Protokoll der Sitzung vom 29.10.2015

Ich rufe Punkt 10 der Tagesordnung auf:

Antrag der Fraktion der CDU und Stellungnahme des Mi nisteriums für Kultus, Jugend und Sport – Kommunen werden bei regionaler Schulentwicklung gegeneinander ausgespielt – Regionale Schulentwicklung auf der Laichin ger Alb – Drucksache 15/5225 (Geänderte Fassung)

Meine Damen und Herren, das Präsidium hat folgende Rede zeiten festgelegt: für die Begründung fünf Minuten, für die Aussprache fünf Minuten je Fraktion.

Das Wort zur Begründung erteile ich für die CDU-Fraktion Herrn Abg. Traub.

Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen, meine Damen und Herren! Mit nicht immer ausgegorenen Vorgaben haben Sie, Herr Minis ter, das Schulsterben im ländlichen Raum massiv beschleu nigt.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP – Oh-Rufe von den Grünen und der SPD – Abg. Walter Heiler SPD: Kapelle, Ausmarsch! – Zuruf des Ministers Franz Untersteller)

Konkret habe ich dies bereits im März dieses Jahres hier im Plenum gesagt. Aber getan hat sich nichts. Im Gegenteil, Sie haben Ihrer Schablone der regionalen Schulentwicklung kei nen Millimeter Flexibilität geschenkt. Aber warum sollten Sie auch? Sie bevorzugen eine Schule für alle. Sie kümmern sich ausschließlich um die Schulstruktur, die Sie allein zum Vor teil der Gemeinschaftsschule verändern.

(Abg. Walter Heiler SPD: Och!)

Unterstellen Sie mir jetzt nicht, einen Feldzug gegen die Ge meinschaftsschule zu führen oder diese schlechtzureden,

(Zurufe von den Grünen und der SPD: Nein! – Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE: Nein! Auf diese Idee kämen wir niemals!)

wie dies gestern von Ihnen, liebe Frau Kollegin Boser, ge macht wurde.

Wir möchten keine Haupt- und Werkrealschulen ihrem Schick sal überlassen. Solange die Zahl der Schülerinnen und Schü ler eine verantwortliche Klassenbildung zulässt, müssen die se Schulen einen Fortbestand haben.

(Beifall bei der CDU und des Abg. Dr. Timm Kern FDP/DVP – Zuruf von den Grünen: Schöne Geschich te!)

Die regionale Schulentwicklung darf nicht länger am grün-ro ten Fallbeil von 16 Schülern in der Eingangsklasse festge macht werden.

(Oh-Rufe von den Grünen und der SPD – Abg. Wolf gang Drexler SPD: „Fallbeil“! Jetzt fehlt bloß noch der Henker! – Abg. Walter Heiler SPD: Was für eine Henkersmahlzeit gibt es?)

Ja, das ist doch alles richtig. Lieber Herr Kollege Drexler, das ist doch richtig, was ich sage.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Abg. Wolfgang Drexler SPD: Was? – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Natürlich ist das richtig!)

Mit solch starren Vorgaben wird den kleinen Schulen schlicht das Wasser abgegraben.

(Glocke der Präsidentin)

Herr Abgeordneter, ge statten Sie eine Zwischenfrage des Abg. Lehmann?

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Lehmann! Der macht qualifizierte Zwischenfragen! – Abg. Thomas Blenke CDU: Das wäre erst seine erste für heute! – Unruhe)

(Oh-Rufe von den Grünen und der SPD)

Sie richten Ihre regionalen Besonderheiten in der Schulent wicklung ausschließlich an einem möglichst schnellen Aus bau Ihrer Lieblingsschule, Herr Minister, aus. Geben Sie doch endlich allen Schulen eine ausgewogene Entwicklungspers pektive.

(Zurufe der Abg. Martin Rivoir und Wolfgang Drex ler SPD)

Beenden Sie Ihr Schulschließungsprogramm, und schaffen Sie endlich Flexibilität.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Bravo! – La chen bei den Grünen und der SPD – Zuruf von den Grünen: Da muss selbst die CDU lachen! – Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE: Das Protokoll verzeich net Heiterkeit bei der CDU! – Unruhe – Glocke der Präsidentin)

Bitte Ruhe!

Es folgen noch konkrete Beispiele, die Ihnen natürlich nicht guttun werden.

Kleine Standorte im ländlichen Raum sollen Flexibilität ha ben. Ermöglichen Sie standortspezifische Lösungen, und neh men Sie endlich auch die Qualität der Schule und das päda gogische Angebot in den Blick.

(Beifall der Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU)

Der Grundsatz muss lauten: Qualität vor Struktur.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU und der FDP/ DVP)

Darüber, liebe Kolleginnen und Kollegen von den Regierungs fraktionen, steht immer wieder sehr viel in der Zeitung.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Noi!)

Qualität vor Struktur!

Unsere Kommunen haben pure Angst und Sorge, ihren Schul standort zu verlieren.

(Abg. Martin Rivoir SPD: Och!)

Mit Ihrer verfehlten Schulpolitik haben viele Haupt- und Werkrealschulen erhebliche Schwierigkeiten,

(Abg. Alexander Salomon GRÜNE: Was sagt eigent lich Herr Wacker dazu?)

eine fünfte Klasse mit den erforderlichen 16 Schülerinnen und Schülern einzurichten. Die Übergangszahlen bei den Haupt- und Werkrealschulen in Baden-Württemberg sind in Ihrer Re gierungszeit von 25 % auf 7 % massiv eingebrochen.

(Zuruf des Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE)

Die Schulträger sind geradezu gezwungen, den Rettungsan ker Gemeinschaftsschule zu werfen,

(Abg. Muhterem Aras GRÜNE: „Rettungsanker Ge meinschaftsschule“! – Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜ NE: Böse, böse!)

um ihren Schulstandort nicht ganz zu verlieren. Denn wenn eine Schule einmal zugemacht worden ist, dann bleibt sie zu.

Ich kann daher all diejenigen Bürgermeister, auch die von Ih nen stets hervorgehobenen Bürgermeisterinnen- und Bürger meisterkollegen, gut verstehen,

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Neuhausen!)

die sich an den Strohhalm Gemeinschaftsschule klammern.

(Abg. Daniel Andreas Lede Abal GRÜNE: Ich stelle Sie mal meinem Oberbürgermeister vor!)

Liebe Kolleginnen und Kollegen von Grün-Rot, diese Bürger meister sind überzeugt von ihrem Schulstandort, aber keines wegs vom pädagogischen Konzept der Gemeinschaftsschule.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: So ist es! Ge nau! – Abg. Walter Heiler SPD: Das haben Sie doch erfunden!)