Wenn Sie die Ressourcen ansprechen, dann kann ich nur sa gen: Ja, die beruflichen Schulen werden in die Lage versetzt, ihre Arbeit gut zu machen – ganz klarer Fall.
Ich möchte gern noch einen Punkt ansprechen, der bisher nicht angesprochen wurde, und zwar geht es nochmals um eine Handlungsempfehlung der Enquetekommission, nämlich um die dynamische Standort optimierung beruflicher Schulen zur Vorbereitung auf die de mografische Entwicklung.
Wir wissen auch, dass die Schülerzahlen aufgrund der demo grafischen Entwicklung zurückgehen. Das vorneweg. Trotz dem war es das einhellige Ziel der Enquetekommission, dass das Land gemeinsam mit den betroffenen Schulträgern, mit Vertretern aus der Wirtschaft, Vertretern der Kammern und In nungen und den Schulleitern nach Lösungen suchen wollte. Erreicht werden sollte eine möglichst flächendeckende, be triebs- und wohnortnahe Beschulung vor allem im dualen Sys tem.
Denn klar ist auch: Kurze Wege erleichtern den Auszubilden den die Berufsausbildung in Schule und Betrieb und erleich tern die Entscheidung für einen dualen Ausbildungsberuf. Die Betriebe haben so die Chance, einfacher und schneller Aus zubildende zu gewinnen, sobald sich die Schule in der Nähe befindet. Kosten kann man senken. Die Ausbildungskosten sind sowohl für den Betrieb wie für den Auszubildenden ge ringer, und auch eine auswärtige Unterbringung kann so ver mieden werden.
Ganz grundsätzlich gilt, dass die beruflichen Schulzentren ein wichtiger Faktor für die gesamte Wirtschaft sind. Das gilt ins besondere auch für den ländlichen Raum.
Jetzt wurde heute schon mehrfach ein Brief von der Daim ler AG erwähnt. Ich möchte daraus ganz gern einen Satz von Herrn Dr. Lothar Ulsamer zitieren:
Die späte Information der jeweiligen Schulleiterinnen und Schulleiter über die Personalversorgung ist aus unserer Sicht ein unhaltbarer Zustand. Einzelne Ausbildungsgän ge oder Ausbildungsklassen können so unter Umständen nicht zustande kommen.
Ich finde, das ist schon eine klare Aussage dazu, welche Sor gen sich auch die Wirtschaft im Moment macht.
Frau Abgeordnete, ge statten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abg. Lehmann? – Bitte, Herr Abgeordneter.
Vielen Dank, Frau Schmid. – Eines sollten wir sicher klarstellen, und hier sollten wir kei ne Verunsicherung entstehen lassen: Ein Jugendlicher, der ei nen Ausbildungsvertrag bei Daimler, bei Bosch oder wo auch immer unterschreibt, wird an einer beruflichen Schule in Ba den-Württemberg entsprechend den Klassen ein Angebot be kommen. Diese Aussage, die ich jetzt schon mehrfach gehört habe, dass duale Ausbildungsverträge nicht zustande kommen können, weil der Berufsschulunterricht als Pflichtaufgabe nicht erfüllt werde, ist untragbar. Ich finde es auch ärgerlich, muss ich sagen, wenn Vertreter von Betrieben das sagen; denn das stimmt einfach nicht. Das gehört zum Kerngeschäft einer jeden beruflichen Schule.
Meine Frage ist, ob Ih nen bekannt ist, dass es hier keine Wahlfreiheit wie im Be rufskolleg gibt, sondern dass es in der dualen Ausbildung ein Pflichtangebot ist.
Ja, das ist mir schon bekannt. Aber wir haben auch die Tatsache, dass wir im Land natürlich eine ganz große Zahl von Schulen haben, die extrem wenig Schüler haben. Wie wollen Sie damit umgehen? Wollen Sie irgendwann einmal sagen: „Weil man finanziell an eine Gren ze kommt, machen wir diese Schulen dann zu“? Dann kommt eben schon der Tatbestand zum Tragen, dass Schüler 20, 25 oder noch mehr Kilometer fahren müssen, damit sie in eine Berufsschule gehen können.
Das sage ich doch. Das ist natürlich genau der Punkt, an dem man schon darüber reden muss: Was passiert dann? Das heißt dann, wenn man Zwergschulen, wie Sie sie nennen, streicht, dann müssen die Schüler entsprechend weit fahren. Das ist der Punkt, den ich eben angesprochen habe.
(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Der Kollege Schmie del hat keine Frage gestellt! Weitermachen! Der soll eine Frage stellen, wenn er etwas wissen will! – Ge genruf des Abg. Claus Schmiedel SPD)
Ich möchte aber in diesem Zusammenhang ganz gern auch den Staatssekretär zitieren, der im „Acher- und Bühler Boten“ vom 12. Juni 2012 mit folgenden Worten wiedergegeben wird:
Die Landesregierung will vor dem Hintergrund rückläu figer Schülerzahlen bei den beruflichen Schulen das Au
genmerk auf den Erhalt solcher Standorte richten, die ei nen vernünftigen Ressourceneinsatz dokumentieren.
Genau das impliziert, dass entgegen der Empfehlungen der Enquetekommission Standortentscheidungen durch das Kul tusministerium vom grünen Tisch aus, und zwar ohne Ein schluss der Fachleute, getroffen werden.
Frau Kollegin, gestat ten Sie je eine Zwischenfrage der Frau Abg. Boser und des Herrn Staatssekretärs Dr. Mentrup?
Ist Ihnen bekannt, dass es auch Ausbildungsgänge gibt, die bei Auszubildenden auf wenig Nachfrage stoßen, und dass da durch eine Verschiebung von Klassen stattfindet? Beispiels weise gibt es im Druckereibereich nur eine Klasse für ganz Baden-Württemberg.
Die zweite Frage: Wollen Sie dann, dass trotz des Rückgangs der Nachfrage in einzelnen Ausbildungsberufen an jedem Standort eine Klasse für den einzelnen Ausbildungsberuf vor gehalten wird?
Danke für die Frage. – Zu Ih rer ersten Frage: Das ist mir bekannt. Zu Ihrer zweiten Frage: Es geht eben auch um Berufsbilder wie z. B. das des Gold schmieds in Pforzheim, für die nur an einem Standort ausge bildet wird. Wenn man so etwas streicht, ist eben die Frage: Was passiert mit einem ganzen Ausbildungsgang?
Sind wir uns einig, dass es keinen einzigen Berufsschulstandort in Baden-Württemberg gibt, der unter das Etikett „Zwergschule“ fallen würde und bei dem es jetzt um die Existenz des Standorts ginge? Vielmehr diskutieren wir hier darüber,
wie wir das vernünftig steuern, sodass es nicht an jedem Standort kleinste Gruppen für denselben Ausbildungsberuf gibt. Das meinte ich mit „Verzettelung“.
(Abg. Winfried Mack CDU: Keine Ahnung hat der Mann! – Abg. Karl Zimmermann CDU: Gehen Sie einmal in den Kreistag, zu den Berufsschulen!)
Die zweite Frage: Sind Sie auch mit mir der Meinung, dass die regionale Schulentwicklung, wie sie etwa vom Regie rungspräsidium Karlsruhe im Bereich der Berufsschulen sehr erfolgreich unternommen wird, genau der Umsetzung der von Ihnen vorgetragenen Forderung der Enquetekommission ent spricht und daher von Entscheidungen am grünen Tisch in Stuttgart nicht die Rede sein kann?