Protokoll der Sitzung vom 28.06.2000

(Abg. Dr. Salomon Bündnis 90/Die Grünen: Ich sprach von Gas, Sie Schwachkopf!)

Mit Gas wollen Sie das? Wunderbar, dann habe ich jetzt endlich die Antwort. Sie wollen das mit Gas machen.

(Abg. Dr. Caroli SPD: Noch nie was von GuD ge- hört?)

Ja, die GuD-Kraftwerke, das wissen wir alles. Das heißt dann aber klipp und klar, dass Sie nicht bereit sind, zukünf

tig Klimaschutz zu betreiben. Das ist die klare Aussage. Vielen Dank.

(Beifall bei Abgeordneten der Republikaner)

Eines noch, falls Sie es noch nicht mitbekommen haben sollten: Kraft-Wärme-Kopplung funktioniert bis heute nur, wenn sie subventioniert wird.

(Zuruf der Abg. Marianne Erdrich-Sommer Bünd- nis 90/Die Grünen)

Ich bin gespannt, wie Sie das in Zukunft auf dem europäischen Markt vertreten wollen.

Ich sage es noch einmal: Sie haben kein Konzept; Sie haben keine klare Vorstellung. Was Sie hier vertreten, ist verantwortungslos. Insofern kann man Ihrem Vorschlag nur folgen: Denken wir uns Rot-Grün möglichst rasch aus der Politik weg.

(Beifall bei den Republikanern)

Meine Damen und Herren, es liegen keine weiteren Wortmeldungen vor. Damit ist Tagesordnungspunkt 1 beendet.

Ich unterbreche die Sitzung bis 14:00 Uhr.

(Unterbrechung der Sitzung: 12:58 Uhr)

(Wiederaufnahme der Sitzung: 14:02 Uhr)

Meine Damen und Herren, die unterbrochene Sitzung wird fortgesetzt.

Bevor ich den nächsten Tagesordnungspunkt aufrufe, will ich darauf aufmerksam machen, dass nach der bisherigen Zeitkalkulation der Landtagsverwaltung das Sitzungsende um 21 Uhr wäre. Es liegt an den Rednerinnen und Rednern und den Vertretern der Landesregierung, dazu beizutragen, dass wir diesen späten Zeitpunkt nicht erreichen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 2 auf:

Aktuelle Debatte – Versagt die Landesregierung beim Schutz vor Kampfhunden? – beantragt von der Fraktion der SPD

Das Präsidium hat für die Aktuelle Debatte die übliche Gesamtdauer von 50 Minuten festgelegt. Darauf wird die Redezeit der Regierung nicht angerechnet. Für die einleitenden Erklärungen der Fraktionen und für die Reden in der zweiten Runde gilt jeweils eine Redezeit von fünf Minuten. Im Übrigen gilt, wie Sie wissen, dass die Aussprache in freier Rede zu führen ist.

Für die SPD-Fraktion darf ich Herrn Abg. Dr. Caroli das Wort erteilen.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Spätestens nach den tragischen Ereignissen in Hamburg und in Köln

(Abg. Haas CDU: Das haben Sie aber nicht ge- wusst, als Sie die Debatte beantragt haben!)

ist es höchste Zeit, dass der Untätigkeit und der Verharmlosung dieses Problems ein Ende bereitet wird.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Wir dürfen nicht länger zulassen, dass in unserem Land Hundehalter – gegebenenfalls zur Lösung eigener psychischer Probleme bzw. zur Überhöhung des eigenen Egos – mit Tieren herumlaufen, die zu gefährlichen Kampfmaschinen abgerichtet sind.

Meine Fraktion hat in der vergangenen Woche diese Aktuelle Debatte beantragt, weil wir es leid waren, noch länger auf eine längst überfällige Verordnung zu warten. Ich stelle heute mit Genugtuung fest, dass nach der gestrigen Presseerklärung der Landesregierung unser Drängen Erfolg hatte.

Es spricht allerdings Bände, dass einen Tag vor der heutigen Debatte die baden-württembergische Landesregierung neuerlich ihre Kampfhundeverordnung ankündigt, sie aber erst im Juli im Kabinett behandeln will und sie erst im Herbst in Kraft treten soll. Weil es eine wirksame Kampfhundeverordnung in Bayern seit dem Jahr 1992 gibt, an die sich der Entwurf der Landesregierung anlehnt, erlaube ich mir die Feststellung: Das Thema wurde seit 1992 von der Landesregierung schlicht verschlampt.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen – Zuruf des Abg. Haas CDU – Abg. Pfiste- rer CDU: Habt ihr damals mitgeschlafen?)

