damen und Herren, in Baden-Württemberg gab es 1997, als das neue Berufsbild geschaffen wurde, also vor genau drei Jahren, rund 600 Ausbildungsplätze und damit verbundene Kapazitäten. In diesem Jahr gibt es 3 600 Schülerinnen und Schüler im Bereich der dualen Ausbildung in der IT-Branche – also in drei Jahren von 600 auf 3 600.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Abg. Win- truff SPD: Das sind nicht mal 10 % in diesem Be- reich!)

Ich bin davon überzeugt, dass in diesem Bereich das größte Wachstum erreicht werden muss. Ich erinnere noch einmal daran – und das ist insgesamt ein Problem, nicht nur für diese Branche –, dass wir Ende der Achtzigerjahre in Baden-Württemberg rund 100 000 Ausbildungsplätze gehabt haben, Mitte der Neunzigerjahre 67 000 und Ende der Neunzigerjahre 76 000. Das heißt, Ende der Neunzigerjahre fehlten uns im Verglich zum Ende der Achtzigerjahre 24 000 Ausbildungsplätze, und wir werden in den nächsten Jahren noch mehr als diese 24 000 Ausbildungsplätze brauchen. Das ist der Gesamtbereich.

(Abg. Wintruff SPD: Die bräuchten wir heute schon!)

Im Bereich der IT-Branche und einiger anderer Zukunftsbranchen aber gibt es ein Wachstum, das sich sehen lassen kann. Wir werden zum nächsten Schuljahr an einer Reihe von Standorten weitere Gruppen aufmachen.

Dritter Punkt: der Computer. Ich wundere mich nun wirklich, Herr Maurer, dass Sie unentwegt auf ein Thema zu sprechen kommen, das für Sie jedenfalls nicht zu einer Erfolgsgeschichte wird. Baden-Württemberg hat jeder Schule die Möglichkeit gegeben, nicht nur multimediafähige PCs, sondern auch die damit verbundenen Anschlüsse zu bekommen. Natürlich gibt es noch die eine oder andere Grundschule, die noch nicht angeschlossen ist.

(Abg. Dr. Salomon Bündnis 90/Die Grünen: Und wer hat da was davon?)

Natürlich gibt es auch noch die eine oder andere Schule, die sagt: Irgendwie sind wir noch nicht so weit. Aber 100 % der Schulen haben die Voraussetzungen. Das ist das eine.

(Abg. Brechtken SPD: Dazu braucht man nur eine Steckdose!)

Das Zweite ist die Zahl der Computer. – Ich weiß es ja. Wenn Sie mir einfach noch zwei Minuten geben, kriegen Sie den Rest auch noch.

(Abg. Dr. Salomon Bündnis 90/Die Grünen: Ge- ben Sie uns doch gleich den Rest!)

Jawohl, mit Vergnügen.

In Baden-Württemberg gibt es auf 13 Hauptschüler einen Computer, 13 : 1. Im gesamten Bereich der beruflichen Bildung sind wir nahezu zu 100 % ausgestattet. Ich glaube,

das Verhältnis liegt jetzt bei 8 : 1. Das heißt, im Bereich der weiterführenden Schulen ist in den letzten Jahren ein enormer Schub passiert.

Im Medienbeirat wird gerade die nächste Phase vorbereitet, weil nach dieser ersten großen Offensive natürlich jetzt die Kommunen fragen: Wie wird es mit den Folgekosten? Wie wird es mit der Netzwerkbetreuung?

(Abg. Dr. Salomon Bündnis 90/Die Grünen: Sehr richtig!)

Wie schaffen wir eine richtige Verbindung von Fachräumen,

(Abg. Bebber SPD: Reden Sie einmal mit der IHK Stuttgart!)

von mobilen Geräten, von Medienecken? Das ist schon wahr. Nur: Man muss dann mit allen Beteiligten in einer klugen Weise zu einem Konzept kommen, das realisierbar ist. Das, was in den letzten vier Jahren realisiert worden ist, ist ein enormer Fortschritt, der von den Betrieben und von unseren Schulen akzeptiert wird.

(Abg. Dr. Salomon Bündnis 90/Die Grünen: Zu wenig! Gehen Sie nach Irland! Gehen Sie nach Holland!)

Ich sage aber auch bei dieser Gelegenheit wieder: Ein sinnvolles Konzept wird erst daraus, wenn Technik und Pädagogik zusammenkommen. Deshalb besteht unser Interesse nicht nur darin, weitere Computer anzuschaffen, sondern auch darin, die Pädagogik, die Lehrerfortbildung weiterzuentwickeln, junge Menschen – –

(Abg. Zeller SPD: Dazu haben Sie aber lange ge- braucht!)

Nein, dazu haben wir nicht lange gebraucht. 10 000 Lehrer und Lehrerinnen in Baden-Württemberg sind als Multimediaberater und als Netzwerkbetreuer ausgebildet.