Protokoll der Sitzung vom 11.12.2014

Der Justizminister setzt eine Kommission ein. Herr Zimmer mann, Sie haben eine persönliche Einladung erhalten. Viel leicht dürfen Sie als Justizvollzugsbeauftragter jetzt wieder aktiv in die Politik der Justizvollzugsanstalten eingreifen.

(Abg. Karl Zimmermann CDU: Da bin ich aktiver unterwegs, als Sie denken, Herr Kollege!)

Ansonsten hat man in den vergangenen Wochen von Ihnen nicht mehr viel hören dürfen.

Ziel ist es, uns Empfehlungen für die Zukunft des baden-würt tembergischen Strafvollzugs sowohl in konzeptioneller als

auch in personeller als auch in sachlicher als auch in bauli cher Hinsicht aufzuzeigen.

(Abg. Karl Zimmermann CDU: Das Wort „finanziell“ haben Sie aber nicht genannt!)

Herr Zimmermann, Sie bekommen die erwähnten zwei Mi nuten Redezeit von mir.

(Abg. Andrea Lindlohr GRÜNE: Nee!)

Ich schaue auf die Uhr.

Fakt ist, dass der Umgang mit psychisch auffälligen oder kran ken Gefangenen für die behandelnden und betreuenden Be diensteten ein Höchstmaß an Belastung darstellt. Als Sofort maßnahme hat die grün-rote Koalition daher die Mittel für die Supervision um 50 000 € jährlich erhöht, um in Ergänzung zu dem bisherigen Angebot auch für die Regelvollzugsanstalten eine auf den jeweiligen Einzelfall bezogene Supervision zu ermöglichen.

Jetzt komme ich zu den Anträgen – ich bezeichne sie einmal als die scheinheiligen Anträge – der CDU-Landtagsfraktion. Nachdem die CDU-Fraktion die Haushaltsberatungen im Fi nanzausschuss – wer dabei war, weiß das – wortwörtlich ver schlafen hat, liegen uns nun zur Zweiten Beratung des Haus halts Anträge für den Bereich Strafvollzug vor.

Wild durch den Gemüsegarten werden hier Anträge gestellt. Es wird auf eine externe Expertenkommission gesetzt. Das heißt, die CDU-Fraktion hat kein Vertrauen in die Mitarbei terinnen und Mitarbeiter der baden-württembergischen Justiz. Sie wollen Experten von außen hineinholen, um die Organi sation des Strafvollzugs auf Vordermann zu bringen.

(Zuruf des Abg. Karl Zimmermann CDU)

Unser Justizminister setzt auf die eigenen Leute, auf die eige nen Beamtinnen und Beamten im Justizvollzug, aber nicht auf externe Beratung, meine Damen und Herren.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der Grünen – Zuruf des Abg. Karl Zimmermann CDU)

Wer eine externe Organisationsuntersuchung fordert, zeigt, wie wenig Vertrauen er in die Mitarbeiterinnen und Mitarbei ter des Justizvollzugs hat.

(Abg. Walter Heiler SPD: Schändlich!)

In diesem Zusammenhang wiederhole ich gern die Zusage un seres Fraktionsvorsitzenden Claus Schmiedel vom 26. No vember 2014 in diesem Haus, notwendige Verbesserungen für den Strafvollzug in einem Nachtrag aufzugreifen, wenn die jenigen, die sich im baden-württembergischen Strafvollzug auskennen und dort arbeiten, uns entsprechende Vorschläge vorlegen.

(Abg. Karl Zimmermann CDU: Die liegen Ihnen schon vor!)

Das ist der sicherlich wichtige und auch verlässliche Weg für die Bediensteten im Strafvollzug und nicht die Vorlage von quer durch den Gemüsegarten reichenden Anträgen, meine Damen und Herren.

Zur Bewährungshilfe: Da stehen Entscheidungen an. Aber festzuhalten ist, dass die Entscheidung der schwarz-gelben Landesregierung falsch war,

(Abg. Karl Zimmermann CDU: Hervorragend war! – Abg. Walter Heiler SPD: Falscher geht es nicht!)

rechtspolitisch falsch war und die finanzpolitischen Ziele nicht erreicht wurden. Jetzt hat man auch noch vom obersten Ver waltungsgericht die Quittung bekommen, dass sogar die Um setzung rechtlich falsch war. Nicht sauber gearbeitet, rechts politisch falsch – das war die Justizpolitik der schwarz-gel ben Landesregierung, meine Damen und Herren.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zuruf des Abg. Karl Zimmermann CDU)

Unser Justizminister steht für eine staatliche Justiz und hat da für gesorgt, dass bei der JVA Offenburg der Privatisierungs gedanke der FDP bei der Justiz nicht fortgeführt wurde. Es war dieser Justizminister, der das beendet hat. Das war nicht nur rechtspolitisch richtig, sondern auch finanzpolitisch, wie der Rechnungshof bezeugt hat, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grünen)

Der Justizhaushalt ist ein klassischer Verwaltungshaushalt. Mit einem Anteil der Personalausgaben von knapp über 50 % befindet sich der Justizhaushalt in einem ständigen Dilemma mit Blick auf das Gebot der Haushaltskonsolidierung. Der Rechtsstaat benötigt gutes Personal in ausreichender Zahl, und dieses ist nicht zum Nulltarif zu bekommen.

(Beifall des Abg. Karl Zimmermann CDU – Abg. Karl Zimmermann CDU: So ist es!)

Ich bin meiner Fraktion ausgesprochen dankbar, dass sie sich einstimmig für die sogenannte Stundungslösung und somit gegen einen Stellenabbau in der Justiz ausgesprochen hat.

(Abg. Karl Zimmermann CDU: So?)

Mit der Stundung der Einsparverpflichtungen ist es nun mög lich, diese erst im Zuge der Notariatsreform bis zum Jahr 2020, rechtzeitig für die Einhaltung der Schuldenbremse, zu erbringen. Jedem muss klar sein, dass nur auf der Grundlage eines funktionierenden Rechtsstaats andere Politikfelder funk tionieren.

(Abg. Karl Zimmermann CDU: Genau!)

Deshalb muss dies auch bei Haushaltsberatungen eine Rolle spielen, meine Damen und Herren.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der Grünen sowie des Abg. Karl Zimmermann CDU)

Herr Kollege Hitzler, Sie haben einen Satz zur Eingangsbe soldung gesagt. Sie haben gesagt, man bekomme bei einer sol chen Eingangsbesoldung keine Leute mehr. Mir ist bekannt, dass der Notendurchschnitt, der erforderlich ist, um eine An stellung in der Justiz zu bekommen, nach wie vor gleich ist und auch das Niveau gleich ist. Das heißt, durch die Beschnei dung der Eingangsbesoldung haben sich hier keine Verände rungen ergeben. Sie müssen einmal Zahlen auf den Tisch le

gen, um das zu belegen, was Sie hier ständig behaupten, Herr Hitzler.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zuruf des Abg. Bernd Hitzler CDU)

Gleichzeitig müssen wir aber auch Anreize schaffen, damit die Justiz als Arbeitgeber weiter attraktiv bleibt.

(Abg. Karl Zimmermann CDU: Das ist es doch!)

Das tut unser Justizminister. Im Mai 2013 hat er ein neues Per sonalentwicklungskonzept mit dem Ansatz einer systemati schen Förderung von Richtern und Staatsanwälten vorgestellt. Im Mittelpunkt steht Transparenz – keine Mauscheleien, son dern ein klarer Weg, auf dem man Karriere in der Justiz ma chen kann, und zwar unabhängig von Parteibüchern, meine Damen und Herren.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der Grünen)

Darüber hinaus wurde in der Justiz eine völlig neue Kultur der Beteiligung eingeführt, um die Mitarbeiterinnen und Mitar beiter aktiv in Prozesse einzubeziehen.

(Abg. Dr. Stefan Fulst-Blei SPD: Sehr gut!)

Die Erarbeitung des neuen Landesrichtergesetzes ist hier nicht nur ein Beispiel für eine gelungene Beteiligung, sondern auch inhaltlich für die Stärkung der Mitbestimmungsrechte der Richter und Staatsanwälte. In Kürze werden wir noch einen Schritt weiter gehen und den Richtern und Staatsanwälten auch eine Beteiligung in Form einer Stufenvertretung ermög lichen.

Herr Kollege Hitzler, Sie behaupten im Zusammenhang mit der Notariatsreform immer, der Vorstand des Württembergi schen Notarvereins sei wegen dieser Landesregierung zurück getreten.

(Abg. Bernd Hitzler CDU: Das haben sie gesagt!)

Das ist Quatsch, Herr Kollege Hitzler. Es ist Sache eines Ver bands, wie er mit seinen Positionen umgeht. Nur weil Sie bei der Umsetzung der Notariatsreform Ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben,

(Zuruf des Abg. Bernd Hitzler CDU)

brauchen Sie sich jetzt nicht hier hinzustellen und all das zu kritisieren, was wir jetzt umsetzen müssen, weil Sie nicht den Schneid hatten

(Abg. Martin Rivoir SPD: Genau!)

und weil Sie sich in Ihrer Koalition über die einzelnen Punk te nicht einig waren. Deshalb wäre ich an Ihrer Stelle eher ein bisschen leiser, Herr Kollege Hitzler.