Die Landesregierung und das Landwirtschaftsministerium haben auch völlig verkannt und verschlafen, dass sich die Meisterprüfung mehr und mehr auf die Technikerausbildung verlagert hat. Für junge Landwirte, die sich in Richtung Diplom entschieden haben, sind Nürtingen und Hohenheim noch immer gute Adressen. Das soll nicht bestritten werden. Aber die Abwanderung der jungen Landwirte mit dem Ziel des Meisters nach Triesdorf und Darmstadt dürfte eigentlich auch dem Landwirtschaftsministerium nicht entgangen sein. Einen Teil des Defizits können sicherlich die privaten Beratungsringe ausgleichen. Aber von nachhaltiger und zeitgemäßer Ausbildung in Baden-Württemberg kann bei der Vorbereitung zum Meister eigentlich nicht mehr ausgegangen werden.
Auf entsprechende Nachfrage, warum sie sich für Triesdorf entscheiden, sagen uns die jungen Landwirte, dass die Ausbildung dort hochwertig und pädagogisch gut sei und von ausgezeichneten Lehrkräften geleistet werde und dass dort eine Mischung von Lernenden beiderlei Geschlechts auch dem Zukunftsbild des bäuerlichen Familienbetriebs besser Rechnung trage.
Unsere Botschaften oder, genauer gesagt, unsere Forderungen für eine zukunftsgerechte agrarische Ausbildungsstruktur möchte ich in drei Punkten zusammenfassen:
Erstens: Es ist Aufgabe der Politik, einen Entwicklungsprozess nicht einfach laufen zu lassen, sondern durch zukunftweisende Strukturen verantwortlich zu gestalten. Dies findet – zum Beispiel an Bruchsal gemessen – schlichtweg nicht statt.
Zweitens: In ihrer Stellungnahme zu dem Antrag hat die Landesregierung Mängel im Ausbildungssystem durchaus zugegeben. Was aber hat sie getan, um erkannte Mängel abzustellen? Nichts. Wo sind die Evaluierungssysteme inner
halb der bestehenden Fachschulstruktur? Bisher war das Fachschulsystem immer nur ein Modell mit angehängter Meisterausbildung. Irgendwann muss die Landesregierung sich entscheiden: Was will man etablieren, und was ist überflüssig?
Drittens lautet unser Vorschlag: Lasst uns etwa vier regional verteilte Standorte für die Schwerpunkte Rinder, Schweine, Pflanzen und Sonderkulturen einrichten. Gerade der Bereich Sonderkulturen könnte mit der Landesanstalt für Gartenbau eng kooperieren, was einen weiteren – sogar sinnvollen – Synergieeffekt auslösen würde. Hohenheim käme ein Sonderforschungsbereich „Unternehmensführung im Familienbetrieb“ zu, in dem außer der Landwirtschaft auch das Kleingewerbe und das Handwerk beinhaltet sein könnten.
Wir müssen uns einfach darüber klar werden, dass die jetzige Generation junger, dynamischer Landwirte schon in der Ausbildung erfahren muss, welche Arbeitsbelastung und welche Arbeitswirtschaft auf sie zukommen, Stichwort Saisonarbeitskräfte, und lernen muss, wie sie mit der Arbeit zurechtkommt. Hiermit wäre dem Handwerk und dem Kleingewerbe sehr geholfen, und damit gäbe es für junge Menschen beiderlei Geschlechts auch die Möglichkeit, sich für Zukunftsaufgaben nicht nur Anbautechnik anzueignen, sondern in weit höherem Maße auch wirtschaftliche Umsetzung und Marktgeschehen zu lernen. Das wird auch bisher gelehrt, aber in viel zu geringem Maße, oft auch zu spät und nicht in der Grundausbildung.
Wir hätten uns vorstellen können, dies auch in einem Berufsakademie-Studiengang stattfinden zu lassen. Das wollten Sie nicht. Also müssen wir darauf verzichten.
Eine weitere Konzentration wird entsprechend dem fortschreitenden Strukturwandel in der Landwirtschaft und im Hinblick auf den Bildungsbedarf erfolgen.
zeugt von Konzeptionslosigkeit und setzt die Zukunftschancen junger, leistungsfähiger Bauern und Bäuerinnen aufs Spiel.
Wir schlagen jetzt vor, Abschnitt I des Antrags für durch die Aussprache erledigt zu erklären und bei Abschnitt II über die Ziffern 1 und 2 abzustimmen. Die Ziffer 3 des Abschnitts II – Berufsakademie – hat leider schon im Wissenschaftsausschuss ihre Beerdigung erfahren. Schade drum, aber darüber brauchen wir ja nicht noch einmal abzustimmen.
Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Um das Thema Aus- und Fortbildung in der Landwirtschaft genau zu beleuchten, müssen wir zunächst auf die Aufgaben der Landwirtschaft in Baden-Württemberg eingehen. Was brauchen wir? Wir brauchen in Baden-Württemberg landwirtschaftliche Betriebe, die leis
Was müssen sie dazu leisten? Bei der Produktion von Nahrungsmitteln ist Wert darauf zu legen, dass diese hochwertig und gesund sind und dass ein regionales Qualitätsmerkmal einen Wettbewerbsfaktor darstellt.
Dies soll erzielt werden durch eine umweltverträgliche Bewirtschaftung, damit natürliche Ressourcen erhalten bleiben.
Die Landwirtschaft hat aber auch ihre Bedeutung als Produzent nachwachsender Rohstoffe. Eine flächendeckende Landbewirtschaftung führt durch die Pflege und Gestaltung der Landschaft zum Erhalt der Kulturlandschaft, die so als Erholungslandschaft sogar touristische Zwecke erfüllt.
Diese Beispiele zeigen, wie durch die Funktionsfähigkeit des ländlichen Raums, der die Politik der CDU in BadenWürttemberg gilt, Arbeitsplätze nicht nur erhalten, sondern auch zukünftig gesichert werden. Grundlage und Ziel unserer Politik ist deshalb die Förderung einer umweltverträglichen und artgerechten Form der Landwirtschaft
Es ist deshalb ein unumstößliches Wettbewerbsargument, wenn unsere Landwirtschaft mit qualitativ hochwertigen und gesundheitlich einwandfreien Lebensmitteln im Hinblick auf ihre regionale Herkunft überzeugen kann.
(Abg. Schmiedel SPD: Man hat ihm das falsche Blatt mitgegeben! – Weiterer Zuruf von der SPD: Es geht doch hier nicht um Gentechnik!)
Um all dies zu erreichen, brauchen wir eine ausreichende Zahl wettbewerbsfähiger bäuerlicher Familienbetriebe.
und damit gehe ich direkt auf das Thema Ausbildung ein. Unsere Fachschulen sind dafür gerüstet, jungen Menschen das Rüstzeug dafür zu geben, genau diesen Aufgaben gerecht zu werden. Dies gilt auch mit Blick auf die europäische Agrarreform. Die meisten Ausbildungsteilnehmer kommen aus elterlichen Betrieben. In den Fachschulen arbeiten die Schüler von Anfang an mit eigenen Daten – na
türlich unter Wahrung des Datenschutzes. Dadurch werden Theorie und Praxis hervorragend miteinander verknüpft,
Darüber hinaus werden die verschiedenen Agrarmärkte und aktuelle Verbraucherwünsche ebenso in den Blick genommen wie Möglichkeiten der Kostensenkung. Ziel der Ausbildung ist, dass die Absolventen nicht betriebsblind werden, sondern die Rahmenbedingungen erkennen und lernen, darauf zu reagieren,
und dass sie Stärken und Schwächen des eigenen Betriebs analysieren und Ideen dazu entwickeln können, diese miteinander auszugleichen.
Unsere Fachschulen sind für diese Herausforderungen gerüstet und bilden damit auch weiterhin die Grundlage für eine leistungsfähige Landwirtschaft in Baden-Württemberg.
(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Abg. Seimetz CDU: Sehr gut! – Abg. Rüeck CDU: Das gesamte Gewicht in die Debatte geworfen! – Abg. Teßmer SPD: Der hat einen anderen Antrag gele- sen! – Abg. Schmiedel SPD: „Die Fachschulen sind gerüstet“!)
Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Dem Kollegen von der CDU kann man zu seinem Vortrag, was die Landwirtschaft und die Landwirtschaftsausbildung in Baden-Württemberg betrifft, nur gratulieren. Ich brauche seine Worte zu diesem Bereich gar nicht zu wiederholen.