Vom Karlsruher Institut für Technologie über die zahlreichen Spitzencluster bis hin zum mittelständischen Tüftler – überall leisten Forscher und Ingenieure in diesem Land bahnbrechende Pionierarbeit.
Wir gehen im Forschungsbereich neue Wege. Wir sind bereit, das Max-Planck-Institut für Metallforschung neu auszurichten und eine Außenstelle in Tübingen einzurichten, damit Ingenieurwissenschaften und Biologie zusammenwachsen können.
Wir werden die Rolle der Fachhochschulen als Innovationsmotoren in den Regionen stärken. Sie sollen gezielt gerade für kleine und mittelständische Unternehmen forschen. Dazu werden wir die Fachhochschulen zu Hochschulen für angewandte Wissenschaften weiterentwickeln.
Wir in Baden-Württemberg brauchen den Wandel nicht zu fürchten. Wir sind die Gewinner und die Gestalter des Wandels. Wer, meine Damen und Herren, wenn nicht wir, sollte die technologische Erneuerung von der Spitze aus führen?
Wer, wenn nicht wir, ist in der Lage, sich immer wieder neu zu erfinden und dabei zugleich die Substanz zu bewahren?
Während andere veraltete Technologien und Industriemuseen jahrzehntelang subventionieren, sind wir dort, wo neue Industrien, neue Wertschöpfung und neue Jobs entstehen. Anpassungsdruck ist für die meisten Unternehmen im Land keine Gefahr, sondern ein Motor des Fortschritts.
Um noch genauer und gezielter zu wissen, wo unsere größten Wachstumschancen im neuen Jahrzehnt liegen, wird die Lan
desregierung ein grundlegendes Expertengutachten in Auftrag geben. So wollen wir lernen, wo wir Akzente neu setzen müssen und was wir noch mehr tun können, um die kommenden Möglichkeiten unseres Landes optimal zu nutzen.
Wir bauen damit auf den Vorarbeiten des Innovationsrats Baden-Württemberg auf, der wegweisende Leitideen zur Forschungs- und Technologiepolitik formuliert hat.
Eine entscheidende industrielle Entwicklung im neuen Jahrzehnt, die wir vor allen anderen bestehen und bestimmen müssen, ist die automobile Zukunft. Wir müssen verstehen: Automobile Fortbewegung wird weiter der Wunsch der Menschen sein. Das Auto ist nicht ersetzbar, erst recht nicht in einem Flächenland wie Baden-Württemberg. Deshalb hat das Autoland Baden-Württemberg eine gute und chancenreiche Zukunft.
Verändern wird sich allerdings die automobile Technik. Denn es steht fest: Die Zeit der fossilen Kraftstoffe läuft ab. Der klassische Verbrennungsmotor wird kontinuierlich Marktanteile verlieren.
Wir wissen heute noch nicht, welche neue Antriebsform den Autoverkehr in 20 oder 30 Jahren dominieren wird. Aber wir wissen: Das Autoland Baden-Württemberg darf und wird die Initiative im Bereich der automobilen Zukunft nicht anderen überlassen.
Es ist unser erklärtes Ziel, Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit unseren Autoherstellern und Zulieferern als Motor, Modellland und Leitanbieter automobiler Zukunftstechnologien zu positionieren. Wir werden dazu eine umfangreiche Agenda verfolgen. So wird das Land die Etablierung einer neuen Fraunhofer-Projektgruppe für alternative Antriebe in Karlsruhe ebenso fördern wie das geplante Helmholtz-Institut für Elektrochemie und Elektromobilität an der Universität Ulm.
Um für das Thema Elektromobilität mit seinen Facetten Batterieelektrik, Hybridtechnik und Brennstoffzelle umfassend gerüstet zu sein, bietet die neue Landesagentur e-mobil BW eine Plattform, um Unternehmen und Know-how zu vernetzen.
Wir fördern darüber hinaus gezielt den Ausbau wichtiger Forschungsinfrastrukturen. So erhält die Universität Stuttgart einen neuen Höchstleistungsrechner. Ferner wird die Zusammenarbeit mit dem KIT weiter ausgebaut. Außerdem investieren wir in die Bereiche Batterietechnik und Leichtbau.
Diese und weitere Einrichtungen und Initiativen wollen wir zu einem flächendeckenden Lehr- und Forschungsnetz „Automobile Zukunft Baden-Württemberg“ verknüpfen und optimal aufeinander abstimmen. Auf diese Weise werden wir Wissen vervielfältigen und eine breite Basis für neues Knowhow und neue Produkte schaffen.
Auch die Wirtschaft, meine Damen und Herren, müssen wir dazu in die Pflicht nehmen. Mit dem landesweiten Cluster Automotive haben wir hier schon große Schritte in die richtige Richtung gemacht.
Wir werden einen Autogipfel der Sitzländer der deutschen Autoindustrie anstoßen und dort auf Spitzenebene mit der Automobilwirtschaft über die kommenden Herausforderungen sprechen. Dabei wird es in erster Linie um eine sinnvolle Aufgabenverteilung zwischen Industrie und Politik auf dem Weg in die automobile Zukunft gehen.
Die Zukunft des Automobils hat schon begonnen. Wir wollen, dass ihre wichtigsten Kapitel bei uns in Baden-Württemberg geschrieben werden.
