und kommt dorthin, wo es die Semesterzahl von Bachelor- und Masterstudiengang vorgibt, aber nicht dorthin, wo es zwecks praktischer Unterrichtserfahrungen für einen angehen den Lehrer oder eine angehende Lehrerin angebracht wäre.
Meine Damen und Herren, ehe man das Praxissemester ir gendwann und im Zweifel an einen achtsemestrigen Bache lorstudiengang anschließt,
könnte man auch mit den für die Referendarausbildung zu ständigen Seminaren beraten, ob sie das Praxissemester mit dem Referendariat zu einer Einheit zusammenführen wollen.
Die FDP/DVP-Fraktion würde sich jedenfalls nicht scheuen, wieder ein zweijähriges Referendariat in der Lehrerausbildung einzuführen,
Klare Verantwortlichkeiten seitens der Hochschulen für die Lehramtsstudiengänge und seitens der Seminare für das Re ferendariat, das scheint uns in der liberalen Fraktion zweck mäßig für die Sicherung eines hohen Qualitätsstandards bei der Lehrerausbildung.
Einerseits erhalten die angehenden Lehrerinnen und Lehrer eine fachwissenschaftliche und pädagogisch fundierte Ausbil dung mit polyvalentem Abschluss. Ihr Bachelor und ihr Mas ter qualifiziert entsprechend auch für andere Berufe als den Lehrerberuf.
Andererseits liegt die praktische Ausbildung und die Entschei dung über die Eignung als Lehrerin oder Lehrer in den Hän den der Praktiker, das heißt der Ausbilder an den Seminaren, zusammen mit den Schulen bzw. den Fachberatern.
Wenn die Verantwortlichkeiten klar sind, hätten die Hochschu len einen starken Anreiz, in ihre Lehramtsstudiengänge pas sende fachdidaktische Angebote zu integrieren und zwecks Unterrichtspraxis mit Schulen zusammenzuarbeiten. Denn sie werden den Ehrgeiz haben, dass möglichst viele ihrer Absol venten auch die zweite Hürde zum Lehrerberuf nehmen wer den.
Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren Abgeordneten! Ich möchte mich bei der CDUFraktion für die Gelegenheit bedanken, in Beantwortung der Großen Anfrage heute über die Reform der Lehrerbildung zu sprechen. Wir hatten gestern zwar ein ähnliches Thema als letzten Tagesordnungspunkt, aber das Thema ist so bedeutend, dass man nicht oft genug darüber reden kann; deswegen heu te wieder gern.
Wir diskutieren heute über eine Antwort auf eine Anfrage, die vom Januar 2013 stammt. Seither ist viel Wasser den Neckar hinuntergeflossen,
Die wichtigste Botschaft, die wir heute verkünden können, lautet: Die Reform der Lehrerbildung ist auf einem guten Weg. Wir sind im Zeitplan, und wir schaffen damit etwas, was die christlich-liberale Vorgängerregierung in der letzten Legisla turperiode versucht hat, woran sie aber gescheitert ist. Das werden wir jetzt besser machen.
(Beifall bei Abgeordneten der Grünen und der SPD – Abg. Georg Wacker CDU: Da war der Wahltermin dazwischen!)
Hängen geblieben ist die Reform damals im Streit zwischen dem Kultusministerium und dem Wissenschaftsministerium. Wir schaffen jetzt eine Reform, weil wir in enger Abstimmung zwischen Kultusministerium und Wissenschaftsministerium und im intensiven Austausch mit allen an der Lehrerbildung Beteiligten, mit allen Akteuren – von den Universitäten über die Pädagogischen Hochschulen zu den Seminaren – zusam mengearbeitet haben. Wir wissen, dass der Erfolg einer sol chen Lehrerbildungsreform auf Koproduktion und Gemein samkeit aller Beteiligten basiert. Genau das, was Sie in der letzten Legislaturperiode nicht hinbekommen haben, tun wir jetzt.
Wir schaffen die Umstellung der Lehramtsstudiengänge auf die gestufte Studienstruktur von Bachelor und Master. Wir werden noch in diesem Jahr, im kommenden Wintersemester 2015/2016, starten.
