Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich glaube, es ist jetzt an der Zeit, ein paar gute Botschaften über den Sport zu verbreiten.
Die wichtigste Botschaft, auf die wir sicherlich alle warten: Die Sache mit Furtwangen bekommen wir hin. Das ist eine klare Aussage.
(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Abg. Karl- Wilhelm Röhm CDU: Bravo! – Abg. Dr. Klaus Schü- le CDU: Eine sportliche Aussage!)
Denn es reicht natürlich nicht, sich an den glücklichen und teamorientierten Gesichtern im Fernsehen zu delektieren, es dann jedoch selbst nicht hinbekommen zu wollen. Das ginge nicht. Wir schaffen das aber.
Ich will auch das Thema Doping sehr gern aufgreifen und hier sehr schnell der Legendenbildung entgegenwirken. Denn es ist tatsächlich Baden-Württemberg, das als erstes Bundesland der Nationalen Anti Doping Agentur Unterstützung angeboten und diese auch umgesetzt hat. Bislang ist nur RheinlandPfalz mit einer Absichtserklärung gefolgt. Alle anderen Bundesländer schauen im Moment noch zu.
(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP – Abg. Elke Brunnemer CDU: Hört, hört! – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Schön, dass man das auch einmal weiß!)
Wir müssen uns also nicht verstecken. Das ist wichtig. BadenWürttemberg ist auch das einzige Bundesland, das mit einem Sitz in der Arbeitsgruppe Prävention der NADA vertreten ist. Ich glaube, das sind deutlich wahrnehmbare und handfeste Beweise dafür, dass uns der Sport wichtig ist, und zwar nicht nur, wenn es ums Zuschauen und um das Entgegennehmen von Medaillen geht, sondern auch in seiner Vorbildfunktion für die Jugend.
Ich will auch noch einmal klarstellen: Das Land ist nicht für den Spitzensport zuständig; es ist aber sehr wohl für die gesamte Kette von null – oder wo immer der Anfang ist – bis zum Nachwuchsleistungssport zuständig. Diese Kette müssen wir bedienen. Ich denke, das tun wir auch ganz hervorragend. Das sehen wir an den Ergebnissen, das sehen wir aber auch
Ich will aber auch deutlich sagen: Es ist nie so, dass man nicht mehr tun könnte. Noch einmal gewendet: Wer im Fernsehen mehr strahlende Medaillengewinner sehen will, der muss einen Beitrag dazu leisten. Den Beitrag leistet natürlich nicht nur das Land, sondern ihn leisten alle, die im Sport unterwegs sind. Herzlichen Dank an dieser Stelle allen, die ehrenamtlich und in unterschiedlichen Positionen ihren Beitrag leisten. Ohne sie ginge es nicht.
(Beifall bei der CDU sowie Abgeordneten der Grü- nen und der FDP/DVP – Abg. Dr. Klaus Schüle CDU: Sehr gut!)
Es leistet jeder einen Beitrag, der in dieser Diskussion als Vorbild wirkt. Das heißt: Bitte nicht nur über Sport reden, sondern als Vorbild wirken.
Warum ist das so wichtig? Damit wir die jungen Menschen noch stärker in die Vereine hineinbringen, damit sich die Vereine trauen, ihre besten Trainerinnen und Trainer in die Nachwuchsarbeit zu bringen und nicht nur die, die es schon geschafft haben. Das sind ganz wichtige Elemente, um den breiten Zufluss bis an die Spitze sicherzustellen.
Wenn hier angesprochen wurde, dass es irgendwo ein kleines „Löchle“ gebe, durch das uns ein paar – vom Nachwuchs bis hin zur Spitze – abhanden kämen, dann darf ich darauf hinweisen: Wir sind im Moment dabei, zwei Löcher zu schließen.
Das eine – das ist angesprochen worden – ist der Übergang in den Hochschulbereich, in das Hochschulstudium. Wir sind hier im Anhörungsverfahren zu einem Gesetzentwurf – das wissen Sie, meine sehr geehrten Damen und Herren –, der genau diese Frage lösen wird. Das Wissenschaftsministerium hat bereits einen entsprechenden Gesetzentwurf auf den Weg gebracht. Wir schließen also dieses Loch, durch das uns ein paar verloren gehen.
