Protokoll der Sitzung vom 04.02.2010

Meine Damen und Herren, Schutzgebiete und Biotope, Biosphärengebiete im ländlichen Raum gilt es auch weiterhin zu unterstützen; das ist natürlich klar. Auch diese tragen zum Wohl des gesamten Landes bei und sichern vor allem den Tourismusstandort Baden-Württemberg.

Die Pflege und den Erhalt der Kulturlandschaft gibt es jedoch nicht zum Nulltarif. Auch hierfür müssen wir unsere Landwirte und Landschaftspfleger, z. B. die Schäfer, entlohnen. Ich sage bewusst: entlohnen. Es sei jedoch angemerkt, dass wir in einer von Menschen über Jahrhunderte gestalteten Kulturlandschaft leben und nicht in einer Naturlandschaft oder im Urwald.

Die Lebensbedingungen und die Lebensqualität sind entscheidend, um ländliche Räume zu stabilisieren. Meine Damen und Herren, wir wollen den Bäcker, wir wollen die Post und wir wollen auch die Bank möglichst im Dorf lassen. Wir müssen jedoch dafür sorgen, dass durch intelligente Maßnahmen, wie beispielsweise mobile Pflegedienste, aber auch durch Telekommunikationstechnik, durch Bürgertaxen oder Ähnliches, auch die älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger im ländlichen Raum weiterhin gesichert leben können.

(Abg. Ursula Haußmann SPD: Dann macht doch ein- mal! Ihr bringt ja gar nichts auf die Reihe! – Gegen- ruf des Abg. Hagen Kluck FDP/DVP: Frau Kollegin Haußmann, wo leben Sie denn? – Abg. Jochen Karl Kübler CDU: Kollegin Haußmann, bitte!)

Wer im Ostalbkreis wohnt, weiß das zu schätzen. – Liebe Ulla, ich hoffe, du weißt es auch zu schätzen.

(Zuruf des Abg. Jochen Karl Kübler CDU)

Wir wollen aber auch die schulischen Angebote entsprechend ausbauen und erhalten. Meine Damen und Herren, auch bei Kinderbetreuungseinrichtungen gibt es Handlungsbedarf, damit Beruf und Familie auch in ländlichen Räumen organisierbarer werden.

Vorgestern besuchte ich eine Werkrealschule in der Gemeinde Frankenhardt, die auch zukünftig Bestand haben wird,

(Zuruf des Abg. Helmut Walter Rüeck CDU)

und zwar einzügig, lieber Helmut. Dort gibt es engagierte Eltern, engagierte Lehrer, dort gibt es Gemeinderäte und Bürgermeister, die nicht den Kirchturm sehen, sondern das Wohl der Kinder. Eine solche Entscheidung wird den ländlichen Raum stärken.

Wenn man dazu noch, lieber Kollege, Gymnasien, berufliche Gymnasien hat, dann muss man sich Folgendes auf der Zunge zergehen lassen: Z. B. hat man im Hohenlohekreis beim Übergang ins Gymnasium eine Quote von etwa 30 %, 35 %, in Heidelberg eine Quote von über 50 %. Allerdings ist die Zahl der erfolgreichen Hochschulabsolventen im Hohenlohekreis höher, und zwar deshalb, weil wir in Baden-Württemberg durch die beruflichen Gymnasien und die Berufsschulen eine tolle Bildungslandschaft haben. Das gilt es auch weiter zu unterstützen.

(Beifall bei der FDP/DVP und der CDU)

Dass das Land Baden-Württemberg hier auf dem richtigen Weg ist, zeigen auch die Arbeitslosenquoten. Sie betragen im Februar 2010 im Landkreis Biberach 4,1 %, im Alb-DonauKreis 4,3 %, im Main-Tauber-Kreis 4,2 % und im Landkreis Schwäbisch Hall 4,9 %. Das alles sind ländliche Regionen. Dazu, meine Damen und Herren, die Quote im Bundesdurchschnitt: Sie beläuft sich auf 8,6 %. Von den neuen Bundesländern möchte ich gar nicht sprechen.

Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind und dass unsere Maßnahmen im ländlichen Raum greifen. Deshalb ist mir auch nicht bange.

Allerdings: Der demografische Wandel holt uns jetzt ein. Wir müssen eines klar und deutlich sehen.

(Glocke des Präsidenten)

Herr Kollege Dr. Bullinger, bitte kommen Sie allmählich zum Schluss.

(Abg. Ursula Haußmann SPD: Das wäre recht!)

Ich komme allmählich zum Schluss.

