Protokoll der Sitzung vom 08.03.2017

(Lachen bei den Grünen – Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE: Die Türken vor Stuttgart, oder was? Meine Güte!)

Es ist ein Eroberungskonzept, das hier zu beobachten ist. Es geht auch nicht nur um Recht und Freiheit. Da stimme ich Ih nen völlig zu, Herr Reinhart: Es geht um die Verteidigung von Recht und Freiheit. Aber das reicht uns hier nicht aus. Es geht auch um die Verteidigung unserer Kultur und um die Vertei digung unserer Nation.

(Beifall bei Abgeordneten der AfD – Abg. Hans-Ul rich Sckerl GRÜNE: Gedeon, der Kreuzritter!)

In diesem Sinn muss die Wehrhaftigkeit erweitert werden. Dann werden wir diesem Angriff des türkischen Staats unter Erdogan standhalten und ihm widerstehen können.

Ich danke Ihnen.

(Beifall bei Abgeordneten der AfD)

Meine Damen und Her ren, es liegen keine weiteren Wortmeldungen vor. Damit ist diese Aktuelle Debatte beendet und Punkt 1 der Tagesordnung erledigt.

Ich rufe Punkt 2 der Tagesordnung auf:

Aktuelle Debatte – Fahrverbote durch Feinstaub: Grünschwarze Panikpolitik zum Schaden der Dieselfahrzeug halter und der baden-württembergischen Automobilindu strie – beantragt von der Fraktion der AfD

Meine Damen und Herren, das Präsidium hat auch für diese Aktuelle Debatte eine Gesamtredezeit von 50 Minuten fest gelegt. Darauf wird die Redezeit der Regierung nicht ange rechnet. Für die Aussprache steht eine Redezeit von zehn Mi nuten je Fraktion zur Verfügung.

Das Wort für die AfD-Fraktion erhält Herr Abg. Gögel.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Das von der Fraktion der AfD beantragte Thema die ser Aktuellen Debatte hat natürlich auch einen direkten Be zug zum Thema der vorausgegangenen Aktuellen Debatte.

Denn hier in Stuttgart arbeiten sehr viele türkischstämmige Mitbürger, die Dieselfahrzeuge besitzen und mit ihnen auch täglich zur Arbeit

(Lachen des Abg. Winfried Mack CDU)

und mindestens einmal jährlich in den Urlaub fahren.

(Beifall bei der AfD)

Das sind in der Regel auch etwas ältere Fahrzeuge. Für diese Mitbürger wollen wir von der AfD uns einsetzen.

(Beifall bei der AfD – Lachen bei der CDU)

Worin wir uns sicherlich unterscheiden, Herr Minister, ist die Zuordnung – ich sage das bewusst – zur Gruppe „türkische Mitbürger, migrierte Bürger“. Aber mit Sicherheit ist das kei ne hohe Anzahl von Baden-Württembergern.

(Abg. Martin Rivoir SPD: Die sind alle Dieselfah rer!)

Mit dem jüngst beschlossenen Stuttgarter Fahrverbot für Die selfahrzeuge, die 2018 älter als drei Jahre sein werden, hat die grün-schwarze Landesregierung wieder einen typischen Rohr krepierer produziert.

(Beifall bei der AfD)

Das war ja in den letzten Wochen nichts Ungewöhnliches.

(Heiterkeit und Beifall bei der AfD)

Sie, die Landesregierung, stellen – wie Ihnen selbst der aus gewiesene Automobilsachkenner Fehrenbach öffentlich vor hält – mutwillig, naiv eine ganze Industriebranche ins Abseits. Der Diesel ist die große Stärke der Automobilindustrie in un serem Land, speziell auch bei prestigeträchtigen Modellen, mit denen baden-württembergische Unternehmen weltweit unverzichtbare Exporterlöse erzielen. Zwei Drittel aller Die sel – –

(Ein Fotograf macht Aufnahmen in den Reihen der Abgeordneten. – Glocke des Präsidenten)

Entschuldigung, Herr Kol lege. – Mein Herr, haben Sie eine Berechtigung, hier zu foto grafieren?

(Fotograf: Ja, die habe ich!)

Aber nicht hier im Plenarsaal, von dieser Stelle aus.

(Fotograf: Doch! – Zuruf von der AfD: Das ist doch egal! – Lebhafte Gegenrufe, u. a.: Nein! – Jetzt geht es aber los!)

Herr Gögel, fahren Sie fort.