Zweitens: Wo gehen uns heute ein paar der sportbegeisterten und erfolgreichen jungen Menschen verloren, die Angst haben, ihre berufliche Ausbildung nicht abschließen und nicht mit einer spitzensportlichen Aktivität vereinbaren zu können? Hier schließen wir das zweite Loch, nämlich den Übergang zur beruflichen Ausbildung, indem wir kurz vor dem Abschluss sind, Partnerbetriebe des Spitzensports zu identifizieren, um den jungen Menschen damit auf der Ausbildungsseite wie auf der Hochschulseite Berufswege anbieten zu können, die sie beschreiten können, ohne ihre sportlichen Ambitionen aufgeben zu müssen.
Ich denke, hier sind wir wirklich sehr gut unterwegs, unserer Verantwortung den jungen Menschen gegenüber nachzukommen. Es reicht nicht, von ihnen nur Spitzenleistungen im sportlichen Bereich zu erwarten; es ist gleichzeitig notwendig, ihnen Perspektiven für ihre Zeit nach dem Sport zu eröffnen. Deswegen finde ich es herausragend, dass alle Eliteschulen in Baden-Württemberg in diesen Bereichen einen allgemeinbildenden Teil und einen beruflichen Bildungsteil enthalten. Wir bieten hier eine breite Palette an.
Angesprochen worden sind auch die Investitionsmittel in diesem Bereich. Hier gilt es festzuhalten, dass es in den neuen
Bundesländern in den letzten Jahren sehr starken Investitionsbedarf gab und Investitionsmittel in der Tat stärker in diese Länder geflossen sind. Wir werden dies aber – das klang heute Vormittag schon einmal an – sicherlich sehr intensiv thematisieren und diskutieren. Auch hier wird es sicherlich notwendig sein, zu zeigen, dass auch im Südwesten der Republik mancher Bedarf besteht.
Angesprochen wurde auch der Solidarpakt II. Wir sind in guten, konstruktiven Gesprächen und guter Dinge – „guter Hoffnung“ wäre der falsche Ausdruck –, in den nächsten Wochen und Monaten deutlich voranzukommen. Hier wird nichts auf die lange Bank geschoben, ganz im Gegenteil. Wir gehen das Thema intensiv an.
Ich will noch einmal sagen – das Thema Talentfindung ist vorhin kurz thematisiert worden –: Es ist ein Bundesland namens Baden-Württemberg, das als teilnehmerstärkstes Bundesland bei der Bewegung „Jugend trainiert für Olympia“ mitmacht. 150 000 junge Menschen sind da jährlich unterwegs. Das muss ein anderes Bundesland erst einmal nachmachen.
Wir sind mit den Schultalentfördergruppen in den Schulen präsent. Wir sind mit den Stiftungen vor Ort und machen Talentscouting, aber sicherlich nicht in dem Sinn, wie es vorhin anklang, dass das Land nun als Mitbieter auf Transferlisten auftreten müsse. Wenn manche Spitzensportler anderswohin abwandern, weil es dort bestimmte Rahmenbedingungen gibt, dann ist es nicht automatisch das Land, das nun sozusagen als ein Bieter im Transferverein auftritt. Das ist nicht unsere Aufgabe. Aber es ist natürlich unsere Aufgabe, starke Vereine weiterzuentwickeln, starke Vereinsstrukturen zu haben, um solche Abwanderungen beherzt und stärker verhindern zu können.
Meine Damen und Herren, um den Sport muss uns in BadenWürttemberg nicht bange sein. Wir zeigen an den richtigen Stellen Flagge, vor allem auch im Dopingbereich. Jetzt gilt nur noch eines, nämlich mit gutem Beispiel voranzugehen.
(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Abg. Karl- Wilhelm Röhm CDU: Bravo! – Abg. Friedlinde Gurr- Hirsch CDU: Genau! – Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Sehr gut!)
Frau Ministerin, Sie haben genau das gesagt, was auch unser Anliegen ist, dass wir nämlich das, was wir in Baden-Württemberg an Gutem haben, weiterhin erhalten, ausbauen und eben auch zu einem guten Ende bringen.
Ich habe nichts schlechtgeredet. Ich habe meiner Sorge Ausdruck gegeben, weil ich beobachte, dass wir ganz vieles, was wir hier ausgesät, gepflanzt und gehegt haben, plötzlich nicht mehr haben, wenn es an die Ernte geht. Das ist nicht in Ordnung.
So manche Idee, die ich mir auch aufgeschrieben habe, wurde bereits angesprochen. Frau Kollegin Queitsch, Sie werden
relativ bald merken, dass Sie sich an der völlig falschen Stelle aufgeregt haben. Deshalb muss ich dazu nichts sagen.
(Abg. Margot Queitsch SPD: Das werden wir abwar- ten! – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Sie hat sich wieder beruhigt!)
