Alte Modelle allerdings ständig wieder neu auferstehen zu lassen können Sie mit einem Pfarrer nicht machen, denn die dauernde Wiederauferstehung längst Verblichener ist auch christlich mit keinem Hintergrund versehen.
Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn wir uns mit offenen Augen in unserer Schullandschaft umsehen, dann erkennen wir, dass unsere Schulen auf einem hervorragenden Weg sind. Sie haben viele Initiativen ergriffen, sie haben viel Unterstützung organisiert, und sie orientieren sich in ihrer Entwicklung an einigen Grundsätzen, die es wert sind, hier noch einmal kurz benannt zu werden.
Im Zentrum jeder Schulentwicklung muss die Frage der Qualitätsentwicklung und der Qualitätssicherung stehen. Sie sind im Zusammenhang mit den neuen Bildungsplänen das wichtigste Ziel für die Weiterentwicklung der Schulen. Die Schulen haben hier viele Spielräume, und sie dürfen sie nicht nur nutzen, sie müssen sie nutzen. Sie erstellen ein eigenes Schulcurriculum. Sie organisieren Unterstützung auch außerhalb der Schule.
Die Schulen haben mit immer mehr einzelnen Maßnahmen die Möglichkeit, an der konkreten Personalentwicklung ihrer eigenen Schule mitzuwirken. Sie hatten in zwei Modellregionen – Ravensburg und Freiburg – die Möglichkeit, das Instrument der Bildungsregion kennenzulernen. Ich bin sicher, dass jetzt in den neuen Wahlperioden der Kreistage die Zahl der Bildungsregionen im Land steigen wird. Damit bilden sich mehr Netzwerke für Schulen und werden mehr Innovationen auch von außen in die Schulen hineingetragen. Alle Schulen haben schließlich
intensiv daran zu arbeiten, dass die Jugendlichen auf vielen Wegen ihre Chancen wahrnehmen können – mit der Gelegenheit, aus allen Schularten heraus weitere Bildungsabschlüsse zu erwerben. Das gelingt nirgendwo so gut wie in BadenWürttemberg.
All diese Grundsätze für eine gute Schulentwicklung werden bei uns nicht an einzelnen, sondern an Hunderten von Schulen umgesetzt. Wir haben diese Ansätze in der Qualitätsoffensive Bildung gebündelt, die wir gemeinsam mit zusätzlich 530 Millionen € für die Schulen unterlegt haben.
Deswegen haben die Schulen sowohl personell als auch in der Leitung, in der Personalentwicklung die Chance, Schulentwicklungskonzepte vorzunehmen, die wirklich zukunftweisend sind und die sich nicht an den schlichten Kriterien, die hier von der Opposition immer wieder eingeführt werden, zu orientieren haben.
Gehen Sie an die Paul-Hindemith-Schule in Freiburg. Das ist eine Grundschule, die längst gelernt hat, in Familiengruppen,
die vier Jahrgänge umfassen, zu arbeiten, eine Schule, die bei der Leistungsbeurteilung von Kindern in der Grundschule völlig neue Wege geht.
Gehen Sie an die Elsenztalschule in Bammental. Das ist eine Hauptschule, die auf ein Kurssystem umgestellt hat, bei dem die Schülerinnen und Schüler wählen können, wo sie ihre Schwerpunkte setzen, eine Schule, die ihrer Leistungsbeurteilung den Grundgedanken des Kompetenzerwerbs zugrunde gelegt hat. Sie können dort sehen, wie man Kompetenzzeugnisse erarbeitet und erstellt.
Gehen Sie an die Theodor-Heuglin-Schule in Ditzingen. Das ist eine Schule, die zeigt, wie man in Zusammenarbeit mit einem großen Unternehmen wertvolle Kompetenzen entwickeln kann, die einen Weg in die Berufswelt eröffnen, und wie man auch spezielle Kenntnisse über die Berufswelt vermitteln kann, die im Schulgebäude allein nicht vermittelt werden können. 20 volle Produktionstage – von morgens um 7:00 bis nachmittags um 16:00 Uhr – verbringen die Jugendlichen der achten Klassen in der Firma Trumpf. Sie arbeiten dort an Technikprojekten, die sie in der Theorie und in der Praxis im umfassenden Sinn selbstständig gestalten müssen.
Gehen Sie an die Realschule Ostheim hier in Stuttgart. Das ist eine Schule mit einem Migrantenanteil von bis zu 90 %. Dort ist der Deutschunterricht durch Schreibwerkstätten ergänzt worden, traditioneller Deutschunterricht durch Zusammenarbeit mit Schriftstellern ersetzt worden. Dies führt zu hervorragenden Ergebnissen.
Gehen Sie ans Karls-Gymnasium in Stuttgart. Dort werden Sie ganz herausragende Ergebnisse in der Hochbegabtenförderung finden können.
