Jetzt führen wir in den Klassen 5 und 6 einen neuen ein, Herr Röhm. Ich will es Ihnen wirklich ersparen, alles vorzulesen, was Sie in diesem Bereich angerichtet haben. Wir machen das nicht. Wir schaffen das ab. Wir bringen mehr Fachlichkeit hi nein.
Wir werden auf die neue Bildungsplanreform aber auch ein vernünftiges Fortbildungs- und Weiterbildungskonzept auf setzen, damit hier nachher wirklich die Fachlichkeit gestärkt wird.
Frau Präsidentin, Kollegin nen und Kollegen! Frau Kurtz, Herr Röhm, eines muss ich Sie noch fragen: Ist Ihnen eigentlich bewusst geworden,
dass Sie Ihre Schulpolitik, Ihre Fächerpolitik der letzten Jah re, Ihre schavanistischen Reformen heute voll in die Tonne getreten haben? Darf ich einmal ehrlich fragen: Elfmeter schießen haben Sie bei den Bayern gelernt, oder wie soll ich das verstehen? Das ist schon etwas merkwürdig, skurril heu te.
Aber in den Anträgen geht es – abgesehen von einem nicht zu vermeidenden rülkeschen Duktus und einer kurtzschen Gen derfantasie jetzt wieder in der Debatte – um zwei zentrale An sätze, nämlich den überkommenden Lehrermangel, womit wir es – wie Sie in der Vergangenheit – zu tun haben, insbeson dere was Mathematik und Physik angeht, und um die Sicher stellung eines hohen Niveaus an mathematisch-naturwissen schaftlichen Fähigkeiten bei Absolventen des baden-württem bergischen Schulsystems.
Der IQB-Ländervergleich von 2012 war natürlich ein Warn schuss, den wir, glaube ich, alle in diesem Haus ernsthaft be sorgt zur Kenntnis genommen haben. Ich muss mir an dieser Stelle aber noch einmal den Hinweis erlauben: Es war auch ein bisschen arg vorschnell, dass mein durchaus geschätzter Kollege Wacker als Erstes gesagt hat, das sei ein Warnschuss für die aktuelle Landesregierung, und dabei völlig übersehen hat, dass die Daten auf Ihre Regierungszeit hinweisen, also im Grunde eine Abschlussbilanz Ihrer Politik darstellen.
Aber es geht uns im Vergleich in diesem Haus gar nicht um Häme, sondern um sachorientierte Lösungsansätze, weil Ba den-Württemberg als Industrieland Nummer 1 in Deutschland einen mathematisch und naturwissenschaftlich gut ausgebil deten Nachwuchs braucht. Das ist auch eine Aufgabe, die wir von Ihnen als Erblast übernommen haben, wenn wir uns die Leistungsergebnisse ansehen.
Die Grundlage für eine gute schulische Bildung ist dabei schlichtweg auch das Vorhandensein einer qualifizierten Lehr person. Dabei ist eine fachwissenschaftliche Brillanz unzurei chend. Sie ist unbedingt notwendig, aber unzureichend, wenn die entsprechende Lehrperson eben nicht auch über die not wendigen methodisch-didaktischen Fähigkeiten verfügt, die ses verständlich und begeisternd zu vermitteln. Kollege Leh mann hat es schon ausgeführt: Das ist eine der Zielsetzungen auch der Reform der Ausbildung von Lehrkräften im Land.
Zur Frage nach der Ursache für den Lehrermangel an den Schulen – das ist an einer Stelle auch deutlich geworden – gibt es keine validen Untersuchungen. Aber die These, dass das Land da einfach in einem massiven Wettbewerb mit der Wirt schaft steht, ist, glaube ich, durchaus sehr zu bekräftigen.
Das heißt, neben einer offensiven Werbung gibt es Öffnungen für den Direkteinstieg an beruflichen Schulen. Es gibt Zula gen, es gibt Anwärtersonderzuschläge in technischen Berei chen und darüber hinaus vorgezogene Stellenausschreibun gen und schulscharfe Sonderausschreibungen in Bedarfsfä chern für den Seiteneinstieg.
Jenseits dieser Aspekte ist mir mit Blick auf den Nachwuchs auch wichtig, dass es schon z. B. in den Grundschulen inten sive Ansätze gibt, dass es zentrale und regionale Lehrerfort bildungsangebote im Fächerverbund „Mensch, Natur und Kul tur“ sowie zahlreiche Initiativen zur Förderung des naturwis senschaftlich-technischen Lehrens und Lernens gibt, aber auch Maßnahmen wie SINUS Profil Mathematik an Grundschulen – dort allein im Land 108 beteiligte Grundschulen. 2014 schließlich hat auch noch ein landesweiter Kongress diese Be mühungen unterstützt.
Schließlich möchte ich auch mit Blick auf die Realschulen gern noch die Einführung eines Kontaktstudiums mit den Schwerpunkten Biologie, Physik und Chemie in Zusammen arbeit mit dem KIT und dem Seminar in Karlsruhe hervorhe ben.
Deswegen: Auch wenn wir noch nicht am Ziel sind, kann man doch feststellen, dass diese Maßnahmen zunehmend greifen. Es soll dabei weitergehen, den mathematisch-naturwissen schaftlichen Turnaround im Land zu gestalten in Richtung von mehr und besserer Qualität, mehr Fachkräften. Wir halten auch hier an dem Ziel fest, Baden-Württemberg zum Bil dungsland Nummer 1 zu machen.
Hier spielt in der Tat auch der neue Fächerverbund – Frau Kurtz, hören Sie zu – „Biologie, Naturphänomene und Tech nik“ eine zentrale Rolle. Das KM will damit aber auch die Durchlässigkeit zwischen den Schularten ermöglichen. Sie er innern sich vielleicht: Seit der schwarz-gelben Bildungsplan reform 2004 gab es in Sachen Durchlässigkeit nämlich nur ei ne Richtung, Herr Röhm: nach unten.
