Baden-Württemberg hat als erstes Bundesland beschlossen, die NADA jährlich mit 50 000 € zu unterstützen.
Nicht zuletzt gehören präventive Maßnahmen dazu, um Kinder und Jugendliche schon früh stark zu machen, damit sie ein selbstbestimmtes Leben führen können.
Es muss unser aller Ziel sein, dass Eltern ihre Kinder bedenkenlos in Radsport-, Leichtathletik- und andere Vereine schicken können.
(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Abg. Dr. Klaus Schüle CDU: Gute Rede! – Abg. Helmut Wal- ter Rüeck CDU: Sehr gute Rede! – Abg. Jürgen Wal- ter GRÜNE: Jetzt haben wir aber kein Wort gehört zum Thema Rad-WM, wie es da jetzt weitergeht! Nichts! Darum geht es doch heute! Darüber disku- tiert die ganze Welt! – Gegenruf der Abg. Elke Brun- nemer CDU: Ihre Anträge waren aber anders formu- liert!)
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Frau Brunnemer, ich darf gleich auf Ihre Ausführungen antworten. Es geht nicht darum – Sie haben im Schulausschuss das Gleiche erklärt –, dass wir ei
nen Generalverdacht gegen alle Sportlerinnen und Sportler aussprächen. Vielmehr geht es im Kampf gegen das Doping darum, dass endlich lückenlos aufgeklärt wird und dass mit der Heuchelei und der Verharmlosung Schluss ist.
Man kann es vielleicht auf einen Punkt bringen, meine Kolleginnen und Kollegen von CDU und FDP/DVP: Es ist Zeit für Taten und nicht mehr Zeit für Worte. Worte sind nämlich wirklich genug gewechselt worden.
Es hat keinen Sinn, jedes Mal wieder zu betonen, wir seien auf dem Weg. Wir müssen jetzt endlich einmal Konsequenzen ziehen.
Vor Kurzem habe ich den Kommentar eines elfjährigen Jungen aus der Nähe von Freiburg gehört. Dieser elfjährige Junge ist vor Jahren, genauso wie ich auch, bei der Etappe der Tour de France, die an Freiburg vorbeiführte, begeistert am Straßenrand gestanden, hat von Jan Ullrich ein Autogramm bekommen und betreibt selbst Radsport. Der Kommentar dieses Elfjährigen nach den jüngsten Ereignissen, nach dem Fall Sinkewitz, lautete: „Weil so viele Fahrer etwas Verbotenes nehmen, interessiert mich der Radsport nicht mehr.“
Genau das ist doch die ganz große Gefahr, meine Damen und Herren: dass den Jugendlichen und Kindern gezeigt wird, was im Sport alles getrieben werden kann, und wir dem nicht Einhalt gebieten. Deswegen brauchen wir auch schärfere Gesetze. Deswegen brauchen wir z. B. auch die Schwerpunktstaatsanwaltschaften, wie die Grünen sie fordern.
Angesichts des Entsetzens dieses Elfjährigen muss man sich einmal überlegen, wie dies in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, nachdem sich jetzt die Skandale so weiterentwickelt haben. Der gestrige Abend, meine Damen und Herren, war ja wohl der unrühmliche Höhepunkt der diesjährigen Tour de France – ich würde es eher „Tour de Doping“ oder „Dopingtour“ nennen; denn das ist im Grunde genommen die richtige Bezeichnung.
Man kann auch „Spritztour“ sagen. Aber bei „Spritztour“ denkt vielleicht der eine oder andere an etwas anderes. Und für eine solche Bezeichnung ist vielleicht die jetzige Situation im Bereich des Dopings viel zu ernst. Da bitte ich wirklich darum, sich ernsthaft mit diesem Thema auseinanderzusetzen.
Die konsequente Folge der Vorfälle wäre im Grunde genommen der Abbruch dieser Tour de France oder „Tour de Do
ping“. Gestern wurde der erste Schritt gemacht, indem der Fahrer Rasmussen aus dem Rennen genommen wurde. Aber letztendlich zeigt sich, dass all die Bemühungen, all die Unterschriften, die vorher geleistet worden sind, die Versprechungen, die eidesstattlichen Erklärungen eigentlich gar nichts an der Dopingmentalität im Radsport geändert haben. Das finde ich sehr bedauerlich.