Dabei besteht aller Grund, dieses Thema ernst zu nehmen, wenn man bedenkt, dass im Jahr1999 35 000 Menschen angefallen wurden, dass in Stuttgart im Jahr 1999 368 Vorfälle zu verzeichnen waren. Es ist meines Erachtens höchste Zeit gewesen, jetzt eine Verordnung zu entwerfen. Dabei haben wir das Gefühl, dass sie mit heißer Nadel gestrickt wurde; denn bei der gestrigen Pressekonferenz des Ministerpräsidenten, in der er auf dieses Thema angesprochen wurde, konnte er über den Inhalt der eigenen Verordnung der Landesregierung überhaupt nichts sagen.

Ganz offensichtlich wusste vor wenigen Tagen auch Frau Ministerin Staiblin von den Tätigkeiten des Innenministeriums noch nichts. Ich darf aus einer Zeitung zitieren:

Noch diese Woche

so wird dort berichtet; das war damals vor anderthalb Wochen –

wird ein Brief das Ministerium Richtung Berlin verlassen, in dem die Bundesregierung dazu aufgefordert wird, endlich etwas gegen die Zucht von Kampfhunden zu tun.

(Heiterkeit des Abg. Maurer SPD)

Die gleiche Zeitung schreibt:

Besser wäre es allerdings gewesen, diesen Brief an die Kollegen vom Stuttgarter Innenministerium weiterzuleiten.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten des Bünd- nisses 90/Die Grünen)

Meine Damen und Herren, der Verantwortliche in diesem Innenministerium in Baden-Württemberg, Herr Schäuble nämlich, hat sich heute Morgen auch dazu geäußert, und das möchte ich auch einmal zitieren.

Er sagte nämlich, man könne das Problem mit den Maßnahmen, die bisher diskutiert werden, nicht lösen. Er lobte – jetzt Zitat – die Situation in Bayern und erinnerte daran, dass Baden-Württemberg Anfang der Neunzigerjahre ähnliche Gesetze erlassen habe, aber von den Gerichten gestoppt worden sei. Er hoffe auf mehr Erfolg im zweiten Anlauf.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, 1992 wurde das Vorhaben Baden-Württembergs gestoppt. 1994 hat Bayern mit seiner Verordnung beim Staatsgerichtshof in etwa Recht bekommen. Ich stelle jetzt die Frage: Was ist von 1992 bis zum Jahr 2000 geschehen?

(Heiterkeit des Abg. Krisch REP)

War die Notwendigkeit, eine solche Verordnung herauszugeben, in diesen acht Jahren überhaupt nicht mehr gegeben? Nach unserer Auffassung hat die Landesregierung in dieser für die Bevölkerung wichtigen Frage versagt. Ich kann nur hoffen, dass der Entwurf schnellstmöglich rechtswirksam wird, auch wenn er vielleicht später nachgebessert und ergänzt werden muss.

Wichtig ist aber auch, dass wir wegkommen von der reinen Hunderassenlehre und uns stärker den gefährlichen oder schlicht unzuverlässigen Haltern widmen; denn sonst haben wir in ein paar Jahren das gleiche Problem mit denselben Haltern, die andere Hunde zu erhöhter Aggressivität erziehen und damit ein fast genauso großes Risiko darstellen.

Ebenso wie beim ausufernden Waffenbesitz haben wir es hier mit dem Problem eines übertriebenen Verständnisses von freier Entfaltung der Persönlichkeit zu tun, und zur freien Entfaltung der Persönlichkeit braucht man in Deutschland weder Waffen noch aggressive Hunde.

Danke schön.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten des Bünd- nisses 90/Die Grünen)

Das Wort erhält Herr Abg. Rech.

(Abg. Walter Bündnis 90/Die Grünen: Da müsste doch jetzt der Birk sprechen!)

Herr Präsident, meine Damen und Herren Kollegen! Den Gefallen werde ich Ihnen nicht tun. Herr Kollege Caroli, mit allem Respekt, aber so einfach kann man sich dem schwierigen Kern des Problems natürlich nicht nähern.

(Beifall bei der CDU)