Dies wollen wir ändern. Wir wollen leistungsstarken Schüle rinnen und Schülern auch den Weg in eine höhere Schulart er möglichen.
Vor allem geht es der Landesregierung bei dem Fächerver bund aber um eine propädeutische Funktion im Hinblick auf die Hinführung zu einzelnen Fächern, eben auch mit dem Ziel, zu begeistern. Es geht um eine Stärkung naturwissenschaftli cher Grundbildung und eben neben dem Schwerpunkt Biolo
Ich sage Ihnen ehrlich: Wir haben von den 17 Erprobungs schulen überwiegend positive Rückmeldungen bekommen.
Mein Fazit: Problem erkannt, Problem angegangen. Jetzt geht es im Rahmen eines handlungsorientierten Zyklus um Umset zung, Evaluation und Anpassung.
Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Ich den ke, es wurde heute in verschiedenen Debatten deutlich: Wir haben bei all unseren bildungspolitischen Reformvorhaben ei ne oberste Priorität, nämlich die Sicherung und Bewahrung der Qualität unseres Bildungssystems. Natürlich gilt dies auch im Zusammenhang mit den neuen Bildungsplänen, nach de nen ab dem Schuljahr 2016/2017 an unseren Schulen in Ba den-Württemberg unterrichtet werden wird.
Aber – das zeigt doch auch die Erfahrung der Vergangenheit, wenn es um die Entwicklung von Lehrplänen und von Bil dungsplänen ging – nichts ist so gut, als dass es unverändert bleiben könnte. Deswegen gilt es doch gerade auch in diesem zeitlichen Zyklus der Erstellung neuer Bildungspläne, die He rausforderungen neu zu definieren und zu prüfen, was funk tioniert und was weniger gut funktioniert hat.
Durch abgestimmte Rahmenbedingungen, Fächer und Inhal te erhöhen wir die Durchlässigkeit unseres Bildungssystems und verbessern damit auch die Bildungschancen der Schüle rinnen und Schüler in Baden-Württemberg. Und: Wir fassen Inhalte und Anforderungen präziser, stärken damit die Fach lichkeit und unterstützen die Lehrerinnen und Lehrer bei der konkreten Umsetzung der Bildungspläne im Unterricht.
Meine sehr geehrten Damen und Herren – davon war jetzt in mehreren Beiträgen bereits die Rede –, wenn Sie ernsthaft be haupten wollen, dass es sich bei der Bildungsplanreform 2016 gerade in Bezug auf die Frage der Fächerverbünde nicht um eine Verbesserung gegenüber dem Zustand beruhend auf den Bildungsplänen 2004 handelt, dann reden Sie hier komplett an der Realität der Bildungspläne vorbei.
Deswegen haben wir uns bewusst gerade im Sinne und im In teresse einer möglichst hohen Fachlichkeit dafür entschieden, die Fächerverbünde kritisch zu würdigen und zu untersuchen, welche dieser Fächerverbünde funktioniert haben und an wel chen Stellen sie nicht funktioniert haben.
Deswegen haben wir auch für eine ganz überwiegende Zahl der Fächerverbünde auf der Grundlage dieser Erhebung die Entscheidung getroffen, diese Fächerverbünde nicht fortzu führen, zumal diese auch von Schulart zu Schulart unter schiedlich konzipiert waren.
Es war geradezu ein Wildwuchs an Fächerverbünden in den verschiedenen Schularten vorhanden, der für einen Außenste henden – da nehme ich auch die Eltern mit ins Boot – wirk lich nicht mehr durchschaubar war. Deswegen haben wir uns entschieden, dieses Unwesen an Fächerverbünden aufzulösen und auf neue Füße zu stellen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn Sie eine Über prüfung gerade auch im Hinblick auf die Wirksamkeit der Fä cherverbünde vornehmen, dann müssen Sie es auch akzeptie ren, wenn an einer Stelle ein Fächerverbund, der bereits exis tierte, positiv bewertet wurde. Dieser Fächerverbund, der po sitiv bewertet wurde, war insbesondere im Bereich der Real schulen und der Werkrealschulen, und zwar in der Eingangs stufe, in den Klassen 5 und 6, ein Fächerverbund im Bereich der Naturwissenschaften, weil dort – nach der Erhebung, die dort stattfand – die Trennung in die verschiedenen Diszipli nen aus pädagogischer Sicht offensichtlich nicht sinnvoll war. Deswegen haben wir uns dafür entschieden, den Fächerver bund in diesem Bereich auch am Gymnasium zu schaffen.
Da bringen all die Angstdebatten und erneuten Verschwö rungstheorien – „Wenn es ganz schlimm wird, brauchen wir noch die Gendertheorie dazu“ – überhaupt nichts: Dieser Fä cherverbund heißt „Biologie, Naturphänomene und Technik“. Die Personen, die hier im Saal sind, auch von den Oppositi onsfraktionen, wissen es, denn wir haben bei der Erarbeitung dieses Bildungsplans einen großen Beirat gebildet und haben dort auch – das war zuvor bei der Erarbeitung eines Bildungs plans noch nie der Fall; das zum Thema Transparenz – Ver treter der Oppositionsfraktionen mit einbezogen:
Im Rahmen dieses Fächerverbunds spielt das Fach Biologie mit vier Stunden die mit Abstand wichtigste Rolle. Deswegen ist es völlig absurd, dass Frau Kollegin Kurtz – wahrschein lich aufgrund von Unwissen; ich behaupte: möglicherweise auch vorsätzlich –