Protokoll der Sitzung vom 25.10.2001

Meine Damen und Herren! Ich eröffne die 11. Sitzung des 13. Landtags von Baden-Württemberg und begrüße Sie.

Urlaub für heute habe ich Herrn Abg. Gustav-Adolf Haas erteilt.

Dienstlich verhindert sind Herr Ministerpräsident Teufel und Herr Finanzminister Stratthaus.

Bevor wir in die Tagesordnung eintreten, möchte ich noch Veränderungen bekannt geben:

Die Fraktionen haben sich darauf verständigt, den auf Ihren Tischen liegenden

Antrag der Fraktion der CDU, der Fraktion der SPD, der Fraktion der FDP/DVP und der Fraktion GRÜNE – Olympia nach Baden-Württemberg holen: Gemeinsam für Olympische Spiele im Land – Drucksache 13/351

in der heutigen Plenarsitzung zu verabschieden. Ich schlage Ihnen deshalb vor, diesen Antrag als neuen Punkt 8 in die Tagesordnung aufzunehmen. – Sie sind damit einverstanden.

Außerdem wurde der Wunsch geäußert, den Tagesordnungspunkt 6 durch einen Buchstaben c:

Antrag der Fraktion der CDU und der Fraktion der FDP/DVP und Stellungnahme des Sozialministeriums – Drogenpolitik in Baden-Württemberg – Drucksache 13/105

zu ergänzen. Ich gehe davon aus, dass Sie auch damit einverstanden sind. – Das ist der Fall. Dann ist die Tagesordnung entsprechend ergänzt.

Wir treten dann in die Tagesordnung ein.

Ich rufe Punkt 1 der Tagesordnung auf:

a) Aktuelle Debatte – Stellenwert des Verbraucherschutzes in Baden-Württemberg – beantragt von der Fraktion GRÜNE

b) Antrag der Fraktion der SPD und Stellungnahme des Wirtschaftsministeriums – Anbieterunabhängige Verbraucherinformation in einem deregulierten Markt – Drucksache 13/239

Das Präsidium hat für die Aktuelle Debatte und die Aussprache über den Antrag eine Gesamtredezeit von 40 Minuten festgelegt. Darauf wird die Redezeit der Regierung nicht angerechnet. Für die einleitenden Erklärungen der

Fraktionen und für die Redner in der zweiten Runde gilt jeweils eine Redezeit von fünf Minuten. Ich darf die Mitglieder der Landesregierung bitten, sich ebenfalls an diesen Zeitrahmen zu halten.

Das Wort erteile ich Herrn Abg. Walter.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Eine der herausragenden Gewohnheiten von Erwin Teufel ist das häufige Vorlesen von Tabellen, aus denen hervorgehen soll, dass Baden-Württemberg in allem Spitze ist.

(Abg. Blenke CDU: Da hat er auch Recht! – Abg. Seimetz CDU: Wo er Recht hat, hat er Recht!)

Deswegen haben wir, Herr Kollege Seimetz, auch noch keine Tabelle zum Verbraucherschutz gehört; denn er müsste sich nämlich auf den Kopf stellen oder von hinten lesen, um festzustellen, dass wir dort Spitze wären. Da liegen wir nämlich auf dem vorletzten Platz.

(Abg. Dr. Salomon GRÜNE: So ist es!)

Jetzt kommt die FDP/DVP und sagt: Es gibt jetzt ja 500 000 DM mehr pro Jahr. Prima! Nur: Den vorletzten Platz verlassen wir deswegen trotzdem noch nicht. Das sind doch nicht einmal 5 Pfennig pro Einwohner zusätzlich, sodass wir dann gerade bescheidene 38 Pfennig pro Einwohner dafür ausgeben. Zum Vergleich: MecklenburgVorpommern gibt 1,37 DM, Nordrhein-Westfalen 1,22 DM, und wir geben – nach der Erhöhung – gerade einmal 38 Pfennig pro Einwohner für Verbraucherschutz aus. Die 500 000 DM, die Sie der Verbraucherzentrale jetzt ganz generös noch zusätzlich geben wollen, reichen gerade aus, die bisher schon aufgelaufenen Fehlbeträge auszugleichen. Eine Weiterentwicklung der Verbraucherzentralen – genau das, worauf es jetzt eigentlich ankommt – ist dadurch nicht möglich. Es fehlt – das wissen Sie alle selbst – an Personal.

(Abg. Beate Fauser FDP/DVP: Über 70 Mitarbei- ter!)

Schon heute sind einige Stellen nicht besetzt. Die Telefonberatung, die ja eine große Bedeutung für die Verbraucherzentrale hat, kann deswegen nicht im erforderlichen Maße durchgeführt werden. Das heißt, dank CDU und FDP/DVP wird das Belegtzeichen weiterhin die Erkennungsmelodie der Verbraucherzentrale sein.

