Protokoll der Sitzung vom 18.07.2018

Guten Morgen, meine Damen und Herren! Ich eröffne die 67. Sitzung des 16. Landtags von Baden-Württemberg.

Von der Teilnahmepflicht befreit sind Herr Abg. Berg, Herr Abg. Dr. Lasotta, Herr Abg. Palka sowie Herr Abg. Walter.

Ganztägig entschuldigt ist Herr Staatsminister Murawski.

Eine Zusammenstellung der E i n g ä n g e liegt Ihnen ver vielfältigt vor. – Sie nehmen davon Kenntnis und stimmen den Überweisungsvorschlägen zu. Vielen Dank.

Im Eingang befinden sich:

1. Mitteilung des Rechnungshofs vom 12. Juli 2018 – Denkschrift 2018

zur Haushalts- und Wirtschaftsführung des Landes Baden-Württem berg – Drucksachen 16/4400 bis 16/4425

Überweisung an den Ausschuss für Finanzen

2. Schreiben des Verfassungsgerichtshofs vom 21. Juni 2018, Az.: 1 VB

29/18, 1 VB 30/18 – Verfassungsbeschwerden gegen die §§ 3 ff. des Landeshochschulgebührengesetzes über Studiengebühren für Inter nationale Studierende

Überweisung an den Ständigen Ausschuss

3. Mitteilung der Landesregierung vom 10. Juli 2018 – Information über

Staatsvertragsentwürfe; hier: Entwurf des Zweiundzwanzigsten Staatsvertrags zur Änderung rundfunkrechtlicher Staatsverträge (Zweiundzwanzigster Rundfunkänderungsstaatsvertrag) – Drucksa che 16/4457

Überweisung an den Ständigen Ausschuss

Wir treten nun in die Tagesordnung ein.

Ich rufe Punkt 1 der Tagesordnung auf:

Aktuelle Debatte – Falsches Spiel von Minister Hermann? – Mit Salamitaktik zu Dieselfahrverboten – beantragt von der Fraktion der FDP/DVP

Meine Damen und Herren, das Präsidium hat für die Aktuelle Debatte eine Gesamtredezeit von 50 Minuten festgelegt. Da rauf wird die Redezeit der Regierung nicht angerechnet. Für die Aussprache steht eine Redezeit von zehn Minuten je Frak tion zur Verfügung. Ich darf die Mitglieder der Landesregie

rung bitten, sich ebenfalls an den vorgegebenen Redezeitrah men zu halten.

Schließlich darf ich auf § 60 Absatz 4 der Geschäftsordnung verweisen, wonach im Rahmen der Aktuellen Debatte die Aussprache in freier Rede zu führen ist.

Für die FDP/DVP-Fraktion erteile ich das Wort Herrn Frakti onsvorsitzenden Dr. Rülke.

Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Der ehemalige Präsident der Deutschen Gesellschaft für Lungenheilkunde, Professor Die ter Köhler, hält die Werte in Stuttgart für gesundheitlich un bedenklich.

(Beifall des Abg. Dr. Heinrich Fiechtner [fraktions los] – Abg. Anton Baron AfD: Recht hat er!)

Zur Stickoxiddebatte sagt er, sie sei eine der größten Seifen blasen, die es gibt. Da hat er recht.

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der AfD sowie des Abg. Dr. Heinrich Fiechtner [fraktionslos])

Denn diese Seifenblasendebatte, liebe Kolleginnen und Kol legen, dient im Grunde genommen nur dem Landesverkehrs minister Winfried Hermann in seinem Kampf gegen das Au tomobil.

(Lachen bei Abgeordneten der Grünen – Abg. Anton Baron AfD: Genau!)

Er möchte diese Debatte nutzen, um Fahrverbote in Stuttgart und möglichst auch in anderen Teilen des Landes durchzuset zen, um den Verbrennungsmotor endgültig in die Knie zu zwingen.

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der AfD sowie des Abg. Dr. Heinrich Fiechtner [fraktionslos])

Und der Koalitionspartner CDU erklärt, man wolle keine Fahrverbote.

Jetzt hat Herr Hermann einen Waffenbruder gefunden, näm lich einen Stuttgarter Verwaltungsrichter mit Allmachtsfanta sien,

(Heiterkeit bei Abgeordneten der AfD – Unruhe bei den Grünen)

der Briefe schreibt, um seine eigenen Urteile zu interpretie ren, und der auch noch Briefe schreibt, um höchstrichterliche

Urteile des Bundesverwaltungsgerichts zu interpretieren. Das muss man sich einmal vorstellen: Ein einfacher Verwaltungs richter interpretiert die Urteile eines obersten Bundesgerichts!

(Zuruf: Unmöglich!)

Wohlverstanden, meine Damen und Herren: Die erste Gewalt respektiert die dritte Gewalt.

(Zuruf von den Grünen: Ach!)

Aber manche in der dritten Gewalt täten auch gut daran, die erste Gewalt zu respektieren, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der AfD)

Der CDU fällt nun ihr schlimmster Fehler auf die Füße, näm lich dass man gegen dieses seltsame Stuttgarter Verwaltungs gerichtsurteil nicht vor dem Verwaltungsgerichtshof in Beru fung gegangen ist. Das hätte zwei wesentliche Vorteile ge bracht: erstens Zeitgewinn, um mit der Luftreinhaltung wei terzukommen, und zweitens eine inhaltliche Überprüfung die ser absonderlichen Position, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der FDP/DVP)

Nun verschaffen Sie diesem Richter sozusagen den Auftritt seines Lebens. Wöchentlich schreibt er Briefe, stößt Drohun gen aus, hat Medienberichte, wie selten einmal ein Richter in dieser Funktion sie hatte.

Das Ergebnis, meine Damen und Herren von der CDU: Sie stimmen zu, dass 188 000 Fahrer von Dieselfahrzeugen der Euronorm 4 und älter im Jahr 2019 von Fahrverboten betrof fen sind. Dann erklären Sie: „Am 1. Juli 2019“ – natürlich nach der Kommunal- und Europawahl – „müssen wir dann re den, wie es weitergeht.“

Jetzt erfahren wir aber aus der heutigen Tagespresse: Es ist schon alles vereinbart. Innenminister Strobl hat mit dem Ver kehrsminister Hermann heimlich schon alles ausgedealt.

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Bei Nacht und Nebel!)

Die Fahrverbote für Euro 5 kommen dann automatisch. Zu mindest hat das Verkehrsministerium die Möglichkeit, dies automatisch umzusetzen. Da würde uns am heutigen Tag schon interessieren, ob das stimmt. Wenn, dann wurde die CDU-Fraktion wieder einmal über den Tisch gezogen, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der FDP/DVP – Vereinzelt Beifall bei der AfD – Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Wie so oft!)

Weitere 183 000 Fahrverbote kommen dann zum 1. Januar 2020.

Wie wollen Sie das eigentlich kontrollieren, meine Damen und Herren? Die Deutsche Polizeigewerkschaft hat ja schon das Entscheidende dazu gesagt. Da muss man dann die Auto fahrer anhalten und die Papiere studieren – was zur Folge hat, dass sich Staus bis nach Esslingen bilden. Aber das ist wahr scheinlich auch das Ziel von Herrn Hermann, der ja auch mit

Busspuren so agiert, dass er sagt: Macht nichts, wenn die Leute im Stau stehen; vielleicht vergeht ihnen dann das Autofahren.

(Abg. Dr. Heinrich Fiechtner [fraktionslos]: Genau!)