junge Leute zwischen 28 und 30 Jahren aus dem ländlichen Raum fragt, wie viele von ihnen einen Hochschulabschluss haben, dann stellt man fest, dass diese Zahl in etwa gleich hoch ist wie die in Ballungsräumen – z. B. durch das Bil dungssystem der beruflichen Gymnasien. Auch das ist ein Punkt, bei dem wir sagen müssen: Wir müssen diese ganzen Infrastrukturmaßnahmen verstärken.
Es gilt also: Rahmenbedingungen für junge Familien attrak tiv gestalten, Infrastruktureinrichtungen, wirtschaftliche Ein richtungen, Daseinsvorsorge, Fort- und Weiterbildung, aber auch Kultur. Das heißt für mich eben auch, das Dorftheater, die Laienspielgruppe und nicht nur die Staatstheater in Stutt gart als Leuchtturm zu unterstützen. Wir brauchen beides, meine Damen und Herren. Da sind Sie in der Landesregie rung gefordert.
Als Vorsitzender eines Turngaus mit 138 Vereinen spreche ich auch das Vereinswesen an. Das richtet sich an die Bürgermeis ter und die Kommunalpolitiker: Wenn dort Geld in das Ehren amt investiert wird, führt das zu Bindungen. Dort gehen die jungen Leute gern hin und finden eine sinnvolle Beschäfti gung. Dort lernen sie Tugenden und pflegen auch die Verbin dung zur Heimat. Das führt zu dem, was man erreichen will, nämlich dass sie gern dort bleiben und eine Familie gründen.
Ich glaube, wir hier im Haus sind uns alle einig, dass wir in diesem Bereich die erfolgreiche Politik der letzten 20 Jahre mit den betreffenden Programmen weiterführen müssen. Herr Minister Bonde, ich glaube, auch in diesem Bereich hat man, wie es Paul Locherer gesagt hat, bei Ihnen entdeckt, dass man das, was es dort bisher alles an Gutem gab, entsprechend wei terführen kann.
Sehr geehrte Frau Präsi dentin, liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, meine sehr geehr ten Damen und Herren! Ich denke, der Verlauf der Debatte zum Thema „Jugend auf dem Land“ hat deutlich gemacht, dass dieses Thema vielfältig ist, dass es facettenreich ist und sich dabei nicht alles nur um Schule und Schulstruktur dreht.
Ich denke, in dieser Debatte sind schon viele wertvolle Hin weise gefallen. Ich möchte noch ergänzen, was Professor Rau schenbach 2010 in seinem Gutachten festgestellt hat:
Insbesondere Kinder und Jugendliche auf dem Land neh men in weit größerem Ausmaß als Heranwachsende in den Städten an Angeboten der verbandlichen Jugendar beit teil. So sind auch die Mitgliederzahlen der Landju gendverbände in Baden-Württemberg in den letzten Jah ren stabil geblieben, und
das schon immer stark ausgeprägte ehrenamtliche Enga gement in ländlichen Gebieten ist noch weiter gewach sen.
Ich denke, das ist auch gut so; denn die demokratisch und auf freiwilliger Basis organisierten Gruppen der Jugendverbände, aber auch die von Ihnen, Herr Locherer, erwähnten offenen Angebote in den Bauwagen können Jugendliche nur stärken, können ihren Wunsch nach Gemeinschaft befriedigen und die soziale Zusammengehörigkeit stärken.
So entsteht ein Netzwerk für die Heranwachsenden, das zur Lebensbewältigung genutzt werden kann. So kann auch ein Netzwerk – es ist mir wichtig, dies an dieser Stelle auch zu erwähnen – gegen extremistische Vereinigungen entstehen, die sich verstärkt auf den ländlichen Raum konzentrieren. Auch das muss man sagen, wenn man vom ländlichen Raum spricht.
Für die Landesregierung ist es ein wichtiges Anliegen, die Kinder- und Jugendarbeit zu stärken und sie zukunftsfest zu machen. Wir haben uns mit dem „Zukunftsplan Jugend“ auf den Weg gemacht. Wir wissen um die Herausforderungen. Es gibt eine immer geringere Zahl von Jugendlichen. Für diese gilt es attraktive Angebote zu machen. Deshalb haben wir uns mit dem „Zukunftsplan Jugend“ auf den Weg gemacht, vor handene Angebote zu überprüfen und diese an die Herausfor derungen anzupassen.
Außerdem sind wir dabei, die Kinder- und Jugendarbeit ins gesamt weiterzuentwickeln. Ein wichtiges Thema wird die Kooperation zwischen Schule einerseits und Kinder- und Ju gendarbeit andererseits sein. Vor allem im ländlichen Bereich muss ein attraktives Angebot vorgehalten werden. Das – ich glaube, dabei sind wir uns einig – geht nur gemeinsam. Das geht nur, wenn sich Kinder- und Jugendarbeit und Schule ge meinsam auf den Weg machen. Das ist eine wichtige Heraus forderung.
Eine weitere wichtige Herausforderung der Kinder- und Ju gendarbeit auf dem Lande ist die Erschließung neuer Ziel
gruppen. Dies betrifft vor allem Migrantinnen und Migranten, die sich von den bestehenden Angeboten wenig angesprochen fühlen. Aber auch Kinder und Jugendliche mit Behinderun gen finden oftmals nicht den Weg in die Kinder- und Jugend arbeit. Auch in diesem Zusammenhang müssen wir uns auf den Weg machen hin zu einer inklusiven Gesellschaft.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich denke, ich muss nicht die Punkte wiederholen, die heute bereits angesprochen wurden. Eines ist aber klar: Nur wenn wir gemeinsam die He rausforderungen angehen, wird es uns gelingen, die Kinder- und Jugendarbeit auf dem Land weiterzuentwickeln und sie nachhaltig zu stärken.
Ich lade die Damen und Herren von der Opposition herzlich ein, beim „Zukunftsplan Jugend“ mitzumachen. Reden Sie mit Ihren Jugendverbänden vor Ort. Das ist ein ganz großes Beteiligungsprojekt, auf das wir meines Erachtens gemein sam stolz sein können.
Wir kommen somit zur geschäftsordnungsmäßigen Behand lung des Antrags Drucksache 15/2928 (geänderte Fassung). Der Antrag ist ein reiner Berichtsantrag und kann deshalb für erledigt erklärt werden. – Sie stimmen zu.