Das Wachstum und die Arbeitsplätze der industriellen Zukunft werden außerdem besonders im Bereich der innovativen Umwelttechnik entstehen. Das ist ein Thema, das ich in den nächs ten Jahren ganz besonders und intensiv verfolgen werde. Hier nimmt Baden-Württemberg schon heute einen führenden Rang ein.
Viele baden-württembergische Unternehmen haben die Chancen dieser Branchen fest im Blick. Im Bund-Länder-Vergleich erzielen wir die zweithöchsten Umsätze – bei zweistelligen Wachstumsraten. Mehr als jede fünfte Kilowattstunde Strom aus Sonnenenergie bundesweit wird im Südwesten erzeugt.
Unser Ziel heißt darüber hinaus: Wir machen Baden-Würt temberg zum Umweltinnovationslabor Europas. Wir werden damit dem Innovationsvorsprung Baden-Württembergs eine neue Ausrichtung geben und gleichzeitig die wachsenden Märkte für nachhaltige Technik aus Baden-Württemberg erschließen.
Weltweit verlangen Klimaschutz, Luftreinhaltung und knappere Rohstoffe neue und hoch entwickelte Lösungen. Für unsere Hightechbetriebe bedeutet das ein enormes Absatzpotenzial. „Umwelttechnik made in Baden-Württemberg“ muss in der Welt einen genauso guten und bekannten Namen haben wie unsere Premiumautomobile oder unsere Präzisionsmaschinen.
Eine konsequente Landesstrategie „Umwelttechnik und Ressourceneffizienz“ wird dazu alle Ansätze bündeln. Ergänzend werden wir einen Umwelttechnikatlas erarbeiten, der alle Potenziale im Land systematisch erfasst und vor allem eine koordinierte Branchenentwicklung ermöglicht.
Damit unsere Wirtschaft auf dem Weltmarkt der Umwelttechnik künftig kräftiger Fuß fasst, will ich ein Technologie- und Innovationszentrum für Umwelttechnik einrichten. Meine Damen und Herren, wir brauchen ein Schaufenster zur Technologiedemonstration und zur Exportförderung gerade auf diesem wichtigen Zukunftsfeld.
Das Erneuerbare-Wärme-Gesetz in Baden-Württemberg hat einen wahren Boom an Investitionen und Innovationen mit Blick auf erneuerbare Energien gerade für das Handwerk in Baden-Württemberg ausgelöst. Wir haben damit ein Ausrufe
zeichen hinter unseren Anspruch gesetzt, Baden-Württemberg als Pionier klimafreundlicher Energietechnologien zu profilieren. Und wir haben gesehen: Die Schrittmacherrolle Baden-Württembergs in der Umwelttechnik lebt auch von anspruchsvollen Umweltstandards. Deshalb werden wir das Erneuerbare-Wärme-Gesetz weiterentwickeln und bekräftigen unsere Absicht, den Anteil regenerativ erzeugter Wärme konsequent und deutlich zu erhöhen.
Das laufende Klimaschutzkonzept werden wir noch in dieser Legislaturperiode durch ein neues Klimaschutzkonzept „2020 Plus“ ablösen. Die Landesregierung wird darin ambitionierte Ziele formulieren, damit wir Energie deutlich effizienter nutzen,
damit mehr Energie aus regenerativen Quellen kommt, damit die Umsätze und die Gewinne aus der Energieerzeugung im Land bleiben und damit wir weniger Geld für Energieimporte und an Rohstoffländer wie Russland bezahlen müssen. Wir stellen damit die Weichen in Richtung einer weiteren Reduzierung der CO2-Emissionen.
Wir brauchen darüber hinaus noch konkretere Erkenntnisse über die Auswirkungen des Klimawandels hier in BadenWürttemberg. Deshalb planen wir ein neues Forschungsprogramm, das die regionalen Folgen der Erderwärmung präzise aufzeigt.
Als Ausblick in die Zukunft wollen wir mehrere Modellprojekte „Klimaneutrale Stadt“ in Baden-Württemberg realisieren. Wir wollen damit zeigen, was auch in gewachsenen Städten und Dörfern möglich ist, um einen weitreichenden ökologischen Anspruch zu verwirklichen.
Meine Damen und Herren, wenn wir wirklich für einen wirksamen Klimaschutz eintreten, brauchen wir den Beitrag, den die Kernenergie zur Reduzierung der CO2-Emissionen leistet. Wir wollen die Kernkraft als grundlastfähige Brückentechnologie, bis regenerative Energien in ausreichendem Maß und kostengünstig zur Verfügung stehen. Es ist objektiv ein Irrweg, sichere und „CO2-freie“ Kernkraftwerke abzuschalten, um dafür klimaschädlich Strom aus Braunkohle oder aus Gas zu erzeugen, meine Damen und Herren.
Aber eine Laufzeitverlängerung ohne einen wesentlichen Beitrag der Kraftwerksbetreiber zur schnelleren und effizienteren Erforschung und Einführung erneuerbarer Energien wird es mit mir nicht geben.
Wir erwarten, dass die zusätzlichen Gewinne durch die Laufzeitverlängerung mindestens zu 50 % abgeschöpft werden,
damit diese Mittel dann Bund und Ländern je hälftig zur schnelleren Entwicklung und Markteinführung regenerativer Energien zur Verfügung stehen.
Ich bin davon überzeugt: Eine innovationsorientierte Umweltpolitik und eine leistungsfähige Umweltindustrie können zu d e r neuen Stärke unseres Landes im neuen Jahrzehnt werden. Daran, meine Damen und Herren, werden wir mit unserer Politik arbeiten.