Bis die Drei- bis Fünfjährigen in die Schule kommen, sind sie ja nicht in einer Vorschule in diesem Sinn, sondern es bleibt ein Kindergarten.
Natürlich lernen sie. Sie lernen vom ersten Tag ihres Lebens an, unabhängig davon, ob sie in der Schule sind oder nicht.
Frau Kollegin, Sie sprechen die Bildungshäuser an. Sie stellen diese als Mittel dar, um ei ne bessere Förderung im frühkindlichen Bereich sicherzustel len. Ist es Ihnen angesichts von 7 000 Kindertagesstätten nicht ein bisschen peinlich, hier 90 Bildungshäuser ins Feld zu füh ren, um damit zu belegen, dass Sie in diesem Bereich eine Verbesserung umsetzen wollen, zumal sich die meisten die ser 90 Häuser erst in Planung befinden? Im Moment haben wir 30 Bildungshäuser.
Herr Kollege, das, was Sie da vorführen, ist jetzt ein bisschen witzig. Wir haben mit den Bildungshäusern angefangen, um sie auszuprobieren. Das war ein Versuch, um zu sehen, ob sie etwas bringen. Die Versuche haben gezeigt: Sie bringen sehr viel. Daher erweitern wir jetzt die Zahl der Bildungshäuser um 70 zusätzliche.
Dann sind wir bei 103, wenn Sie genau zählen. Das ist noch immer nicht genug. Aber Sie wissen auch, dass dafür Ressour cen notwendig sind, die man nicht von heute auf morgen schaffen kann.
Entscheidend ist, dass in den Bildungshäusern die Grundla gen für eine gesunde schulische Entwicklung der Kinder, ge rade auch für Problemkinder, gelegt werden. Deshalb wird dieses Projekt so interessant für uns.
Übrigens hat die TIMSS-Übergangsstudie etwas gezeigt. Die Herren Maaz und Nagy sagen darin: Drei Viertel des Effekts der sozialen Herkunft, der beim Übergang sichtbar wird, ent stehen bereits vor und – jetzt hören Sie genau zu – während der Grundschulzeit. Das sollte Ihnen eigentlich zu denken ge ben.
Abschließend habe ich noch eine Bitte: Hören Sie damit auf, unser Schulsystem systematisch und pauschal zu verdammen.
Sie brüskieren Lehrer und Schulleiter, und Sie fördern die ne gative Einstellung derjenigen, die keine besondere Nähe zur Schulbildung haben. Meine Damen und Herren, so kann Schu le auf Dauer nicht gelingen.
Wie gut und robust aber unser System hier in Baden-Würt temberg ist, hat sich jüngst aus einer Umfrage der Allianz und der Universität Hohenheim gezeigt.
Überschrift in der „Stuttgarter Zeitung“ vom 15. Juli, zur Lek türe empfohlen: „Die Schüler hierzulande“ – gemeint ist Ba den-Württemberg – „sind besonders optimistisch“.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Frau Vossschulte, wir wollen das Schulsystem nicht schlechtmachen. Wir wollen das Schulsystem besser machen. Darum geht es.
Frau Arnold, über die Weltfremdheit der FDP lasse ich mich jetzt gar nicht aus. Ich will Sie nur daran erinnern: In NRW sitzen Sie nicht mehr in der Regierung. Sie sollten ein biss chen zurückhaltender sein und nicht so große Sprüche ma chen.
(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Wo sitzen wir nicht mehr drin? – Gegenruf des Abg. Claus Schmiedel SPD: Gerade rausgeflogen in NRW!)
Worum ging es in Hamburg, meine Damen und Herren? Es wurde über das Vorhaben abgestimmt, eine Primarschule ein
zuführen, mit der die Grundschulzeit von vier Jahren auf sechs Jahre verlängert wird. Das war der Punkt. Dies wurde abge lehnt. Das ist bedauerlich, aber so fiel die Entscheidung aus.
Was nicht zur Abstimmung stand, war das Gymnasium und die Gründung einer Stadtteilschule und damit die Auflösung von Realschule und Hauptschule. Eine Stadtteilschule bietet Unterricht vom 5. bis zum 13. Schuljahr an, also alle Ab schlüsse einschließlich des Abiturs.
Sitzen bleiben ist in Hamburg abgeschafft. Dort gilt der Grundsatz „Fördern statt Wiederholen“. In der Grundschule werden kleine Klassen geschaffen, und zwar nicht in der Grö ßenordnung wie bei uns, sondern 23 Schüler sind die Ober grenze.
Dort, wo es sozial problematische Kinder gibt, wird die Klas sengröße bei höchstens 19 Schülern liegen.
Meine Damen und Herren, sind Sie damit einverstanden, dass wir diesen Weg gehen? Das ist die entscheidende Frage.
Jetzt will ich Ihnen vorlesen, was der ehemalige Bürgermeis ter Ole von Beust gegenüber der FAS gesagt hat – die CDU hat sich von diesen Aussagen nicht distanziert, höchstens Herr Hoffmann –: