Protokoll der Sitzung vom 03.02.2011

Das, meine Damen und Herren, gilt vor allem für unsere Kom munen, die die meisten unserer öffentlichen Aufträge verge ben.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Was heißt das jetzt?)

Die Kommunen wären die Verlierer, wenn Ihr Gesetzentwurf verabschiedet würde.

(Zuruf des Abg. Wolfgang Drexler SPD)

Drittens: Allen Bewerbern um öffentliche Aufträge würde zu sätzliche Bürokratie aufgebürdet. Das heißt, meine Damen und Herren, dass ich eigentlich dafür bin, in diesem Zusam menhang bei öffentlichen Aufträgen die Angelegenheit eher zu vereinfachen. Was Sie wollen und was Sie vorschlagen ist nichts anderes als eine Verkomplizierung von öffentlichen Aufträgen,

(Beifall bei Abgeordneten der FDP/DVP – Abg. Wolfgang Drexler SPD: Nein!)

und es ist eine Bürokratisierung von öffentlichen Aufträgen.

(Abg. Ingo Rust und Abg. Wolfgang Drexler SPD: Nein!)

Beides halte ich für falsch. Deswegen sollten wir dies nicht tun.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP/DVP – Abg. Wolfgang Drexler SPD: Wir wollen gleiche Chancen für württembergische Betriebe! Das ist ein Unter schied!)

In diesem Zusammenhang fordert die SPD natürlich umfang reiche bürokratische Kontrollen durch die Beschaffungsstel len der öffentlichen Hand. So steht es im Gesetzentwurf.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Das kann man ma chen!)

Der Gemeindetag hat dazu vor zwei Wochen, wie im „Staats anzeiger“ zu lesen ist, Folgendes erklärt – ich zitiere –:

Wenn ein solches Gesetz käme, dann müssten wohl selbst kleine Gemeinden einen Tarifexperten einstellen,

(Abg. Reinhold Gall SPD: Unfug!)

um ihre Auftragnehmer zu kontrollieren und den Vorga ben gerecht zu werden.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Was?)

Meine Damen und Herren, Sie wissen, dass die Kontrolle der Einhaltung der Mindestlohnregelungen nach dem Arbeitneh mer-Entsendegesetz den Behörden der Zollverwaltung zuge wiesen ist. Das Letzte, was ich will, ist, dass wir zur Kontrol le von Unternehmen zusätzlich noch Doppelstrukturen schaf fen oder gar eine Vergabepolizei einführen.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP/DVP und des Abg. Albrecht Fischer CDU)

Nicht mehr Bürokratie, sondern weniger Bürokratie, das ist die Gunst der Stunde, meine Damen und Herren.

(Abg. Albrecht Fischer CDU: Sehr richtig! – Abg. Wolfgang Drexler SPD: Was machen Sie jetzt am 1. Mai?)

Wir ersparen uns dadurch auch die geforderten zusätzlichen Servicestellen beim Regierungspräsidium, die über das Tarif treuegesetz und die tariflichen Entgeltregelungen informieren sollen.

Aus all diesen Gründen haben in der Zwischenzeit mindes tens zwei Bundesländer ihr Tariftreuegesetz wieder abge schafft, nämlich NRW und Sachsen-Anhalt. Die haben das einmal so beschlossen, wie Sie es in der Tendenz wollen. Sie haben das abgeschafft, weil sie begriffen haben, dass dies al les überhaupt nicht zu kontrollieren ist,

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Weil die Regierung gewechselt hat!)

und wenn es zu kontrollieren ist, dann nur mit einem giganti schen bürokratischen Aufwand. Einen solchen Aufwand will ich nicht, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU – Zuruf des Abg. Wolfgang Drexler SPD)

Bleibt noch das Thema „Arbeitnehmerfreizügigkeit in Euro pa“ ab 1. Mai 2011.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Jetzt wird es span nend!)

Meine Damen und Herren, ich bin wie die allermeisten Wirt schaftsforschungsinstitute davon überzeugt, dass es dabei zu keinen großen Verwerfungen am hiesigen Arbeitsmarkt kom men wird.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Sprechen Sie doch mit den Holländern! Sprechen Sie mit den Franzosen!)

Wir sollten den Europäischen Binnenmarkt vielmehr als eine Chance sehen, auch als eine Chance für Baden-Württemberg. Denken Sie nur an den Fachkräftebedarf, den wir in unserem Land haben. Deshalb ist dieser 1. Mai für mich keine große Bedrohung,

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Billiglohnländer!)

sondern eher eine Chance, um den Fachkräftebedarf in Ba den-Württemberg in der Zukunft besser decken zu können.

(Beifall bei der FDP/DVP – Zurufe der Abg. Rein hold Gall und Wolfgang Drexler SPD)

Meine Damen und Herren von der Opposition, wir sollten ei nes nicht tun: Wir dürfen nicht sonntags den Europagedanken hochhalten und am Montag dann neue Mauern bauen.

(Beifall bei der FDP/DVP – Abg. Reinhold Gall SPD: Das wollen wir nicht! Wir wollen nur gleiche Chan cen für alle schaffen! Gleiche Bedingungen wollen wir schaffen!)

Aus all diesen rechtlichen, praktischen und arbeitsmarktpoli tischen Gründen rate ich Ihnen, meine Damen und Herren in diesem Hohen Haus, diesen Gesetzentwurf der SPD wieder um abzulehnen.

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU – Abg. Wolfgang Drexler SPD: Also ab 1. Mai nichts machen!)

Das Wort erteile ich Herrn Abg. Hausmann.

Frau Präsidentin, liebe Kolle ginnen und Kollegen! Ich fange einmal mit dem Letzten an: Im Mai gibt es keine Verwerfungen, wenn die Freizügigkeit auf dem Arbeitsmarkt erweitert wird.

(Unruhe – Glocke der Präsidentin)

Herr Minister, Sie haben überhaupt nicht die Frage beantwor tet: Warum gibt es denn bereits heute Verwerfungen? Warum subventionieren wir staatlich? Sie, der Sie als FDP-Mann der Landesregierung angehören, sowie die FDP in der Bundesre gierung, Sie machen eine staatliche Subventionierung für Dumpinglöhne, für Armutslöhne.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: So ist es!)

Das ist gerade die Wirklichkeit, und diese Situation wird ver stärkt.

(Beifall bei der SPD)

Sie sagen, die Kommunen seien dagegen, weil die Mindest löhne das Ganze verteuern. Was ist denn das für eine Lach nummer? Ein Stundenlohn von 8,50 € soll öffentliche Aufträ ge verteuern? Das glauben Sie doch selbst nicht! Wenn Sie ernsthaft nachdenken, glauben Sie das selbst nicht. Es kann doch wirtschaftspolitisch kein seriöser, anständiger und or dentlicher Zugang sein, zu meinen, 8,50 € würden irgendwo eine Verwerfung bringen.

(Abg. Dr. Reinhard Löffler CDU: Das ist aber nicht zulässig!)

Da müssen Sie einfach umdenken.

(Beifall bei der SPD und der Abg. Brigitte Lösch GRÜNE)

Sie müssen sich einmal mit Ihrer Fraktionskollegin Frau Fau ser verständigen. Frau Fauser hat das Rüffert-Urteil völlig kor rekt zitiert. Da steht nämlich drin: Aufgrund von Bundesge setz, aufgrund von Landesgesetz und aufgrund von Rechts verordnung können soziale Kriterien eingebaut werden.

(Zuruf der Abg. Dr. Birgit Arnold FDP/DVP)