Protokoll der Sitzung vom 19.12.2018

und Nationalsozialisten

(Abg. Daniel Andreas Lede Abal GRÜNE: „Natio nalsozialisten“? Wann denn?)

oder Rassisten oder welche Begriffe auch immer Sie manch mal ein bisschen verniedlichend in Ihren Ansprachen, in Ih ren Reden benutzen, zu unterscheiden.

(Abg. Anton Baron AfD: Der Herr Rülke!)

Sie sollten vielleicht einmal tatsächlich darüber nachdenken – speziell jetzt über die Feiertage –, ob das der richtige Um gang mit Demokraten in diesem Land ist.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Denken Sie doch ein mal über den Umgang mit der Landtagspräsidentin nach!)

Ich kann Ihnen zu Ihren Zwischenrufen nur sagen: Ich zah le hier seit 46 Jahren Steuern,

(Zuruf des Abg. Reinhold Gall SPD)

habe Mitarbeiter beschäftigt, habe für Familien gesorgt. Da brauche ich mich von Ihnen nicht als „Nationalsozialist“, „Rassist“ oder „Nazi“ beschimpfen zu lassen.

(Beifall bei Abgeordneten der AfD – Zuruf der Abg. Brigitte Lösch GRÜNE – Zurufe von der AfD)

Das können Sie sein lassen.

Ich sage Ihnen noch etwas: Ich bin ein Nachkomme einer ebensolchen Minderheit, einer verfolgten Minderheit. Die kennen Sie nicht mehr. Meine Vorfahren kommen aus Ost preußen. Von einer 18-köpfigen Familie ist noch meine Oma mit zwei Geschwistern hier angekommen.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Und jetzt?)

Alle anderen sind ermordet, vergewaltigt, umgebracht wor den oder im Krieg gefallen. Wer hat denn hier groß für diese Minderheit Staatsverträge ausgehandelt, für die Pflege von de

ren Kultur tatsächlich Mittel bereitgestellt und diese Minder heit gefördert?

(Beifall bei Abgeordneten der AfD – Abg. Sabine Wölfle SPD: Aha!)

Es gibt noch viele andere Volksgruppen, die tatsächlich als Minderheiten – als Nachkommen von Minderheiten – hier in diesem Land leben. Die können Sie bitte alle gleichbehandeln.

(Vereinzelt Beifall bei der AfD)

Sie können auch einmal mit Ihren tschechischen Kollegen über die Benes-Dekrete nachdenken.

(Abg. Reinhold Gall SPD: Jetzt wird es aber ganz toll!)

Dabei geht es ebenso um deutsche Minderheiten, wie es auch die deutschen Sinti und Roma sind. Alle gleichbehandeln; dann sind wir zufrieden, und dann sind wir mit Sicherheit auf dem richtigen Weg.

(Unruhe)

Herr Gall, einmal ganz ehrlich: Wenn für Sie Beträge unter halb 1 Million € überhaupt nicht mehr diskussionswürdig sind,

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Bei der Geschichte!)

dann muss ich schon sagen: Wir dürfen uns auch gern noch über Beträge von unter 1 Million € im Jahr unterhalten.

(Abg. Reinhold Gall SPD: Ich wollte nur mal deut lich machen, um welche Summe es wirklich geht, da mit da nichts im Raum stehen bleibt!)

Auch diese Gelder sind Steuergelder, und wir haben darüber zu befinden, wie sie zu verwenden sind.

(Beifall bei Abgeordneten der AfD – Zuruf von der AfD: Bravo!)

Ich kann nur hoffen, dass unsere Gäste und die Minderheit der Sinti und Roma in diesem Land verstehen, dass es uns nicht um ihre Rechte, um ihre Kultur, um diese – –

(Zurufe von den Grünen, u. a. Abg. Andreas Schwarz: Nein! Um Himmels willen! – Unruhe)

Bitte bleiben Sie doch einmal gelassen. Bleiben Sie doch einmal ganz gelassen, und akzeptieren Sie auch einmal eine andere Meinung.

