Time to market und anderes sind alles sehr wichtige Aspekte, aber im Grunde genommen ist die Idee von Forschung in der Universität die Basis unserer Kreativität. Dies endet mit mög lichst weltmarktwettbewerbsfähigen Produkten. In der Tat gibt es für die Verzahnung von Unternehmen und Wirtschaft mit Hochschulen und Wissenschaft vielfältige Ansätze. Es stellt sich die Frage, ob man einen weiteren braucht oder ob wir ihn nicht auch schon haben.
Das fängt mit Forschungsprojekten, mit gemeinsam betreu ten Dissertationen und mit Bachelor- und Masterarbeiten zwi schen Unternehmen und Lehrstühlen an. Denn viele der Ver antwortlichen in unseren Unternehmen kommen als Köpfe von den Hochschulen. Das ist übrigens die beste Verbindung, die wir herstellen können. Das Beste ist, wenn diese Köpfe auch noch besonders gut sind.
Wir haben auch noch die Institution der Fraunhofer-Institute. In keinem Land gibt es eine so dichte Infrastruktur von Fraun hofer-Instituten wie bei uns. Sie sind geradezu prädestiniert, Forschung gemeinsam mit Unternehmen zu betreiben. Sie müssen sich die Hälfte ihrer Einnahmen durch Kooperationen mit Unternehmen in Forschung und Entwicklung verdienen. Ein Beispiel ist das Zentrum KITe hyLITE in Pfinztal bei Karlsruhe für die Entwicklung von Leichtbauautomobilen. Das ist sozusagen das Gegenstück zur Elektromobilität.
Dann ist das Land mit über 400 Steinbeis-Zentren vorbildlich. Es mag still darum geworden sein, weil das jetzt keine Inno vation ist, aber die arbeiten alle sehr gut. Man kann auch sa gen: Wenn es um Steinbeis-Zentren etwas still geworden ist und sie gut arbeiten und kleine und mittlere Unternehmen ge rade mit den Fachhochschulen, also den Hochschulen für an gewandte Wissenschaften, gut verzahnt sind, dann ist das et was, was es in dieser Ausprägung in keinem anderen Land gibt.
Dann kann man sich jetzt inhaltlich darüber unterhalten, ob „Industry on Campus“-Projekte so etwas wie Forschungshäu ser sind oder nicht. Ich will vor allem sagen: Was wir nicht wollen, ist, sozusagen ein Haus hinzustellen, in Vorleistung zu treten, ohne zu wissen, wie man dieses Haus füllt. Viel mehr muss die Interaktion, das Zusammenkommen zwischen den Unternehmen sowie der Wissenschaft und der Forschung eigentlich vorher geschehen. Da muss man gemeinsam ent wickeln, welche Strukturen man schafft, um gemeinsam zu forschen und zu arbeiten. Das ist oft auch temporär, denn ei ne solche Zusammenarbeit kann immer auch irgendwann en den. Wir wollen weder ein leeres Haus haben, bevor jemand einzieht, noch wollen wir ein leeres Haus, aus dem alle aus gezogen sind und niemand mehr weiß, wer dort einziehen könnte.
„Industry on Campus“-Projekte sind nicht Ausgründungen im eigentlichen Sinn, sondern echte gemeinsame Labors wie das Labor CaRLa auf dem Campus der Universität Heidelberg.
Aber wir haben auch dort gerade wieder mit dem Beispiel Hei delberg Häuser, in denen viele Firmen mit der Universität, und zwar auch verschiedenen Universitätsinstituten, auf das Engs te in Forschung und Entwicklung zusammenarbeiten.
Als Beispiel nenne ich das Heidelberg Collaboratory for Image Processing. Das kann man jetzt Forschungshaus nen nen, weil da eine Menge Firmen mit vielen Universitätsinsti tuten kooperieren, auch in einer gewissen Flexibilität. Aber das ist erst entstanden, nachdem beide Seiten übereingekom men waren: Wir machen das, wir haben gemeinsame Interes sen, wir haben gemeinsame Forschungsziele, und wir haben im Grunde genommen auch genügend gemeinsame kritische Masse, um ein solches gemeinsames Zentrum zu errichten.