Kollegin Neuenhaus hat mich an den Studenten im Examen erinnert, der sich beim Lernen auf das Thema Wurm konzentriert hatte, dann zum Thema Elefant gefragt wurde und sich mit der Aussage beholfen hat, dass der Elefant einen wurmförmigen Rüssel habe. Sie haben also schlicht am Thema vorbeigeredet.
Uns geht es darum, dass wir das, was wir an guter Basis bei den Vereinen – da auch von uns noch einmal herzlichen Dank an alle – und in den Schulen haben, gut ernten. Ich glaube schon, dass wir dazu insgesamt – nicht hier im Landtag und nicht nur in der Landesregierung – weit mehr Empathie für den Sport brauchen. Er hat bei uns nicht diese Hauptbedeutung, wie er sie in vielen anderen Gegenden hat. Er sollte von dieser Bedeutung im allgemeinen Leben wieder ein Stück zurückbekommen.
Ich möchte ausdrücklich noch einmal an einen Teil des Sports erinnern, der auch außerordentlich wichtig ist und der demnächst wieder in unser Augenmerk geraten wird, und zwar an den Behindertensport. Auch das ist ein ganz, ganz wichtiger Teil der Sportlandschaft in Baden-Württemberg.
(Beifall bei Abgeordneten der FDP/DVP und der CDU – Abg. Dieter Hillebrand CDU: Jawohl! Sehr richtig!)
Die Frau Ministerin hat schon angesprochen, dass wir im Bereich der Hochschulen etwas tun müssen. Ich bin froh, dass Baden-Württemberg diesbezüglich jetzt unterwegs ist. Nord rhein-Westfalen hat uns einiges vorgemacht. Es geht darum, dass Sportler dort, wo sie ihre Übungsstätten haben, ihre Trainingsorte haben, auch ihren Studienplatz bekommen, dass man auch während des Studiums auf Trainings- und Wettkampfphasen Rücksicht nimmt, dass Studienzeiten eventuell verlängert werden, weil Wettkampfzeiten dazwischen sind.
Das Thema „Einbindung der Wirtschaft“ ist mir auch sehr wichtig. Ich glaube, man muss der Wirtschaft klarmachen, dass Sport ein ganz gewaltiger Wirtschaftsfaktor ist. Wir produzieren Sportgeräte, wir produzieren und bieten Dienstleis tungen hier im Land an. Deswegen gelingt Förderung eigentlich am besten, wenn auch die Wirtschaft einerseits mit der Landesregierung und andererseits mit den Sportverbänden gut zusammenarbeitet.
Ein sehr schönes Beispiel ist das Projekt, das in Hamburg läuft, nämlich die Kooperation zwischen der Handelskammer und dem Senat. In diese Richtung können wir vielleicht schon etwas voranbringen.
Ich habe gesehen, dass Herr Schmidt-Volkmar, der Präsident des Landessportverbands, anwesend ist. Herzlich willkommen! In manchen Teilen wäre die Moderation durch den Landessportverband sicherlich noch notwendig, wenn es um die Abstimmung zwischen den Olympiastützpunkten und den Verbänden geht, damit wir zu einer ganz effizienten Mittelverwendung kommen und vor allem, damit wir es schaffen,
mehr Mittel beim Bund loszueisen. Die Mittel sind erhöht worden. Wir müssen schauen, dass auch der Anteil nach Baden-Württemberg kommt, der hierher gehört.
Die wichtigste Sache zum Schluss. Wir brauchen berufliche Perspektiven für unsere Sportler. Da sind wir in einigen Bereichen noch ein Entwicklungsland.
Wir müssen schauen – da ist ein Stück weit auch das Land gefragt –, dass wir z. B. im Bereich der Polizei und sowohl im Schul- als auch im Hochschulbereich Perspektiven anbieten, damit junge Menschen auch nach einer sportlichen Tätigkeit hier noch aktiv sein können und eine berufliche Zukunft haben, damit die Zeit als Leistungssportler nicht verloren ist.
Bei der nächsten Haushaltsaufstellung müssen wir darauf achten, dass wir entsprechende Stellen dafür bereitstellen. Das möchte ich an dieser Stelle schon einmal anmerken.
Warum ist Leistungssport so wichtig? Die Frau Ministerin hat es bereits angesprochen. Leistungssport ist mit eine Bedingung für den Breitensport; denn durch den Leistungssport wird die Begeisterung geweckt, die unsere Kinder in die Sportvereine und unsere Erwachsenen in die Trainingsstunden bringen. Das ist ein wichtiger Aspekt der Gesundheit im Land.