Protokoll der Sitzung vom 15.03.2012

Die SPD im Kreis Tuttlingen – so lesen wir – will eine Kor rektur der Reform. SPD-Kommunalpolitiker setzen zuneh mend Fragezeichen. Ich lese, der Waldshuter SPD-Abgeord nete sagt, allenfalls eine Fusion der Polizeidirektionen Waldshut und Lörrach sei denkbar, aber kein regionales Präsidium.

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Wie heißt der denn?)

Das ist Herr Winkler, ein guter Mann.

(Beifall bei der CDU – Zuruf von den Grünen: Das ist eine völlig normale Diskussion!)

Abgeordnete der Grünen, Poreski und Lede Abal, fordern Kor rekturen im Bereich Neckar-Alb usw.

(Zuruf von den Grünen: Gute Leute! – Gegenruf des Abg. Wolfgang Drexler SPD: Gute Leute, aber auf dem falschen Dampfer! – Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE: Das ist eine ganz normale Diskussion!)

Sogar der Vizeministerpräsident, dessen Wahlkreis in Reut lingen ist und der daher – auch wenn sein Wohnort anderswo ist – ebenfalls betroffen ist, sagt laut „Reutlinger Tagblatt“, gewachsene Strukturen müssten erhalten bleiben. Das könn ten wir gesagt haben: „Gewachsene Strukturen müssen erhal ten bleiben.“

(Zuruf: Gewachsene Strukturen!)

Herr Minister, nehmen Sie doch bitte die Stimmen Ihrer Ba sis wahr. Sie vergeben sich nichts, wenn Sie in diesem Fall Gründlichkeit vor Schnelligkeit gehen lassen.

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP)

Warten wir gemeinsam ab, was die Evaluation der Reform in Bayern ergibt, und dann lassen Sie uns doch gemeinsam nach einer maßgeschneiderten Lösung für Baden-Württemberg su chen. Da wären wir dabei.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Abg. Hel mut Walter Rüeck CDU: Super Rede!)

Für die Fraktion GRÜNE spricht Frau Kollegin Häffner.

Herr Präsident, liebe Kollegin nen und Kollegen! Veränderungen machen Angst, und wenn etwas Neues auf einen zukommt, dann fehlt es oftmals auch an Vertrauen, und man möchte gern an Vertrautem festhalten. Dieser Reflex ist verständlich, er ist menschlich, und er wird immerzu aktiviert.

(Lachen des Abg. Peter Hauk CDU)

Dass dieser Reflex vorhanden ist, wissen Sie selbst sehr gut. Sie haben ihn im letzten Jahr am 27. März nämlich kennen gelernt, haben erfahren, was es heißt, Altes, Vertrautes zu ver lieren.

(Beifall bei den Grünen – Abg. Peter Hauk CDU: Sie aber auch! – Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Von wegen, was zu verlieren!)

Ich möchte an dieser Stelle Herrn Landrat Jahn zitieren; er sagte laut „Stuttgarter Zeitung“ vom 13. März:

Mit dieser Reform wird Bewährtes ohne Not aufgegeben.

(Beifall bei der CDU – Glocke des Präsidenten)

Frau Kollegin Häffner, gestatten Sie eine Zwischenfrage? – Das war nur eine Wortmeldung. Ent schuldigung, Frau Kollegin.

Ein weiteres Zitat:

Mit der Polizeireform will die grün-rote Landesregierung nun die gewachsenen und bewährten Strukturen ohne Not zerschlagen. Der ländliche Raum wird geschwächt.

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: So ist es! – Abg. Karl Zimmermann CDU: Gute Rede! Haben Sie die Rede von Herrn Blenke?)

Dieses Zitat stammt von Ihnen, Herr Hauk.

Es ist doch wirklich interessant, wie ähnlich diese beiden Zi tate – eines von Landrat Jahn und das andere von Ihnen, Herr Hauk – sind.

(Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: Das ist Lebens wirklichkeit!)

Es ist sehr naheliegend, dass hier ein Gleichklang der Äuße rungen da ist, und es ist interessant, zu sehen, wie eingespiel te Achsen noch immer funktionieren – aus den Zeiten der Vor gängerregierung. Das ist Blockadehaltung.

(Zuruf von der CDU: Ja, weil es richtig ist! – Weite re Zurufe von der CDU – Glocke des Präsidenten)

Kollegin Häffner, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Hauk?

Nein, Herr Hauk, ich denke, es ist an der Zeit, dass Sie jetzt zuhören.

(Beifall bei den Grünen und der SPD – Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Das ist so eine Arroganz! – Wei tere Zurufe von der CDU – Unruhe – Glocke des Prä sidenten)

Ich bitte Sie um Ruhe.

Silodenken der Landräte, das hemmt Innovation.

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Zum Inhalt jetzt! – Zuruf: Keine Ausreden!)

Es ist richtig: Seit Beginn dieses Jahres wird innerhalb der Reihen der Polizei über die Eckpunkte diskutiert, es wird über mögliche negative Auswirkungen gesprochen. Diese Beden ken, diese Ängste der Betroffenen nehmen wir, nimmt meine Fraktion und nimmt die Koalition sehr ernst.

(Beifall bei den Grünen und der SPD)

Es ist zutreffend, dass Orts- und Personenkenntnisse für die Arbeit der Polizei sehr wichtig sind.

(Zuruf von der CDU: Genau!)

Ihre Argumente drehen sich aber im Kreis. Es kommt nichts Neues hinzu, außer, dass in der Fläche nicht abgebaut werden dürfe. Es kommt nichts Neues; Sie wiederholen sich ständig.

(Beifall bei Abgeordneten der Grünen und der SPD – Abg. Karl Zimmermann CDU: Beispiele? – Abg. Peter Hauk CDU: Jetzt reicht es aber!)

Es ist zutreffend, dass die Reformvorschläge zu 100 % aus der Polizei kommen. Es sind keine Politikerinnen und Politiker dabei gewesen. Jetzt frage ich Sie: Trauen Sie es der Polizei nicht zu, sich Gedanken zu machen, wie eine bessere und ef fizientere Polizeiarbeit ermöglicht werden kann?

(Zurufe von der CDU)

Trauen Sie es den Polizeibeamten nicht zu, dass sie die Si cherheitsbedürfnisse der Bevölkerung kennen und diesen ent sprechen wollen?

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der SPD)

Meinen Sie nicht auch, dass die Reform notwendig und drin gend an der Zeit ist, weil die Polizei so, wie sie jetzt aufge stellt ist, andernfalls in kurzer Zeit komplett mit dem Rücken an der Wand stehen würde? Auch in den Reihen der CDU ist das bekannt.

(Abg. Karl Zimmermann CDU: Woher wissen Sie das?)

Sie hätten diese Reform eigentlich schon längst durchführen sollen. Aber als Sie in der Regierung waren, hatten Sie Angst vor der Realisierung; denn Ihnen fehlte komplett der Mut.

(Beifall bei den Grünen und der SPD – Abg. Wolf gang Drexler SPD: Sehr gut! Gute Rede!)

Ihnen fehlte der Mut, eine Reform gegen die Landräte durch zusetzen,