Protokoll der Sitzung vom 03.02.2011

Herr Kollege Wetzel, das ist sozusagen der Minimalkonsens in diesem Haus.

(Zuruf von der CDU: Oje!)

Dann schrieb die „Financial Times Deutschland“:

Die Drohung, die Koalition mit der CDU wegen des eu ropäischen Rettungsschirms platzen zu lassen, mag poli tisch unsinnig sein, doch sie zeigt, dass die Parteiführung einschließlich des so hochgelobten Generalsekretärs Christian Lindner von Tuten und Blasen keine Ahnung hat, wenn es um die Dynamik der europäischen Finanz krise geht.

(Zuruf der Abg. Ursula Haußmann SPD)

Meine Damen und Herren, Sie haben doch immer den An spruch, von Wirtschaft und Finanzen etwas zu verstehen. Ge nau das Gegenteil ist der Fall.

Aber kommen wir noch zu einem anderen Punkt, meine Da men und Herren, und zwar – –

(Zuruf von der CDU: Zum Thema einmal! – Abg. Klaus Herrmann CDU: Dass Sie gegen die FDP sind, wissen wir jetzt! Sind Sie auch gegen das Gesetz?)

Ich weiß nicht, wie jetzt da der Zusammenhang ist.

(Unruhe bei der CDU)

Wir reden über Europa, Herr Kollege Herrmann. Es kann sein, dass Sie da nur streng über das Gesetz reden. Aber wir kön nen doch nicht über Europa und den Europabericht diskutie ren

(Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Ohne dass man die FDP vergisst!)

nein –, ohne – – Ihr macht euch Sorgen um sie; das verste he ich ja. Ich mache mir keine Sorgen um sie.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Wir wollen ein kla res europäisches Bekenntnis der Grünen!)

Ja, wir haben das europäische Bekenntnis, im Gegensatz zu manchen von euch. Genau darum geht es.

Meine Damen und Herren, darum geht es auch in der Lissa bon-Strategie: Wir müssen Europa neu ausrichten, wenn wir im Spannungsverhältnis Amerika/Europa und auf der ande ren Seite die aufstrebenden asiatischen Länder wie China und Indien bestehen wollen. Wir müssen uns überlegen, in welche Richtung das Geld, das wir in Europa einsetzen, fließt und ob wir so weitermachen können, wie es in der Vergangenheit war, als der größte Teil in den Agrarbereich geflossen ist. Oder müssen wir nicht mehr auf Innovation und auf Technologie beispielsweise im Bereich der Umwelttechnologien setzen?

Wenn es nach uns geht, wird der Haushalt Europas zukünftig darauf ausgerichtet sein, dass wir, um im globalisierten Wett bewerb mithalten zu können, beispielsweise bei den regene rativen Energien eine ganz wichtige Rolle spielen, dass Euro pa in der Lage ist,

(Unruhe – Glocke des Präsidenten)

beispielsweise bei der Produktion von Automobilen die Stoß stange wieder vorn zu haben. Wir sollten uns, was die Um welttechnologien anbelangt, nicht von asiatischen Firmen überholen lassen.

Ein allerletzter Punkt, meine Damen und Herren – jetzt kommt der Kollege Hauk genau zum richtigen Moment wieder in den Saal –:

(Abg. Peter Hauk CDU: Jetzt aber!)

Wie Sie alle wissen, waren die CDU und die Landesregierung seit Jahrzehnten stolz auf das, was Gerhard Weiser hier be gonnen hat,

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Ja!)

nämlich die damalige Neuausrichtung der baden-württember gischen Landwirtschaftspolitik.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Die Hauk fortge führt hat, ja!)

Jetzt lass mich einmal ausreden. – Damals war man immer stolz darauf, dass man die zweite Säule gestärkt hat.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Jawohl!)

Was mich jetzt wirklich erschreckt, Herr Kollege Hauk, ist, dass die CDU von diesem Weg offensichtlich abrücken möch te, dass Sie wesentlich stärker als in der Vergangenheit für die erste Säule, sprich für die Direktförderung, plädieren.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Ja!)