Die Redezeit ist von allen sehr gut eingehalten worden. Ich kann bei Ihnen nicht noch etwas dazugeben.

Herr Präsident, Ihnen entgehen jetzt wichtige Zahlen, die ich Ihnen gern noch mit auf den Weg gegeben hätte.

(Heiterkeit)

Ich werde Ihnen die Zahlen dann oben in Ihr Fach legen.

(Heiterkeit)

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.

Wir werden diesem Agrarhaushalt natürlich zustimmen und wünschen uns, dass wir weiterhin so erfolgreich Politik für den ländlichen Raum machen können.

(Beifall bei der FDP/DVP und der CDU)

Für die Landesregierung erteile ich jetzt Herrn Landwirtschaftsminister Hauk das Wort.

(Abg. Dr. Bernd Murschel GRÜNE: Er kann jetzt die richtigen Zahlen bringen!)

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich will mich zunächst herzlich für die konstruktiven Ausschussberatungen zum Einzelplan 08 bedanken. Es ist bei der Gesamtdebatte nicht möglich, dass wir in wenigen Minuten alle Ziele, Maßnahmen und Initiativen umfassend darstellen. Zu vielfältig sind die Aufgaben. Ich will aber gerade auch nach dieser Debatte feststellen: Die Unionsfraktion mit dem Kollegen Locherer wie auch die FDP/DVP mit dem Kollegen Dr. Bullinger sind, glaube ich, die Einzigen, die erkannt haben, was integrierte Politik für den ländlichen Raum letztlich bedeutet.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU und der FDP/ DVP)

Sie haben erkannt, dass die Landwirtschaft dabei ein ganz wichtiger Pfeiler ist. Sie ist der zentrale Pfeiler, von dem alles ausgeht. Hinzu kommen aber eben gleichermaßen die Fragen nach der Struktur der ländlichen Räume, nach dem Ver

braucherschutz sowie den flächengebundenen Aufgaben im Naturschutz und im Bereich der Waldwirtschaft. Man kann das eine nicht vom anderen isolieren.

(Abg. Dr. Bernd Murschel GRÜNE: Das sagt auch die EU!)

Lieber Kollege Winkler, wenn Sie der Landesregierung vorhalten, sie würde ihre Ausgabepolitik nach dem Gießkannenprinzip gestalten, dann muss ich schon sagen: Da sind Sie weit, weit ab von der Welt.

(Zuruf des Abg. Alfred Winkler SPD)

Überhaupt nur in Baden-Württemberg werden im Bereich der Landwirtschaft bei der Frage des Klimaschutzes, der Landschafts-, der Kulturlandschaftspflege und -erhaltung und natürlich bei der Frage der Erzeugung hochwertiger Nahrungsmittel strukturell spürbare Zahlungen geleistet und damit strukturell spürbare Effekte ausgelöst.

(Abg. Alfred Winkler SPD: Aber niemand kennt sie!)

Das kann man in der Tat aus dem Haushalt ersehen.

Herr Kollege Dr. Murschel, Sie haben mir vorgeworfen, das Ganze sei ein bisschen schwer zu durchschauen. Wenn ich, der ich – so würde ich sagen – mit einer mittleren Intelligenz ausgestattet bin, das schaffe, dann will ich das doch auch für Sie annehmen.

(Abg. Dr. Bernd Murschel GRÜNE: Sie haben es ja auch nicht erklären können!)

Für uns, für die Union, gilt: Nicht nur fördern, sondern auch fordern. Wir fordern allerdings auch die Grünen.

(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU und der FDP/DVP)

Wenn also ich das schaffe, dann werden es auch andere Leute schaffen.

(Abg. Dr. Bernd Murschel GRÜNE: Sie haben es ja nicht geschafft!)

Wir erteilen gern Nachhilfe.

Es ist doch ganz entscheidend, dass man die Zielsetzungen gemeinsam sieht, als neue Herausforderungen begreift, sie letztlich aber integrativ anpackt.

Ich will es an einem Beispiel festmachen. Sie haben den Klimaschutz erwähnt. Im Bereich des Klimaschutzes ist die größte Leistung, die wir in diesem Land überhaupt erbringen können – – Da geht es nicht um die Frage, ob die Kuh nun 8 000 oder 10 000 Liter Milch gibt. Nein, meine Damen und Herren, die zentrale Frage ist doch, ob in unserem Land Grünland als CO2-Speicher und damit als CO2-Senker überhaupt erhalten bleiben kann. Das ist die größte Herausforderung.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Bravo!)

Dieser Herausforderung müssen wir uns doch stellen.