Einige hatten ja vor Wochen noch die Hoffnung, dass sich aufgrund dieser ganzen Erklärungen des Radsports bis zur RadWM im September in Stuttgart etwas ändern würde. Ich denke aber, die letzten Tage haben gezeigt, dass das nicht der Fall sein wird. Es ist sehr trügerisch, anzunehmen, wir bekämen eine dopingfreie Weltmeisterschaft im September in Stuttgart hin. Wir bekommen sie nicht hin, und deswegen ist es logisch und konsequent, zu sagen: Diese Rad-WM findet nicht statt, und vor allem findet sie nicht mit Unterstützung durch öffentliche Gelder statt.
Wir haben als SPD-Fraktion ja schon vor 14 Tagen erklärt, dass wir der Auffassung sind, dass es nicht möglich ist, eine dopingfreie WM durchzuführen, und daher gefordert, keinerlei öffentliche Mittel hineinfließen zu lassen. Bundesminister Schäuble hat uns im Übrigen dabei ja auch mehr oder weniger recht gegeben, indem er immer wieder anmahnt und nachfragt, ob diese WM überhaupt stattfinden sollte. Wenn ich dann heute noch lese, dass die UCI, der Weltradsportverband, die von ihm verlangte Erklärung noch immer nicht unterschrieben hat,
dann frage ich mich schon, ob das Arroganz, Dummheit oder eine Mischung von beidem ist und was die Politik sich denn noch alles von diesen Herren gefallen lassen muss, bevor sie endlich die Rote Karte zeigt und sagt: „Bis hierher und nicht weiter.“
Natürlich – und das ist das Bedauerliche daran – wird diese Maßnahme auch die Fahrer treffen, die nicht dopen, die sauberen Fahrer, die dann nicht die Möglichkeit haben, an einer Weltmeisterschaft teilzunehmen. Aber ich bin der Auffassung, dass eine Denk- und Fahrpause dem Radsport letztlich bedeutend mehr bringt, als wenn man jetzt sagen würde: „Wir riskieren es noch einmal, wir lassen sie fahren“, nur damit wir junge Fahrer nicht enttäuschen. Es ist notwendig, diesen Neuanfang zu machen und ein oder zwei Jahre lang Gelegenheit zu geben, die Probleme konsequent aufzuarbeiten und wirklich konsequent hinzuschauen. Dann erst hat der Radsport wieder eine Möglichkeit und eine Chance, und dann kann es auch wieder öffentliche Mittel geben.
Ich möchte an dieser Stelle allerdings ausdrücklich betonen, dass es nicht nur um den Radsport geht. Wir diskutieren jetzt aufgrund der aktuellen Situation sehr verkürzt nur das Thema „Doping im Radsport“. Aber letztlich geht es darum, die Antidopingmaßnahmen auch für alle anderen Sportarten auszubauen, verschärft zu kontrollieren und überall ein Auge darauf zu haben. Es geht, wie gesagt, wirklich nicht nur um den Radsport; Doping ist auch in anderen Sportarten vertreten, und genau darauf müssen wir auch unser Augenmerk richten – durch Kontrollen, durch verstärkte Prävention –, um damit die Möglichkeit zu schaffen, dass alle Sportarten dopingfrei werden.
Im Grunde genommen sollten wir alle einer Meinung sein: Der Sport hat nur dann eine Zukunft, wenn er ein sauberer Sport ist.
Jetzt komme ich noch zu den aktuellen Fällen. Hier erschüttert mich nach wie vor die Haltung der Minister dieses Landes. Sie verharmlosen immer noch. Sie schieben die Verantwortung immer noch von sich. Wenn ich daran denke, wie Minis terpräsident Oettinger gegenüber der FAZ erklärt hat, er glaube nicht, dass die Freiburger Uniklinik von diesen Dopingfällen gewusst habe, und er glaube, dass es ja nur zwei Ärzte waren, dann sage ich: Wir wissen mittlerweile alle, dass es mehr als zwei Ärzte sind,
(Abg. Elke Brunnemer CDU: Es ist alles spekulativ, was Sie hier vorbringen! – Zuruf des Abg. Gundolf Fleischer CDU)
Herr Fleischer, tun Sie nur so oder sind Sie wirklich so? Das frage ich jetzt einfach einmal – ohne das Wort zu gebrauchen, das ich jetzt eigentlich gebrauchen müsste.
Ja. – Es ist doch so, dass wir alle wissen, dass nun schon seit über 20 Jahren diese Verdachtsmomente für die Uniklinik Freiburg gelten.
(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Genau! Ein Minister, der nur Französisch versteht! Deutsch ist die Sprache hier, nicht Französisch!)