Das Wissenschafts- und das Kultusministerium arbeiten be reits seit Anfang 2014 an der Umsetzung dessen, was wir seit Beginn der Legislaturperiode diskutieren, auch an der Aus wertung der Kommissionsempfehlungen, die wir in Teilen übernommen haben und in Teilen nicht.
Ich glaube, es gehört dazu, sich intensiv und ernsthaft mit Empfehlungen auseinanderzusetzen und zu schauen, was in die Situation des eigenen Landes passt und was eben nicht passt.
Seit 2014 arbeiten wir also an der Umsetzung. Wir haben die Rahmenverordnung erarbeitet, die für alle Studiengänge die Leitplanken bildet, um die weitere Umsetzung voranzubrin gen. Die Fassung der Rahmenverordnung mit den Fachpapie ren zu allen Lehrämtern wurde nach Anhörung und Normen prüfung am 27. Februar freigegeben und an alle Hochschulen und Seminare verschickt. Damit können die Hochschulen jetzt ihre Studien- und Prüfungsordnungen fertigstellen.
Lassen Sie mich die Gelegenheit nutzen, mich bei allen Be teiligten – es waren wirklich viele in diesen Kommissionen intensiv an der Arbeit – für die konstruktive und engagierte Mitarbeit im vergangenen Jahr zu bedanken.
Mir ist völlig bewusst: Diese Reform ist ein Kraftakt. Sie hat schon viel von den Beteiligten abverlangt und wird auch in den nächsten Monaten, wenn wir an den Start gehen wollen, noch viel abverlangen. Aber sie wird ein Erfolg, und sie wird kommen.
Lassen Sie mich noch einmal kurz beleuchten, warum die Re form der Lehrerbildung so wichtig ist, was das Ziel der Re form der Lehrerbildung ist. Wir wollen die bestmögliche Aus bildung von Lehrerinnen und Lehrern sicherstellen. Denn wir wissen – das gilt für alle Schularten gleichermaßen –, gute Schule steht und fällt mit guten Lehrerinnen und Lehrern. Das wissen wir aus vielen Studien, die uns das immer wieder neu belegen, wir wissen es aus der eigenen Schulzeit und auch aus den Erfahrungen, die die Kinder machen.
Wir haben in Baden-Württemberg sehr gute Lehrerinnen und Lehrer. Wir haben Lehrerinnen und Lehrer, die sich in der tag täglichen Gestaltung ihres Unterrichts sehr engagieren. Den noch wissen wir aus vielen Gesprächen und Umfragen, dass die Lehrerinnen und Lehrer im Land ein Studium absolviert haben, das sie nicht optimal auf die anspruchsvolle Aufgabe vorbereitet hat, die sie in der Schule erwartet.
Wir wissen auch, wie viel anspruchsvoller heute der Lehrer beruf ist im Vergleich zu den Zeiten der „Feuerzangenbowle“ oder des „Fliegenden Klassenzimmers“. Wir wissen, dass sich dieses Bild, das in vielen Köpfen noch bis heute die Sicht von Schule prägt, von der heutigen Realität von Schule sehr un terscheidet. Die Unterschiedlichkeit der Schülerinnen und Schüler ist anders, ihre Vorkenntnisse sind vielfältiger gewor den, die Fülle des Wissens, das vermittelt werden muss, ist größer geworden, die familiären Unterstützungsstrukturen ha ben sich verändert.
Deshalb müssen wir die Reform der Lehrerbildung angehen, weil wir eine noch bessere Ausbildung für die Lehrkräfte in unserem Land benötigen. Wir brauchen eine Ausbildung, die auf der einen Seite ein starkes fachwissenschaftliches Funda ment legen soll und auf der anderen Seite darauf aufbauend ein abgestimmtes bildungswissenschaftliches und fachdidak tisches Wissen vermitteln soll.
Lassen Sie mich deswegen noch einmal kurz rekapitulieren, was die wichtigsten Punkte sind, anhand derer wir die Quali tät der Lehrerbildung verbessern wollen.
Erstens: Wir wollen mehr Professionsbezug ins Studium brin gen. Wir greifen damit einen der Hauptkritikpunkte auf, die junge Lehrerinnen und Lehrer uns nennen, wenn sie über ih re Ausbildung sprechen, indem wir den stärkeren Schulbezug schon in die Lehramtsstudiengänge integrieren. Das geht eben nicht zulasten der Fachlichkeit, um das gleich vorweg zu be tonen.