Von Fall zu Fall sind wir derzeit dabei, solche Zentren zu er richten, in die jetzt nicht nur die großen Unternehmen einzie hen – wie BASF oder, z. B. in Karlsruhe, beim Projekthaus „e-drive“ Daimler –, sondern Häuser, in denen wir sozusagen kleine und mittlere Unternehmen sammeln und die in gemein samen Forschungs- und Entwicklungsprojekten gerade mit den KMUs arbeiten. Aber an der Basis entsteht im Grunde ge nommen dieses ganze Konzept durch die Initiative derer, die dort zusammenkommen und zusammenfinden sollen und sich zusammenfinden wollen.
Nun muss man sehen, dass gerade auch der Spitzencluster wettbewerb eine ideale Plattform für die Kooperation – jetzt wieder im großen Sinn – in sehr innovativen Feldern zwischen der Wissenschaft und den Unternehmen ermöglicht. Es gibt zwei solcher Spitzencluster an der Universität Heidelberg, im Bereich der Biotechnologie und im Bereich von Organic Elec tronics. Wir müssen auch sehen, dass diese Kooperation nicht nur für die Technologien entsteht, die schon da sind, sondern dass solche Forschungskooperationen geradezu geeignet sind für Zukunftstechnologien, die Unternehmen nicht allein er forschen können, weil man nicht weiß, wann sie sozusagen marktreif sind. Das gilt etwa gerade für das Gebiet von Orga nic Electronics, also einer völlig neuen Art, Elektronik im Grunde genommen zu drucken. Deshalb ist es auch kein Wun der, dass dort von den Materialien her BASF und von der Drucktechnik her Heidelberger Druck in diesem Spitzenclus ter zusammenarbeiten.
Schließlich haben wir als dritten Teil der Systematik die Ein beziehung von Unternehmen in Forschung und Entwicklung, der Hochschulen unter Einbeziehung der Lehre an den Hoch schulen. Das sind zwei Projekte, die derzeit im Umfeld der Universität Stuttgart mit den Fachhochschulen in Reutlingen und Esslingen stattfinden. Dabei geht es um zwei Themen: Das eine ist Leistungselektronik, also durchaus ein „Industry on Campus“-Projekt, das andere ist Hybridtechnologie, auch ein „Industry on Campus“-Projekt. Verbunden damit sind zwei Graduiertenschulen – mit dem positiven Effekt, dass diese Graduiertenschulen die Graduierten der Fachhochschulen und der Universität zu gleichen Teilen in einem gemeinsamen Pro motionsprogramm zusammenführen. Das heißt, wir haben dort nicht nur Wissenschaft und Wirtschaft zusammengeführt, sondern, was gelegentlich nicht einfacher ist, die beiden Hoch schularten in einem gemeinsamen Haus nicht nur zu gemein samer Forschung, sondern auch zu gemeinsamer Doktoran denausbildung zusammengeführt.
In der Tat haben wir, um auch noch den gesamten Bereich der kleinen und mittleren Unternehmen mit ihren Wünschen und
Anliegen in einer offenen Plattform mit den Angeboten der Wissenschaftsseite zusammenzuführen, auf Initiative des In novationsrats diese interaktive Kommunikationsplattform er richtet, bzw. wir sind dabei, sie zu errichten. Die Frage ist, wie viel Service man daneben hat – also Personalservice –, um wirklich eine Plattform für diejenigen zu haben, die suchen, aber noch nicht wissen, wen sie denn suchen. Im Grunde ge nommen ist das eine Art Ehevermittlung, aber temporär.
Aber die Verbindung von Unternehmen und Hochschulen soll te nicht nach dem Motto „Bis dass der Tod euch scheidet“ ge schehen, sondern nach dem Motto „Bis euch eure gemeinsa men Ideen ausgegangen sind“.
Wir glauben, dass wir in der Tat keine neue Strukturen brau chen. Wir haben genügend Strukturen. Ich bin auch dafür, dass wir eine Vielfalt von Strukturen haben. Wir haben bei den „In dustry on Campus“-Projekten dadurch, dass viele Unterneh men in ein System eingebunden werden können, im Grunde genommen ein System mit offenen Häusern. Deshalb sehe ich nicht, wo wir noch Bedarf an zusätzlichen Strukturen hätten. Vielmehr müssen wir dafür sorgen, dass die existierenden Strukturen funktionieren und dass wir sie ausweiten. Ich glau be, wir haben für alle Formen der Kooperation Möglichkei ten geschaffen. Diese sollten wir nutzen. Ich glaube aber auch, dass die Unternehmen wie auch die Hochschulen inzwischen noch viel offener für solche Kooperationen sind, als dies in der Vergangenheit der Fall war.
