Wir brauchen mehr Erzieherinnen und Erzieher. Es ist jetzt schon absehbar, dass das mit dem Personalstand, den wir jetzt haben, auf Dauer nicht zu leisten sein wird. Gehen Sie in die Kindergärten, und hören Sie sich dort um.
Wir brauchen mehr Erzieherinnen und Erzieher. Wir brauchen eine noch bessere Aus- und Weiterbildung dieses Personals. Und wir brauchen auch ganz praktisch Geld für die Tests. Das fällt auch nicht „für umme“ vom Himmel.
Deshalb, meine Damen und Herren, erlaube ich mir an dieser Stelle auch, Herrn Ministerpräsident Oettinger persönlich anzusprechen. Wenn er jetzt auch nicht hier sein kann, so wird es ihn sicher doch erreichen. Ich spreche ihn persönlich an: Wenn wir noch einmal in diesen großen Sack der Steuermehr einnahmen hineingreifen, dann bitte ich mit großem Nachdruck darum, dass wir uns auch diesen Bereich vornehmen und ihn in den Blick bekommen.
(Abg. Norbert Zeller SPD: Machen Sie das doch mit uns! – Abg. Katrin Altpeter SPD: Das wäre doch kein Problem!)
Wir brauchen mehr Ressourcen im frühkindlichen Bereich. Das ist die nachhaltigste Politik, die wir machen können. Das
Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! „Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.“ Das wusste schon im vergangenen Jahrhundert der Philosoph Ludwig Wittgenstein. Die aus der weltweiten Öffnung von Grenzen resultierende Migration übertrifft heute in ihren Folgen die Sprachenvielfalt in der k. u. k. Monarchie, in die Wittgenstein hineingeboren wurde, bei Weitem. Sie beschert uns Aufgaben, denen wir uns schon seit Jahren mit Nachdruck stellen.
Wenn Sie etwas nicht merken, Frau Haußmann, dürfen Sie noch lange nicht davon ausgehen, dass es nicht da ist. Dann liegt es an Ihnen.
(Beifall und Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU – Abg. Ursula Haußmann SPD: Gehen Sie vor Ort in die Einrichtungen, Herr Minister! Nicht bloß sonn- tags Termine wahrnehmen!)
Neben der Migration kommt auch die Spracharmut vieler Kinder aus Familien ohne Migrationshintergrund dazu, mit denen schlicht zu wenig gesprochen wird, mit denen nicht gesungen und denen nicht vorgelesen wird. Frau Kollegin Kurtz hat uns das sehr eindrücklich vor Augen geführt.
Der Kindergarten ist die erste Adresse, wenn es darum geht, sprachliche Verzögerungen und Fehlentwicklungen zu bemerken und ihnen entgegenzuwirken. Im Rahmen der frühkindlichen Bildung legen wir ein besonderes Augenmerk auf die Sprachentwicklung und Sprachförderung im Vorschulalter. Nach dem Konzept der von Frau Kollegin Lösch vorhin zitierten interministeriellen Arbeitsgruppe Sprachförderung wird die Sprachförderung im Kindergarten in der Regel über eine Verbindung verschiedener methodisch-didaktischer Elemente ganzheitlich umgesetzt.
Am augenscheinlichsten, liebe Frau Kollegin Lösch, können Sie das im Orientierungsplan für Bildung und Erziehung für die baden-württembergischen Kindergärten nachlesen.
(Abg. Brigitte Lösch GRÜNE: Was ist mit der Fort- und Weiterbildung der Erzieherinnen für die Sprach- förderung? – Gegenruf der Abg. Beate Fauser FDP/ DVP)
Das ist die konzeptionelle Grundlage für die sprachfördernde Arbeit in den Kindergärten. Dort ist Sprache als eines der sechs Bildungs- und Entwicklungsfelder besonders hervorgehoben.
Darüber hinaus ist die Sprachförderung ein zentrales und durchgängiges Element des Orientierungsplans, ähnlich dem Leitfach Deutsch in den Bildungsplänen. Sie ist auch hier ganzheitlich ausgerichtet und wird nicht als isoliertes Sprachtraining verstanden. Wir bilden alle 38 000 Erzieherinnen und die paar Erzieher, die es außerdem gibt, fort. Das war eine Forderung von Ihnen, die Sie gerade aufgestellt haben – wahrscheinlich, weil Sie die Realitäten nicht zur Kenntnis nehmen. Wir haben extra für diesen Bereich kein Schneeballsystem bei der Fortbildung vorgesehen,
sondern eine direkte Fortbildung zum Orientierungsplan. Im Zusammenhang mit diesen Fortbildungskonzepten spielt Sprachförderung eine ganz wichtige Rolle.
