Protokoll der Sitzung vom 19.07.2001

Salomon stellt Bezirke und Kreise infrage, Oelmayer bringt die Region in den Vordergrund. Und trotzdem fordern Sie eine unabhängige Expertenkommission. Genau darum geht es heute.

Ich glaube, dass die Politik ein Mandat hat, dass wir eine Meinung und auch Sachkunde haben und deswegen der Streit um die Struktur berechtigt ist. Dafür sind aber nicht unabhängige Dritte notwendig, sondern wir sollten bitte schön den Mut haben, durch eigene Anträge, durch Gesetz

entwurf das zu fordern, was aus unserer Sicht richtig, notwendig, veränderungsbedürftig ist.

(Beifall bei der CDU)

Die Forderung nach einer Expertenkommission ist ein Schutzschild, eine scheinheilige Geschichte. Im Grunde genommen versuchen die beiden Anträge den Eindruck zu erwecken, Sie seien ergebnisoffen,

(Abg. Drexler SPD: Natürlich!)

während Ihre Meinungsbildung längst abgeschlossen ist.

(Abg. Fischer SPD: Nein! – Abg. Dr. Salomon GRÜNE: Da gibt es noch tausend Fragen, die nicht geklärt sind!)

Herr Kollege Oelmayer, ich halte die jetzige Struktur für tragfähig und bin trotzdem der Auffassung, dass die regionale Ebene als Ergänzung Zukunft haben muss.

(Abg. Dr. Salomon GRÜNE: Was für ein Eier- tanz!)

Ergänzung und nicht Gegensatz heißt die Antwort auf das, was von Ihnen zitiert worden ist.

Sie sagen: uneffektiv, nicht transparent, nicht bürgerfreundlich, nicht sachgerecht. Ständig sprechen Sie ein negatives Urteil über alle,

(Abg. Dr. Salomon GRÜNE: Nein, nein!)

die derzeit im Landratsamt oder im Regierungspräsidium für das Land Baden-Württemberg tätig sind.

(Beifall bei der CDU – Widerspruch bei der SPD und den Grünen)

Dabei erfüllen die Mitarbeiter, die Beamten, Arbeiter und Angestellten in den Landratsämtern und bei den Regierungspräsidien für das Land Baden-Württemberg ihre Aufgaben gut, machen sie bei nüchterner Betrachtung einen guten Job,

(Abg. Dr. Salomon GRÜNE: Das hat niemand in- frage gestellt! – Abg. Kretschmann GRÜNE: Wenn man so argumentiert, kann man nie etwas erreichen!)

und ich spreche ihnen ausdrücklich namens der CDU-Fraktion unser volles Vertrauen aus.

(Beifall bei der CDU)

Frau Kollegin Grünstein sprach von „den kommunalen Landesverbänden“. Das stimmt doch gar nicht: Landkreistag und Gemeindetag teilen unsere Position. Der Städtetag fordert eine Expertenkommission; in Ordnung.

(Abg. Drexler SPD: Eben!)

Aber Sie setzen den Städtetag mit allen kommunalen Landesverbänden gleich.

(Abg. Drexler SPD: Die anderen können mitma- chen!)

Ich behaupte, Kollege Drexler, das Landratsamt Esslingen wäre auch nicht mehr da, wenn es eine Region Stuttgart als Verwaltungsebene gäbe.

(Beifall des Abg. Wieser CDU)

Herr Abg. Drexler, Sie betreiben an Ihrer Kreisstadt indirekt Verrat.

(Beifall bei der CDU – Oh-Rufe von der SPD – Widerspruch bei der SPD)

Natürlich. – Ich glaube, dass die Landesverwaltung in Baden-Württemberg zeitgemäß ist und nicht diesen Anschlag durch Ihre Anträge braucht, dass uns Experten nicht viel bringen, sondern dass eine Sachdebatte hier möglich ist, dass wir keine durchgreifende Veränderung, sondern im Grunde genommen eine Ergänzung und Weiterentwicklung, aber nicht Ihre Ideologie benötigen, damit BadenWürttemberg auch in Zukunft zeitgerecht aufgestellt bleibt.

(Beifall bei der CDU)

Übrigens, Herr Salomon: Sie haben sich im Grunde genommen ja geoutet.

(Lachen des Abg. Dr. Salomon GRÜNE – Abg. Dr. Salomon GRÜNE: Und das ist gut so! – Hei- terkeit)

Salomon wörtlich: Die Regierungspräsidien an der Spitze seien Statthalter des Ministerpräsidenten.

(Vereinzelt Beifall bei der SPD – Abg. Dr. Salo- mon GRÜNE: Das haben Sie schon dreimal ge- sagt!)

Aha. Ich schlage Ihnen vor: Gehen Sie einmal in Freiburg in dieses Haus hinein.

(Zuruf von der CDU: So ist es! – Zuruf des Abg. Dr. Salomon GRÜNE)

Gehen Sie in Kürze einmal zu Herrn von Ungern-Sternberg und zu seinen mehreren Hundert Mitarbeitern.

(Abg. Dr. Salomon GRÜNE: Ja, mit denen habe ich sehr guten Kontakt!)

Fragen Sie sie einmal einzeln, ob sie sich als Statthalter von Erwin Teufel sehen oder ob die bestehende Organisation nicht eine schlagkräftige, dezentrale Struktur darstellt, unter der sie mit Basel, Mulhouse und Straßburg eine gute Drei-Länder-Arbeit verrichten. Ich glaube, dass sich gerade am Beispiel Freiburg zeigt,

(Zuruf des Abg. Wieser CDU)

dass wir nicht größere Ministerien,

(Abg. Dr. Salomon GRÜNE: Ich habe dort am 1. August einen Termin! Dann können wir darüber reden!)

sondern eine dezentrale Struktur brauchen. Deswegen – Kollege Fischer, hören Sie auch zu: Karlsruhe –

(Heiterkeit)

ja, sicher – ist Ihr Antrag für Freiburg, Karlsruhe und Tübingen

(Zuruf des Abg. Drexler SPD)

in Wirklichkeit Gift und will das Gegenteil dessen bewirken, was wir an dezentraler Struktur brauchen,

(Abg. Dr. Salomon GRÜNE: Das lassen Sie ein- mal unsere Sorge sein!)

damit Baden-Württemberg gut in die Zukunft geht.

(Beifall bei der CDU – Abg. Dr. Salomon GRÜ- NE: Ich wohne da!)

Übrigens könnte man nach Ihren Ausführungen ja gerade glauben, Regierungspräsidien wären Dinosaurier, die es nur in Baden-Württemberg gäbe. Überall dort, wo RotGrün regiert – es gibt ja Länder, wo Rot-Grün regiert;

(Abg. Drexler SPD: Mehrheitlich!)