Berufsschulen bei uns in Baden-Württemberg einen Platz ha ben, auch wenn das Handwerk und die Industrie vielleicht sa gen: „Wir brauchen viel Platz für Ausbildung.“ Derzeit hat der Sport keinen Platz. Das muss sich ändern, Kolleginnen und Kollegen.
Der dritte Punkt: Ich finde – auch wenn heute die Konzentra tion auf die Schule, auf den Schulsport im Zentrum der De batte steht –, dass wir alle dazu aufgefordert sind, bei der Ent wicklung unserer Städte und Gemeinden darauf zu achten, dass Sport für die Jugendlichen und die Kinder tatsächlich wieder etwas mehr in ihrer Lebensumgebung stattfinden kann. Das heißt, es müssen mehr geeignete Plätze geschaffen wer den – es gibt sie bereits in rührigen Kommunen –, nämlich Basketballplätze, Bolzplätze. Aber wir müssen auch dafür sor gen und sollten uns entsprechend anstrengen, dass die Zahl dieser allgemein verfügbaren Plätze in unseren Gemeinden wieder steigen kann, und zwar durch eine bewusste Entwick lung nach innen, aber eben auch durch Möglichkeiten, die Schaffung solcher Plätze zu fördern.
Andernfalls passiert Folgendes: Ich schicke meine Kinder ein fach in die Kindersportschule, in die benachbarte Gemeinde, in der dies möglich ist. Andere können es sich aber vielleicht nicht leisten, ihre Kinder in die Kindersportschule zu schi cken. Dann sind wir jedoch in einer Situation, in der bereits in der Freizeit für die Kinder eine Selektion beginnt: Die ei nen haben Sport, die anderen haben keinen Sport.
Wer zu welcher Gruppe gehört, hängt vom Geldbeutel der El tern ab, und die soziale Integration des Sports fehlt.
Deswegen müssen wir durch gestärkte Sportvereine, Frau Kollegin, aber auch durch öffentliche Plätze für Sport in un seren Gemeinden Sport für alle möglich machen. Denn Sport ist auch etwas, was uns in sozialer Hinsicht hilft.
(Beifall bei der SPD – Abg. Heiderose Berroth FDP/ DVP: Eine kommunale Aufgabe! – Abg. Hagen Kluck FDP/DVP: Halten Sie öffentliche Golfplätze für erforderlich? – Gegenruf der Abg. Ursula Hauß mann SPD)
Lieber Herr Kollege von der FDP/DVP, dass Sie sich vor al lem auf Golfplätze konzentrieren, kann ich mir vorstellen.
Aber Tatsache ist eben, dass die große Mehrheit unseres Vol kes in der Regel in anderen Sportarten zu Hause ist.
Schulmentoren: Wir haben eine begrüßenswerte Einrichtung. Das sind Schulmentoren. Das sind junge Leute, die ab dem 15. Lebensjahr ihre Ausbildung in Schulen begleitend machen können, indem sie z. B. Arbeitsgemeinschaften für Sport be treuen, indem sie Wettkämpfe organisieren, indem sie die Ko operation Schule/Verein pflegen. Das sind Schulmentorinnen und -mentoren. Dies wird derzeit auch mit finanzieller Unter stützung der Fachverbände des Sports durchgeführt. Die Sicht des Sports – des Landessportverbands, aber auch des WLSB und des Badischen Sportbunds – ist die, die auch ich mir zu eigen mache: Wir wollen dies. Wir bitten aber auch die Poli tik darum, dass über das hinaus, was wir heute in Ausbildungs lehrgängen haben, nämlich 50, mehr möglich ist, dass wir die sen Engpass beseitigen. Es gibt mehr Bewerberinnen und Be werber für diese Mentorenlehrgänge.
Wir wollen ferner, dass es auch möglich ist, dass sich zusätz lich zu dem, was wir selbst an eigenen finanziellen Anstren gungen im Sport unternehmen – das sind derzeit geschätzt 100 000 € im Jahr plus eigene personelle Anstrengungen –, auch das Land beteiligt. Ich halte es für eine kostengünstige Forderung, für eine richtige Forderung, dass sich das Land bei dieser guten Idee des Mentorinnen- und Mentorenprogramms, Herr Staatssekretär, mehr engagiert. Ich bin gespannt auf Ih re Antwort.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich komme zum Ende. Sport in der Schule ist für uns Sozialdemokraten und Sozialdemo kratinnen ein Anliegen, ein Thema, bei dem wir glauben, dass unser Land aufholen muss. Wir sagen das nicht von dem Standpunkt aus, dass nichts gelingt, sondern wir sagen ein fach: Es ist eine Herausforderung der Zukunft, dass Sport in der Schule mehr Platz haben muss. Deshalb müssen wir un sere Anstrengungen hier auch verstärken. Darum bitten wir, und dazu fordern wir die Landesregierung auch auf.
