Protokoll der Sitzung vom 26.11.2015

Zuführung Versorgungsfonds und Rücklage 339 Millionen €.

Länderfinanzausgleich 1 Milliarde €. Sie sagen, das wollen Sie nicht machen, aber dazu wären Sie verpflichtet.

(Abg. Klaus Herrmann CDU: Klagen wollten wir!)

Die Klage hätte Sie aber von der Zahlungsverpflichtung nicht entbunden. Das wissen Sie auch.

Dann gibt es die Gesamtausgaben im Finanzausgleich mit 3,36 Milliarden € mehr. Ausgewählte Mehrausgaben im Flüchtlingsbereich – dabei haben Sie mitgemacht –: 620 Mil lionen €.

Das macht unter dem Strich 7,5 Milliarden €, die sozusagen von den 9,3 Milliarden € mehr überhaupt nicht für eine poli tische Gestaltung zur Verfügung standen.

(Abg. Manfred Hollenbach CDU: 1,8 Milliarden € mehr!)

Damit sind schon 80 % dieses überreichen Geldsegens wie der weg. Das ist der Unterschied zwischen brutto und netto. Wer nicht Herr Scharping werden will, sollte das beherzigen.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der Grünen)

Jetzt kommen wir zum Rest.

(Zuruf des Abg. Klaus Herrmann CDU)

Da gibt es auch eine Fülle von Positionen, die Sie im Haus halt hatten. Leider haben Sie jedoch kein Geld dafür vorgese hen. Beispielsweise haben wir festgestellt, dass 770 Lehrer nur bis zum Ende des Schuljahrs 2011 finanziert waren. Wir standen vor der Frage: Schmeißen wir kurz nach der Wahl 770 Lehrer raus,

(Zuruf des Abg. Karl Klein CDU)

erhöhen das Unterrichtsdefizit, oder finanzieren wir die? Na türlich haben wir gesagt: Die finanzieren wir weiter. Aber das ist keine politische Gestaltung, sondern wir haben nur Unsinn, der durch Ihre Finanzplanung entstanden wäre, verhindert.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der Grünen)

Noch toller: Die Bildungsoffensive haben Sie großartig be schlossen, Sie haben Klassenteilersenkungen vorgenommen und sich auf die Schulter klopfen lassen. Auch die haben Sie aber leider nur bis 2011 finanziert.

(Abg. Klaus Herrmann CDU: So weit ging die Wahl periode!)

Ja, aber Sie hätten es in der mittelfristigen Finanzplanung berücksichtigen können. Dann wäre vielleicht irgendwo Geld vorhanden gewesen. Aber es war nichts da. Das ist ein Äqui valent von 3 500 Lehrern, die Sie einfach ohne Finanzierung so rausgeblasen haben.

Dasselbe gilt für die Pädagogischen Assistenten. Wenn ich das zusammenrechne, sind das schon wieder 250 Millionen €, die man ohne jede politische Gestaltung hinlegen musste, sodass wenig übrig bleibt, wenn die zwangsläufigen Ausgaben weg sind.

Gehen wir weiter in den investiven Bereich.

(Zuruf: Ja!)

Sie haben den Straßenbau vernachlässigt. Sie haben die Sa nierung hängen lassen. 50 % aller Straßen sind entweder in schlechtem oder in sehr schlechtem Zustand. So kann man nicht weitermachen.

(Zuruf des Abg. Karl Zimmermann CDU)

Das ist nicht mal viel politische Gestaltung, sondern nur Ver nunft, zu sagen: Wir bringen die Straßen in Ordnung.

Im Hochbau dito.

(Vereinzelt Beifall bei den Grünen)

An der Universität Tübingen wurde ein „Haus im Haus“ ge baut, weil es oben reinregnet und Sie nicht einmal die neuen Dachziegel bereitgestellt hatten,

(Zuruf von der SPD: Das ist Wahnsinn!)

damit die teuren Aggregate nicht kaputtgehen.

So sieht es aus. Das haben wir übernommen. Deshalb haben wir den Kassensturz gemacht.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der Grünen)

Man sieht schon wieder: Ein ganzer Haufen Geld ist durch zwangsläufige Mehrausgaben weg.

Dann kommt eine politische Entscheidung, die uns sehr viel Geld kostet – das wurde heute Morgen schon einmal erwähnt –: die Verfünffachung des Zuschusses an die Kommunen für die Kleinkindbetreuung. Das war eine politische Zielsetzung der neuen Landesregierung.

(Abg. Karl Klein CDU: Rechte Tasche, linke Tasche! – Abg. Karl Zimmermann CDU: Sie haben das Geld von jungen Familien, von jungen Leuten abgezogen! – Weitere Zurufe von der CDU)

Darauf gehe ich gleich ein. Wenn Ihnen das nicht passt, stel len Sie bei der Beratung des Nachtrags den Antrag, das aus zusetzen. Das können Sie doch machen.

(Abg. Dr. Stefan Fulst-Blei SPD: Hallo!)

Wir haben von Ihnen den niedrigsten Stand an Kleinkindbe treuung geerbt. Wir haben es in fünf Jahren geschafft, nicht nur den höchsten Stand an Kleinkindbetreuung, sondern gleichzeitig auch die höchste Qualität herzustellen.

(Beifall bei der SPD und den Grünen – Zuruf von der SPD: Bravo!)

Wenn Sie dagegen sind, stellen Sie einen Antrag auf Strei chung.

Jetzt kommt Herr Zimmermann und sagt: „Das haben Sie über die Grunderwerbsteuererhöhung finanziert.“

(Abg. Karl Zimmermann CDU: Genau!)

Richtig, auch das bläht das Haushaltsvolumen auf. Logisch: mehr Steuern, größerer Haushalt.

Sie sagen, das sei eine Umverteilung von einer Familie in die andere. Haben Sie schon einmal in die Struktur hineinge schaut, wer bei der Grunderwerbsteuer den Batzen bringt?

(Abg. Karl Zimmermann CDU: Ja!)

75 %. Woher kommen 75 %? Nicht von den Familien, son dern von den Unternehmen.

(Abg. Klaus Herrmann CDU: Die belastet ihr mehr! – Zuruf des Abg. Karl Zimmermann CDU)

Halt! Wenn Sie von Umverteilung reden, Herr Kollege Zim mermann, ist es eine Umverteilung von Geldern von der Wirt schaft in die junge Familie.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der Grünen – Zuruf des Abg. Klaus Herrmann CDU)

Weshalb gab es aber keinen Aufstand der Wirtschaft? Die Wirtschaft hat gesagt: Wir brauchen die jungen Familien, und zwar Mann u n d Frau, in der Arbeit. Da ist es gut, wenn es Kinderbetreuung gibt.

(Beifall bei der SPD und den Grünen)

Deshalb war das eine Steuererhöhung, die wirklich geräusch los durchging, weil die Wirtschaft gesagt hat: Ja, das brauchen wir. Auch die jungen Familien sowie die Städte und Gemein den haben es begrüßt. Aber, wie gesagt, wenn Sie etwa mit dieser politischen Schwerpunktsetzung nicht einverstanden sind, können Sie jederzeit Anträge stellen. Das haben Sie im Übrigen nicht gemacht.