Protokoll der Sitzung vom 16.05.2013

Um diese Chancen wahrzunehmen und Risiken zu minimie ren,

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Wie war das mit der Entvölkerung der Dörfer?)

ist die Unterstützung der Menschen erforderlich.

(Beifall bei der CDU – Abg. Wolfgang Drexler SPD: Das war bei keinem Nationalpark so!)

Das ist die Voraussetzung für ein Gelingen. Wenn diese Vor aussetzung gegeben ist, sind wir selbstverständlich für einen Nationalpark, überhaupt keine Frage.

(Abg. Dr. Markus Rösler GRÜNE: Da muss man werben, und das haben Sie nicht gemacht! – Abg. Wolfgang Drexler SPD: Da können Sie ja mithelfen!)

Nur: Dafür, die Voraussetzung zu schaffen, sind Sie zustän dig, Herr Minister Bonde. Das war der Wählerauftrag, der Auftrag, den Sie sich gegeben haben. Das akzeptieren wir vollkommen. Ich frage Sie nur: Mit wem wollen Sie sie denn gestalten?

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Wie andere National parks auch!)

Welche Kommune steht Ihnen denn als Gesprächspartner zur Verfügung?

(Abg. Dr. Markus Rösler GRÜNE: Viele!)

Fragen Sie einmal diese sieben Gemeinden und die zwei Landräte. Zumindest bei dem einen ist die Position definitiv. Er sagt: „Nach dem Bürgervotum hat sich alles verändert.“ Alles verändert! Nicht nur die Menschen, sondern auch die Körperschaften haben Sie dort in dem Suchgebiet verloren. Das ist doch das eigentliche Problem.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Glocke der Prä sidentin)

Herr Abgeordneter, ge statten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abg. Schmiedel?

Nein, ich gestatte im Augenblick kei ne Zwischenfrage.

Ein Zweites, was ich noch sagen will: Sie tun jetzt so, als wür den wir uns gegen Naturschutz und Totholz und Prozessschutz

wenden, als wäre der Nationalpark ursächlich dafür, ob sol che Prozesse in Baden-Württemberg überhaupt stattfinden.

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Es gibt doch Bannwaldgebiete!)

Meine Damen und Herren, Ihr eigenes Gutachten sagt dort et was ganz anderes aus. Das Gutachten, das Sie in Auftrag ge geben haben, sagt aus, dass der naturschutzfachliche Mehr wert begrenzt ist.

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Richtig!)

Es gibt in der Tat einen Mehrwert.

(Abg. Dr. Markus Rösler GRÜNE: Einen sehr deut lichen!)

Aber er ist begrenzt, und es wundert mich auch nicht, dass er begrenzt ist.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Alles im Leben ist be grenzt! – Abg. Andrea Lindlohr GRÜNE: Soll der un endlich sein, oder was?)

Ich nenne Ihnen auch den Grund: weil bereits in dem Such raum, den das Gutachten bewertet hat,

(Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: Schon eine Men ge drin sind!)

die Flächen enthalten sind, die Bannwälder sind, die bereits heute geschützt sind,

(Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: Genau! Die ar tenreich sind!)

und diese Flächen bereits heute 4 500 ha umfassen. Das ist doch die Wahrheit.

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Abg. Fried linde Gurr-Hirsch CDU: Genau!)

Der Bannwald „Wilder See“ ist das älteste Bannwaldgebiet in ganz Deutschland.

(Abg. Dr. Markus Rösler GRÜNE: In Baden-Würt temberg!)

Dort gibt es bereits seit Jahrzehnten einen Prozessschutz. Das macht das Gebiet heute schon wertvoll.

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Sehr rich tig!)

Es gibt einen Mehrwert, aber der Mehrwert ist begrenzt. Der Mehrwert ist nicht in dem Umfang vorhanden, wie Sie uns und die Menschen glauben machen wollen.

Weil das so ist und weil der Mehrwert in diesem Sektor, der in der Tat durch ein Schild und durch Sperrung zu erreichen wäre, begrenzt ist, hat es eben nicht die nationale Bedeutung, von der Sie sprechen,

(Zuruf: Sehr richtig! – Abg. Dr. Markus Rösler GRÜ NE: Natürlich!)

und es hat auch nicht die Landesbedeutung, von der Sie spre chen.

(Abg. Dr. Markus Rösler GRÜNE: Ach!)

Prozessschutz ist auch anders machbar als durch einen Nati onalpark. Das ist auch wahr.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP – Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Sehr richtig! – Abg. Reinhold Pix GRÜNE: Jetzt ist die Katze aus dem Sack!)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, diese Landesregie rung hat gesellschaftspolitisch versagt.

(Zurufe von den Grünen)

Sie haben gesellschaftspolitisch versagt; Sie haben total ver sagt. Eine Regierung hat die vornehmste Aufgabe – das ist uns beim Thema S 21 seinerzeit auch nicht immer geglückt;

(Zuruf: Aha!)

das ist unbestritten –, eine Gesellschaft zusammenzuführen und nicht zu spalten. Das ist die vornehmste Aufgabe einer Regierung. Sie haben durch Ihre Vorgehensweise und durch Ihre falsche Art aber genau das Gegenteil erreicht. Sie haben durch eine nicht ergebnisoffene Bürgerbeteiligung – das Er gebnis stand faktisch schon fest – sofort Widerstand und Geg nerschaft initiiert. Und jetzt wundern Sie sich über die Fol gen. Was Sie getan haben, ist eigentlich unverantwortlich.

(Abg. Edith Sitzmann GRÜNE: Oh!)

Sie haben in den Gemeinden bis in die Familien hinein Geg nerschaft getragen. Sie haben in Städten und Gemeinden, in denen zuvor ein friedliches Zusammenleben selbstverständ lich war, durch diese Diskussion die Gesellschaft gespalten.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP – Abg. Dr. Markus Rösler GRÜNE: Wer hat denn da gezündelt?)

Dabei ging es, Herr Ministerpräsident, nicht um die Fragen: Ist die Idee eines Nationalparks gut oder schlecht? Welche Perspektiven oder Risiken gibt es? Vielmehr ist es Ihre Form der Bürgerbeteiligung, die kläglich gescheitert ist und die auch zu diesem Spaltungsprozess in der Region geführt hat.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP)

Für die Fraktion der FDP/ DVP erteile ich dem Fraktionsvorsitzenden Dr. Rülke das Wort.