Frau Präsidentin, meine Da men und Herren! Es geht um den Schulsport, von dem wir al le wollen, dass die Schülerinnen und Schüler mit Eifer und Freude mitmachen. Liebe Frau Neuenhaus, da hilft es nichts, wenn man den Sportunterricht schlechtredet.
Damit motivieren Sie die Schülerinnen und Schüler nicht, und damit behandeln Sie viele Lehrerinnen und Lehrer, die enga giert ihre Arbeit machen, nicht gerecht.
Es ist klar, dass der Mangel an körperlicher Betätigung in un serer modernen Gesellschaft immer mehr zum Problem wird – darüber sind wir uns einig –, dass Bewegungssicherheit, Ge schicklichkeit und körperliches Leistungsvermögen von Kin dern und Jugendlichen abnehmen.
Dazu möchte ich aber klar feststellen: Die Schulen allein kön nen diesen Folgen der gesellschaftlich bedingten Bewegungs armut nicht abhelfen. Wir brauchen hier eine Partnerschaft. Wir brauchen die Eltern, wir brauchen die Schulen, wir brau chen die Vereine, wir brauchen alle, die für die Erziehung von Kindern und Jugendlichen Verantwortung tragen. Gemeinsam müssen wir dafür sorgen, dass unsere Kinder Bewegung ha ben. Dazu leistet der Schulsport einen unverzichtbaren Bei trag.
Schulsport fördert nicht nur die gesunde körperliche Entwick lung, er beeinflusst auch entscheidend die geistige, soziale und emotionale Entwicklung, er trägt erheblich zum Erwerb von Werten bei, die für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft wesentlich sind. Ich nenne Leistungsbereitschaft, Toleranz, Teamgeist, Fair Play und die Bereitschaft zur Integration von Menschen, die anders sind.
Daher hat für die CDU-Fraktion die Bewegungs- und Sport förderung an den Schulen einen ganz besonderen Stellenwert. Wir müssen Kinder so früh es geht an Bewegung und Sport heranführen. Das ist nachhaltig für eine Lebensführung, die Sport beinhaltet und lebenslanges Sporttreiben und Bewe gungsaktivität bis ins hohe Alter zulässt.
Darum ist es richtig, dass wir im Kindergarten einen Schwer punkt in der Bewegungsförderung setzen. Das haben wir mit dem Orientierungsplan auch gemacht. Er wird in den Kinder tageseinrichtungen sehr verantwortungsbewusst durchgeführt. Ebenso wichtig ist es, dass wir die überschäumende Bewe gungsfreude von Grundschülern aufnehmen und in den Schul alltag integrieren. Das machen wir in der Grundschule mit sport- und bewegungserzieherischem Schwerpunkt. Dort wird nämlich Sport über den normalen Unterricht hinaus gefördert. Auch in den Ganztagsschulen gibt es die Möglichkeit, durch Rhythmisierung des Schulalltags einen sinnvollen Wechsel zwischen Lern-, Bewegungs- und Entspannungsphasen zu ge stalten. Das wird dort auch täglich gemacht, und somit haben wir täglich Bewegung an den Schulen.
Wir haben auch die Möglichkeit – diese wird auch sehr stark genutzt –, zusammen mit Sportvereinen, mit Jugendbegleitern und Schulsportmentoren Sportprogramme an den Schulen durchzuführen. Aber ich gebe auch zu: Nichts ist so gut, als dass es nicht besser werden könnte. Auch uns ist die Diskus sion über Unterrichtsausfall und fachfremden Unterricht be kannt.
Wir müssen dafür sorgen, dass der Sportunterricht genauso wichtig genommen wird wie andere Fächer. Bei der Konkur renz um Schul- und Lernzeiten darf der Sportunterricht nicht ins Hintertreffen geraten. Aber das bestimmen eben die Schu len für sich.