Gute Lehrkräfte benötigen eben beides: ein starkes fachwis senschaftliches Fundament und darauf abgestimmt ein gutes bildungswissenschaftliches und fachdidaktisches Wissen. Der Umfang der Fachdidaktik im Lehramt für das Gymnasium wird erhöht werden bei einem gleichzeitig unveränderten An teil der Fachwissenschaften. Im Lehramt für die Sekundarstu fe I wird die Zahl der zu studierenden Fächer auf zwei redu ziert und gleichzeitig der Anteil der Fachwissenschaften und der jeweiligen Fachdidaktiken erhöht.
Zum stärkeren Professionsbezug gehört auch, dass in allen Lehramtsstudiengängen künftig verpflichtend Inhalte zum Thema Inklusion vermittelt werden. Alle Studierenden haben – auch das ist neu – künftig die Möglichkeit, ein Erweite rungsfach aus dem Bereich der Sonderpädagogik zu studie
ren. Wir werden künftig auch weiterhin Lehrkräfte für Son derpädagogik ausbilden, also auch den grundständigen Lehr amtsstudiengang Sonderpädagogik weiterführen und weiter entwickeln.
Ich bin überzeugt davon: Ohne Grundkompetenzen im Be reich Inklusion geht es heute angesichts der Heterogenität in den Klassen nicht mehr, schon gar nicht, wenn wir dem Ziel näherkommen wollen, möglichst viele Schülerinnen und Schüler künftig auf hohem Niveau in den Regelschulen zu un terrichten.
Wir schaffen durch die Reform die Rahmenbedingungen, die mehr Professionsbezug in der Lehrerbildung ermöglichen. Man kann es auch einfach formulieren: Wir wollen, dass im Studium Dinge gelernt werden, die man später im Klassen zimmer als Rüstzeug einfach braucht.
Dieser Rahmen muss selbstverständlich in den Hochschulen selbst mit Leben gefüllt werden. Deswegen wird es sehr wich tig sein, dass es in den Hochschulen künftig starke Orte gibt, an denen Lehrerbildung verantwortet wird, beforscht wird und weiterentwickelt wird, Orte, an denen überlegt wird, wie die Vermittlung von fachdidaktischen Kompetenzen und das Er lernen der fachlichen Kenntnisse optimal aufeinander abge stimmt und verzahnt werden.
Lassen Sie mich deswegen noch auf den zweiten wichtigen Aspekt der Reform zu sprechen kommen. Das ist die verbes serte und systematische Zusammenarbeit der Hochschulen. Die engere Kooperation ist ein Herzstück der Reform, das uns in einer besonderen Weise Möglichkeiten der Qualitätsverbes serung hier in Baden-Württemberg liefert. Wir haben hier mit Universitäten und Pädagogischen Hochschulen ein besonde res Pfund. Wir wollen die Synergien in einer besseren Weise zum Klingen bringen und heben, und zwar für alle Schular ten, und wollen die Stärken besser aufeinander beziehen, die Universitäten mit ihrem starken fachwissenschaftlichen Ele ment und die Pädagogischen Hochschulen mit ihrem lehrer spezifischen und schulspezifischen fachdidaktischen und bil dungswissenschaftlichen Wissen.
Wir werden künftig weit über Einzelkooperationen – mal bei einem Projekt hier und mal bei einem Projekt da – hinausge hend dafür sorgen, dass die Zusammenarbeit in strukturierter Form erleichtert wird, und zwar durch gemeinsame Master studiengänge oder durch noch stärkere Formen der Koopera tion wie etwa in Schools of Education. Damit wird eine Kul tur der Kooperation und des Austauschs in Forschung, Lehre und Ausbildung etabliert, wie es ihn in dieser Form in der Leh rerbildung in Baden-Württemberg noch nicht gegeben hat.
Von den Hochschulen, die keine entsprechende Kooperations struktur und kein entsprechendes Umfeld haben, erwarten wir die Entwicklung entsprechender standortbezogener Konzep te. Denn unser Ziel ist es, starke Orte für Lehrerbildung über all dort zu etablieren, wo Lehramtsstudiengänge vorgehalten werden.