Erzählen Sie doch nicht immer den gleichen Mist, Herr Röhm! Lesen Sie das Gutachten des Rechnungshofs, dann können Sie – –
Ich möchte an dieser Stelle den Vorsitzenden des Landesel ternbeirats zitieren, der die Situation eindrücklich schildert:
Wir haben keine Möglichkeiten, auf digitale Bildungsan gebote auszuweichen, weil wir nach wie vor in der Stein zeit sind.... Nachdem die Bildungsplattform ella zusam mengebrochen ist, stehen wir saublöd da.
Das Wichtigste bei der Frage der digitalen Ausstattung sind nämlich die Bildungschancen für die Kinder in unserem Land. Faire Bildungschancen bieten wir nur dann, wenn wir es eben nicht vom Elternhaus und der sozialen Stellung der Familie abhängig machen, wie gut ein Kind lernen kann. Faire Bil dungschancen heißt, diese Kinder gerade jetzt nicht alleinzu lassen. Aber leider werden viel zu viele Kinder im Moment mit dieser Situation alleingelassen.
Wir lassen zu, dass sie die großen Verlierer dieser Krise wer den könnten. So kann das nicht bleiben, schon gar nicht, wenn wir damit rechnen müssen, dass uns dieses Virus noch lange Zeit beschäftigen wird. Wir brauchen eine Perspektive, wir brauchen Ideen für die Kinder in unserem Land. Genau das bleibt unsere Kultusministerin schuldig, meine sehr geehrten Damen und Herren.
Denn während überall in der Politik, in allen Bereichen der Gesellschaft ein sinnvolles Weitermachen trotz Corona auf dem Stundenplan steht, ist die Kultusministerin bis heute nicht aus der ersten Alarmphase herausgekommen. „So wie früher geht es nicht, und wann es wieder so wie früher geht, wissen wir nicht.“ Sehr viel mehr hat man von Frau Eisenmann in all diesen Wochen nicht gehört – zumindest nicht zum Thema Schule. Ansonsten äußert sich Frau Eisenmann gern. Sie fin det z. B., Herr Söder sei ein geeigneter Kanzlerkandidat – wahrscheinlich findet sie in der CDU niemanden, der geeig net wäre –,
sie hätte gern eine frühere Öffnung der Gastronomiebetriebe, sie schlägt eine Senkung der Mehrwertsteuer vor.
Frau Eisenmann hat für alles und jedes Zeit, aber bezahlt wird sie im Moment als Kultusministerin. In diesem Amt wäre zur zeit sehr viel Arbeit gefordert. Es müsste „Corona“ auf dem Stundenplan stehen, nicht Parteipolitik.
Um es einmal klar zu sagen: An den Schulen und in den Ki tas wird trotz Notbetriebs viel geleistet. Wir erleben Schulen, in denen die Rektoren und Lehrer in Eigenregie und mit viel privater Technik digitale Lösungen umgesetzt haben. Wir er leben Kommunen, die weit über das ihnen zumutbare Maß hi naus für eine Ausstattung sorgen. Es gibt die guten Beispiele, es gibt sogar viele davon. Aber sie sind eben nicht die Regel, und es gibt sie nicht wegen der Kultusministerin, sondern trotz dieser Kultusministerin, meine sehr geehrten Damen und Her ren.
Es gibt auch die Familien, in denen es gute Voraussetzungen für das Lernen zu Hause gibt. Das will ich gar nicht bestrei ten. Ein stabiles Netz, genügend Laptops und Tablets, Eltern mit flexiblen Arbeitszeiten – aber auch das ist nicht die Regel.
Was ist mit denen, bei denen das eben nicht klappt? Die ha ben das Nachsehen, und zwar auf Dauer; denn so wie früher wird es ja so schnell nicht wieder sein – das wiederholt die Kultusministerin wieder und wieder, wenn es um ihre eigent liche Aufgabe geht.
Was mich ärgert, ist die grundsätzliche Herangehensweise: Schulverwaltung dient den Schulen, und die Schulen dienen den Kindern. Eine gute Kultuspolitik muss immer vom Kind her denken.
