Protokoll der Sitzung vom 09.05.2018

(Beifall bei der SPD sowie Abgeordneten der AfD und der FDP/DVP – Zuruf des Abg. Reinhold Gall SPD)

Sie, Herr Innenminister Strobl, sind zuständig für Digitalisie rung. Die Art und Weise, wie Sie vorher über den Datenschutz

geredet haben, wie Sie das Thema Datenschutz in Ihrem Mi nisterium vorantreiben, zeigt, dass Sie Digitalisierung eben nicht verstanden haben.

(Zuruf des Abg. Andreas Deuschle CDU)

Digitalisierung ist nicht nur Breitbandausbau. Wer sich die Digitalisierung ohne die Bedeutung des Datenschutzes vor stellt, hat Digitalisierung nicht verstanden, Kolleginnen und Kollegen.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der AfD)

Zu den Zeitabläufen: Wenn es so gegangen wäre, wie es sich der Innenminister vorgestellt hatte, dann wären wir heute in der zweiten Lesung zu diesen Gesetzen – im Übrigen sind das noch gar nicht abschließend alle –: am 19. April Zustellung des Gesetzentwurfs, am 25. April dann die erste Lesung, ei nen Tag später Beratung im Ausschuss und dann heute die zweite Lesung.

(Abg. Andreas Deuschle CDU: Das treibt die Men schen um!)

Ja, der Datenschutz in Baden-Württemberg, Kollege Deusch le, treibt die Menschen um. Wenn dieses Thema Sie nicht um treibt, dann halte ich das für ein großes Problem.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der AfD – Zuruf des Abg. Andreas Deuschle CDU)

Es treibt die Menschen um. Es treibt die Menschen in den Ver einen um, es treibt die Menschen in den kleineren und mittle ren Unternehmen um. Der Datenschutzbeauftragte weist heu te ausdrücklich darauf hin, dass es eben zu einem Durchein ander bei den Behörden kommt und Ratlosigkeit bei den Be hörden herrscht. Wenn es einer weiß, dann ist es der Daten schutzbeauftragte. Wenn Sie es nicht wissen, Herr Deuschle, dann sollten Sie sich einmal mit dem Thema auseinanderset zen.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Ni co Weinmann FDP/DVP – Zuruf des Abg. Andreas Deuschle CDU)

Dass dies im Schweinsgalopp durch das Parlament sollte, ist mir klar, nachdem ich die Ergebnisse der Anhörung gelesen habe. Herr Sckerl, von Ihnen kam ja eine Hommage an Herrn Albrecht, wie toll der – das ist auch so – das gemacht hat.

(Abg. Hermann Katzenstein GRÜNE: Genau! Zu Recht!)

Ja. – Herr Katzenstein, haben Sie denn einmal die Ergebnis se der Anhörung gelesen?

(Lachen bei Abgeordneten der AfD)

Haben Sie gelesen, was der Landesdatenschutzbeauftragte im Rahmen der Anhörung gesagt hat und was das Innenministe rium selbst als Bewertung hierzu gesagt hat? Darin steht auf Seite 54 der Drucksache 16/3930:

Der LfD sieht erheblichen Nachbesserungsbedarf in zahl reichen Punkten, um den Anliegen der Verordnung... ge recht zu werden.

Ich glaube, Kollege Sckerl: Herr Albrecht wird die Hommage an Sie so nicht erwidern, wie Sie sie nach Schleswig-Holstein geschickt haben.

(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Dr. Rainer Po deswa AfD und Nico Weinmann FDP/DVP)

Sie von den Grünen haben den Datenschutz wieder schleifen lassen. Sie haben nicht auf die Tube gedrückt, damit der In nenminister endlich eine Vorlage einbringt. Wer meint, dass heute alle notwendigen Änderungen zum Thema Datenschutz im Parlament behandelt werden, der irrt auch. Es sind noch 20 Gesetze offen, die das Kabinett, die den Landtag noch gar nicht erreicht haben.

(Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE: Wo ist das Pro blem?)

Das Problem benennt der Landesdatenschutzbeauftragte heute eindeutig.

(Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE: Ach, Quatsch!)

Sagen Sie nicht: „Ach, Quatsch!“

(Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE: Quatsch! – Hei terkeit)

Wenn Sie es nicht verstanden haben, Herr Kollege Sckerl,

(Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE: Sie wissen ge nau, dass das Quatsch ist!)

dann rufen Sie bei Herrn Albrecht an. Er wird Sie über die rechtliche Lage beim Thema Datenschutz noch einmal auf klären.

(Beifall bei der SPD und der AfD – Abg. Hans-Ul rich Sckerl GRÜNE: Ab dem 25. Mai gilt die Daten schutz-Grundverordnung unmittelbar! Das wissen Sie doch! Märchenerzähler! – Glocke der Präsidentin)

Halten Sie keine Sonntagsreden zum Thema Datenschutz mehr,

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Genau!)

sondern sagen Sie, was Sache ist, und sagen Sie,

(Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE: Dann lesen Sie einmal unseren Entwurf!)

dass Sie zu spät dran sind. Wenn Sie nicht für eine einheitli che Gesetzgebung sorgen – – Ich verweise in diesem Zusam menhang auf andere Bundesländer, die das hinbekommen. Der Innenminister lobt immer die Südschiene. In Bayern wurden alle Gesetze, die geändert werden mussten, bereits in den Landtag eingebracht und dort verabschiedet. Dort hat man es hinbekommen, ohne den Landtag des Freistaats Bayern im Schweinsgalopp mit dem Thema Datenschutz zu überrollen. So funktioniert das.

(Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE: Fragen Sie ein mal die Kollegen dort!)

Ich habe meine Fraktion gefragt. Und das Stimmverhalten der Grünen war dort auch nicht eindeutig kontra.

Insofern glaube ich: Sie sollten sich dort einmal informieren. Ich sage es ungern, aber Bayern scheint uns da eine Nasen länge voraus zu sein, und Bayern wird nicht von den Grünen mitregiert.

Der Datenschutz ist Ihr Leib-und-Magen-Thema.

(Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE: Genau! Deswe gen haben wir sehr sorgfältig gearbeitet!)

Aber wenn Sie, Kollege Sckerl, sonntags darüber fabulieren, dann sollten Sie montags dafür sorgen, dass – –

(Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE: Wir haben sehr sorgfältig gearbeitet! Von Ihnen habe ich zur Sache nichts gehört! – Glocke der Präsidentin)

Kein einziges...

Herr Abg. Sckerl! – Herr Abg. Binder, warten Sie bitte – –

... grün geführtes Ministerium hat bisher ein Gesetz zur Implementierung der DatenschutzGrundverordnung vorgelegt – kein einziges grün geführtes Ministerium!

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Genau!)

Sie haben den Datenschutz in Baden-Württemberg verschla fen.

(Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE: Die Datenschutz- Grundverordnung gilt unmittelbar auch in Baden- Württemberg!)

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der FDP/DVP – Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE: Heiße rote Luft und sonst gar nichts! – Unruhe – Glocke der Präsi dentin)

Ich darf um Ruhe bitten, auch in der ersten Reihe. – Vielen Dank.