Herr Kollege Hauk, ich habe in der Zeitung gelesen, Sie hät ten in Radolfzell die zweite Säule der Agrarpolitik als Plan wirtschaft dargestellt.

(Abg. Peter Hauk CDU: Ich empfehle, einfach hin zugehen und selbst zuzuhören!)

Ja, ja. – Herr Kollege Hauk, eines ist doch klar: Wir in Ba den-Württemberg haben ein Interesse daran –

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Wie soll es ohne Direktzahlungen bei uns gehen?)

das war auch das, womit Frau Merkel massiv gegen die Inte ressen Baden-Württembergs verstoßen hat –, dass die zweite Säule – sprich die Agrarumweltprogramme – in Zukunft wie der gestärkt wird.

(Abg. Peter Hauk CDU: Natürlich!)

Nur dann haben wir eine Chance. Ich erwarte von der CDU, dass Sie uns auf diesem Weg auch unterstützen werden.

(Beifall bei den Grünen – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Aber auf Direktzahlungen können wir nicht verzichten!)

Für die FDP/DVP-Frak tion erteile ich Herrn Abg. Dr. Noll das Wort.

Herr Präsident, verehrte Kol leginnen und Kollegen! Ich möchte damit beginnen, zu sagen: Wir behandeln heute einen Tagesordnungspunkt, bei dem Trennungslinien weder zwischen Oppositions- und Regie rungsfraktionen noch zwischen Parlament und Regierung zu erkennen sind.

(Zuruf des Abg. Peter Hofelich SPD)

Denn in der Tat, Kollege Hofelich und die anderen Sprecher kollegen, haben wir es geschafft, uns nach einem langen, kon struktiven Diskussionsprozess zu einigen, wie wir als Parla ment der neuen Rolle, die wir nach dem Lissabon-Vertrag in Europa zu spielen haben, gerecht werden können.

Ich finde, wir sind zu einem guten Ergebnis gelangt. Vieles ist schon vorgestellt worden. Nachdem der Kollege Hofelich ge sagt hat, man habe die Regierung manchmal ein bisschen schieben müssen, muss ich sagen: An dieser Stelle musste man nicht so furchtbar viel schieben. Es bestand vielmehr großer Konsens. Insbesondere danke ich Ihnen, Herr Minister Rein hart, auch stellvertretend für Ihre Frau- und Mannschaft für die tolle, konstruktive Zusammenarbeit, dafür, dass Sie uns darin bestärkt haben, unsere Rechte in diesem Parlament künf tig stärker wahrzunehmen.

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU)

Denn wir haben vor allem eines geschafft – ich gestehe es nach 15 Jahren Parlamentszugehörigkeit –: Ich hätte nicht mehr daran geglaubt, dass wir es trotz der verfassungsgemä ßen Ordnung zwischen dem Bundesrat und dem Parlament und unseren Möglichkeiten bezüglich des Bundesrats schaf fen, dass wir künftig in europapolitischen Angelegenheiten, die unsere originäre Gesetzgebungskompetenz betreffen, so zusagen ein imperatives Mandat gegenüber der Regierung ha ben werden. Das gibt es sonst nirgends.

(Beifall bei der FDP/DVP und des Abg. Jürgen Wal ter GRÜNE – Abg. Hagen Kluck FDP/DVP: Jawohl!)

Ich finde, das ist ein großer Fortschritt. Damit sind wir übri gens auch bundesweit Vorreiter, wie wir es ja bisher schon an vielen Stellen waren.

Wir waren die Ersten, die einen Europaausschuss hatten,

(Abg. Peter Hofelich SPD: Bayern!)

und wir sind jetzt die Ersten, die die Bedeutung dieses Aus schusses noch stärker in den Mittelpunkt stellen.

(Abg. Hagen Kluck FDP/DVP: Sehr gut!)

Eines, liebe Kolleginnen und Kollegen, stimmt natürlich auch: Wer mehr Rechte hat, bekommt auch mehr Pflichten.