Protokoll der Sitzung vom 12.02.2009

Ihr Haushalt, Herr Minister, dieses löchrige Gefäß, ist nicht einmal eine Gießkanne. Mit dieser könnte man nämlich wenigstens einen gezielten Strahl erzeugen.

(Heiterkeit bei der SPD)

Dafür hat man die Mittel für den Denkmalschutz beinahe geplündert, sodass fast nichts mehr übrig blieb. Gerade er hat den größten Wert für unser Land und seine kulturellen Werte, aber er hat nur eine kleine Lobby. Gottlob haben dann einige wenigstens noch die Reißleine halb gezogen; ich erwähne den Kollegen Dr. Noll in diesem Zusammenhang positiv.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Abg. Thomas Knapp SPD: In diesem Zusammenhang!)

Gerade jetzt, beim Abgang von Bundeswirtschaftsminister Glos, ist etwas Licht darauf gefallen, wie weit es mit gestaltungsschwachen Wirtschaftsministern kommen kann, aber auch mit Ministerien, die von ordnungspolitischen Kompetenzzentren zu Zuteilungs- und Gefälligkeitsstellen degenerieren. Ludwig Erhard bis Michael Glos – das verdeutlicht den Niedergang der wirtschaftspolitischen Kompetenz der Union.

(Beifall bei der SPD – Abg. Dr. Hans-Peter Wetzel FDP/DVP: Clement! Ich sage nur: Clement!)

Eigentlich sollten wir doch echte Wirtschaftspolitik machen, marktwirtschaftliche und marktkonforme Wirtschaftspolitik,

(Zuruf des Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP)

die den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg anziehend macht, die der Wirtschaft nützt und uns im Standortwettbewerb nach vorn bringt.

(Zuruf des Abg. Dr. Hans-Peter Wetzel FDP/DVP)

Seit über einem Jahrzehnt haben wir eine ausgeprägte Wachstumsschwäche im Land – nicht erst jetzt in der Krise, sondern schon in den letzten zehn, zwölf Jahren.

(Zuruf des Ministers Ernst Pfister – Gegenruf des Abg. Thomas Knapp SPD: Strohfeuer! – Minister Ernst Pfister: Von welchem Land reden Sie?)

Herr Minister, Sie kennen doch die Statistiken Ihres Amtes. Baden-Württemberg war lange das stärkste Land in der Wirtschaftsleistung je Einwohner, zumindest unter den Flächenländern.

(Minister Ernst Pfister: Wovon reden Sie?)

Dann hat uns Hessen überholt. Inzwischen hat uns auch Bay ern überholt.

(Oh-Rufe von der SPD – Abg. Reinhold Gall SPD: Ausgerechnet!)

Unter den acht Flächenländern in Westdeutschland sind wir nur noch auf Platz 3.

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Überall da, wo die SPD stark ist!)

Hessen hat uns überholt, als der Ministerpräsident dort Hans Eichel hieß und die SPD viele Jahre an der Regierung war. Das war die Zeit. Schauen Sie sich einmal die Statistiken an.

(Beifall bei der SPD – Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Das war doch schon im vorigen Jahrhun- dert! – Abg. Paul Nemeth CDU: Das ist doch ewig her! Sind Sie vom Denkmalschutz?)

Nein, das war vor gerade zehn Jahren.

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Das war schon im vorigen Jahrhundert, sogar im vorigen Jahr- tausend! – Unruhe – Glocke der Präsidentin)

Meine Damen und Herren, das Wort hat Herr Abg. Dr. Prewo.

Herr Kollege Rülke, hören Sie vielleicht auch das noch – ich weiß, dass ich Ihnen hier einiges zumute –:

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Nicht nur mir, Herr Prewo, nicht nur mir!)

Dafür haben wir einen höheren Staatsverbrauch pro Einwohner.

(Abg. Dr. Hans-Peter Wetzel FDP/DVP: Wer ist „wir“? Die SPD?)

Wir nehmen keine wirkliche Aufgabenkritik vor. Seit vielen Jahren müsste das geschehen. Wir entziehen der Volkswirt

schaft mehr Ressourcen, als Bayern oder Hessen das tun. So ist das.

(Abg. Ingo Rust SPD: Aha! Trotz der FDP!)

Schauen Sie sich die Statistiken an.

(Zuruf des Abg. Dr. Hans-Peter Wetzel FDP/DVP)

Nicht nur im Hinblick auf Existenzgründungen schwächeln wir. Gerade bei den Hightechgründungen sind wir in letzter Zeit zurückgeblieben. Bei den FuE-Mitteln, Herr Kollege Löffler, fallen ausgerechnet die Leistungen des Landes zurück. Von den 4,2 % – Spitzenwert – sind 90 % allein von der Wirtschaft,

(Abg. Paul Nemeth CDU: Das ist doch gut!)

und zwischen 0,3 und 0,4 % kommen vom Land; das ist alles.

(Abg. Paul Nemeth CDU: Das wollen Sie doch, we- niger Staat! – Minister Ernst Pfister: Gott sei Dank ist es so!)

Ein steigender Teil kommt übrigens vom Bund.

(Abg. Paul Nemeth CDU: Wollen Sie mehr oder we- niger Staat?)

Das Land muss mehr machen. Das Land ist Träger der Universitäten und der Forschungseinrichtungen.

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Ah so! Jetzt auf einmal!)

Ja, natürlich. Wir haben hervorragende Unternehmen, aber wir haben eine ziemlich miserable

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: SPD!)

staatliche Wirtschaftspolitik.

(Lachen bei Abgeordneten der CDU und der FDP/ DVP – Abg. Hagen Kluck FDP/DVP: Kamerad Pre- wo!)

Es muss immer die Opposition sein, die die Wahrheiten aufdeckt.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grünen – Abg. Thomas Knapp SPD: So ist es auch!)

Unter den berühmten „Vier Motoren“ Europas, den vier dynamischen Regionen Katalonien, Lombardei, Rhône-Alpes und Baden-Württemberg – da waren wir immer spitze, und die anderen blieben dahinter zurück –, hatten wir in den letzten zehn Jahren die schwächste Entwicklung von allen.

(Abg. Paul Nemeth CDU: Sie reden das Land schlecht! Das ist ja unglaublich!)

Wir sind sogar überholt worden. So ist es.

(Abg. Thomas Knapp SPD: Traurig!)

Meine Damen und Herren, aus dieser Krise werden diejenigen Wirtschaftsstandorte am besten herauskommen – das haben Sie auch gesagt –, die neues Wissen schnell in neue Pro