dass die OECD bei ihren internationalen Vergleichsstudien das berufliche Bildungssystem in Baden-Württemberg nicht berücksichtigt? Ist Ihnen bekannt, dass dagegen der Bildungs monitor 2011, der vom Institut der deutschen Wirtschaft in Auftrag gegeben worden ist, das berufliche Schulwesen mit einbezieht? Darauf basierend wird die Erkenntnis gezogen, dass sich der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg in Deutschland, insbesondere in Baden-Würt temberg, ausdrücklich verbessert hat, gerade weil wir ein auf stiegsorientiertes Bildungssystem haben.
(Abg. Claus Schmiedel SPD: Vom letzten auf den vorletzten Platz! – Abg. Andreas Schwarz GRÜNE: Was war jetzt die Frage? – Gegenruf des Abg. Volker Schebesta CDU: Ob sie zustimmt!)
Nein, ich stimme nicht zu. Ich kann dazu sagen, dass wir beispielsweise bei den Übergängen im Bereich der beruflichen Bildung bei den Jugendlichen inzwischen einen sehr großen
Mangel haben. 40 % der Jugendlichen beginnen nicht direkt nach der Schule eine Ausbildung. Wir haben da einen sehr großen Nachholbedarf.
(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Wo? Sprechen Sie von Baden-Württemberg? Das ist doch völlig dane ben! – Unruhe)
(Abg. Volker Schebesta CDU: Normalerweise ist er nur beim Thema Stuttgart 21 so! – Abg. Klaus Herr mann CDU: Darauf warten wir doch!)
Liebe Kolleginnen und Kollegen, es geht darum, dass eine Frage gestellt wurde. Dann hat man durch Zwischenrufe die Antwort auf die Frage gar nicht verstanden. Lassen Sie die Kollegin doch erst einmal die Frage beantworten.
Nachher steht noch das Thema „Übergänge bei der beruflichen Bildung“ an. Die Aktuelle De batte dazu wurde von der SPD beantragt.
In Baden-Württemberg gibt es diesen Mangel. Trotz des Fach kräftemangels gelingt es uns nicht, die Jugendlichen einer Ausbildung zuzuführen; ganz im Gegenteil.
(Beifall bei Abgeordneten der Grünen und der SPD – Abg. Volker Schebesta CDU: Welchen? – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Wo? – Abg. Peter Hauk CDU: Was?)
(Abg. Peter Hauk CDU: Frau Boser, Politik beginnt mit der Wirklichkeit! Welches Land ist besser? – Ge genruf des Abg. Claus Schmiedel SPD: Die rot-grün regierten! – Gegenruf des Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Was, bitte?)
(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der SPD – Abg. Volker Schebesta CDU: „Diese Frage beant worte ich Ihnen schriftlich“! – Unruhe)
Sehr geehrter Herr Präsi dent, meine sehr geehrten Damen und Herren! Es macht re gelmäßig immer wieder Spaß, hier zu sein.
Allein der Titel dieser Debatte kann nur als der hilflose Ver such der Opposition angesehen werden, eine über Jahrzehnte aufgebaute Verantwortungslosigkeit gegenüber jungen Men schen in unserem Land abzudrücken.
Sie waren diejenigen, meine Damen und Herren in der Oppo sition, die über Jahrzehnte ein Schulsystem geschaffen haben, in dem wie in keinem anderen nach Geldbeutel und Bildungs hintergrund der Eltern selektiert wird.
Nehmen wir ein paar Beispiele aus der Praxis. Sie waren es, die die Baden-Württemberger zu Spitzenreitern in Sachen Nachhilfekosten gemacht haben: durchschnittlich 131 € pro Elternhaus und Monat! Ein türkischer Freund hat mir bei spielsweise bei Hausbesuchen am Rande erzählt, dass er ak tuell jeden Monat 200 € für sein Kind bezahlt, Herr Wacker, weil es auf einem Gymnasium ist und er ihm nicht helfen kann. Was früher in den Schulen erledigt wurde, ist aktuell nämlich nur noch durch Nachhilfe zu gewährleisten. Und er hat schon heute Angst, was passiert, wenn einmal sein zwei tes Kind das Gymnasium besucht.
Ihre Politik hat dazu geführt, dass beispielsweise in der Klas se meines Sohnes natürlich das Kind einer ALG-II-Beziehe rin als Erstes die Schule verlassen musste, weil sie die Nach hilfe nicht leisten konnte.
Sie haben Eltern Angst gemacht. So hat beispielsweise ein Be kannter meine Frau im Frühjahr unglücklich gefragt, was er denn machen solle: Sein Kind habe nämlich eine Gymnasial empfehlung erhalten, er aber habe nur den Hauptschulab schluss. Er könne seinem Kind doch überhaupt nicht helfen.
Ihre Politik hat schließlich dafür gesorgt, dass Lehrer G-8Stoff unterrichten, aber keine entsprechenden Fortbildungen erhalten.
Das erzählte ein Deutschlehrer im Rahmen einer Podiumsdis kussion des Gesamtelternbeirats in Mannheim. Das ist die Re alität nach 57 Jahren CDU-Bildungspolitik.
(Beifall bei der SPD und den Grünen – Abg. Volker Schebesta CDU: So lange gibt es noch gar kein G 8!)
Bildung erfolgt bei Ihnen in Abhängigkeit vom Geldbeutel, Migrantenkinder und sozial Schwache sind in der Sackgasse, und Eltern haben Angst davor, ihre Kinder aufs Gymnasium zu schicken. Die Liste ließe sich noch beliebig fortschreiben: Haupt- und Werkrealschulen unter Druck, übervolle Realschu len in einer Sandwich-Situation, Streichung von Förderstun den für die Schwachen – das ist die Erblast, die wir von Ih nen übernommen haben. Das ist die Kehrseite eines schein baren PISA-Erfolgs unseres Bundeslands: knallharte Selekti on. Und ausgerechnet Sie stellen sich heute hier hin und ma len ein Bild von Zweiklassigkeit an die Wand.
(Beifall bei der SPD und den Grünen – Abg. Karl- Wilhelm Röhm CDU: Das, was Sie vorhaben, ist Drittklassigkeit!)
Ihre Schulpolitik hat doch ein Vierklassensystem von der För derschule bis zum Gymnasium aufgebaut. Diese grün-rote Landesregierung wird eine gerechte Bildungspolitik dagegen setzen.
Wir werden mit der Gemeinschaftsschule ein Modell entwi ckeln, in welchem die individuelle Förderung des Kindes im Mittelpunkt steht. Wir werden Gymnasien mit zwei Geschwin digkeiten zulassen.