Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Kultusminister Rau, die SPDFraktion hat vor einem Jahr eine Umfrage unter den Eltern von Kindern im G 8 gemacht, wie sie das einschätzen. Das Ergebnis dieser Umfrage war ernüchternd und deutlich.
Drei Viertel haben erklärt, sie wünschten sich eine Alternative an ihrer Schule. Wenn es die gäbe, dann würden sie G 9 wählen. Wir haben auch gefragt, worin die Unzufriedenheit begründet ist.
Ich komme gleich darauf, Herr Kollege Mappus. – 80 % haben erklärt, ihre Kinder seien zu sehr belastet.
Das sieht im Kuchendiagramm so aus. Der große Teil sind die 80 %, die eine zu hohe Belastung angegeben haben.
Wir haben gefragt, worin die zu hohe Belastung besteht. 60 % haben gesagt: Über 40 Stunden pro Woche sind ihre Kinder intensiv mit der Schule beschäftigt.
Auf die Frage, ob andere außerschulische Aktivitäten aufgegeben werden mussten, haben immerhin noch die Hälfte Ja gesagt.
(Abg. Stefan Mappus CDU: Die Hälfte? – Abg. Hel- mut Walter Rüeck CDU: Der Kuchen wird immer kleiner!)
Wir haben Sie mit diesem Ergebnis konfrontiert. Sie haben es ignoriert. Sie haben gesagt, der Rücklauf sei nicht repräsentativ.
10 000 Eltern haben eine Rückmeldung geliefert; darauf gehen die Ergebnisse zurück. Sie haben gesagt, Sie fühlten sich in Ihrer Politik bestätigt, denn es hätten sich nur die gemeldet, die unzufrieden seien. Was sagt Finanzminister Stächele immer? „Schau die Zahlen an, oder sie schauen dich an.“
Wir haben jetzt eine statistische, eine belastbare, eine repräsentative Untersuchung. Wir haben die amtlichen Ergebnisse auf dem Tisch.
Wir zwingen Sie aber, sich heute mit dem konkreten Willen von Eltern auseinanderzusetzen, von Eltern von Schülern eines Gymnasiums in Mosbach, die alle, Herr Mappus, gefragt wurden, ob sie diese Alternative wünschen. Siehe da, auch in diesem einzelnen Fall
sagen 75 %, sie wünschten sich diese Alternative. Die Schule will es, die Eltern wollen es, der Gemeinderat will es, Ihre Leute im Gemeinderat wollen es.
Denn diese repräsentative Umfrage sagt auch: Fast zwei Drittel der CDU-Wähler sind für diese Alternative.
Deshalb geht es zum einen um den konkreten Fall des G 8. Aber es geht auch ganz grundsätzlich um die Anlage Ihrer Politik, um die Frage, ob Sie die Menschen in Baden-Württemberg als Objekt Ihrer Politik behandeln,
dass Sie Eltern zwangsweise in ein System hineinpressen, das sie zu großen Teilen nicht wollen, oder ob Sie die Eltern, die Gemeinden, die Lehrer, die Schüler als Partner betrachten,
ihn ernst zu nehmen und zu sagen?: „Nun lasst doch wenigs tens einmal diese eine Modell laufen, lasst es wissenschaftlich begleiten. Dann gibt es eine noch tiefere Grundlage für die weitere Schulpolitik in Baden-Württemberg.“ Nein, Sie verweigern das, weil Sie nur vor einem Angst haben: dass durch die konkrete Entscheidung in einem Gymnasium deutlich wird, dass Sie mit dem Zwangs-G-8 gegen die große Mehrheit in diesem Land regieren.