Wenn Sie zu Hause keine Kinderstube hatten, sage ich Ihnen: Wenn einer redet – das lernt man im Kindergarten –, dann sind die anderen ruhig.
(Vereinzelt Beifall bei den Grünen – Abg. Bernd Gö gel AfD und Abg. Dr. Heinrich Fiechtner [fraktions los]: Jawohl! – Unruhe)
Offensichtlich hätte man Sie in die Ganztagsschule schicken sollen, dann wüssten Sie, wie man sich benimmt, und hätten auch mehr politische Bildung.
(Lachen bei Abgeordneten der AfD – Abg. Bernd Gö gel AfD: Jawohl! – Abg. Anton Baron AfD: Dann sollten Sie nicht auf andere zeigen! Eijeijei! – Unru he – Glocke der Präsidentin)
Meine Damen und Herren, die Vorzüge der Ganztagsschule sind ja hinreichend bekannt; sie haben sich nur nicht beim rechten Saum des Parlaments herumgesprochen. Ich glaube, die Ablehnung der Ganztagsschule durch die AfD hat einfach ideologische Gründe. Man muss nur in die Begründung die ses Antrags hineinschauen:
Wer unsere Kinder am Nachmittag unterrichtet oder be treut, ist nicht nebensächlich. Es ist entscheidend, ob die Kinder in Freiheit aufwachsen...
Als ob eine Ganztagsschule Freiheitsberaubung wäre. Das ist ja nicht einmal mehr 19., das ist 18. Jahrhundert.
(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der SPD – Vereinzelt Heiterkeit – Abg. Anton Baron AfD, auf die Besuchertribüne zeigend: Fragen Sie einmal die Schüler da oben! – Weitere Zurufe von der AfD)
Moment! Einen kleinen Moment bitte, Herr Abg. Walter. Das Protokoll kommt, glau be ich, nicht mehr mit, wenn es hier so unruhig ist. Also mä ßigen Sie sich bitte alle.
unseres Volkes. Die deutsche Frau – wohlgemerkt: die deut sche – soll zu Hause sein und mindestens drei Kinder groß ziehen. Das ist das Familienbild und das Frauenbild der AfD.
(Abg. Anton Baron AfD: Das ist doch ein Unsinn, was Sie da von sich geben! Es soll eine Wahlfreiheit geben! – Abg. Bernd Gögel AfD: Reden Sie doch mal zur Sache! – Weitere Zurufe)
Das steht hier drin. – Meine Damen und Herren, Sie regen sich so über Greta Thunberg auf. Sie war in der Ganztagsschu le und ist mit 16 schon gebildeter als Sie.
Meine Damen und Herren, da die AfD immer von Deutsch land redet, aber gar nicht weiß, wie sich Deutschland entwi ckelt hat,
(Widerspruch bei der AfD – Lachen bei Abgeordne ten der AfD – Zurufe von der AfD – Lebhafte Unru he)
möchte ich jetzt mit Erlaubnis der Präsidentin ein Zitat aus Carl Zuckmayers Werk „Des Teufels General“ vorlesen.
(Abg. Anton Baron AfD: Ja, jetzt gibt es einen Ord nungsruf! – Zuruf der Abg. Dr. Christina Baum AfD)
Und jetzt stellen Sie sich doch mal Ihre Ahnenreihe vor – seit Christi Geburt. Da war ein römischer Feldhaupt mann, ein schwarzer Kerl, braun wie ne reife Olive, der hat einem blonden Mädchen Latein beigebracht. Und dann kam ein jüdischer Gewürzhändler in die Familie, das war ein ernster Mensch, der ist noch vor der Heirat Christ geworden und hat die katholische Haustradition begründet. – Und dann kam ein griechischer Arzt dazu, oder ein keltischer Legionär, ein Graubündner Lands knecht, ein schwedischer Reiter, ein Soldat Napoleons, ein desertierter Kosak,
ein Schwarzwälder Flözer,... – das alles hat am Rhein ge lebt, gerauft, gesoffen und gesungen und Kinder gezeugt – und –, und der Goethe, der kam aus demselben Topf, und der Beethoven und der Gutenberg, und der Matthias Grünewald, und – ach was, schau im Lexikon nach. Es waren die Besten, mein Lieber! Die Besten der Welt! Und warum? Weil sich die Völker dort vermischt haben. Ver mischt – wie die Wasser aus Quellen und Bächen und Flüssen, damit sie zu einem großen, lebendigen Strom zu sammenrinnen.