(Beifall bei den Grünen)

Vielleicht, meine Damen und Herren, sollte man dieses Belegtzeichen mit den Worten von Herrn Döring unterlegen: „Das machen wir.“ Das war nämlich seine Antwort auf die Frage, ob es mehr Geld gibt. Die Kofinanzierung der EuroInfostelle, meine Damen und Herren, ist mit diesen 500 000 DM ebenfalls nicht gesichert. Wenn wir dann sagen: „Nehmen Sie dieses Geld für Kehl“, dann bedeutet das, dass die restlichen Verbraucherzentralen im Land noch weiter unterfinanziert sind.

(Abg. Drautz FDP/DVP: Waren Sie schon einmal in Kehl?)

Da war ich schon, Herr Drautz, wahrscheinlich lange vor Ihnen.

Ist es das, meine Damen und Herren von der CDU, was Sie anstreben, diese chronische Unterfinanzierung der Verbraucherzentrale? Diese Frage müssen Sie sich an dieser Stelle gefallen lassen.

(Abg. Dr. Salomon GRÜNE: Das sind doch Wahl- versprechen!)

Jetzt, meine Damen und Herren, wird vom Wirtschaftsministerium auf die neuen Medien verwiesen. Das ist ja sehr gut, und das ist auch richtig. Nur: Auch diese neuen Medien müssen von Menschen bearbeitet werden. Es kann sich vielleicht der Herr Döring leisten, seine Homepage nur alle fünf Jahre zu aktualisieren; die Verbraucherzentrale kann das nicht machen.

(Beifall bei den Grünen)

Diese 38 Pfennig, Herr Hofer, sind kein Grund zur Freude und kein Grund zum Jubeln für die FDP/DVP. Im Gegenteil, diese 38 Pfennig pro Einwohner sind mehr als schäbig.

(Abg. Hofer FDP/DVP: Jetzt gönnen Sie uns doch auch einmal einen kleinen Erfolg!)

Das zeigt doch auch, welchen Stellenwert der Verbraucherschutz für Sie in einem hoch industrialisierten Land wie Baden-Württemberg hat.

(Zuruf des Abg. Dr. Salomon GRÜNE)

Schäbig, meine Damen und Herren, ist aber nicht nur die Zahl; schäbig ist auch der Umgang mit der Verbraucherzentrale und damit auch mit den Verbraucherinnen und Verbrauchern im Lande, die auf diese Zentrale angewiesen sind. Erinnern wir uns: Im Februar/März, das heißt kurz vor der Wahl und zu Zeiten der BSE-Diskussion, haben sich Herr Döring und Herr Palmer in den Aussagen überboten, welchen Stellenwert die Verbraucherzentrale habe, wie wertvoll sie sei und dass sie auf jeden Fall mehr Geld bekomme. Herr Palmer ist jetzt völlig untergetaucht. Wir wissen gar nicht mehr, was für eine Meinung er jetzt dazu hat.

(Abg. Dr. Salomon GRÜNE: Ist der noch im Amt?)

Der ist, glaube ich, noch im Amt; so heißt es zumindest.

Aber eines ist klar: Wer Verbraucherschutz ernst nimmt, Herr Döring, der nimmt ihn nicht nur ernst, wenn es Krisen

gibt, sondern der setzt auf einen vorbeugenden Verbraucherschutz. Das ist genau das Problem in der Diskussion, die wir jetzt haben. Ich frage Sie: Was tun Sie in der nächsten Diskussion? Versprechen Sie dann wieder mehr? Glauben Sie, dass noch irgendjemand Ihnen ein Wort glaubt?

(Zuruf des Abg. Dr. Salomon GRÜNE)

In der ganzen Debatte haben Sie Ihre Glaubwürdigkeit verloren.

Wenn ich dann lese, Herr Döring habe – das ist jetzt die Erklärung, die er für seinen Meinungsumschwung gibt – Anfang des Jahres noch nicht gewusst, dass es ein striktes Sparprogramm gibt, dann frage ich mich: Sind Sie nun Mitglied dieser Regierung, sind Sie da stiller Beobachter, oder sind Sie nur Befehlsempfänger?

(Heiterkeit des Abg. Dr. Salomon GRÜNE)

Es kann ja wohl nicht wahr sein, dass Sie Anfang des Jahres davon noch nichts wussten.

(Beifall bei den Grünen)

Jetzt frage ich Sie, meine Damen und Herren: Was kann man eigentlich von demjenigen halten, der seit Jahr und Tag durchs Land rennt und ab 2006 die Nullverschuldung verspricht und dann irgendwann erkennt: „Dazu muss ich ja auch noch sparen“? Das ist ja wirklich lächerlich. Das glaubt doch kein Mensch.

(Heiterkeit und Beifall bei den Grünen)

Ich sage Ihnen: Der Döring wollte nur Ruhe bis zur Wahl haben.

(Minister Dr. Repnik: Wer ist „der Döring“? Sie meinen den Herrn Minister Döring!)