Ich habe das übrigens getan. Ich habe mich informiert und ha be vom Schulleiter die Auskunft erhalten – noch einmal: der Schulleiter hat diese Einschätzung –, dass hier in übler Wei se Politik auf dem Rücken seiner Schule gemacht wird.
Innerhalb von sechs Jahren sind von 35 Kolleginnen und Kol legen 20 in den Ruhestand gegangen. Die Schule hat einen sehr hohen Zulauf; deswegen hat sie nicht nur 20, sondern 50 neue Kolleginnen und Kollegen erhalten; 30 kamen direkt vom Seminar. Die Schule hat insgesamt 24 Gruppen; davon waren zwei Gruppen aus Sicht der Schulleitung nicht optimal aufgestellt.
Jetzt hat sich die Schule dazu entschieden, die Möglichkeit der wissenschaftlichen Analyse – die man ja auch nicht dau ernd hat – zu nutzen, um genau diese beiden Gruppen zu re flektieren. Als Beispiel ein Beleg: Die Schule hat 72 Lehrauf träge in den Fächern Deutsch, Mathe und Englisch. 71 davon werden von Kolleginnen und Kollegen mit fachbezogener Ausbildung ausgeführt. Nur in einem einzigen Fall – einem einzigen! – war es eine fachfremde Lehrkraft, und genau die se Gruppe wurde ausgewählt.
Das Auswahlkriterium lautete also: Womit muss in besonders ungünstigen Konstellationen gerechnet werden? Wo müssen welche Maßnahmen zur Qualitätssicherung ergriffen werden?
Dies vor dem Hintergrund, dass der Schule ausdrücklich zu gesichert wurde – wie im Rahmen einer Fremdevaluation auch üblich –, dass die Daten, die Ergebnisse nur ihr zur Verfügung gestellt werden.
Was dann folgte, war ein gezieltes Brechen dieses Vertrauens. Es liegt schon die Frage in der Luft, wer davon eigentlich ei nen Nutzen hat. Der Schulleiter jedenfalls ist tief enttäuscht. Ich darf ihn wörtlich zitieren mit dem Satz:
Unser Bestreben, die Qualität zu sichern, wird dazu miss braucht, die Qualität der Gemeinschaftsschule infrage zu stellen.
Er hat mir gegenüber am Montag noch geäußert, er vermisse – im Gegenteil – eine Debatte darüber, woher die Daten über haupt kommen, wer hier eklatant ein Grundvertrauen der ver abredeten Evaluation missbraucht hat. Wer hat willig einen Schaden herbeigeführt, der jeder Schule das Signal gibt: „Du kannst nicht sicher sein, wenn es darum geht, was mit deinen vertraulichen Auskünften passiert“?
Dies ist in der Tat ein schwerer Angriff auf das Thema „Qua litätsentwicklung an Schulen“ – das übrigens Sie selbst sich einmal zur Aufgabe gemacht haben. Aber anstatt sich heute schützend vor diese Schulen zu stellen, fahren Sie fort mit dem Spiel, Schulen gegeneinander auszuspielen.
Sie sind sich noch nicht einmal zu schade, nach einer Klar stellung Unwahrheiten zu wiederholen. Ich beziehe mich – –
Ihnen werfe ich vor, Kollege Schebesta, dass Sie nur Nega tivaspekte zitieren und keine Positivaspekte.
Kollege Wacker muss ich vorwerfen, dass er am 2. Septem ber 2015 in einem Interview im „Mannheimer Morgen“ die Behauptung wiederholt hat, es gebe im Kultusministerium ein Gutachten, das von der Landesregierung nicht veröffentlicht werde – obwohl zu diesem Zeitpunkt das Kultusministerium bereits erklärt hatte, dass es das Gutachten gar nicht hat, ja, gar nicht haben darf.
Spätestens mit der Veröffentlichung der Gegendarstellung in der FAZ wäre es an der Zeit gewesen, sich heute beim Kul tusminister zu entschuldigen. Das haben Sie verpasst; viel leicht durften Sie deswegen heute auch nicht reden.
Kolleginnen und Kollegen, ich kann nur ausdrücklich dafür werben, dass Qualitätsentwicklung an Schulen, an allen Schu len, als Wert anerkannt wird und dass die Beteiligten in ihrem Bemühen von der Politik unterstützt und nicht, wie heute be reits wieder geschehen, von Politikern an den Pranger gestellt
werden. Dies sage ich vor dem Hintergrund von sechs Jahren Erfahrung als Leiter der Schulentwicklung an einer Schule mit über 2 000 Schülern.
Ihnen geht es dagegen nur um Macht. Sie wollen das gesam te Reformsystem umschmeißen. Aber das Gegenteil ist jetzt wichtig. Schulen brauchen Ruhe.
Ich sage Ihnen eines: Ziehen Sie sich warm an. Wir werden es den Menschen in den nächsten Monaten klar und deutlich vermitteln: Wir brauchen Ruhe statt Unruhe an unseren Schu len. Wir brauchen Perspektive statt Rückbau. Was Sie angeht, kann man nur sagen: Der Ruf des Wolfsrudels führt in die Sackgasse.
(Beifall bei der SPD und den Grünen – Abg. Karl- Wilhelm Röhm CDU: Die Menschen werden Ihnen nicht glauben! – Abg. Thomas Blenke CDU: Diese Rede war wirklich zum Fremdschämen!)
(Abg. Winfried Mack CDU: Jetzt kommt Sachlich keit! – Zuruf des Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/ DVP)
Herr Präsident, liebe Kol leginnen und Kollegen! Es ist eine beliebte, aber doch sehr durchsichtige Taktik, auf Nebenkriegsschauplätzen möglichst viel Wind zu entfachen, wenn man einer zentralen, unange nehmen Auseinandersetzung aus dem Weg gehen will.
(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU – Abg. Dr. Stefan Fulst-Blei SPD: „Neben kriegsschauplätze“?)
Diese Taktik verfolgen jetzt Grüne, SPD und wohl auch der Kultusminister beim Umgang mit der Studie zur Geschwis ter-Scholl-Gemeinschaftsschule Tübingen.
Statt sich mit den Inhalten dieser Studie zu befassen und da raus gegebenenfalls Konsequenzen zu ziehen, droht Herr Stoch der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sogar mit einer Klage –
oder hat er sie vielleicht schon eingereicht? Nun, man weiß es nicht. Jedenfalls ist dies der wenig überzeugende Versuch, die couragierte Journalistin Heike Schmoll einzuschüchtern,
und das wirft auf den Sozialdemokraten Stoch ein bezeich nendes Licht, liebe Kolleginnen und Kollegen.
Dabei hätte der Kultusminister doch wissen können, dass Ge heimniskrämerei und das Unterverschlusshalten von Informa tionen nur auf ihn und sein Haus zurückfallen. Man denke nur an das Papier zu den Leitprinzipien zum Bildungsplan oder das Papier „Gymnasium 2020“ – beides brisante Papiere, die vielleicht gerade wegen des Geheimhaltungspopanzes ihren Weg in die Öffentlichkeit fanden.
(Abg. Dr. Stefan Fulst-Blei SPD: „Geheimhaltungs popanz“? Das ist ein zentrales Prinzip der Evaluati on! Sind Sie Pädagoge?)
Und das ist auch gut so, weil die Menschen in Baden-Würt temberg – Eltern, Lehrer und Schüler – ein Recht darauf ha ben, zu erfahren,