Frau Präsidentin, meine Da men und Herren! Herr Minister, die meisten dieser Einrich tungen sind mir bekannt. Es gibt viele Formen dieser, wie Sie sagen, „Ehevermittlung“ von Forschung und Wissenschaft.
Aber es bedarf auch einer gewissen Systematisierung. Es geht nicht darum, eine neue staatliche Organisation zu schaffen, sondern es geht darum, dass die Hochschulen die Möglichkeit bekommen, in einem eigenen Budgetkreis auch Geld damit zu verdienen, indem sie solche Dinge anbieten.
Es geht nicht darum, eine Institution zu schaffen, die dem Mit telstand Forschung anbietet, sondern es geht umgekehrt dar um, aufzugreifen, was aus der Industrie kommt. Es geht um Dienstleistungsangebote – also keine industriellen Vermi schungen, Sponsoring oder industrielle Trägerschaft. Es kann sich sogar z. B. in einem relativ späten Stadium einer Pro duktentwicklung etwa auf dem Sicherheitsgebiet Bedarf für
weitere Forschungen ergeben. Die Tatsache, dass es bereits einiges gibt, was in diese Richtung weist, ist kein Kontraar gument, sondern ein Proargument. Auch damals, als die Stein beis-Transferzentren gegründet worden sind, hat es längst ein zelne Professoren gegeben, die sich an mittelständische Be triebe gewandt hatten. Im Grunde genommen hatte man dann diese Steinbeis-Zentren als eine Systematisierung dieses in teressanten Ansatzes gegründet.
Herr Minister, anscheinend glauben Sie noch immer, dass das Neue wirklich immer in der Forschung ansteht. Ich will Ihnen ein schönes Gegenbeispiel nennen: Sie kennen den Ausdruck „Lean Production“. Als dieser um die Welt ging, gab es eine Veröffentlichung von der Harvard Business School. Tatsache aber war: In den ganzen Managementschulen war man nie auf den Gedanken flacher Hierarchien gekommen, sondern es wa ren zwei Leute aus der Harvard Business School. Diese wa ren zwei Jahre lang in Japan bei Toyota und haben deren tat sächlich funktionierende Fertigungsstrukturen untersucht, sind zurückgekommen und haben es dann in die Lehrprogramme der Harvard Business School inkorporiert und untersucht.
Das Neue entsteht viel öfter, als wir denken, in den unterneh merischen Strukturen, die direkt am Markt arbeiten, als in den etablierten Wissenschaftsinstituten. Dieses Momentum sollte man aufnehmen, indem man dafür eine Möglichkeit schafft, und nicht, indem man dafür in großem Umfang Staatsgelder ausgibt.
Meine Damen und Herren, es liegen keine weiteren Wortmeldungen vor. Wir müssen nun über den Antrag Drucksache 14/4765 befinden. Wünschen Sie Abstimmung?
Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport – Schul sportmentoren in Baden-Württemberg – Drucksache 14/6757
Das Präsidium hat folgende Redezeiten festgelegt: für die Be gründung zu b fünf Minuten, für die Aussprache fünf Minu ten je Fraktion, wobei gestaffelte Redezeiten gelten, und für das Schlusswort zu a fünf Minuten.
Sehr geehrte Frau Präsiden tin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Sport bewegt die Menschen, und zwar nicht nur im Sinne dessen, was gesund für den Einzelnen ist, sondern auch im Sinne von Gemein schaftsbildung und Toleranz, was gesund für die Gesellschaft ist.
Warum erneut ein Antrag zum Thema Schulsport? Aus Sicht der Fraktion GRÜNE gibt es viele gute Gründe, das Thema Schulsport in seiner Quantität und Qualität endlich mit der notwendigen Ernsthaftigkeit zu behandeln.
Wir schon. – Der Schulsport ist angesichts der Tatsache, wie defizitär der Bewegungsstatus von Kindern und Jugendlichen heute ist, von großer Bedeutung. Denn er liefert einen wich tigen Beitrag zur gesunden Entwicklung unserer Kinder und Jugendlichen und ist essenziell, um den vielfältigen gesund heitlichen Gefährdungen durch Bewegungsmangel, körperli che Fehlbelastung und Stress bei Kindern und Jugendlichen entgegenzuwirken.