Wir haben, wenn es um den Bildungserfolg geht, jahrelang da für gekämpft, die Schere zwischen Arm und Reich zu schlie ßen. Was in den letzten Wochen stattgefunden hat, bleibt ge nau dieses Denken schuldig. Es sind Ideen aus einer Wahr nehmungsblase, in der wohlsituierte Familien es schon irgend wie schaffen, zu Hause ein bisschen Lernstoff zu vermitteln. Die Bedeutung der Schule als Ort sozialen Lernens und von Bildungsgerechtigkeit bleibt dabei völlig auf der Strecke, mei ne sehr geehrten Damen und Herren.
Wenn es um Kitas geht, bricht eben auch die erzkonservative Schwärze durch. In der Argumentation und auch im Handeln geht es bei den Kitas nur darum, systemrelevant tätige Eltern arbeiten zu lassen. Kitas bleiben für Sie damit Indoorspiel plätze, „nice to have“. Die immense Bedeutung der frühkind lichen Bildung, die Begegnung von Kindern mit Erzieherin nen und Erziehern, die Begegnung der Kinder untereinander spielt in dieser Betrachtung keine Rolle. Deswegen muss schnellstmöglich für faire Bildungschancen auch wieder ein Betrieb an den Kitas in diesem Land möglich sein.
Deswegen, Frau Ministerin, dürfen die Eltern, Lehrer, Erzie herinnen und Erzieher und vor allem die Kinder mehr von Ih nen erwarten als bisher. Sie dürfen erwarten, dass auch Sie endlich einen Betrieb in Coronazeiten auf den Stundenplan schreiben, dass Sie Ihre Hausaufgaben machen. Dazu gehört es eben auch, die Eltern, Lehrer und Schulleiter rechtzeitig zu informieren.
Noch viel stärker nachgelassen hat sie, die Kultusminis terin unseres Landes, in den letzten vier Wochen. Von den oben beschriebenen Vorsätzen ist rein gar nichts übrig geblieben!
Von Abstimmung mit den Betroffenen kann nicht einmal ansatzweise die Rede sein. Das letzte Gespräch mit der Ministerin hatte der LEB
... vor ca. vier Wochen. Vorschläge, die der LEB notge drungen über die Presse lanciert, werden allenfalls ohne Begründung kurz abgefertigt;...
Meine sehr geehrten Damen und Herren, so geht man mit dem Thema Bildung und den Eltern in diesem Land nicht um.
Eltern, Lehrer und Schüler dürfen erwarten, dass wir, genau wie in der Wirtschaft, genau wie in der Kultur und überall im öffentlichen Leben, nicht jammernd am Boden sitzen und be klagen, was nicht geht, sondern nach Lösungen suchen, nach dem, was eben gehen kann und gehen muss.
Überall wird von Schutzschirmen geredet. Wir sagen, wir brauchen auch einen Schutzschirm für Schülerinnen und Schü ler, einen Schutzschirm für Lehrerinnen und Lehrer und für Erzieherinnen und Erzieher. Wir brauchen finanzielle Mittel, um den enormen Mehraufwand zu bestreiten. Wir brauchen endlich eine verlässliche digitale Ausstattung, und zwar auch in Vorbereitung des nächsten Schuljahrs, denn auch da wird noch kein Normalbetrieb möglich sein. Wir brauchen daher eine effektive Verzahnung von Präsenzunterricht und digita lem Lernen zu Hause. Das ist die Notwendigkeit der Stunde, Frau Ministerin.
Wir brauchen diese Konzepte; wir brauchen sie dringend und schnell. Wir brauchen eine Mischung aus Präsenzunterricht und dem digitalen Lernen für Kleingruppen in einem Schicht modell. Wir werden noch lange nicht alle Schüler gleichzei tig an der Schule haben können. Aber Schulen brauchen jetzt endlich Orientierung. Schulen brauchen Konzepte und brau chen nicht Vertröstungen. Wir brauchen einen Fahrplan mit absehbaren Stufen, wie wir es vorhin schon besprochen ha ben: Wie geht es weiter, wenn es weitergehen kann?