Protokoll der Sitzung vom 07.03.2013

bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich Ihre weiteren Fragen zum Themenkomplex Projektabbruch nicht beant worten kann; denn der Ball für die Entscheidung über das weitere Vorgehen bei Stuttgart 21 liegt jetzt bei Vorstand und Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG.

Was sich in dem von Ihnen angesprochenen Szenario ei nes Aus- oder Umstiegs im Einzelnen ergeben würde, kann ich Ihnen nicht beantworten. Diese Frage müsste ja wohl erst Gegenstand von zu führenden Verhandlungen aller Projektpartner sein, die von der Bahn zu veranlas sen wären.

(Zuruf von den Grünen: Hört, hört!)

Auf die Tagesordnung kann dieses Thema derzeit nur durch die Deutsche Bahn AG oder den Bund gesetzt wer den. Selbstverständlich würden wir uns an den dann not wendigen Gesprächen über diese komplexe Problematik konstruktiv beteiligen.

Die Landesregierung führt keine Ausstiegsdebatte. Wir fühlen uns an das Votum der Volksabstimmung gebunden.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der SPD – Abg. Peter Hauk CDU: Aha!)

Ich möchte einmal wissen, was es daran zu kritisieren gibt. Meine Antwort ist absolut korrekt, und sie ist auch von unse rem sozialdemokratischen Koalitionspartner bestätigt worden.

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Insbeson dere von Herrn Schmiedel! – Gegenruf der Abg. Fried linde Gurr-Hirsch CDU: Er wirkt nicht sehr zustim mend! – Abg. Nicole Razavi CDU: Da stimmt doch etwas nicht!)

Das ist ganz klar. Jeder kann es anhand des Textes nachvoll ziehen.

Bekanntlich, Frau Razavi, gehörte ich bis zur Volksabstim mung zu den Projektgegnern. Die Steigerung der Kosten ha ben die Projektgegner vorausgesagt.

(Beifall bei den Grünen – Zuruf des Abg. Peter Hauk CDU – Unruhe bei der CDU)

Herr Kollege Hauk hat laut „Stuttgarter Nachrichten“ am 28. September 2011 über uns gesagt

„Sie behaupten dauernd, es gibt Kostensteigerungen. Aber sie legen keine Beweise vor.

(Zuruf von den Grünen: Ah ja!)

Weiter hieß es:

Die Fantasie... zur Verdrehung der Fakten scheint gren zenlos zu sein“,...

(Lachen bei den Grünen – Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Und besteht bis heute! – Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Was ist daran falsch?)

Ich möchte fragen: Wer hat ein Glaubwürdigkeitsproblem?

(Beifall bei den Grünen und der Abg. Helen Heberer SPD – Abg. Peter Hauk CDU: Sie!)

Dass Sie über die Kostensteigerung von 2 Milliarden €, ob wohl Sie in der Volksabstimmung die Stabilität der Kosten be tont haben, kein einziges Wort verlieren, das mag die Bevöl kerung bewerten.

(Beifall bei den Grünen)

Das war jetzt noch einmal der Teil Vergangenheitsbewälti gung. Jetzt komme ich auf die Zukunft zu sprechen.

(Abg. Dr. Bernhard Lasotta CDU: Warum hat sich dann der Schmiedel so aufgeregt?)

Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, nach der Entscheidung des Aufsichtsrats der Bahn vom Diens tag ist klar: Stuttgart 21 wird weitergebaut.

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP sowie Abge ordneten der SPD)

Das Land hat ein vitales Interesse an einem gut funktionieren den Bahnknotenpunkt Stuttgart.

(Beifall bei allen Fraktionen)

Deshalb trägt die Landesregierung ihren Teil dazu bei,

(Abg. Winfried Mack CDU: Endlich!)

das Bestmögliche aus dem Projekt Stuttgart 21 zu machen.

(Beifall bei allen Fraktionen)

Jedoch sind unsere Möglichkeiten der Förderung in der Sum me begrenzt. Bauherrin und Projektträgerin ist die Bahn, nicht das Land. Genehmigungsbehörde ist das Eisenbahn-Bundes amt – keine Landesbehörde.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der SPD)

Der Bau von Schienenverkehrswegen und funktionierenden Bahnhöfen ist laut Grundgesetz Aufgabe des Bundes, nicht des Landes.

(Zuruf von den Grünen: Richtig!)

Wir stehen zu den vereinbarten Zuschüssen von 930 Millio nen € für Stuttgart 21 und von 950 Millionen € für die Neu baustrecke. Das heißt, wir leisten einen freiwilligen Beitrag von fast 1,9 Milliarden € für diese Projekte,

(Abg. Winfried Mack CDU: So stimmt das doch nicht!)

die originär nicht zu den Aufgaben des Landes gehören. Das ist ein freiwilliger Beitrag,

(Abg. Winfried Mack CDU: Nein! Pacta sunt servan da!)

zu dem wir uns vertraglich verpflichtet haben.

(Abg. Winfried Mack CDU: So! Wir haben uns ver traglich verpflichtet!)

Wir stehen zu den Verträgen und sind selbstverständlich ver tragstreu.

Aber ich muss an dieser Stelle auch auf die Verantwortung des Bundes hinweisen. Ich fordere Minister Ramsauer auf, sich endlich zu seiner Verantwortung für die Bahnprojekte Stutt gart 21 und Neubaustrecke zu bekennen.

(Beifall bei den Grünen und der SPD)

Seit Jahren verzichtet der Bund auf seinen Sitz im Lenkungs kreis und nimmt an den Sitzungen nicht teil.

(Abg. Andreas Schwarz GRÜNE: Aha! – Abg. Claus Schmiedel SPD: Unerhört! – Zuruf der Abg. Muhte rem Aras GRÜNE)

Dafür kommt von Minister Ramsauer die Forderung, das Land und die Stadt Stuttgart sollten sich an der Finanzierung der Mehrkosten beteiligen. Er äußerte heute, wir in Baden-Würt temberg würden höhere Bahnpreise verursachen, wenn wir uns nicht an den Mehrkosten beteiligten.

(Abg. Martin Hahn GRÜNE: Das ist der Hammer! – Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE: Unglaublich!)

Was soll ich dazu eigentlich noch sagen?

(Beifall bei den Grünen und der SPD)

Ich gehe gemeinhin wirklich pfleglich mit anderen Verfas sungsorganen um. Das ist aber einfach dreist.