Wenn Sie also darüber reden, dann schauen Sie sich diese Fortbildungskonzepte einmal an, bevor Sie sie hier einfach als nicht existent bezeichnen.
(Abg. Brigitte Lösch GRÜNE: Das ist doch eine Fort- bildung am Orientierungsplan, nicht die Sprachför- derung!)
Entschuldigung! Das ist ein ganz wichtiger Bestandteil, weil der Orientierungsplan die konzeptionelle Grundlage für die gesamte Bildungsarbeit in den Kindergärten ist.
Seit vielen Jahren wird bei der Einschulungsuntersuchung in Baden-Württemberg auch der sprachliche Entwicklungsstand mit wissenschaftlichen Verfahren erhoben. Die Neukonzeption der Einschulungsuntersuchungen sieht neben der Vorverlagerung des Untersuchungszeitpunkts auch eine Verbesserung der Untersuchungsmethodik insbesondere bei der Sprachstandsdiagnose vor. In diesem Rahmen fügt sich die Sprachstandsdiagnose gleichfalls als wichtiges Element des Konzepts „Schulreifes Kind“ nahtlos in das kindorientierte Gesamtkonzept Baden-Württembergs zur Sprachförderung ein.
Mir ist diese Einbettung der Sprachstandsdiagnose in das Konzept „Schulreifes Kind“ besonders wichtig. Wir wollen nicht, dass sich die Kinder im Kindergarten wie in einem permanenten Sprachtest fühlen.
Wir wollen keine „Testeritis“ am Kind, sondern wir wollen zu sinnvollen Zeitpunkten feststellen, ob es einen Bedarf an zusätzlichen Fördermaßnahmen gibt.
Die Einschulungsuntersuchung soll künftig in zwei Schritten erfolgen. So kann auf diagnostizierte Entwicklungsverzö gerungen, gesundheitliche und sonstige Beeinträchtigungen rechtzeitig vor Schuleintritt reagiert werden. Es ist in der Tat ein entscheidender Punkt, dass die Kinder mit angemessenen Sprachkenntnissen zum Schulbeginn antreten können, weil sie nur dann eine Chance haben, ihre Potenziale in der Schule auch auszuschöpfen.
Ergeben sich bei dieser Einschulungsuntersuchung, 24 bis 15 Monate vor der Einschulung, Hinweise auf eine mögliche Sprachentwicklungsstörung, sollen die Kinder in einer vertieften Sprachstandsdiagnose eingehender untersucht werden. Es ist klar, dass Erkenntnisse aus dieser Untersuchung auch in ein Förderkonzept einfließen müssen. Das ist doch ganz selbstverständlich.
Ich sage Ihnen, dass die vertiefte Untersuchung natürlich von den Fachkräften in den Kindergärten gemacht werden wird. Wer soll es sonst machen?
Das Screening in der ersten Stufe findet im Rahmen der Einschulungsuntersuchung statt und wird von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – nicht von Ärzten – der Gesundheitsämter durchgeführt.
Schritt 2 der neu konzipierten Einschulungsuntersuchung folgt drei Monate vor der Einschulung selbst. Er dient der ganzheitlichen Betrachtung des kindlichen Entwicklungsstands. Deshalb erfolgt die Bewertung der Ergebnisse in der Zusammenschau mit anderen für die Sprachentwicklung der Kinder maßgeblichen Untersuchungselementen wie Hörvermögen, kognitive Entwicklung und Feinmotorik.
Die neu konzipierte Einschulungsuntersuchung wurde bereits in einer Pilotphase des Ministeriums für Arbeit und Soziales auf freiwilliger Basis erprobt. Wir werden nach dem Ende der Erprobungsphase im Dezember dieses Jahres einen Bericht von Frau Kollegin Dr. Stolz bekommen und auf der Basis dieses Berichts die Einschulungsuntersuchung so anpassen, dass wir sie dann ab dem nächsten Kindergartenjahr flächendeckend einsetzen können.
Ich halte das für einen vernünftigen zeitlichen Ablauf. Jeder Versuch, hier irgendwelche Leute in Streit zu reden, Herr Kollege Mentrup, ist ein wirklich vergeblicher Versuch, Dinge zu skandalisieren, an denen es – außer der Erkenntnis, dass das ein vernünftiges Konzept ist – überhaupt nichts herumzudeuteln gibt. Also lassen Sie Ihre Versuche, irgendwelche Wider