(Abg. Carola Wolle AfD: Das können die nicht! – Abg. Andreas Schwarz GRÜNE: Ja! So ist das! Sie haben einfach eine andere Meinung! – Zuruf des Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP – Anhaltende Un ruhe)

Da ist doch Ihr Verhältnis zur Demokratie zu hinterfragen.

Herr Rülke, ich kann Ihnen nur sagen: Meine Vorfahren sind nicht im Stechschritt durchs Brandenburger Tor gelaufen.

(Abg. Stefan Herre AfD: So ist es! Schämen Sie sich, Herr Rülke!)

Diese Diskussionen müssen hier im Haus und in diesem Land beendet werden und dürfen nicht auch noch vom Ministerprä sidenten geführt werden.

(Beifall bei Abgeordneten der AfD – Abg. Anton Ba ron AfD: So ist es!)

Da muss ein Schlussstrich gezogen werden.

Wir unterstützen alle Anstrengungen, dass Minderheiten in unserem Land nicht nur geschützt, sondern auch gefördert werden und ihre Kultur pflegen können. Trotzdem müssen wir diesen Vertrag in dieser Form heute aus den genannten Grün den ablehnen.

Danke schön.

(Beifall bei der AfD)

Wünscht die SPD das Wort? – Herr Abg. Stoch, bitte.

Frau Präsidentin, liebe Kollegin nen, liebe Kollegen! Ich denke, der Vertrag, um den es heute hier geht – da möchte ich mich den Worten des Ministerprä sidenten anschließen –, bietet Grund, stolz zu sein. In der Auf arbeitung unserer Geschichte sind wir an einem Punkt ange langt, an dem wir mit Menschen, mit Gruppen, die in diesem Land schweres Unrecht erfahren haben, heute wieder in ei nem partnerschaftlichen Verhältnis umgehen können. Ich bin stolz, dass meine Fraktion diesem Vertrag heute zustimmen wird, liebe Kolleginnen und Kollegen.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grünen)

Ich denke, wir dürfen stolz darauf sein, dass wir ein Zusam menleben mit Recht und Respekt erneut in einem Vertrag auf nehmen und festschreiben und dass wir damit – Baden-Würt temberg war das erste Bundesland mit einem solchen Vertrag – erneut eine Vorreiterrolle auch für andere Bundesländer ein nehmen.

Ich sage es ganz deutlich: Für ein gutes Miteinander braucht es zwei Seiten,

(Abg. Daniel Rottmann AfD: Sehr richtig, Herr Stoch!)

müssen beide Seiten aufeinander zugehen. In diesem Fall braucht es eine Landesregierung – ich nehme auch Bezug auf die Landesregierung, die zwischen 2011 und 2016 im Amt war, als der erste Vertrag beschlossen wurde –, aber auch ei nen Verband Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Ba den-Württemberg, der am Zustandekommen dieses Vertrags maßgeblichen Anteil hat. Ich glaube, das ist ein sehr gutes Zei chen. Dafür möchte ich an dieser Stelle allen Verantwortli chen des Landesverbands meinen herzlichen, tief empfunde nen Dank sagen, meine sehr geehrten Damen und Herren.

(Beifall bei der SPD sowie Abgeordneten der Grü nen, der CDU und der FDP/DVP)

Ich richte diesen Dank ganz besonders an Herrn Daniel Strauß, den Vorsitzenden des Landesverbands, der heute leider nicht hier sein kann. Herr Strauß hat mir selbst bei einem Besuch im Kulturzentrum der Sinti und Roma in Mannheim einmal

auf sehr eindrückliche Weise die Geschichte der Sinti und Ro ma der letzten Jahrhunderte, bezogen auf ganz konkrete Per sönlichkeiten unseres Lebens, dargelegt. Viele Namen, die dort auftauchten, beispielsweise viele Kulturschaffende, Men schen, die unsere Gesellschaft bereichert haben, sind in die sem Kulturzentrum auf eindrückliche Weise dargestellt.