Zwei Drittel aller weltweit produ zierten Dieselfahrzeuge werden laut einer Bosch-Studie in Eu ropa gekauft, und auch zu Dieselfahrzeugen, die im Ausland gebaut werden, steuert unsere Industrie zentrale Komponen ten bei.

Die Stuttgarter Feinstaubsituation wird durch ein völlig un durchdachtes Dieselverbot mitnichten gelöst. Es wird auch

kein blaues Plakettenwunder geben – dies würde schlicht ei ne Diskriminierung und Enteignung von Fahrzeughaltern per Wertverlust bedeuten.

(Beifall bei Abgeordneten der AfD)

Von 14,5 Millionen Diesel-Pkws in Deutschland erfüllen nur ca. 10 % die aktuelle Euro-6-Abgasnorm. Entsprechend ver hält es sich auch mit den ca. 70 000 Diesel-Pkws in Stuttgart. Da nützt es auch nichts, dass alle neu zugelassenen Diesel fahrzeuge diese Norm erfüllen. Denn auch von den 700 Ta xis, die in Stuttgart fahren, erfüllen nur etwa 10 % der Fahr zeuge diese Norm.

Die Landesregierung qualifiziert nun moderne Euro-5-Autos, die bis September 2015 zugelassen werden konnten, mit ei nem Federstrich zu Dreckschleudern ab und vernichtet das Vermögen der Bürger.

(Beifall bei der AfD)

So simulieren Sie populistisch Erfolg im Kampf gegen die Luftverschmutzung, meine Damen und Herren.

Die heimische Industrie reagiert zu Recht massiv verunsichert und verärgert. – Es ist schade, dass der Herr Ministerpräsident heute nicht hier ist. Ihm möchte ich gern sagen: Hier wird eben nicht geplant und gesteuert; hier wird für den billigen Effekt eine blühende Industrie plattgemacht.

(Beifall bei der AfD – Abg. Dr. Christina Baum AfD: Ja!)

Die Bürger, meine Damen und Herren, haben in gutem Glau ben an geltendes Recht moderne Fahrzeuge angeschafft. 52 % der innerhalb der EU angeschafften neuen Pkws sind Diesel fahrzeuge; in Deutschland sind dies immerhin 48 %. Bei den gewerblich genutzten Langläufern beträgt dieser Anteil sogar 66 %. Denn Dieselfahrzeuge sind vor allem eines, meine Da men und Herren: Sie sind wirtschaftlich.

Ihr Verbotselan lässt vor allem ideologische Antriebe vermu ten: Krieg gegen den Diesel, Krieg gegen das Auto im Allge meinen. Doch selbst am Neckartor sind nicht mehr als 46 % des Feinstaubs durch den Verkehr verursacht. Ca. 80 % des verkehrsbedingten Feinstaubs entstehen durch Abrieb von Bremsen, Kupplungen, Reifen und Straßenbelag.

Wenn Sie, die Landesregierung, im ideologischen Krieg nun mit Fakten nicht zum Ziel kommen – der Dieselruß bildet eben nicht die Masse des verkehrsbedingten Feinstaubs, sondern der Feinstaub aus Abgasen macht nur ca. 7 % der Feinstaub belastung in Stuttgart aus –, dann wird bei Ihnen für diesen ideologischen Krieg gegen den Diesel einfach das nächste Fass aufgemacht, nämlich die Stickoxide. Angeblich sollen daran in Deutschland – das sagt die Europäische Umweltagen tur – jährlich ca. 10 000 Menschen vorzeitig sterben.

(Zuruf: Viel mehr! – Abg. Dr. Heinrich Fiechtner AfD: Alles spekulative Hochrechnungen!)

Sind das wieder hypothetische Zahlen, wie sie angeblich auch hinter jeder Kreislauferkrankung stecken?

(Vereinzelt Heiterkeit)

Erkenntnisse namhafter Lungenärzte bestätigen diesen Alar mismus doch überhaupt nicht, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der AfD – Abg. Anton Baron AfD: Panik mache! – Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP zur AfD: Die Erde ist eine Scheibe!)

Ihre Regierungskampagne gegen den Diesel zeigt Ihre eige ne Ratlosigkeit und Ihre Verachtung für Sachzusammenhän ge. Sie schafft lieber irrationale Feindbilder und simuliert Fortschritt, indem sie sich ziemlich kenntnisfrei und demago gisch an ihnen abarbeitet. Die Bürger dieses Landes benöti gen Planungs- und Rechtssicherheit.

(Beifall bei der AfD)