Wir müssen dafür sorgen – das ist auch wichtig –, dass genü gend ausgebildete Sportlehrer an den jeweiligen Schulen sind. Rein rechnerisch gibt es genügend ausgebildete Sportlehrer. Jetzt gilt es, durch gezielte Einstellungen das Problem zu lö sen und die Schulen ausreichend mit qualifizierten Fachkräf ten zu versorgen.
Ich sage aber auch: Der Blick auf eine vorhandene Fakultas Sport greift zu kurz. Es gibt sehr wichtige Weiter- und Fort bildungsmaßnahmen, die eine Nachqualifikation für soge nannte fachfremde Lehrkräfte bieten. Diese haben dann auch ganz hervorragende Voraussetzungen für einen qualifizierten Sportunterricht.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, eines möchte ich ab schließend feststellen: Schule wird zukünftig stärker damit beschäftigt sein, den vorhandenen Bewegungsmangel und die daraus resultierenden Beschwerden und Auswirkungen zu re duzieren bzw. ihnen durch gezielte Interventionen entgegen zuwirken. Gerade der Lebensraum Schule eignet sich sehr gut dafür. Hier können wir das Arbeits- und Bewegungsverhalten und damit auch das Gesundheitsverhalten aller Kinder und Ju gendlichen positiv prägen. Dazu sind wir in Baden-Württem berg gut aufgestellt. Wir sind auf dem richtigen Weg.
Meine Damen und Herren, unter unseren Gästen auf der Zuhörertribüne gilt mein besonderer Gruß dem Generalkonsul der Republik Türkei in Stuttgart, Herrn Mustafa Türker Ari, der heute dem Landtag seinen ersten offiziellen Besuch abstattet.
Herr Generalkonsul, wir wünschen Ihnen eine erfolgreiche Amtszeit hier in Baden-Württemberg und freuen uns auf die Fortsetzung der guten Zusammenarbeit zwischen dem Land tag von Baden-Württemberg und Ihrem Generalkonsulat.
Frau Präsidentin, mei ne Damen und Herren! Zunächst gilt mein Dank der Fraktion GRÜNE – die leider nur noch sehr rudimentär hier vertreten ist.
(Abg. Reinhold Gall SPD: Wenn bei euch einmal vier da sind! – Abg. Edith Sitzmann GRÜNE: Ich bin hier! – Gegenruf des Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Das ist auch das Wichtigste!)
Es ist gut, dass dieses Thema wieder einmal auf die Tagesord nung des Landtags gesetzt wurde. Die FDP/DVP hatte schon 2003 – damals noch unter Federführung unseres leider ver storbenen Kollegen Dr. Horst Glück –
den Antrag „Sportpädagogik und Sportkindergärten“ einge bracht. Schon damals haben wir auf die körperlichen Defizi te durch Bewegungsmangel bei Kindern und Jugendlichen hingewiesen und gefordert, die Sportpädagogik umfassend in der Ausbildung der Erzieherinnen zu verankern.
Es ist durchaus spannend, zu sehen, was die Landesregierung schon damals in der Stellungnahme zu unserem Antrag aus
geführt hat. Beispielsweise hat sie darauf hingewiesen, dass Störungen der Grobmotorik häufiger in Kombination mit an deren Teilleistungsstörungen auftreten und dass 24 % der Kin der mit einer Sprachentwicklungsverzögerung auch auffälli ge Befunde hinsichtlich der Grobmotorik haben, obwohl der Anteil der Kinder mit einer Störung der Grobmotorik insge samt nur 6,3 % beträgt – ein Wert, der übrigens auch zu hoch ist. Schon damals wurde bemerkt, dass Jungen von dieser Stö rung der Grobmotorik weit häufiger betroffen sind als Mäd chen, was man vielleicht auf den ersten Moment gar nicht glauben mag.
In der Stellungnahme zu unserem damaligen Antrag wurde auch ein Grund erwähnt, warum sich diese Entwicklung im mer weiter verschlimmert. Dies liegt nämlich an dem Verlust der Freiflächen und des Lernorts Straße als Spiel-, Bewe gungs- und Kommunikationsraum.
Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, kann ich bestäti gen, dass sich die Situation hier gewaltig verändert hat. Man kann die Kinder heutzutage nicht mehr einfach auf die Stra ße oder auf sonstige Freiflächen lassen. Daher müssen wir da für sorgen, dass in den Einrichtungen genügend Bewegungs möglichkeiten vorhanden sind. Ich zitiere hierzu aus der Stel lungnahme zu unserem damaligen Antrag: