Protokoll der Sitzung vom 29.11.2007

Konzentrieren wir uns darauf, mehr Geld für den beschleunigten Ausbau und für ein Umrüstprogramm auszugeben, damit erst gar kein Lärm entsteht, und zwar unterstützt durch lärmabhängige Trassenpreise. Wenn dann nach objektiver Prüfung aller Varianten die eine oder andere Härte bei Anwohnern bestehen bleibt, dann reden wir noch einmal über ein finanzielles Engagement von Landesseite.

Vielen Dank.

(Beifall bei den Grünen – Zuruf des Ministers Willi Stächele)

Das Wort erteile ich Herrn Abg. Bachmann.

(Zuruf des Abg. Reinhold Gall SPD)

Sehr geehrter Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Eisenbahnachse von Amsterdam bzw. Rotterdam nach Genua führt durch den Rheingraben. Der Ausbau dieser Eisenbahnachse von der Nordsee bis zum Mittelmeer ist für den Nord-Süd-Verkehr von zentraler Bedeutung. Beim Ausbau der Rheintalbahn handelt es sich ebenso wie bei Baden-Württemberg 21 um ein Jahrhundertwerk.

(Beifall bei der FDP/DVP – Abg. Dr. Friedrich Bullin- ger FDP/DVP: Richtig!)

In einem der am dichtesten besiedelten und höchst industrialisierten Gebiete Europas wird der Verkehr neu geordnet. Sowohl im Güter- als auch im Personenverkehr ist eine bedeutende modale Verlagerung zu erwarten. Mehrere Milliarden Tonnenkilometer Fracht sollen von der Straße auf die Bahn verlagert werden, und einige Hundert Millionen Personenkilometer sollen, statt auf den überlasteten Straßen oder im Flugverkehr, umweltfreundlich auf der Schiene abgewickelt werden.

(Beifall bei der FDP/DVP – Abg. Dr. Friedrich Bullin- ger FDP/DVP: Jawohl!)

Unser Land profitiert in erheblichem Umfang davon, liegt doch fast ganz Baden an dieser Strecke. Das Projekt ist also nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch von zentraler Bedeutung.

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Beides!)

Es ist insoweit in jeder Hinsicht mit Baden-Württemberg 21 vergleichbar.

(Beifall bei der FDP/DVP und des Abg. Dr. Klaus Schüle CDU)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, unsere Fraktion setzt sich seit Langem für eine Gleichbehandlung beider Projekte ein. Uns geht es darum, bei beiden Projekten einen menschen- und umweltgerechten Ausbau zu ermöglichen. Ein Unterschied besteht allerdings bei der Topografie. Während bei BadenWürttemberg 21 die Landschaft nur durch den Bau von Tunnels und Brücken eine Schnellfahrstrecke ermöglicht, ist der Rheintalgraben flach. Dies senkt die Kosten pro Schienen kilometer. Bei dieser Ausgangslage ist es die verdammte Pflicht und Schuldigkeit der Bahn, mehr in den Lärmschutz zu investieren.

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU – Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Ge- nau so ist es!)

Das ist sie den Menschen schuldig.

Es gibt aber noch einen zweiten Unterschied. Bei der Rheintalstrecke gibt es für die Deutsche Bahn keine Alternative. Die einzige Alternative liegt auf der anderen Rheinseite und würde von der französischen Bahn realisiert. Die Bahn braucht aber diese Strecke, denn sie wird an den prognostizierten Milliarden von zusätzlichen Tonnenkilometern Fracht verdammt gut verdienen. Das ist ein Grund mehr, diese Gewinne nicht auf dem Rücken der vom Lärm geplagten Menschen zu erwirtschaften. Es ist eine Frage des Anstands, dass die Bahn mehr in den Lärmschutz investiert.

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU – Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Ge- nau so ist es!)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir Liberalen stehen zu den Anwohnern. Wir haben deshalb schon in der Bundestagsdebatte zum gleichen Thema gefordert, die Stadt Offenburg in einem Tunnel zu unterfahren, die Trasse südlich von Offenburg an die Autobahn zu verlagern und die Trasse nördlich des Mengener Tunnels abzusenken und südlich dieses Tunnels eine teilgedeckelte Tieflage zu wählen.

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Eine sinn- volle Lösung!)

Wir stehen zu diesen Forderungen, die wir im Bundestag erhoben haben, auch in diesem Hause.

(Beifall bei der FDP/DVP – Abg. Dr. Friedrich Bullin- ger FDP/DVP: Sehr gut! – Abg. Wolfgang Drexler SPD: Und jetzt?)

Aber wie ist das, lieber Herr Drexler, bei der antragstellenden SPD?

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Tiefen- see!)

Ich zitiere:

Die von der FDP in ihrem Antrag vorgeschlagenen Alternativen wie die Parallelführung entlang der Autobahn würden dazu führen, dass die Planungsverfahren neu aufgerollt werden müssten.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Richtig!)

Das würde einen völligen Planungsstopp der laufenden Verfahren bedeuten. Haben Sie sich die Konsequenzen Ihrer Forderungen eigentlich bewusst gemacht?

Das sagte Ihre Genossin Schwarzelühr-Sutter.

Ihre Forderung, die Trasse an die Autobahn zu verlagern, hatten wir im Deutschen Bundestag genauso eingebracht.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Sehr schön!)

Ihre Genossinnen und Genossen haben es dort abgelehnt. Jetzt kommen Sie mit derselben Forderung in den Landtag. Dabei wissen Sie ganz genau, dass der Bund Eigentümer der Bahn ist.

(Beifall bei der FDP/DVP)

Ihr Genosse Tiefensee ist Bundesverkehrsminister; er allein trägt die politische Verantwortung, und nicht nur das. Ihre Genossen in Berlin sprechen zynische Sätze – ich zitiere wieder Ihre Genossin mit dem Doppelnamen –: Wir werden die betroffenen Anwohner auch weiterhin unterstützen.

Wenn Sie Mut haben, machen Sie gemeinsam mit uns Ihren Genossen in Berlin Beine. Gern fordern wir gemeinsam mit Ihnen Herrn Tiefensee auf, endlich sein Amt auszufüllen, seine Arbeit anständig zu machen, seiner politischen Verantwortung für die Menschen gerecht zu werden. Damit wäre den Menschen geholfen. Was wir brauchen, ist ein besserer Bundesverkehrsminister.

(Zuruf von der FDP/DVP: Jawohl! – Abg. Ursula Haußmann SPD: Da lachen doch die Hühner!)

Sprüche klopfen kann jeder. Aber wir brauchen nicht Sprüche, sondern Taten.

(Beifall bei der FDP/DVP – Abg. Brigitte Lösch GRÜNE: Schreien Sie doch nicht so!)

Denken Sie an Schiller: Beweisen Sie Mut vor Fürstenthronen! Machen Sie gemeinsam mit uns dem Tiefensee Beine!

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP/DVP – Minister Willi Stächele: Schienen! – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Dem Tiefensee muss man Schienen machen, keine Bei- ne!)

Das Wort erhält Herr Innenminister Rech.

Herr Präsident, meine Damen und Herren Kollegen! Mit dem vorliegenden Antrag will die SPD die Landesregierung dazu auffordern, die vergleichbare Bedeutung von Rheintalbahn und Stuttgart 21 für BadenWürttemberg zu unterstreichen.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Und?)

Die Landesregierung müsse sich mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln – so zitiere ich – dafür einsetzen, dass den Menschen entlang der Rheintalbahn die gleiche Aufmerksamkeit und Unterstützung zukomme wie den Menschen in Stuttgart und entlang der Strecke Stuttgart–Ulm.

Diese Absicht ist lobenswert. Ich kann mich ihr ohne jeden Vorbehalt anschließen.

(Beifall bei der SPD – Abg. Michael Theurer FDP/ DVP: Sehr gut! – Abg. Wolfgang Drexler SPD: Dem kann man doch zustimmen!)

Ja, ja. – Aber Sie suggerieren mit diesem Antrag, meine Damen und Herren, dass die Landesregierung hierzu erst noch aufgefordert werden müsse, also ihre Hausaufgaben nicht gemacht habe.

(Zuruf von der SPD: Ja! Eben!)

Das ist natürlich barer Unsinn. Das kann so nicht stehen bleiben.

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Minister Willi Stächele: Ein reiner Showantrag!)