Protokoll der Sitzung vom 20.12.2017

Nehmen Sie die Maßnahmen zur Tilgung der impliziten Ver schuldung: 1,8 Milliarden €. Nehmen Sie den Länderfinanz ausgleich: Er ist von 1,6 Milliarden € 2011 auf über 3 Milli arden € 2019 gestiegen. Das ist eine Steigerung von 93 %.

Wenn Sie dann noch bildungspolitische Maßnahmen dazuneh men, die gelaufen sind, dann haben Sie von dem um 17 Mil liarden € größeren Haushaltsvolumen schon 14,4 Milliarden € ausgegeben. Meine Damen und Herren, wenn Sie da nicht ran gehen und kürzen wollen, z. B. bei den Beamten, im öffentli chen Dienst

(Abg. Anton Baron AfD: Machen Sie es doch!)

oder beim kommunalen Finanzausgleich, dann können Sie auch den Haushalt und das Haushaltsvolumen wahrlich nicht so kritisieren, wie Sie das hier getan haben, meine Damen und Herren.

(Beifall bei den Grünen und der CDU)

Lassen Sie mich noch zum Thema Personalstellen etwas sa gen. Von manchen ist kritisiert worden, es wären zu viele. Herr Podeswa ist jetzt leider nicht im Saal, obwohl er auch Fragen gestellt hat. Ich dachte, er will hören, was die Finanzministe rin dazu zu sagen hat. Aber sei es drum.

(Abg. Anton Baron AfD: Er hört zu!)

Wissen Sie, wie viele der 225 plus 31 Stellen für die Stärkung der Umwelt- und Naturschutzverwaltung im Umweltministe rium selbst sein werden? 12,5 Stellen.

(Abg. Emil Sänze AfD: Was sagt uns das? Gar nichts! – Abg. Anton Baron AfD: Ob wir die zwölf Stellen brauchen, ist die Frage!)

Der Rest ist in den Regierungspräsidien, bei der LUBW und in den Stadt- und Landkreisen angesiedelt. Dort wird die Um weltverwaltung gestärkt, und das ist auch richtig, meine Da men und Herren.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der CDU)

Ansonsten – ich habe es bereits in der Einführung gesagt – schaffen wir da Stellen – inklusive der Umweltverwaltung –, wo wir einen Mehrwert schaffen, nämlich bei den Schulen, bei der Polizei, bei der Justiz, um nur einige zu nennen.

Wir reduzieren aber auch Stellen, und zwar da, wo sie nicht mehr notwendig sind. Ich nenne zwei Beispiele. Das eine ist der Flüchtlingsbereich, und das andere ist der Bereich des No tariatswesens.

(Abg. Anton Baron AfD: Aha! – Zuruf des Abg. Emil Sänze AfD)

Wenn Sie sich jetzt einmal die Mühe machen, den Stellenplan von 2017

(Abg. Anton Baron AfD: Wie viele waren das?)

mit dem für 2019 zu vergleichen, dann werden Sie sehen, dass im Stellenplan für 2019 rund 730 Stellen weniger enthalten sind als 2017.

(Abg. Dr. Gerhard Aden FDP/DVP: Bitte die Anwär ter mitrechnen!)

Von einer Aufblähung des Personalkörpers kann also über haupt keine Rede sein, meine Damen und Herren. Nein, es sind über 700 Stellen weniger.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der CDU – Abg. Dr. Gerhard Aden FDP/DVP: Sie müssen die Anwärter mitrechnen!)

Das war viel Polemik ohne Substanz.

(Abg. Anton Baron AfD: Schöngerechnet!)

Die Einsparungen in den Plänen der FDP/DVP liegen im Pro millebereich. Ich würde sagen: Ihr Finanzkonzept lässt sich mit einem Soufflé vergleichen: Auf den ersten Blick ist es nett anzuschauen,

(Abg. Dr. Timm Kern FDP/DVP: Es schmeckt auch gut!)

aber wenn man hineinsticht, fällt es sofort in sich zusammen, meine Damen und Herren.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der CDU)

Die AfD hat tatsächlich ein halbwegs schlüssiges Finanzkon zept vorgelegt

(Beifall des Abg. Klaus Dürr AfD)

Moment, freuen Sie sich nicht zu früh –

(Heiterkeit bei Abgeordneten der AfD)

und auch konkrete Einsparvorschläge in nennenswerter Hö he gemacht. Wenn man sich Ihre Änderungsanträge aber in haltlich anschaut, dann stellt man fest, dass sich die meisten Kürzungen nur auf einen Bereich beziehen, nämlich auf Flücht linge, auf alles, was irgendwie international ist,

(Abg. Dr. Christina Baum AfD: Auf den wichtigsten Bereich! – Abg. Dr. Heiner Merz AfD: Gender auch! – Weitere Zurufe)

und auf alles, was mit Integration zu tun hat. Da wollen Sie 1 Milliarde € streichen.

(Abg. Anton Baron AfD: Wo gibt es denn so einen Spielraum? – Weitere Zurufe – Unruhe – Glocke des Präsidenten)

Das ist falsch. Das ist gefährlich. Das ist rücksichtslos, und das spaltet unsere Gesellschaft, meine Damen und Herren.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der CDU – Abg. Anton Baron AfD: Überflüssig! – Weitere Zu rufe)

Baden-Württemberg liegt im Herzen Europas. Baden-Würt temberg ist weltweit vernetzt. Baden-Württemberg ist ein weltoffenes Land. Baden-Württemberg ist wirtschaftsstark und exportorientiert.

(Zurufe von der AfD)

Sie müssen sich nicht so aufregen. Hören Sie einfach ganz in Ruhe zu.

Wir sind deshalb so stark, weil wir international sind.

(Abg. Anton Baron AfD: Nicht Sie! Die Firmen! – Weitere Zurufe)

Hätten wir in den vergangenen Jahrzehnten nur nationalistisch agiert, ginge es den Menschen und den Unternehmen hier im Land deutlich schlechter, meine Damen und Herren.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der CDU – Abg. Emil Sänze AfD: Das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun! Nicht einmal ansatzweise!)

Ihre Politik bringt die Bürgerschaft nicht voran. Ihre Politik wirft die Menschen hier zurück,

(Abg. Emil Sänze AfD: Ihr zerstört Arbeitsplätze! – Abg. Bernd Gögel AfD: Sie verstehen gar nichts von Wirtschaftspolitik! Gar nichts! – Weitere Zurufe)

und sie gefährdet den Wohlstand von Baden-Württemberg.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der CDU)

Stellen Sie sich nur einen Augenblick vor, wir hätten nach dem Zweiten Weltkrieg nicht Millionen Vertriebene aufgenommen.

(Abg. Dr. Heiner Merz AfD: Das waren nicht Flücht linge! Das ist eine Unverschämtheit, wie Sie das Wort missbrauchen! – Abg. Dr. Christina Baum AfD: Das waren Deutsche! Gleiche Sprache, gleiche Ausbil dung! – Weitere Zurufe – Unruhe – Glocke des Prä sidenten)

Frau Ministerin, fahren Sie fort.

Stellen Sie sich einen Augenblick vor, viele – sogenannte – Gastarbeiter in den Sechziger- und Siebzigerjahren