Schauen Sie sich eines unserer Bildungshäuser für Drei- bis Zehnjährige an. Sie werden sehen, dass völlig neue Ansätze der Zusammenarbeit von Kindergarten und Grundschule realisiert werden.
Ich könnte gerade so weitermachen. Erst vor Kurzem konnten wir das Beispiel der Gebhardschule in Konstanz vorstellen. Das ist eine Schule, an der die gemeinsame Unterrichtung von Kindern mit und ohne Behinderungen ganz besonders intensiv vorangetrieben wird. Wir werden uns an diesem Beispiel bei der Weiterentwicklung der sonderpädagogischen Förderung orientieren.
Ich will nur einmal deutlich machen: An den Schulen in unserem Land ist ungeheuer viel in Bewegung. Die letzten zehn Jahre sind Jahre der intensiven Schulentwicklung gewesen. Das geht nur, wenn die Schulen selbst die Spielräume dafür haben,
Was begehrt denn die Opposition? Die Opposition hätte gern, dass wir uns darauf einlassen, eine Beliebigkeit der Schulform zu ermöglichen – vier oder sechs oder neun oder zehn Jahre, wie auch immer. Das beinhaltet aber auch die Aufgabe bewährter Bildungskonzepte.
Es gibt aber in diesem Land keine Mehrheit für die Aufgabe bewährter Bildungskonzepte. Wir können deswegen örtliche Initiativen nicht in jedem Fall – nicht von vornherein und ohne Betrachtung der Rahmenbedingungen – genehmigen. Jedes Schulsystem braucht ein Geländer, an dem man sich fest orientieren kann. Es geht nicht, dass jeder gegebene Rahmenbedingungen ignoriert und annimmt, am Ende würden die Ergebnisse schon stimmen.
Wir haben ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Entwicklungsspielräumen, die ständig zugenommen haben und die wir unterstützen, und Rahmenvorgaben.
Sie verbreiten die Illusion, dass kleine Schulen, an denen man Realschüler und Hauptschüler einzügig zusammenbringt, unser Schulsystem ersetzen könnten. Das ist falsch. Die Sachsen haben das wegen sinkender Schülerzahlen schon gemacht. Schauen Sie sich einmal an, wie viele Hundert Schulen dort geschlossen werden mussten, um dieses Konzept pädagogisch vernünftig realisieren zu können.
Sie behaupten, es gebe gerechtere Ergebnisse. Die Studie von Helmut Fend, der einmal angetreten ist, um die Überlegenheit des Gesamtschulkonzepts in Deutschland zu beweisen, sagt nach über 30 Jahren genau das Gegenteil.
(Abg. Hagen Kluck FDP/DVP: So ist es! – Abg. Nor- bert Zeller SPD: Das, was Sie behaupten, sagt die Studie nicht aus!)
Das tritt nicht ein. Am gerechtesten ist ein Schulsystem, das viele verschiedene Chancen eröffnet. Genau ein solches Schulsystem haben wir in Baden-Württemberg aufgebaut und werden es auch weiterentwickeln.
Wir brauchen auch in Zukunft eine Festlegung von Schultypen. Wir brauchen Bildungspläne, die den Rahmen dessen beschreiben, was in der Schule durch die Arbeit vor Ort ausgefüllt werden muss. Wir können nicht jeden Antrag, der zur Beliebigkeit der Schulformen führen würde, akzeptieren. Denn das bittere Ende wäre, dass Durchlässigkeit,
Transparenz und Mobilität als Grundsätze, die wir auch zu beachten haben, aufs Schwerste gefährdet wären.
Wir befinden uns auf einem guten Weg. Die Schulen haben sich enorm verändert. Ich danke allen, die dazu beigetragen
Herr Präsident, meine Damen und Herren! In der Tat, Herr Schebesta, wir wollen die Hoffnung nicht aufgeben, dass Sie doch noch einsichtig werden. Das ist auch Sinn und Zweck dieser Debatte. Bisher blockieren Sie. Ich werde Ihnen gleich sagen, wo Sie überall blockieren. Gott sei Dank – das will ich zu Beginn deutlich machen – gibt es zahlreiche Schulen bei uns im Land, die sich trotz dieser Blockade weiterentwickeln. Ihnen gilt mein besonderer Dank.
Viele Schulen wollen sich weiterentwickeln. Sie wollen z. B. mehr Qualität. Sie wollen etwa, dass auch ein Realschulabschluss an ihrer Schule möglich sein soll. Aber sie dürfen nicht. Herr Rau, Ihre Aussagen, wonach an einer Hauptschule kein echter Realschulabschluss möglich sei, sind nichts anderes als Behauptungen, die durch nichts belegt sind. Schauen Sie doch einmal in andere Länder. Kein anderes Land auf dieser Erde hat ein Schulsystem, das die Kinder nach der vierten Klasse trennt.